Lj. C 2025:  2. Osterso.: Beichte, heilendes Sakrament

Evangelium nach Johannes (Joh 20, 19)

Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen.  Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.  Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.

Impuls:

Wann war dein letzter Religions-Unterricht? Vor 50, 40 30 Jahren? Dann kann eine kleine Auffrischung nicht schaden.

Sieben Sakramente haben wir Katholiken. Heilige Zeichen der Nähe Gottes, die die Kraft haben zu stärken, sogar zu heilen an Seele und Leib.

Welche von den Sakramenten hast du schon empfangen? Da musst du nicht lange nachdenken: Taufe, Firmung, Kommunion, viele von uns die Ehe, einige wenige die Krankensalbung und ich die Priesterweihe. Das wären schon sechs. Aber da ist doch noch eins. Haben wir das womöglich vergessen? Ach ja, die Beiche. Viele haben dieses zur Erstkommunion empfangen und dann aber nicht mehr. Glatt vergessen. Eigentlich schade. Dabei hat Jesus dieses Sakrament so hochgeschätzt. Nicht umsonst hat er beim ersten Wiedersehen nach dem Tod seinen Freunden zwei wichtigste Botschaften verkündet: Friede sei mit euch und die Sündenvergebung. Gibt es denn nichts Wichtigeres? Nein. Jesus weiß, welches Übel die schwere Sünde ist, was sie anrichtet und wie sehr sie Menschen belastet, sogar krank macht. Die Apostel und ihre Nachfolger dürfen Sünden vergeben, stellvertretend für den lieben Gott. Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben. Was für ein Geschenk an die Menschen. Jesus nimmt die Sünde ernst. Er selbst hat bei den vielen Kranken, die er geheilt hat immer zuerst ihre Sünden vergeben.  Z.B. Zu dem Gelähmten, den sie über das Dach zu Jesus bringen, sagt er, noch bevor er ihn heilt: Deine Sünden sind dir vergeben. Für ihn ist die Sünde ein größeres Übel als die Lähmung.

Lb. Gl. Die Sünde, wohlgemerkt, die schwere Sünde, ist schlimm. Die meisten von uns sind empfindsam. Sie leiden an ihren Fehlern und Sünden. Therapeuten haben sich mit der Schuld befasst. Sie erklären das so.

Schuldgefühle zermürben.

Niemand will mit Schuldgefühlen leben. Wie soll man aber damit umgehen? Manche ver­suchen, sie zu übertönen mit Musik und Lärm. Oder zu verdrängen, nicht daran zu denken und ja nicht darü­ber zu sprechen. Die Stimme des Gewissens lässt sich aber nicht unterdrücken. Schuldenlast kann Traurigkeit und Verbitte­rung auslösen. Es gibt sogar

Körperliche Folgen.

Magenbeschwerden, weil man den Ärger über sich selbst hinunter­schluckt. Oder Druck auf der Brust, weil sich die Schuld am wichtigsten Organ, am Herzen festsetzt. Oder Ausschläge, weil man sich mit der Schuld nicht mehr wohl fühlt in seiner Haut. Und Kopfschmer­zen, da man das Gehirn zermartert auf der Suche nach Lösungen. Wieder an­dere versuchen, die Schuldgefühle in Alko­hol oder Drogen zu ertränken. Bei Schuldneurosen verweisen kluge Therapeuten ihre Klienten ganz gern an einen Priester. Nur er hat ein göttliches, heilendes Instrument dafür: Die Beichte.

Lb. Gl. Jesus hat die Sünde ernst genommen. Nicht umsonst hat er in seinem wichtigsten Gebet, im Vaterunser die Bitte um Vergebung der Schuld eingefügt, unmittelbar nach der Bitte um das tägliche Brot. Vielleicht sollten auch wir dieses wertvolle Sakrament wieder neu schätzen und annehmen lernen.

Lj. C 2025:  Ostern – Das Leben feiern. Bild: Auferstandener

Bist du ein Party-Typ, der ganz gerne mal eine Feier steigen lässt? Ein Anlass dazu ist schnell gefunden: ein Geburtstag, ein gewonnenes Fußballspiel, ein gutes Zeugnis, ein freies Wochenende. Die Partys haben ihre Riten: Musik und Tanz, gutes Essen und Trinken, Rauch und Rausch. Partys sind einfach cool. Manche feiern auch ohne triftigen Grund. Sollst du auf der Suche sein nach einem wirklichen Grund? Heute hast du einen, wahrscheinlich den wichtigsten von allen. Wir feiern das Leben. Bild. Das Leben von Jesu und unser Leben. Jesus ist vom Tod erstanden, er lebt. Und er verspricht uns: Ich werde dich auferwecken an deinem letzten Tag. Du wirst ewig leben. Das gehört gefeiert und zwar ordentlich. Mit allem Drum und Dran. In der Kirche mit Musik und Gesang, Chor und Orchester, Pauken und Trompeten und mit Weihrauch. Und in der Familie? Die Riten der Osterparty müssen wir nicht neu erfinden. Da gibt es jede Menge schöne alte Bräuche. Groß und Klein kommen zusammen und feiern Ostern. Mit bemalten Ostereiern, mit Osterlämmern. Und die Jüngsten suchen ihr Oster-Nestchen mit hochrotem Kopf. Ja, lasst uns das Leben feiern und danken für dieses Geschenk Gottes. Lasst uns das Leben feiern, solange wir kräftig sind und gesund. Denn das wird ja nicht immer so sein. Das Leben ist immer gefährdet. Und das macht uns auch Angst. Angst, wenn das Leben bedroht ist durch schwere Krankheit oder in lebensgefährlichen Situationen, bei Anfeindung und Ge­walt. Oder wir sind traurig, wenn das Leben sich nicht entfalten, nicht aufblühen kann. Wenn es von böswilligen Leuten erstickt und niedergemacht wird, gemobbt. Aber – wenn auch das Leben mehrfach gefährdet und belastet wird, ist das noch lange kein Grund, Trübsal zu blasen. Vieles lässt sich heilen. Vieles lässt sich tragen und ertragen mit einem Simon, einem guten Menschen an der Seite, der uns tragen hilft. Und vor allem wenn wir den Herrn des Lebens an der Seite haben. Er wünscht, dass wir Leben in Fülle haben. Er ist der beste Halt, der beste Trost, wenn unser Leben mal in Bedrängnis ist. Diesen Trost hätte sich jenes Mädchen so sehr gewünscht, das folgenden Brief geschrieben hat. Das Mädchen ist 16, aber unheilbar krank. Es schreibt einen Brief an die Mutter – wenige Tage vor dem Sterben: "Liebe Mutter! Seit einigen Tagen kann ich nur noch eine halbe Stunde täglich im Bett sitzen, sonst liege ich fest. Heute früh sagte der Professor etwas - es klang nach 'gefasst sein'. Worauf? Es ist sicher schwer, jung zu sterben! Gefasst muss ich sein - und ich bin nicht gefasst. Die Schmerzen sind unerträglich. Das Schlimmste ist, wenn ich zum Himmel aufblicke, ist er finster. Es wird Nacht und kein Stern glänzt über mir, auf den ich voll Hoffnung blicken könnte. Mutter, ich war nie sehr fromm; aber ich fühle jetzt, dass da noch etwas ist, das wir nicht kennen, etwas Geheimnisvolles, dem wir gegenübertreten. Und das ist meine Qual, dass ich nicht weiß, wer das ist. Du hast mir gesagt, wie ich mich kleiden soll und wie ich mich im Leben verhalten muss. Warum hast Du mir so vieles gesagt und nichts - von Jesus? Warum hast Du mich nicht mit ihm bekannt gemacht, dass ich wissen könnte, ob er zu mir kommt in der letzten Nacht? Dass ich wüsste, ob der, der da auf mich wartet, wie ein guter Vater ist!

