2024 Lj-B: 16. So.i.Jahr Ruht ein wenig aus

Evangelium nach Markus (Mk 6,30)

Die Apostel versammelten sich wieder bei Jesus und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten.  Da sagte er zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus. Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen.  Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein.  Aber man sah sie abfahren, und viele erfuhren davon; sie liefen zu Fuß aus allen Städten dorthin und kamen noch vor ihnen an.  Als er ausstieg und die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er lehrte sie lange.

Impuls:

Ganz schön gestresst, Jesus und seine Jünger. Nicht einmal Zeit zum Essen! Das kennen wir auch: Noch schnell im Stehen einen Bissen Brot und einen Schluck Kaffee und dann ab in die Schule oder in den Betrieb. Die vielen Prüfungen und Schularbeiten, die viele Arbeit. Und überall soll man Leistungen bringen. Wir fühlen uns manchmal gejagt wie von einem wilden Tier. Und dieses wilde Tier verfolgt uns noch in den Träumen der Nacht: Ein schwarzer Hund oder ein anderes beißendes Ungeheuer ist hinter uns her. Wir möchten davonrennen - und kommen nicht vom Fleck. Schweißgebadet wachen wir auf, mitten in der Nacht.

Viel Stress kommt von einem zu große Arbeitspensum, das uns unter Druck setzt und oft sogar krank macht.

Viel Stress ist allerdings selbstgemacht, da sind wir selber schuld, weil wir zu spät aufstehen, falsch planen, zu lange aufschieben, zu spät mit einer Arbeit beginnen. Viel Stress und unnötige Belas­tung kommen auch davon, weil wir unsere Beziehungen ver­schlampen, die Beziehung zu jenen Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten und was noch schlimmer ist: Wir verschlampen die Beziehungen zu unseren wertvollsten Menschen: zu den Eltern, den Geschwistern und Freunden, zu den eigenen Kindern und zum Ehepartner. Wir verschlampen und vergiften unsere Beziehungen, weil wir keine Zeit haben, weil wir gestresst und nervös sind. Eine Kleinigkeit genügt, und wir gehen auf die Palme, wir werden bissig und ge­mein. So gehen die besten Beziehungen kaputt und irgendwann stehen wir vor den Scherben. Gestörte Beziehungen sind der schlimmste Stress.

Gut, dass es Ferien gibt und Erholung. Jeder Mensch braucht einen Freiraum für sich selbst. Das ist nicht egoistisch, sondern lebensnotwendig, überlebensnotwendig. 6 Ta­ge hast du für deine Arbeit am 7. sollst du ruhen. Diese Lebens­weisheit steht schon in den ersten Seiten der Bibel. Das brauchen wir alle: Eine Zeit der Ruhe, wo man einmal alle Last niederlegen und zu sich selbst kommen kann, wo man Dinge tun kann, die das Herz erfreuen: ein Hobby betreiben, ein Buch lesen; oder einfach einmal faul daliegen und gar nichts tun. Wir brauchen Zeit und Ruhe, unsere Beziehungen zu pflegen, die kaputten zu sa­nieren und die guten zu vertiefen. Wir brauchen Zeit auch für die Beziehung zu Gott, Zeit, sich in die Nähe Gottes begeben und einfach seine bergende Nähe spüren. Das ist keine verlorene Zeit. Manche haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie einmal rasten und nicht ständig laufen wie ein Uhrwerk und nicht ständig Höchstleistungen bringen. Sogar Jesus, der gewiss ein fleißiger Arbeiter war, auch er hat sich oftmals zurückgezogen, um allein zu sein und sich zu erholen, obwohl noch viele Kranke auf ihn gewartet hätten. Trotz einer Fülle von Aufgaben, die Jesus vor sich sieht, sagt er zu seinen Jüngern und er sagt es jedem von uns: Kommt an einen einsamen Ort und ruht ein wenig aus.

Lb. Gl. Man höre und staune: Die sonst eher als hinterwäldlerisch eingeschätzte Englische Kirche hat absolut brauchbare Tipps herausgegeben: "6 Gebote gegen den Stress":

1.   Du sollst nicht versuchen, es jedem recht zu machen.

2.   Du sollst dir genügend Zeit nehmen für deine Freunde, deine Familie und für dich selbst.

3.   Du sollst regelmäßig abschalten und nichts tun.

4.   Du sollst ab und zu langweilig, unelegant, ungepflegt und unattraktiv aus­sehen dürfen.

5.   Du sollst aufhören, dich selbst zum ärgsten Feind zu haben.

6.   Du musst nicht mit allem alleine fertig werden.

In diesem Sinn wünsche ich uns allen gute Erholung und schöne Ferien.

 

 

2024 Lj-B: 13. So.i.J: Mädchen, steh auf. Berührung heilt.

Evangelium (Mk 5,21)

In jener Zeit kam ein Synagogenvorsteher namens Jaïrus zu Jesus. Er fiel ihm zu Füßen und flehte ihn um Hilfe an: Meister, meine Tochter liegt im Sterben. Komm und leg ihr die Hände auf, damit sie wieder gesund wird und am Leben bleibt. Da ging Jesus mit ihm. Viele Menschen folgten ihm. Während Jesus noch redete, kamen Leute, die zum Haus des Synagogenvorstehers gehörten, und sagten zu Jaïrus: Deine Tochter ist gestorben. Warum bemühst du den Meister noch länger? Jesus sagte zu dem Synagogenvorsteher: Sei ohne Furcht; glaube nur! Und er ließ keinen mitkommen außer Petrus, Jakobus und Johannes, den Bruder des Jakobus.  Sie gingen zum Haus des Synagogenvorstehers. Als Jesus den Lärm bemerkte und hörte, wie die Leute laut weinten und jammerten, trat er ein und sagte zu ihnen: Warum schreit und weint ihr? Das Kind ist nicht gestorben, es schläft nur.  Da lachten sie ihn aus. Er aber schickte alle hinaus und nahm außer seinen Begleitern nur die Eltern mit in den Raum, in dem das Kind lag.  Er fasste das Kind an der Hand und sagte zu ihm: Talita kum!, das heißt übersetzt: Mädchen, ich sage dir, steh auf! Sofort stand das Mädchen auf und ging umher. Es war zwölf Jahre alt. Die Leute gerieten außer sich. Dann sagte Jesus, man solle dem Mädchen etwas zu essen geben.