Lb. Gl. Wir sind gesund, Gott sei Dank. Lasst uns das Leben feiern heute Nacht. Lasst uns feiern den Lebendigen, der auch unser Leben ist und unsere Hoffnung. Unsere Hoffnung in Tagen, da es uns gut geht. Unsere Hoffnung besonders dann, wenn uns nicht nach Feiern zumute ist. Unsere Hoffnung über den Tod hinaus. Unsere Hoffnung, dass er uns am Ende erwartet mit offenen Armen - in seinem Vater-Haus, wo es keine Tränen mehr gibt, sondern nur noch Freude in Fülle. Lasst uns das Leben feiern mit allem Drum und Dran, mit Liedern und Musik und mit Brot und Wein und mit heiligem Rauch.

 

 

 

Palmsonntag:

Am Palmsonntag gibt es keine Predigt, sondern nur die Leidensgeschichte Jesu.

Ich schicke dir das Evangelium zur Palmweihe.

 

Lj. C 2025:  Palmsonntag – Einzug Jesu in Jerusalem

Ø Evangelium zur Palmweihe (Lk 19,28)

In jener Zeit ging Jesus nach Jerusalem hinauf.  Als er in die Nähe von Betfage und Betanien kam, an den Berg, der Ölberg heißt, schickte er zwei seiner Jünger voraus und sagte: Geht in das Dorf, das vor uns liegt. Wenn ihr hineinkommt, werdet ihr dort einen jungen Esel angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat. Bindet ihn los, und bringt ihn her! Und wenn euch jemand fragt: Warum bindet ihr ihn los?, dann antwortet: Der Herr braucht ihn.  Die beiden machten sich auf den Weg und fanden alles so, wie er es ihnen gesagt hatte.  Als sie den jungen Esel losbanden, sagten die Leute, denen er gehörte: Warum bindet ihr den Esel los? Sie antworteten: Der Herr braucht ihn.  Dann führten sie ihn zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Tier und halfen Jesus hinauf. Während er dahinritt, breiteten die Jünger ihre Kleider auf der Straße aus.  Als er an die Stelle kam, wo der Weg vom Ölberg hinabführt, begannen alle Jünger freudig und mit lauter Stimme Gott zu loben wegen all der Wundertaten, die sie erlebt hatten.  Sie riefen: Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn. Im Himmel Friede und Herrlichkeit in der Höhe! Da riefen ihm einige Pharisäer aus der Menge zu: Meister, bring deine Jünger zum Schweigen! Er erwiderte: Ich sage euch: Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien.

 

Lj. C 2025:  5. Fastenso. Ehebrecherin

Evangelium nach Johannes (Joh 8, 1): Bild: Sieger Köder

Ø  Jesus begab sich Jesus in den Tempel.

Alles Volk kam zu ihm. Er setzte sich und lehrte es.  Da brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer eine Frau, die beim Ehebruch ertappt worden war. Sie stellten sie in die Mitte und sagten zu ihm: Meister, diese Frau wurde beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt.  Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen. Nun, was sagst du? Mit dieser Frage wollten sie ihm eine Falle stellen, um einen Grund zu haben, ihn zu verklagen. Jesus aber bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde.  Als sie hartnäckig weiterfragten, richtete er sich auf und sagte zu ihnen: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie.  Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde.  Als sie seine Antwort gehört hatten, ging einer nach dem anderen fort, zuerst die Ältesten. Jesus blieb allein zurück mit der Frau, die noch in der Mitte stand.  Er richtete sich auf und sagte zu ihr: Frau, wo sind sie geblieben? Hat dich keiner verurteilt? Sie antwortete: Keiner, Herr. Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr! Impuls:

Diese Geschichte ist ein echter Krimi, an Spannung kaum zu übertreffen. Mit zwei Todeskandidaten: Die Ehebrecherin und Jesus. Eine Frau soll zum Tode verurteilt werden. Alle sind versammelt: Die Schnüffler. Sie haben die Frau auf frischer Tat ertappt. Die religiösen Richter und der Höchstrichter Jesus. Für die religiösen Führer ein klarer Fall: Ehebruch. Darauf steht die Todesstrafe durch Steinigung. So hat es Mose vorgeschrieben. So wird es gemacht – seit eh und jeh. Aber für die religiösen Führer noch nicht genug. Sie möchten gleich zwei Fliegen auf einen Schlag. Da ist ihnen noch jemand ein Dorn im Auge: Jesus. Ihn wollen sie fertig machen - mit einer raffinierten Fangfrage: Sie zerren die Frau zu Jesus. Wozu denn, wo doch das Urteil ohnehin ganz klar ist. Nein. Sie fragen Jesus ganz hinterhältig. Was sagst du zu diesem Fall? Soll sie gesteinigt werden oder nicht? Ganz egal, wie er sich entscheidet. Er kann es nur falsch machen. Sagt er als Liebling der Sünder: Lasst sie laufen, dann stellt er sich gegen das Gesetz des Mose. Auch dafür gibt es die Todesstrafe. Sagt er: Steinigt sie, dann bekommt er Probleme mit seinem Vater. Sie hoffen, dass ihm das Gesetz zur Todes-Schlinge wird. Womit sie nicht gerechnet haben, dass er sich mit derartiger Klugheit aus der Schlinge zieht. Er sagt: Klar, sie muss gesteinigt werden. Und am besten soll der damit beginnen, der ohne Sünde ist. Das ganze Volk kannte die Schwächen und sogar schweren Sünden der Religiösen Führer. Und so legen sie allesamt ihren Stein zu Boden und schleichen davon mit hochrotem Kopf. Nur Jesus bleibt zurück. Warum wirft er keinen Stein auf sie? Na ja, es gibt da noch ein anderes Gesetz als das des Mose, das Gesetz Gottes. Das besagt: Gott will nicht den Tod des Sünders. Er will, dass er umkehrt und lebt.

Lb. Gl. Heißt das jetzt, dass Jesus den Ehebruch verharmlost. Ganz und gar nicht. Dieses milde Urteil erlaubt keine Fehlschlüsse, et­wa in die Richtung: Ehebruch ist doch nicht so schlimm, dass er die Todesstrafe verdient. Jesus weiß genau: Ehebruch ist ein schlimmes Vergehen, egal, ob ein Mann oder eine Frau ihn be­geht. Ehebruch ist so schlimm, dass er die Todesstrafe verdient, weil er Menschen tod-unglücklich macht. Die Vollstre­ckung allerdings ist bedenklich. Sie ist im Grunde sinnlos, weil sie niemandem was bringt, weder der Ehebrecherin, noch dem betro­genen Ehepartner. Und als Mittel zur Abschreckung ist sie eben­falls nicht geeignet.

Lb. GI. Jesus verzichtet auf die Steinigung, und - die Frau hat sich bekehrt. Wenn aus ihr dann eine Jüngerin geworden ist, Maria Magdalena, dann denke ich: Was Besseres konnte ihr und uns allen nicht passieren. Denn es zeigt die Pädagogik Gottes. Während die religiösen Führer auf Strafe setzen, um das Böse auszurotten, setzt Gott auf Zeit und Barmherzigkeit: Ich will, dass der Sünder umkehrt und lebt. Wenn eine Ehebrecherin sich zu einer Apostelin bekehrt, ist das ein Beweis, wie richtig und wirksam die Pädagogik Gotte ist. Und das Schöne daran: Diese Pädagogik kommt uns allen zugute. Wir alle haben ja alle unsere Fehler und Sünden.

 

 

 

Lj. C 2025:  4. Fastenso. Verlorener Sohn, guter Vater

Evangelium nach Lukas (Lk 15, 1)

In jener Zeit erzählte Jesus folgendes Gleichnis: Ein Mann hatte zwei Söhne.  Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht. Da teilte der Vater das Vermögen auf.  Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen.  Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über das Land, und es ging ihm sehr schlecht.  Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten.  Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon.  Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug zu essen, und ich komme hier vor Hunger um.  Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt.  Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Knechte.  Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von weitem kommen, und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn.  Da sagte der Sohn: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein.  Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand, und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an die Hand, und zieht ihm Schuhe an.  Bringt das Mastkalb her, und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein.  Denn mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie begannen, ein fröhliches Fest zu feiern.  Impuls:

Ø  Liebe Väter, liebe Mütter hier im Haus.

Wie geht es euch mit dieser Geschichte? Du hast wahrscheinlich Ähnliches mitgemacht wie dieser Vater. Du weißt, wie das ist, wenn die Jungen ausziehen. Das ist, als würde dir ein Stück Herz herausgerissen. Nun, irgendwann müssen sie das Haus verlassen. Sie können nicht ein Leben lang am Rockzipfel der Mutter hängen. Sie müssen lernen, auf eigenen Beinen zu stehen, selbständig zu werden, das Leben selbst in die Hand zu nehmen. Aber einige von den Jungen sind halt noch zu jung, zu unreif für ein eigenständiges Leben. Das macht natürlich Angst. Dass dein Sohn, deine Tochter bei den Schweinen, oder in der Gosse landet, das ist dir nicht passiert. Gott sei Dank. Aber Sorgen und Ängste hat er genug gekostet, der Auszug. Und sehnsüchtiges Warten. Wann kommt der Flüchtling zurück? und berichtet, wie es ihm geht. Die heutige Geschichte verläuft extrem dramatisch. Der Abschied kommt zu plötzlich. Der Junge verlangt sein Erbteil. Der Vater ahnt: Das kann nicht gut gehen. Das Geld wird bald verschleudert sein. Er ist ein Party-Typ und stinkfaul. Die Arbeiten zuhause hat der Vater und der ältere Bruder machen müssen. Was der Vater befürchtet, passiert. Völlig verwahrlost kommt er heim - zum Vater. Er ist seine letzte Chance kurz vor dem völligen Ende. Für den Jungen einfach nur peinlich: heimkommen in diesem Zustand. Zweifel: Wird er mich wieder aufnehmen. Wird es Vorwürfe geben. Nein, die gibt es nicht. Der Vater ist einfach nur froh, dass er seinen Sohn wieder hat. Du bist und bleibst mein Sohn. Er nimmt ihn in die Arme und küsst ihn. Vergessen wir, was war. Lasst uns feiern, ein Fest der Wiederkehr.

Für mich ist das die berührendste Geschichte der ganzen Bibel. Aber – was hat das mit uns zu tun? Alles. Der barmherzige Vater ist der liebe Gott. Und der Ausreißer, das bist - du und ich. Wenn auch nicht so dramatisch. Wir sind Gott sei Dank nie bei den Schweinen oder in der Gosse gelandet, nie bei den großen Sünden.

Lb. Gl. Das ist die wirkliche Tragik des verlorenen Sohnes. Das ist die Tragik von unzähligen Menschen. Das "Viel-zu-spät". Viel zu spät finden sie die richtige Adresse, die Sünder, die Ehebrecher, die Süchtigen, die Kranken. Wie oft klagen Ärzte, Familienberater und Therapeuten über ihre Patienten: Warum kommen Sie erst jetzt? 5 Minuten nach zwölf? Es mag schon sein, dass wir immer wieder zu spät dran sind: zu spät zum Arzt, zu spät zum Berater und Therapeuten, zu spät zum Priester. Nur bei einem Therapeuten gibt es offenbar niemals ein Zu-spät, bei unserem Vater im Himmel. Er nimmt uns in die Arme, ganz egal in welchem Zustand wir sind, ohne Vorwurf und ohne Strafandrohung.

Lb. Gl. Diese Geschichte hat Jesus bewusst dramatisiert und überzeichnet, damit selbst der schwerste Sünder weiß: Der Vater gibt auch mir eine Chance. Wer diese Geschichte vom gütigen Vater hört, wie er seinem schäbigen Sohn alle seine Vergehen und Sünden vergibt und wie er ihn zärtlich in die Arme nimmt, als wäre nie was Unanständiges passiert. Wer da immer noch zweifelt und meint: Mir wird Gott niemals verzeihen, dem ist einfach nicht zu helfen. Und wenn der Sohn Gottes einem Schwerverbrecher am Kreuz verzeiht und ihm das Paradies verspricht, und zwar heute noch, dann wird in seinem großen Herzen auch Platz sein für mich und für meine Sünden, sogar für meine Verbrechen. Schlechter als ein Schwerverbrecher kann ich auch nicht sein. Jedem, der heimkehrt zu seinem Vater, gilt das erlösende Wort: Kommt lasst uns feiern. Denn mein Sohn, meine Tochter war verloren und ist wieder gefunden.

Lj. C 2025:  3. Fastenso. Früchte bringen.  (2007)

 

Evanglium nach Llukas (Lk 13,1)

In dieser Zeit erzählte Jesus dieses Gleichnis: Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum; und als er kam und nachsah, ob er Früchte trug, fand er keine.  Da sagte er zu seinem Weingärtner: Jetzt komme ich schon drei Jahre und sehe nach, ob dieser Feigenbaum Früchte trägt, und finde nichts. Hau ihn um! Was soll er weiter dem Boden seine Kraft nehmen? Der Weingärtner erwiderte: Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen; ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen.  Vielleicht trägt er doch noch Früchte; wenn nicht, dann lass ihn umhauen.

Impuls: Hast du einen grünen Daumen? Gedeihen deine Blumen und Bäume? Bringen sie Blüten und Früchte nach Wunsch? Dann gratuliere ich dir. So einfach ist es nicht. Als Student habe ich mir eingebildet: Wäre ganz nett, einen kleinen Blumenstock auf meinem Schreibtisch zu haben. Ich besorgte mir einen. Aber nach 2 Wochen ließen die Blüten die Köpfe hängen. Weiß Gott, was ich falsch gemacht habe. Dann hab' ich es mit einem Kaktus probiert. Mit dem hat's geklappt. Der ist auch wirklich pflegeleicht. Einen grünen Daumen, nein, den hab ich nicht. Was soll's! Ich bin in guter Gesellschaft. In der heutigen Geschichte scheint der Gärtner vom lieben Gott auch nicht das beste Geschick zu haben. Er hat Probleme mit einem Feigenbaum. 3 Jahre keine Frucht. Weg damit! Oder doch nicht? Vielleicht wird doch noch was mit ein bisschen mehr Pflege. Manche Pflanzen brauchen halt mehr, andere weniger Pflege und Aufmerksamkeit. Was meint Jesus denn mit dem Feigenbaum? Es ist nicht irgendein Gewächs. Der Feigenbaum, der Das bist du und ich. Und die Gärtner, das sind die Seelsorger und Pädagogen. Eltern, Lehrer, Priester, Bischöfe und der Papst und die Propheten und Jesus. Ihre Sorge muss es sein, dass es dem ihnen Anvertrauten gut geht. Und dann bringt er schon seine Früchte. Und wenn nicht? Was dann? Weg mit ihm, links liegen lassen? Der besorgte Weingärtner sagt: Nein! Lass ihm Zeit. Vielleicht wird er noch. Und das ist ganz im Sinne der Chefs. An anderer Stelle heißt es: Gott will nicht den Tod des Sünders. Er will, dass er umkehrt und lebt. Was für ein Trost für uns alle. Wir bringen ja auch nicht immer die erwarteten Früchte.