Impuls:

Wir haben sie Gott sei Dank glücklich überlebt, die Kinderkrankheiten: Masern, Mumps, Keuchhusten, Windpocken, … und wie sie alle heißen. Nachträglich denken wir: Das war doch ein Klacks! Aber angenehm waren sie nicht. Das Einzige, was uns von den Kinderkrankheiten in angenehmer Erinnerung geblieben ist: Die Mutter und ihre liebevolle Pflege. Sie hatte alle Hände voll zu tun: Tee kochen, Wickel machen, einreiben, Pillen in den Mund stecken, Geschichten vorlesen - und die allerbeste Medizin: 100 Streicheleinheiten pro Tag. Heilung durch Berührung. Damit sind wir mitten im heutigen Evangelium. Auch da geschieht Heilung durch Berührung. Jesus nimmt ein totes 12-jähriges Mädchen an der Hand: Talita kum, Mädchen, wach auf! Da muss ich unweigerlich an unsere jungen Menschen denken. Ich frage mich: Wie geht es unseren 12-Jährigen, unseren Kids und Jugendlichen heute? Werden sie immer häufiger krank, weil ihnen die heilende Nähe fehlt? Immer mehr verfallen in die Depression oder in irgendeine Sucht: Magersucht, Fresssucht, Drogen-, Nikotin- und Alkoholsucht.

Lb. Gl. Wir haben hervorragende Ärzte und die besten Medikamente. Aber gegen Einsamkeit und Vernachlässigung, da helfen keine Pillen, da helfen nur Menschen. Heilung durch Nähe und Berührung. Diese medizinische Heilkunst verschwindet immer mehr. Bei den ersten Krankheitssymptomen stopfen wir unsere Kinder voll mit Pillen und Spritzen, die riesige Geldsummen verschlingen. Dabei wäre die beste Medizin so billig und so nah: Heilung durch Nähe und Berührung. Eltern, die ihre Kinder in die Arme nehmen, ihnen die lebensnotwendigen Streicheleinheiten, Wärme und Geborgenheit geben, die Zeit für sie haben, ihnen das Gefühl geben: Du bist mir wichtig! Wichtiger als mein Beruf, wichtiger als mein Hobby, wichtiger als alles in der Welt.

Und wie heilsam wäre es für unsere Kinder und Jugendlichen, würden sie Jesus begegnen. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass gesunder Glaube gesund ist und gesund macht. Eine herzliche Beziehung zu Gott schenkt Geborgenheit und Sicherheit. Gott zeigt ihnen Wege, die glücklich machen. Viele Kinder werden regelrecht um Gott betrogen, weil Eltern nie von Gott reden, ihn totschweigen. Wie sollen Kinder da eine herzliche Beziehung zu Gott aufbauen?

Lb. Gl. Gott ist nicht nur für die Oma gut und für ihre Wehwehchen. Unsere Kinder brauchen ihn noch mehr, den heilenden Jesus, der sie anrührt, der sie anspricht: Talita kum, Mädchen oder Junge, wach auf! Wach auf aus deiner Niedergeschlagenheit, aus deinem Frust. Wach auf aus deiner Sucht, die dich umbringt. Du bist viel zu schade, zugrunde zu gehen. Ich will, dass du lebst und glücklich bist. Du hast viele gute Kräfte und Talente in dir. Setze sie ein, dann bekommt auch dein Leben Farbe und Freude, Sinn und Erfüllung. Dann spürst du plötzlich: Es mach richtig Spaß zu leben.

 

2024 Lj-B: 12. So.i.J: Sturm – Lebensgefahr

 

Evangelium nach Markus (Mk 4,15)

An jenem Tag, als es Abend geworden war, sagte Jesus zu seinen Jüngern: Wir wollen ans andere Ufer hinüberfahren.  Sie schickten die Leute fort und fuhren mit ihm in dem Boot, in dem er saß, weg; einige andere Boote begleiteten ihn.  Plötzlich erhob sich ein heftiger Wirbelsturm, und die Wellen schlugen in das Boot, so dass es sich mit Wasser zu füllen begann.  Er aber lag hinten im Boot auf einem Kissen und schlief. Sie weckten ihn und riefen: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen? Da stand er auf, drohte dem Wind und sagte zu dem See: Schweig, sei still! Und der Wind legte sich, und es trat völlige Stille ein.  Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben? Da ergriff sie große Furcht, und sie sagten zueinander: Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar der Wind und der See gehorchen?

Impuls:

Achtung – Lebensgefahr!  Solche und ähnliche Warntafeln raten uns, eine bestimmte Brücke oder einen Strand besser gar nicht zu betreten – oder auf eigene Gefahr.  Vor schweren Gewittern warnt uns der Wetterbericht.  Die Apostel hatten den noch nicht. Sie mussten sich auf ihr Bauchgefühl verlassen. Hast du schon einmal einen Gewittersturm erlebt? Der kann dir dermaßen zusetzen, dass dir vor lauter Angst Hören und Sehen vergeht? Was dir noch bleibt: Winseln oder Schreien in der Hoffnung, dass einer hört und hilft. Als Betroffener bist du heute in guter Gesellschaft. Die Apostel, gestandene Fischer. Die haben schon manchen Sturm erlebt, aber einen solchen noch nie. Sie winseln und schreien vor lauter Angst. Und derjenige, der helfen kann, hört sie nicht. Er schläft. Sie müssen ihn wecken. Und was er dann sagt, ist alles andere als eine Streicheleinheit, eher ein Tadel: Ihr Angsthasen, habt ihr immer noch keinen Glauben? Dann erlöst er sie und bringt den Sturm zum Schweigen. Eine aufregende Geschichte. Auch mich regt sie auf. Warum? Jesus sagt da ein Wort, das nicht leicht zu verdauen ist. Er spricht den Glauben an; den Glauben der Jünger, aber auch meinen Glauben. So als wäre der Glaube das Heilmittel für alle Probleme. Das meint Jesus jedenfalls. An anderer Stelle sagt er das noch deutlicher: Wenn euer Glaube auch nur so groß ist wie ein Senfkorn, dann könnt ihr zu diesem Berg hier sagen: Rück von hier nach dort!, und er wird euch gehorchen. Nichts wird euch unmöglich sein.  Ein starkes Wort. Ein Glaube, der Berge versetzt. Hast du schon einen solchen? Ich noch nicht. Aber er hat doch schon einiges erreicht, mein Senfkorn-Glaube. Darüber bin ich glücklich und dankbar. Aber ich kenne Menschen, die einen viel größeren Glauben haben, Menschen, die eine schwere Krankheit oder ein anderes Schicksal tragen - mit einer beneidenswerten Gelassenheit und Geduld. Wenn man sie fragt: Wie machst du das? Dann sagen sie: Er da oben gibt mir Kraft. Er macht alles richtig.

Lb. Gl. Die heutige Geschichte will uns sagen: Der liebe Gott weiß schon, wie es uns geht, auch wenn wir zuweilen den Eindruck haben: Schläft er jetzt? Nein, er schläft nicht. Und er hilft zur rechten Zeit. Wenn er einen Meeressturm zum Schweigen bringen kann, dann schafft er erst recht die kleineren und größeren Stürme unseres Lebens.  Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr immer noch zu wenig Glauben oder gar keinen? Nun ja, dann ist jetzt die Zeit zu beten: Herr, ich möchte glauben. Hilf meinem Unglauben.

 

2024 Lj-B: 11. So.i.J: Der Same wächst von selbst. Wirklich?

 

Evangelium nach Markus (Mk 4,26-29)

In jener Zeit sprach Jesus: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät; dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst, und der Mann weiß nicht, wie. Die Erde bringt von selbst ihre Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, dann das volle Korn in der Ähre. Sobald aber die Frucht reif ist, legt er die Sichel an; denn die Zeit der Ernte ist da.

Impuls:

Eine seltsame Geschichte. Jesus will das Reich Gottes erklären. Das macht er immer wieder – mit Gleichnissen und Geschichten. Heute mit der Geschichte vom Sämann. Der sät jede Menge Samen auf den Acker. Dann legt er sich zufrieden ins Bett. Und nach wenigen Tagen schon gehen die Samenkörner auf und wachsen schließlich zu einer vollen Ähre mit unzähligen Körnern. Dann heißt es noch: Die Erde bringt von selbst ihre Frucht. Das klingt, als könnte der Bauer nach der Aussaat die Hände in den Schoß legen und genüsslich zuschauen, wie der Herr des Lebens das Wachstum besorgt. Da wird jeder Bauer und jeder Gärtner lächeln und sagen: Schön wär's. Mein Gott, was kostet das Arbeit, wenn man einen ordentlichen Ertrag haben will: Jäten. Gießen, wenn es zu trocken ist. Netze spannen gegen die Vögel, Feuer anzünden in frostigen Nächten… und vieles mehr. Dennoch, das Wichtigste liefert der Herr des Lebens: Sonne und Licht, Regen, Nahrung aus dem Boden. Was will Jesus mit diesem Gleichnis? Es geht ihm um das Reich Gottes. Und die Kinder des Reiches Gottes. Die Samenkörner sind das gute Wort. Und was herauskommen soll, sind reife, gesunde Wesen, glückliche, erfüllte Menschen, die mit ihren Talenten und Fähigkeiten ein Segen sind für uns alle. Menschen, die strotzen von Gottes gutem Geist.

Der Sämann, der Samen aussät, der sind letztlich wir alle. Besonders alle Eltern und Erzieher. Wer Kinder hat und sie großzieht, kann zunächst nur den Boden bereiten und gute Worte aussäen. Wie ein Mensch dann letztendlich wird, liegt nicht mehr nur in seiner Hand. Genau darunter leiden ja viele Eltern. Sie haben ihre Kinder christlich und anständig erzogen. Und eines Tages müssen sie womöglich feststellen, dass sie sich als Erwachsene nicht mehr für den Glauben interessieren und der Kirche den Rücken kehren. Das ist schmerzhaft. Jesus bereitet uns darauf vor in der heutigen Geschichte: Wir haben nicht alles in der Hand, was aus dem wird, was wir aussäen; ob die Kinder gute Menschen werden oder vielleicht auch nicht. Das sagt uns Jesus in einem anderen Gleichnis. Auch der böse Feind ist am Werk. Er schläft nicht. Er streut sein Unkraut dazwischen bei Tag und Nacht.

Da müssen wir wachsam sein, das Gute stärken und unterstützen. Dann hat der böse Feind ganz wenig Chance. Jedes gute Wort hilft und jede Zuwendung, jedes Zureden und Mut machen ist hilfreich für ein gesundes Wachstum der Seinen. Un­ser Tun ist niemals zu klein und unbedeutend. Aus dem kleinsten Samenkorn können großartige Früchte werden.

Lb. Gl. Aber irgendwann sind wir am Ende mit unserer Sorge. Wir müssen loslassen. Das will uns Jesus in aller Deutlichkeit sagen: Die großen Menschen können wir nicht machen. Den Künstler können wir nicht machen aus unserem Kind. Den Priester können wir nicht machen. Wir können nur gute Worte säen, ein gutes Klima schaffen, das zarte Pflänzchen hüten und pflegen. Alles andere müssen wir dem Herrn des Lebens überlassen, ihm ganz allein.