Lb. Gl. Also: Der Feigenbaum, das bist du und ich. Wir alle haben unsere Durchhänger. Auch wir fühlen uns oft ausgetrocknet und dürr. Wir lassen den Kopf hängen und das Herz. Wir sollten gute Früchte, wir sollten Gutes hervorbringen, und können nicht, oder wollen nicht. Es ist nicht immer nur unsere Schuld, dass wir in einem solchen Zustand sind. Kann es sein, dass andere uns vernachlässigt haben, der Ehepartner, die Eltern die Kinder? Sie haben aufs Gießen vergessen. Zu wenig Aufmerksamkeit, zu wenig Herzlichkeit und Zärtlichkeit, kaum ein Liebesdienst. Sie haben uns in einen Nebenraum gestellt mit wenig Wärme und Licht. Oder sie haben es zu gut mit uns gemeint. Sie haben uns überschüttet mit Zuwendung. Dann ist es eng geworden. Was sollen wir tun? Weiter dahinvegetieren? Ohne Freude, ohne Lust?

Der Frühling hat begonnen. Eine Zeit der Gnade und der Chance. Der Beginn der Heilung ist zunächst eine ehrliche Diagnose. In welchem Zustand bin ich? In welchem Zustand sind die Mitmenschen in meiner Nähe, in meiner Familie, in meiner Nachbarschaft, an meinem Arbeitsplatz? Sind sie guter Dinge, oder lassen sie alles hängen? Was sind die Ursachen? Was kann ich beitragen, dass es uns wieder besser geht? Eines sollten wir auf keinen Fall: Dass wir jemanden zu schnell als hoffnungslosen Fall erklären. Gib der Pflanze eine Chance. Lerne vom Gärtner im heutigen Evangelium. Lerne von der Geduld Gottes, der immer wieder den Boden auflockert und düngt mit seinem guten Wort, mit seiner Liebe. Er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt es regnen über Gerechte und Ungerechte (Mt 5.43). Lerne von ihm. Ein wenig Wasser und Licht, ein wenig Aufmerksamkeit, ein gutes Wort. Das kostet nichts und ist doch so kostbar. Die Pflanze ab und zu in die Sonne stellen, in die Sonne der Gottesnähe und unter sein bergendes Dach. Und wir werden staunen, wie sich die Pflanze erholt. Wie sie auf einmal ganz anders aussieht und sogar wieder gute Früchte bringt. Lb. Gl. Fastenzeit, Frühling, eine Zeit der Chance, nicht nur für den Feigenbaum, sondern für uns alle.

 

 

 

 

Lj. C 2025:  2. Fastenso.  Berg der Verklärung

 

Evangelium nach Lukas (Lk 9, 28)

In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Johannes und Jakobus beiseite und stieg mit ihnen auf einen Berg, um zu beten.  Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes, und sein Gewand wurde leuchtend weiß.  Und plötzlich redeten zwei Männer mit ihm. Es waren Mose und Elija;  sie sprachen von seinem Ende, das sich in Jerusalem erfüllen sollte.  Petrus und seine Begleiter aber waren eingeschlafen, wurden jedoch wach und sahen Jesus in strahlendem Licht und die zwei Männer, die bei ihm standen.  Als die beiden sich von ihm trennen wollten, sagte Petrus zu Jesus: Meister, es ist gut, hier zu sein. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Er wusste aber nicht, was er sagte.  Während er noch redete, kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie. Da rief eine Stimme aus der Wolke: Das ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören. 

Impuls:

In der Bibel gibt es zwar keinen Beweis dafür. Aber es deutet vieles darauf hin: Jesus muss ein Tiroler gewesen sein. So wie er die Berge liebt. Immer wieder steigt er auf den Berg, um allein zu sein, endlich Ruhe zu haben, mit seinem Vater zu reden, zu beten. Meistens geht er allein. Heute nimmt er seine besten Freunde mit: Petrus, Johannes und Jakobus. Auf dem Berg werden nicht selten wichtige himmlische Nachrichten übermittelt. Am Berg Sinai z. B. die 10 Gebote. Was will er denn heute seinen Freunden sagen? Auf dem Berg Tabor erleben sie die letzten Tage von Jesus im Zeitraffer. Karfreitag. Mose und Elija reden mit Jesus über sein Leiden und Sterben. Was sie sagen, erfahren wir nicht. Wahrscheinlich haben sie ihm Mut gemacht. Den braucht er in der Tat. Zugleich verändert sich sein Gesicht. Es strahlt wie die Sonne. Und seine Kleider werden leuchtend weiß. So wird er aussehen am Tag seiner Auferstehung. Völlig verändert und verklärt. Was ihm bleibt: Die Wundmale. Also Karfreitag und Ostern erleben die Jünger auf dem Berg Tabor. Die Jünger sind überwältigt. Was sie erlebt haben, wollen sie festalten. Und Petrus hat auch gleich eine Idee. Hütten bauen und droben bleiben auf dem Berg, dem Himmel ganz nah. Nichts da! Diese himmlischen Gefühle sind ein Sondergeschenk. Streicheleinheiten, die Kraft und Mut geben sollen für das, was bevorsteht. Jetzt heißt es also wieder: Absteigen, hinein in den Alltag, der alles andere ist als himmlisch. In wenigen Tagen müssen sie miterleben, wie ihr Meister grausam gequält und ans Kreuz geschlagen wird. Sie müssen wieder hinunter in die Niederungen des Alltags, zurück zu den Menschen, die im Dunkeln sitzen und tödliche Pläne ausbrüten. Was Jesus mit hinunter nimmt, was ihm am meisten Kraft gibt, ist das Wort seines Vaters: Das ist mein geliebter Sohn, den ich gern mag, an dem ich Gefallen habe. Dieses liebe Kompliment des Vaters gibt ihm Kraft für das, was ihn erwartet.