 

 

2024 Lj-B: Herz Jesu; Romantik?

Lesung aus dem Buch Hosea (Kap 11)

Als Israel, mein Volk, jung war, gewann ich es lieb, ich rief meine Kinder aus Ägypten. Ich war es, der Efraim gehen lehrte, ich nahm ihn auf mei­ne Arme. Mit menschlichen Banden zog ich sie an mich, mit den Ketten der Liebe. Ich war da für sie wie eine Mutter, die den Säugling an ihre Wangen hebt. Ich neigte mich ihm zu und gab ihm zu essen.

Impuls:

Vor einigen Jahren hatte ich einen Kooperator, den konnte ich am Herz-Jesu-Freitag nicht zur Messe einteilen. Er meinte: Herz Jesu, das ist mir zu kitschig. Wir Salzburger mögen's liebe salzig und nicht so süß. Wie ist es bei uns? Ich denke: Wir Tiroler mögen beides: salzig und süß. Aber Herz-Jesu-Fest ohne Gemüt und Herz, das geht gar nicht. So wie auch eine Liebesbeziehung nicht geht ohne Gemüt und Herz. Ich habe die Künstliche Intelligenz befragt, wie ein kühler Liebhaber seine Liebe mitteilt. Da kam folgende Antwort: Ein kühler, unromantischer Liebhaber könnte seine Liebe vielleicht so ausdrücken: “Meine Gefühle für dich sind wie eine gut strukturierte mathematische Funktion. Wenn du in meiner Nähe bist, fühle ich mich stabil und ausgeglichen, als hätte ich gerade eine Gleichung gelöst. Obwohl ich keine romantischen Bilder verwende, bist du mein Nullpunkt, um den sich mein Leben dreht. Du bist kostbar. Da hast du ein Sparbuch mit

10.000 €". – Das wars. Keine Umarmung, kein Kuss, nichts. Wie wird die Angebetete darauf reagieren? Sicher nicht mit einem spontanen Heirats-Antrag. Andererseits gibt es die Romantiker. Die singen der Angebeteten gleich ein Lied, z.B. dieses: Einen Stern, der deinen Namen trägt, der hoch am Himmel steht, den schenk ich dir heut Nacht. Wenn die Angebetete romantisch ist, wird sie nicht lange nachgrübeln: Wie macht er das: Einen Stern vom Himmel holen? Und was soll ich anfangen mit einem so großen Trumm? Nein, sie wird einfach nur entzückt sein von ihrem Schwärmer. Bei der Herz-Jesu-Verehrung ist im Grunde nicht anders. Ohne Gefühl, ohne Herz geht es nicht. Ein kühler, gefühlsarmer Mensch wird unsere Herz-Jesu-Lieder nicht mitsingen können. Die haben alle ein gerüttelt Maß an Romantik. Beispiel: Dem Herzen Jesu singe mein Herz in Liebeswonn. Durch alle Wolken dringe der laute Jubelton. Oder das andere: Jesu Herz, dich preist mein Glaube, dich mein einzig höchstes Gut. Edler Weinstock, süße Traube, strömend ew'ge Lebensglut.

Lb. Gl. Romantik hin oder her. Irgendwann wird jeder Liebhaber sich auf den Boden der Realität begeben und fragen: Was habe ich von meinem Liebhaber? Dann zählen nicht die versprochenen Sterne vom Himmel oder die süßen Weintrauben, sondern nur die bleibenden und tragenden Werte, die wirklich hilfreich sind für mein Leben: Treue, Fürsorge, Verständnis, Zeit füreinander, gemeinsam durch Dick und Dünn, Ehrlichkeit und andere mehr. Alle diese Qualitäten finde ich bei Jesus, wie sonst nirgendwo. Treue, Fürsorge, Verständnis, Zeit füreinander, Tag und Nach ist er für mich da. Gemeinsam durch Dick und Dünn. Mehr noch: Er ist für mich in den Tod gegangen, um mich zu erlösen von meinen Sünden und vom ewigen Tod. Das alles könnte doch unser Herz anrühren und dankbar stimmen, auch wenn wir nicht die großen Romantiker sind wie etwa Franziskus. Der war berauscht von der Liebe zu Jesus. In diesem Rausch konnte er von einem Baum 2 Äste abbrechen. Den einen hat er als Geige benutzt, den andern als Bogen. Wie ein Verrückter hat er Geige gespielt und dazu die schönsten Liebeslieder gedichtet für seinen Liebling Jesus. Beneidenswert, diese glühende Liebe zu Jesus. Solche Liebe haben wir nicht. Leider. Sind wir deswegen schlechtere Christen? Ganz und gar nicht. Jesus hat ja selber beschrieben, wie er sich wahre Liebe vorstellt. Nicht derjenige, der am schönsten Geige für mich spielt, nicht der ist es, der mich liebt, sondern, wer den Willen meines Vaters tut.

Lb. Gl. Auf dieser Ebene können auch wir mithalten und große Liebesdienste leisten. Wer den Willen meines Vaters tut, der ist es, der mich liebt (Joh 14,21). Jeder noch so kleine Liebesdienst für Gott und für die Menschen ist mehr wert als das süßeste Liebeslied für Jesus.

 

 

2024 Lj-B: Fronleichnam. Deinem Heiland…

 

Jedes große Fest hat seinen Hit. Weihnachten ohne das "Stille Nacht" ist kein Weihnachten. Ostern ohne das "Christus ist erstanden" ist kein Ostern. So hat auch das hohe Fronleichnamsfest seinen Hit: Deinem Heiland, deinem Lehrer. Wenn es eine Prozession gibt, wird dieses Lied nicht beim Gottesdienst gesungen. Es wird während der Prozession von der Musikkapelle gespielt als Prozessions-Marsch. Da gibt es keinen Text. Schade. Dieser Text hat es in sich. In wenigen Worten wird darin beschrieben, was wir von Jesus erwarten dürfen.

»Deinem Heiland, deinem Lehrer, deinem Hirten und Ernährer, Sion, stimm ein Loblied an.«

»Deinem Heiland« Das Hl. Brot, die Hostie, verkörpert Jesus, und zwar als den Heilenden. Heiland sagt der Volksmund. Durch ihn ist das Heil in die Welt gekommen. Die Erlösung von Sünde und vom ewigen Tod. Aber nicht nur das. Er ist tagtäglich am Werk, die Menschen zu heilen von körperlichem und seelischem Leid. Wir Seelsorger erleben das gar nicht selten: Da werden wir gerufen zu einem Schwerekranken. Er bittet um die Krankensalbung und die hl. Kommunion. Und die Angehörigen können es nicht glauben: Es geht aufwärts mit ihm. Der Heiland war am Werk. Den Heiland braucht unsere Welt, in der so viel Un-heiles die Menschen plagt: Konflikte und Kriege. Heillosigkeit in menschlichen Beziehungen, wenn Ehen oder Freundschaften zerbrechen; vielerlei Krankheit an Leib und Seele. Oder Sinnkrisen. Die Menschen finden keinen Sinn mehr in ihrem Leben.  ... Die Sehnsucht nach dem Heiland ist groß. Doch der heilt nicht als Wunderdok­tor auf Knopfdruck. Vielmehr stiftet er die Menschen zum Frieden an, heilt Kranke, gibt die Kraft und Geduld, das Leid durchzustehen, zeigt Lebenssinn auf. Er stärkt und mobilisiert die Friedenstifter in dieser Welt. Diesem Heiland stimm ein Loblied an.

Deinem Lehrer

Das Brot, das wir heute verehren, verkörpert Jesus als den Lehrer, der uns vom Vater im Himmel erzählt und uns den Weg zu einem gelingenden Leben weist. »Bei dem kannst du was lernen« sagen wir über hochintelligente Menschen. Jesus ist so einer. Die Bibel, sein Buch ist voll von Lebensweisheiten. Sie zeigen, wie Leben gelingen kann. Und er reden nicht nur gescheit, sondern geht mit gutem Beispiel voraus. Die Liebe zu Gott und zum Nächsten ist das Zaubermittel für gelingendes, erfülltes Leben. Diesem Lehrer »stimm ein Loblied an«.

Deinem Hirten

Das Brot, das wir heute verehren, verkörpert Jesus als den guten Hirten, der den Verlorenen nachgeht, sie nach Hause bringt, versorgt und pflegt. Die gute Weide sind das Gebet und die Sakramente. Diesem Hirten »stimm ein Loblied an«.

Und Ernährer

Das Brot, das wir heute verehren, verkörpert Jesus, den Ernährer, der uns sich selbst zur Speise gibt, seinen Leib und sein blut , in den Zeichen von Brot und Wein. Seine Speise garantiert ewiges Leben für uns. Also: Deinem Ernährer stimm ein Loblied an.

Lb. Gl. Es gibt keinen Grund zum Schimpfen und klagen. Wir bekommen alles, was nötig ist. Also ist nicht Raunzen ein Loblied angesagt, nicht nur am heutigen Tag.

 

 

2024 Lj-B: Dreifaltigkeit

Im Frühjahr wimmelt es nur so von großen Festen: Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten. Und heute noch die Hl. Dreifaltigkeit. Schöne Feste, aber schwer zu verstehen sind manche auch. Einige gehen leichter in den Kopf. Jene, wo es was zum Schauen gibt, wie Ostern: Jesus steht von den Toten auf. Oder Himmelfahrt: Jesus geht heim zu seinem Vater. Dann wird es schwieriger, weil nichts für unsere Sinne. Pfingsten: Sendung des Hl. Geistes. Den Geist können wir nicht sehen. Dennoch ist er da und wirkt mit großer Kraft. Er wirkt all das Gute, das in dieser Welt geschieht als Gottes guter Geist. Dann noch die Dreifaltigkeit. Dieses Fest will überhaupt nicht in den Kopf. Es ist gegen jede Logik: 3=1. Gott in drei Personen. Und der soll zugleich nur einer sein? Wie soll das gehen? Die Juden konnten und können das nie und nimmer akzeptieren. Jesus behauptet: Ich bin Gottes Sohn. Sie aber sehen nur einen Menschen vor sich. Für wen hält er sich? Gotteslästerung also. Dafür muss er schließlich ans Kreuz. Und wir Christen, wie schaffen wir den Spagat: Es gibt nur einen Gott? Aber dieser Gott zeigt sich in drei Personen, als Vater, als Gottes Sohn und als Gottes guter Geist? Wer hat diese Lehre denn erfunden? Nun, kein Geringerer als Jesus selbst. Im heutigen Evangelium schickt Jesus seine Jünger hinaus: Geht in die ganze Welt und macht alle Menschen zu meinen Jüngern. Tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Hl. Geistes. Das Fest der Hl. Dreifaltigkeit ist im Grunde die Zusammenfassung der wichtigsten Feste. Es ist Weihnachten, Ostern und Pfingsten zugleich. Schwer zu verstehen. Macht nichts. Für uns ist es genug, wenn wir begreifen: Gott ist die Liebe. Er liebt uns wie ein Vater. Er liebt uns wie ein Bruder in seinem Sohn Jesus. und er ist bei uns alle Tage als Gottes guter Geist. Als Tröster und Ratgeber.

Vater, Sohn und Heiliger Geist. Im Grunde sind das nur Bilder von dem einen Gott.

Lb. Gl. Der drei-faltige Gott, schwierig? Jein! Im Grunde ganz einfach. Gott ist die Liebe in Person, nein, in drei Personen. Mehr müssen wir gar nicht wissen.

 

2024 Lj-B: Pfingsten das vergessene Fest

Evangelium nach Johannes (Joh 20,19)

Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.