Lb. Gl. Die Zusage: Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter, das ist auch uns gesagt worden in der Taufe. Dieses Wort kann auch uns Kraft und Halt geben. Das hat der Pastoraltheologe Ferdinand Klostermann in berührender Weise ganz persönlich erfahren.  Er schreibt: Ich hatte eine lebensgefährliche Operation gerade hinter mir. Die Schwäche, die Schmerzen waren schier unerträglich. Ich habe gedacht, dass ich jetzt sterben muss. Ich habe gefühlt, dass ich sinke, tiefer und tiefer. Ich habe an nichts gedacht. Nichts aus dem Evangelium oder aus der Theologie ist mir eingefallen, kein Gedanke an Gott, kein Gebet, kein Sakrament. Ich habe nur gefühlt, dass ich falle - aber nicht ins Bodenlose. Ich war mir ganz sicher: Wenn ich unten bin, werde ich gehalten, bin ich geborgen. Wenn alle Theologie, die ich studiert habe, wenn alle Sakramente, die ich gefeiert habe, nur dieses eine bewirkt haben, dann hat es sich gelohnt: Das Gefühl einer letzten Geborgenheit in Gott.

Lb. Schw. und Brüder. Selbst, wenn du das ganze Evangelium vergessen hast, du wirst nicht untergeh'n, wenn du nur die Zusage Gottes nicht vergisst: Du bist meine geliebte Tochter, mein geliebter Sohn. Was für eine Geborgenheit!!!

Lj. C 2025:  1. Fastenso.  Richtiges Fasten.

 

Kann es sein, dass du ein paar Faschingskrapfen zu viel gegessen hast? Und jetzt stehst du auf der Waage und bist frustriert. Jetzt ist Fasten angesagt. Dazu kommt die Fastenzeit gerade recht. Vom Fasten gibt es drei Sorten: Das Schönheits-Fasten, das Gesundheits-Fasten und das Christliche Fasten. Die Fastenzeit kann wirklich ein Segen sein, nicht nur, um den Körper wieder schöner und gesünder zu machen. Es gibt ja nicht nur das Zuviel an Nahrungsmitteln. Es gibt auch die Suchtmittel, die dem Körper nicht gut tun und der Seele schon gar nicht: Alkohol, Nikotin, Drogen... oder übertriebener Medien-Konsum. Mein Gott, was der verschlingt an kostbarer Zeit. Und diese Süchte nagen auch an meinem Selbstwertgefühl. Ich fühle mich abhängig. Bin kein freier Mensch mehr. Wenn du die Fastenzeit nützen willst, um dich von diesen Übeln frei zu machen, dann wirst auch zu kämpfen haben gegen einen Feind. Jesus nennt ihn glatt heraus: Teufel. Sogar Jesus wurde von ihm belästigt. Er wird auch dir in deinen guten Kampf immer wieder zurufen: Ach, nimm es nicht so streng! Ein paar Kilo mehr, was solls? Eine Schachtel Zigaretten und jeden Tag mein Gläschen Wein, das wird mir schon nicht schaden. Andere sind mit diesen Lastern 90 geworden. Na ja, viele andere halt eben nicht.

Lb. Gl. Fastenzeit, eine Zeit des Heiles, nicht nur für den Körper. Es gibt noch anderes, das uns vernünftiges Fasten schenkt.

Christliches Fasten.

Monika Steiner sagt das sehr treffend im folgenden Gedicht:

Verzichten - klingt so negativ.

Vielleicht läuft's deshalb oftmals schief.

Weniger ist mehr, das kann schon sein.

Aber manchmal ist mehr ja auch ganz fein.

Mehr Zeit für sich und für die Seinen.

Mehr Zeit zum Lachen mit den Kleinen.

Mehr Zeit zum Gottesdienst und Singen.

Mehr Zeit in der Natur verbringen.

Mehr Zeit zum Danken und zum Beten.

Mehr Zeit, die Beine zu vertreten.

Mehr Zeit für Freunde und zum Reden.

Mehr Zeit wär' wichtig, ja für jeden.

Wer meint: "Ich hab' nicht so viel Zeit",

dem sag ich diese Kleinigkeit:

Zeit kann man sich nehmen - wenn man will.

Dann steht die Zeit auf einmal still. Monika Steiner

Lb. Gl. Genau, das wär's.

Abspecken - unser Ego mit seinen 1000 Wünschen, Sehnsüchten und Süchten. Sie machen uns blind für unsere Mitmenschen, für ihre Nöte und Sorgen. Blind auch für den, der uns erschaffen hat. Also ein bisschen weniger Ego und ein bisschen mehr Du.

Das ist der wesentliche Sinn des christlichen Fastens.

 

 

Lj. C 2025:  8. So. i. J: Freundschaft. Ein guter Baum bringt gute Früchte.

Weißt du, wie froh ich bin über meinen Klostergarten? Das ist für mich Wellness pur. Sobald der Schnee geschmolzen ist, drehe ich dort meine Runden. Es ist jedes Jahr ein kleines und großes Wunder, wenn die ersten Blumen ihre Köpfe aus der Erde strecken. Und die Bienen in unserem Bienenhaus einen kurzen Ausflug machen zum Palmbaum, der gleich daneben steht. Dann an den verschiedenen Obstbäumen vorbei. Es ist spannend zu beobachten, wie unterschiedlich sie blühen, aber auch wie unterschiedlich sie ihre Früchte abliefern, die einen beinahe jedes Jahr. Andere wiederum gönnen sich eine Pause von 1-2 Jahre und mehr. Einer ist bei uns der absolute Hit: Der Grafensteiner. Ein uralter Baum mit köstlichen Äpfeln. Er trägt jedes Jahr – den ganzen großen Baum voll, obwohl er nicht mehr der Jüngste ist. An ihn habe ich gleich gedacht, als ich das heutige Evangelium durchgelesen habe. Es gibt keinen guten Baum, der schlechte Früchte bringt. Von diesem Baum habe ich noch nie eine schlechte Frucht gegessen. Ein Vorbild an Verlässlichkeit. Solche Verlässlichkeit finden wir auch unter den Menschen, Gott sei Dank! Es gibt auch Menschen, die wie ein guter Baum nur gute Früchte bringen. Kennst du solche Menschen in deiner Nähe? Dann gratuliere ich dir! Dein Partner vielleicht? Deine Großeltern, deine Kinder. Gute Verwandte und Freunde? Es gib kaum was Schöneres, als wenn ich einem Menschen voll und ganz vertrauen kann. Da denke ich keine Sekunde daran, er könnte mir eines Tages Schlechtes tun. So viele Jahre ist er schon bei mir und er hat immer nur sein Bestes für mich getan. Solche Menschen sind ein Geschenk des Himmels. Ein guter Baum bringt nur gute Früchte. Ein guter Freund ebenso.

·       Es ist jener, der Dir in deinen schwärzesten Stunden beistehet.

·       Ein guter Freund ist zuverlässig und treu.

·       Ein guter Freund ist ehrlich.

·       Er liebt dich, so wie du bist.

·       Er zeigt Respekt und Wertschätzung.

·       Er schätzt deine Leistungen und Fähigkeiten,

ohne Neid und Eifersucht.

·       Er ist aufmerksam - beachtet sogar die Kleinigkeiten.

·       Er ist Motivator - baut dich auf und stärkt dein Selbstbewusstsein.

·       Er ist hilfsbereit.

·       Ein guter Freund kann verzeihen.

·       Ein guter Freund darf auch Fehler machen, ohne etwas von seinem Wert zu verlieren. Wer einen verlässlichen Freund findet, hat einen Schatz gefunden..

Lj. A 2025:  7. So. i. J: Feindesliebe; Fördern durch Fordern

Die guten Lehrpersonen und Pädagogen handeln nach dem Grundsatz: Fördern durch Fordern. Also geben sie den Schülern Hausaufgaben auf, an denen sich manche die Zähne ausbeißen. Sind diese Lehrer gemein? Ganz und gar nicht. Der Erfolg ihrer Schüler gibt ihnen Recht. So und jetzt haben wir es heute mit dem besten Lehrer zu tun, mit Jesus. Wer da meint, dieser liebenswürdige Jesus ist ein Weichspüler, der liegt völlig falsch. Er ist wie jeder gute Pädagoge. Die Hausübung, die er uns heute aufgibt, die schaffen sehr viele Christen nicht: Liebt eure Feinde. Tut Gutes denen, die euch hassen. Hast du das schon einmal geschafft? Dann bist du schon ein kleiner Musterschüler. Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, das ist keine Kunst. Das schaffen sogar die Heiden.

Lb. Gl. Will Jesus Musterschüler aus uns machen? So dass wir dann stolz auf uns sind? Die Feindesliebe gibt Jesus den Christen als Gebot, nicht zum Stolz-sein, sondern, weil es keine Alternative gibt. Weil es keine Alternative gibt, wenn wir bei uns Frieden haben wollen. Eine alte Volksweisheit sagt: Der Gescheitere gibt nach. Wenn es Zerwürfnisse gibt, dann wird der Gescheitere anfangen, Versöhnung zu suchen, wieder miteinander zu reden. Das gilt für unsere Familien, für alle Gruppen und Vereine. Wenn einer meint, er kann Frieden schaffen, indem er es dem anderen zeigt, indem er den anderen mit noch größeren Bosheiten kleinmachen will, der irrt sich - und wie. Mit Rache und Vergeltung wurde noch niemals Frieden gemacht. Rache und Vergeltung schaukeln den Streit nur noch höher auf. Das möchte uns folgendes Märchen aus 1001 Nacht klarmachen.  

Es war einmal ein Jäger. Der ging jeden Tag mit seinem Hund, den er über alles liebte, auf die Jagd. Eines Tages fand er in einer Höhle eine Grube voller Bienenhonig. Er schöpfte den Honig in einen Schlauch und eilte ins nächste Dorf, um ihn dort zu verkaufen. Er ging zu einem befreundeten Ölhändler und bot ihm den Honig an. Als der Ölhändler den Honig aus dem Schlauch in einen Krug laufen ließ, da fiel ein Tropfen auf die Erde. Im Nu schwirrten Fliegen daher. Und auf die stürzten sich die Spatzen. Deren Gezwitscher lockte die Lieblingskatze des Ölhändlers herbei, und die sprang auf die Spatzen. Als der Hund des Jägers die Katze sah, stürzte er sich auf sie und biss ihr die Kehle durch. Der Ölhändler konnte sich beim Anblick des toten Tieres nicht beherrschen. In seiner Wut nahm er eine Eisen-Stange und zerschmetterte den Kopf des Hundes. Und der Jäger? Auch ihm trübte der Zorn den Verstand. Er zog seinen Dolch und tötete seinen Freund.

Lb. Schw. und Brüder. Ein einziger Tropfen Honig führt schließlich zu einem Mord. Aus einem einzigen falschen Wort entstehen Feindschaften und Kriege. Aus Mücken werden Elefanten. Das kann es nicht sein. Steig aus - aus dem Teufels­kreis von Hass und Vergeltung! Begib dich nicht auf das Niveau der Tiere, wo der Starke den Schwachen frisst.  Feindesliebe? - Wie kann das gehen? Ich muss meinen Feind nicht umarmen wie meinen besten Freund. Aber das Mindestmaß an Feindesliebe müsste für jeden Christen möglich sein. Nämlich auf Rache zu verzichten und für den Feind beten. Das Gebet ist übrigens die beste Therapie gegen die Feindschaft, weil es mein schäumendes Gemüt beruhigt wie kaum ein anderes Mittel.

 

 

 

2025 Lj.C: 6. So.i.Jahr.  Selig, Glücklich-Sein.

 

Evangelium nach Lukas (Lk : 6,17)

In jener Zeit stieg Jesus mit seinen Jüngern den Berg hinab. In der Ebene blieb er mit einer großen Schar seiner Jünger stehen, und viele Menschen strömten herbei. Sie alle wollten ihn hören und von ihren Krankheiten geheilt werden. Auch die von unreinen Geistern Geplagten wurden geheilt.  Alle Leute versuchten, ihn zu berühren; denn es ging eine Kraft von ihm aus, die alle heilte.