Impuls:

Ich schaue durch die Reihen und bin erstaunt. Viele sind da. Und sie wissen offenbar zu welchem Anlass. Viele wissen das heute nicht mehr. Jedes Jahr wieder erlauben sich Journalisten den Spaß und machen eine Umfrage: Was bedeutet Pfingsten denn? Für viele bedeutet es Kurzurlaub, Ausschlafen, Zeit für Hobby und Familie… Sie wissen gar nicht, wem sie die freien Tage eigentlich verdanken. Eine Mehrheit hat wenigstens noch die blasse Ahnung, es könnte mit Religion zu tun haben, mehr wissen sie nicht. Manche vermuten hinter Pfingsten die Auferste­hung Jesu, oder seine Himmelfahrt oder gar die Kreuzigung. Pfingsten das vergessene Fest. Vergessen? Wie gibt es denn so was? Vielleicht weil es an diesem Tag keine Geschenke gibt, wie an Weihnachten und Ostern? Kann schon sein.

Wer zu Pfingsten frei haben will, sollte doch wissen, warum. Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes - und hier liegt das Problem. Beim Heili­gen Geist müssen viele passen. Den sieht man nicht, also gibt es ihn nicht. Aber spüren man könnte man ihn. Am ersten Pfingstfest war das so, und wie! Der Hl. Geist kam nicht als leises Säuseln. Er kam sichtbar und hörbar in Sturm und Feuerzungen. Und jene Menschen, auf die er fällt, geraten außer sich. Manche Zaungäste denken gar: Sind die denn alle betrunken? Sie tanzen auf der Straße und singen Loblieder auf Gott. Sie plaudern in fremden Sprachen und alle können sich verstehn. Die Apostel, keine großen Reder, die fangen plötzlich an zu predigen – und zwar überwältigend. 3000 Menschen bekehren sich auf der Stelle. Von wegen: Der hl. Geist ist nur ein harmloses Lüftchen, das nichts bewirkt.

Lb. Gl. Das Schöne ist: Der hl. Geist hat nichts von seiner Kraft verloren. Er wirkt heute genauso wir vor 2000 Jahren. Begeisterung gibt es auch heute. Er kann Menschen ergreifen, begeistern und zu Höchstleistungen treiben. Das wird von vielen unterschätzt. Was kann er denn, der Hl. Geist? Ohne HL. Geist gibt es keine bahnbrechende Erfindung. Ohne Hl. Geist keine berührende Komposition und kein berührendes Lied. Ohne Hl. Geist kein friedliches Miteinander. Ohne Hl. Geist keine Sündenvergebung. Ohne Hl. Geist kein gescheites Buch. Ohne Hl. Geist keine vernünftige Predigt, sondern nur Schwachsinn.

Ich bete vor jeder wichtigen Entscheidung und vor jeder Predigt zum Hl. Geist. So beten wir in dieser Stunde: Komm, Hl. Geist! Gibt uns deine Weisheit, Wichtiges vom Unwichtigen zu unterscheiden; und die Bereitschaft, das Richtige und Wichtige zu tun.

 

 

2024 Lj-B: 7. Osterso. Muttertag – wie lange noch? Gibt es keine Mütter mehr?

Hast du schon von der sog. Gender-Idee gehört? Sie vertritt die Meinung: die verschiedenen Geschlechter sind gleichwertig. Das kann ich unterstreichen. Aber wenn man fanatisch wird, dann treibt die beste Idee die seltsamsten Blüten. Dann versucht man, Männlein und Weiblein gleichzuhobeln. So soll z.B. Muttertag abgeschafft werden. Aus manchen Kindergärten ist zu hören, dass kein Muttertag mehr gefei­ert werden soll, weil das Wort "Mutter" Selbstzweifel bei der Mutter und Ver­wirrung bei Kindern auslösen kann. In manchen Kindergärten wird den Kindern das Basteln von Muttertags-Geschenken untersagt! Und jetzt frage ich mich: Welchen Ersatz kann es dann geben für den Muttertag? Nun, auch dafür haben die Gender-Fanatiker eine Idee. Zum Beispiel: Statt Muttertag sagen sie: "Tag der Gebärenden?" Diese Geistesblüte wurde im Deutschen Fernsehen und auch im ORF präsentiert. Und das Kind soll zur Mutter nicht Mama sagen, sondern: "gebärende Person". Die 1000 Talente und Arbeiten der Mutter auf das Gebären reduzieren? Nicht zu fassen, wie viel Schwachsinn eine Ideologie gebären kann. Zum Glück sind die Fanatiker nur eine kleine Minderheit. Sie können nicht alles kaputt machen.

Hören wir ein anderes Beispiel.

Gerhard Hintermeier, St. Polten meint: Ich bin froh, dass es den Muttertag noch gibt, und dass ich in einer Zeit aufwachsen darf, in der „Mutter" noch kein peinliches Wörtchen ist; und dass ich als Kind mit der Anrede „Mama" noch Freude machen kann!

Das lassen wir uns nicht nehmen: Muttertag, ein Freudentag für die Mütter und für uns alle.

Lb. Gl. Keine Angst, liebe Mütter, die Menschen mit Hirn und Herz sind in der Überzahl. Selbst wenn der Muttertag angezweifelt werden sollte, das Wichtigste wird immer bleiben: Wenn Ehepartner und Kinder ein Herz haben, werden sie der lieben Mama Wertschätzung und Dankbarkeit zeigen - auf ihre Art. Und sie werden das gar nicht auf einen einzigen Tag reduzieren. Für sie wird jeder Tag ein Muttertag sein, weil sie wissen: die Mama ist uns wichtig, wenn nicht gar das Wichtigste im Haus.

Liebe Mama, du bist kostbar! Pass gut auf dich auf. Überfordere dich nicht. Nimm dir Zeit für dich selbst, für deine Erholung und Entspannung. Viele Arbeiten lassen sich aufteilen auf die ganze Familie. Du musst auch nicht alle überzogenen Wünsche erfüllen! Du musst auch nicht die perfekte Mama sein. Wir brauchen keine gestresste, sondern eine glückliche Mama. Danke, dass es dich gibt.

 

2024 Lj. B: 6. Osterso: Liebt einander

Evangelium nach Johannes (Joh 15,9)

In jener Zeit sprach Jesus: Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und so in seiner Liebe bleibe.  Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird.  Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.  Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben einsetzt für die Seinen.  Dies trage ich euch auf: Liebt einander!

Impuls:

Eine indiskrete Frage: Wie oft sagt dein Liebling zu dir: Goldschatz, ich liebe dich? 10-mal am Tag? 20-mal und mehr? Und hast du nach dem 20-sten Mal gesagt: Jetzt ist es genug? Ganz bestimmt nicht. Ein ehrliches "Ich liebe dich" kann man nicht oft genug hören. Das meint auch Jesus. Und so kommt dieses schöne Wort Liebe halt immer und immer wieder in der Bibel vor, sodass mancher lauwarme Christ meint: Jetzt reicht es aber: Liebe und immer wieder Liebe. Und im heutigen Evangelium schon wieder. Das ist mein heiliges Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. Sind wir so vergesslich, dass man das immer wieder sagen muss? Ja, leider! Mir tut es manchmal richtig weh, wenn ein junges Pärchen nach wenigen Jahren sich schon wieder trennt. Es ist gar nichts Grobes passiert, kein Seitensprung und so.. Wir haben uns einfach auseinandergelebt, sagen sie. Das einzige Vergehen: Zu wenig Zeit, zu wenig Aufmerksamkeit und zu viel Ego.

In den ersten Jahren hatten sie das noch: Zeit und Aufmerksamkeit und 20-mal am Tag "Ich liebe dich". Und jetzt ist plötzlich nichts mehr da von der ersten großen Liebe. Ein Jammer!

Andererseits gibt es Pärchen in fortgeschrittenem Alter, die turteln wie ein frischverliebtes junges Paar. Sie haben es verstanden, ihre Liebe hinüberzuretten bis ins Alter. Sie haben gewusst, dass man die Liebe pflegen muss wie ein sensibles Pflänzchen. Sie braucht Zeit, Zuwendung und Aufmerksamkeit. Und zwar nicht nur am Muttertag oder am Hochzeitstag. Nein. Jeden Tag! Und dann ist die Liebe eine Kostbarkeit, die mit Gold nicht aufzuwiegen ist, die Kraft gibt und tiefe Freude. Diese Freude spricht Jesus heute an: Liebt einander, damit Freude in euch ist und eure Freude vollkommen wird. Also nicht nur oberflächliches Vergnügen, sondern tiefe bleibende Freude. Man hat junge Leute befragt, was ihnen Freude macht. Einige meinten: Gutes Essen, italienische Pasta, gute Nachspeise, - einfach köstlich.

Ein anderer sagt: Tolle Musik, Musik, zu der man tanzen kann, ausgelas­sen, die Welt um sich herum vergessen.

Wieder einer meint: Mein Hobby. Wenn ich Sport mache, kann ich ganz ich selber sein, über mich hinauswachsen, etwas erreichen, was ich nicht für möglich gehalten habe.

Ist das die wahre Freude? Pizza und coole Musik, ein Hobby? Das ist nicht die tiefe Freude, das ist nur oberflächlicher Spaß.

Wisst Ihr, was Gesell­schaftsforscher über uns moderne Menschen sagen? Wir sind eine "Spaßgesellschaft". Ja, für viele trifft das wirklich zu. Viele denken: Hauptsache, es macht Spaß, es gibt a Hetz!

Lb. Gl. Keine Angst, ich will kein Spaßverderber sein. Im Gegenteil! Ich will von der Freude sprechen, von der wahren Freude, wie auch Jesus sie meint. Damit ist nicht gesagt, dass der Spaß nicht auch seinen Platz haben darf. Aber er kann eben nicht wirklich glücklich machen. Nicht in der Tiefe des Herzens und schon gar nicht auf Dauer. Jesus sagt: eure Freude soll vollkommen sein. Das geht nicht mit Pizza und so. Das geht allein mit der wahren Liebe. Deshalb 100-mal "Liebt einandet!"

 

 

2024 Lj. B: 5. Osterso: Der Weinstock muss Früchte bringen

Lesung aus dem Jakobusbrief (Jak 2,14-26)

Brüder und Schwestern! Was nützt es, wenn einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke? Der Glaube ohne Werke ist tot.

Evangelium nach Johannes (Joh 15,1)

In jener Zeit sprach Jesus: Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Winzer.  Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab, und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie noch mehr Frucht bringen kann. Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt.  Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht. Aber getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.

Impuls:

Bist du streitsüchtig? Ja? Das ist mir gerade recht. Dann streiten

wir heute gemeinsam – und zwar mit Martin Luther. Wir haben gerade den Jakobusbrief gehört. Luther nennt diesen großartigen Brief abfällig "Stroh-Epistel". Er ist der Meinung, dass dieser Brief nicht der Lehre des Apostels Paulus entspricht. Dieser sagt: dass der Mensch allein durch den Glauben gerechtfertigt wird und nicht durch Werke. Jakobus hingegen meint: Der Glaube ohne Werke ist tot. Wer von den Beiden hat nun recht? Das soll obersten Richter entscheiden, Jesus. Er sagt im heutigen Evangelium: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Mein Vater ist der Winzer. Jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie noch mehr Frucht bringt. Jesus sagt ganz klar, dass seine Reben Frucht bringen müssen, sonst nützen sie nichts. Jesus gibt also nicht dem Paulus und Luther recht, sondern dem Jakobus: Glaube ohne Werke ist tot. Im Grunde werden wohl alle drei recht haben. Denn wer lebendigen Glauben hat, wird die Hände nicht in den Schoß legen. Er kommt um das Gebot der Nächstenliebe nicht herum. Wer lebendigen Glauben hat, wird helfen und Gutes tun, wo er kann. Also, Gutes tun ist angesagt, Früchte bringen.  Das haben wir Katholiken immer so gesehen. Nicht umsonst sind wir Weltmeister in Sachen unbezahlte Liebes-Dienste, Ehrenamt und Spendenfreudigkeit.

Ich frage mich oft: Woher kommt es denn, dass wir Christen so viel Gutes tun? Jesus sagt uns heute, warum das so ist. Es geht um eine enge Verbindung mit dem Weinstock, mit Gott. Wer in mir bleibt, bringt reiche Frucht. Aber getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. Die Frage ist jetzt: Wie kann die Verbindung mit Gott Be­stand haben? Gibt es einen bestimmten „Klebstoff" für unsere Verbindung mit Gott? Ja, den gibt es in der Tat. Unser Schöpfergott ist raffiniert. Er schuf das sog. „Kuschelhormon" Oxytocin. Das ist wissenschaftlich belegt. Es ist erwiesen, dass ein höherer Oxytocin-Spiegel die Bindung zwischen einem Paar, auch zwischen Eltern und Kindern, auch unter Freunden ver­bessert. Es gibt also sogar eine biologische Hilfe, um stabile Beziehungen zu leben. Das gilt auch für die Beziehung zu Gott. Jesus spricht heute diese Verbindung an: Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Auch hier kommt das Kuschelhormon zum Tragen. Aber dieses muss stimuliert werden. Wie denn? Im Grunde sind es drei ganz einfache Dinge: Erstens: Miteinander reden. Das sagt auch Jesus: Ihr sollt beten, immer wieder und überall. Jede Freundschaft lebt vom miteinander Reden. Das Zweite: Den lieben Gott immer wieder in Liebe anschauen. Bewundern, was er getan hat für uns. Für die wunderschöne Natur. Und seine größte Liebes-Tat: Sein Sterben am Kreuz für unsere Sünden. Grund genug, zu staunen und zu lieben. Und drittens: Aus Liebe zu Gott kleine oder größere Opfer bringen!

Lb. Gl. Jesus sagt: Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Das ist sein Verspechen an uns. Verbunden mit ihm können wir viele gute Früchte bringen. Aber getrennt von ihm können wir nichts.

 

 

2024 Lj. B: 4. Ost-So: Jesus, der gute Hirt

Evangelium nach Johannes (Joh 10,11-21)

In jener Zeit sprach Jesus: Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe.  Der bezahlte Knecht aber, der nicht Hirte ist und dem die Schafe nicht gehören, lässt die Schafe im Stich und flieht, wenn er den Wolf kommen sieht; und der Wolf reißt sie und jagt sie auseinander. Er flieht, weil er nur ein bezahlter Knecht ist und ihm an den Schafen nichts liegt.  Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich. Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; auch sie muss ich führen, und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten.

Impuls:

Die Jungen mögen lächeln über das süße Bild, das über dem Bett von der Oma hängt. Jesus, der gute Hirt, der ein verirrtes Schäflein auf den Schultern nach Hause trägt. Die Jungen haben ganz andere Bilder. Sie schmücken ihr Zimmer mit coolen Postern von diversen Stars aus der Film- und Rock-Szene. Man kann über die süßen Bilder denken, wie man will. Der Kunstgeschmack kommt und geht. Was bleibt, ist der Hirte selbst. Nicht irgendein Künstler hat dieses Motiv erfunden, sondern Jesus selbst. Im heutigen Evangelium sagt er: Ich bin der gute Hirt. Ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich. Ein Bild, das sagen will: So ist unser Gott. Nicht irgendwo über den Wolken, sondern ganz nah bei den Menschen. Voller Fürsorge. Er will, dass keines verloren geht. Wenn eines sich verirrt, macht er sich auf die Suche so lange, bis er es findet. Wenn es verletzt ist, nimmt er es auf seine Schultern, trägt es heim, pflegt und verbindet es. So ist unser Gott. Schöner geht es nicht. Also, nicht ein Gott von oben herab, der die Sünden zählt und bestraft. Nein! einer, der liebt, heilt und verzeiht. Dann sagt Jesus noch etwas: Ich habe noch andere Schafe, die nicht im vertrauten Hof zuhause sind. Auch um sie will ich mich kümmern. Wer ist es denn? Es sind die fremden Völker, die Heiden, die Anders-Gläubigen, die Ungläubigen. Sie wissen noch nichts von der wunderbaren neuen Botschaft. Von der Froh-Botschaft von einem liebenden Gott, der jedem Sünder verzeiht. Der nichts anderes will, als dass wir allesamt glücklich sind. Glücklich sind sie in der Tat, wenn sie nach seiner Botschaft leben.

Lb. Gl. Der gute Hirt wird uns heute vorgestellt als Vorbild für all jene, die ein leitendes Amt innehaben: Eltern, Lehrpersonen, Pädagogen, Vorgesetzte und Chefs. An ihm sollen sie Maß nehmen. Er kennt die Seinen. Ein wichtiger Tipp: Wie viele Konflikte könnten wir uns sparen, würden die Vorgesetzten ihre Untergebenen wirklich kennen: ihre starken und schwachen Seiten, ihre Bequemlichkeit und ihren Fleiß und ihren guten Willen. Dementsprechend könnten sie die Dienste verteilen. Dann würde keiner unter- und auch keiner überfordert. Dann passt das Klima. In einem solchen Klima sind die Untergebenen auch bereit, auf die Stimme des Hirten zu hören, ohne dass er laut werden muss.

Maß nehmen beim guten Hirten sollen wir alle, Erwachsene, Jugendliche und Kinder. Das hieße, dass ich bereit bin, mich mutig einzusetzen für andere. In der Schule zum Beispiel, wenn andere kleingemacht, gemoppt oder geschlagen werden. Wenn ich den guten Hirten nachahmen will, dann sorge ich mich um andere, wenn sie meine Hilfe brauchen. Hilfe brauchen heute nicht nur Menschen. Auch die Mutter Natur stöhnt. Als gute Hirten müssen wir die Natur mit all ihren Geschöpfen beschützen und bewahren.

Lb. Gl. Lassen wir der Oma ihr Lieblingsbild über dem Bett, und wenn es noch so süßlich ist. Wir wissen ja nicht, wie viel Kraft und Mut sie schöpft aus diesem Bild. Sie hat oftmals erlebt: Der gute Hirt führt und behütet mich. Er geht mit mir durch Dick und Dünn. Den möchte ich in meiner Nähe haben bei Tag und bei Nacht.