Er richtete seine Augen auf die Volksmenge und sagte: Selig die Armen, denn ihnen gehört das Reich Gottes.  Selig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet satt werden. Selig, die ihr jetzt weint, ihr werdet lachen.  Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und aus ihrer Gemeinschaft ausschließen, wenn sie euch beschimpfen und euch in Verruf bringen um des Menschensohnes willen.  Freut euch und jubelt. Euer Lohn im Himmel wird groß sein.

Impuls:

Willst du glücklich sein? No na!  Wer will das nicht? Die Frage ist nur: Wie geht das: Glücklich-Sein? Nun, da gibt es viele Möglichkeiten und Empfehlungen. Es gibt jede Menge Bücher über das Glück. Geh in einen Bücherladen. Wenn du Glück hast, findet eine belesene Verkäuferin das Richtige für dich. Oder: In Deutschland gibt es in der Schule ein eigenes Unterrichtsfach "Glück".  Die wichtigste Empfehlung aus diesem Unterricht lautet, man höre und staune: Nächstenliebe. Sie schüttet die meisten Glückshormone aus. Die Ehrenamtlichen erleben das jeden Tag. So weit so gut.

Andererseits gibt es alte, gescheite Philosophen, die genau das Gegenteil empfehlen. Die Hedonisten z.B. vertreten die Idee, dass das Streben nach Lust und Vergnügen das höchste Ziel im Leben ist. Sie glauben, dass das Erleben von Freude und das Vermeiden von Schmerz die wichtigsten Faktoren für ein gutes Leben sind. Also blanker Egoismus. Diese Lebensphilosophie wird auch heute von vielen, vor allem von Nicht-Christen gelebt. Aber zu den wirklich Glücklichen gehören sie nicht. Ich kenne keinen wirklich glücklichen Egoisten. Sie sind meist unbeliebt und werden einsam. So, und jetzt gesellt sich heute zu den vielen Glücks-Beratern auch Jesus. Jesus will ja nichts anderes, als dass wir glücklich sind. Hören wir, was er uns sagt: "Selig, Glücklich… gleich mehrmals selig. Selig die Armen. Selig die Hungernden. Selig die Trauernden. Selig, wenn Menschen euch hassen und ausschließen. Bitte wie? Empfehlungen zum Glücklich-Sein sehen anders aus. Dazu gehören auf keinen Fall Armut, Hunger und Traurigkeit. Das sind doch eher Feinde des Glücks. Hat Jesus sich geirrt? Nein, nein! Wir müssen tiefer schauen, was er meint. Er redet vom Reich Gottes. Und da gelten andere Spielregeln. Zur Zeit Jesu wurden die Armen und die Hungrigen von allen verachtet. Man glaubte sogar: auch der liebe Gott mag sie nicht. Und jetzt bringt ihnen Jesus die unglaubliche Botschaft: Das Gegenteil ist wahr. Sie sind die besonderen Lieblinge Gottes. Und sie sollten auch die Lieblinge von uns Christen werden. Wir sollen alles tun, um ihrem Übel abzuhelfen. Und jetzt sind wir genau dort, wo wir alle hinwollen: beim Glücklich-Sein. Die Armen und Hungrigen sind glücklich, weil sie wissen, dass Gott sie liebt. Und dass auch gutherzliche Christen sie lieben. Sie setzen alles daran, Armut und Hunger zu beenden, so gut sie können. Diesen Einsatz machen die Christen auch nicht umsonst. Sie werden belohnt mit Glückshormonen und mit dem Wissen: Mein Leben hat einen Sinn, Ich werde gebraucht. Einen Sinn finden, das ist etwas vom Wichtigsten im Leben. Ohne Sinn kein Glücklich-Sein.  

Lb. G. Zugegeben: die Seligpreisungen von Jesus sind nicht auf Anhieb zu verstehn. Aber so ist es eben mit dem Glücklich-Sein. Einfach ist es nicht. Und es ist auch nicht zum Nulltarif zu haben. Es kostet wie jedes hohe Gut Mühe und Anstrengung. Macht nichts. Was nichts kostet, ist auch nichts wert.

 

 

 

2025 Lj.C: 5. So.i.Jahr.  Reicher Fischfang

Evangelium nach Lukas (Lk 5,1-11)

Als Jesus am Ufer des Sees Gennesaret stand, drängte sich das Volk um ihn und wollte das Wort Gottes hören.  Da sah er zwei Boote am Ufer liegen. Die Fischer waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze.  Jesus stieg in das Boot, das dem Simon gehörte, und bat ihn, ein Stück weit vom Land wegzufahren. Dann setzte er sich und lehrte das Volk vom Boot aus.  Als er seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon: Fahr hinaus auf den See! Dort werft eure Netze zum Fang aus! Simon antwortete ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Doch wenn du es sagst, werde ich die Netze auswerfen.  Das taten sie, und sie fingen eine so große Menge Fische, dass ihre Netze zu reißen drohten. Als Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: Herr, geh weg von mir; ich bin ein Sünder.  Denn er und alle seine Begleiter waren erstaunt und erschrocken, weil sie so viele Fische gefangen hatten. Da sagte Jesus zu Simon: Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen.

Impuls:

Kennst du das auch? Ein kohlrabenschwarzer Tag, wo rein gar nichts gelingt. Wo man das Gefühl hat: Alles ist gegen mich: Gott und die Welt. Heute geht es den Jüngern so. Mein Gott, wie oft sind sie hinausgefahren und haben ihre Fische heimgebracht, mal mehr mal weniger. Aber gar keinen Fisch, das ist ihnen noch nie passiert. Und jetzt mutet ihnen Jesus zu, nach dieser Null-Nummer nochmals hinauszufahren. Simon fahr noch einmal hinaus. Petrus wehrt sich zunächst. Wir haben schon die ganze Nacht gefischt - und nichts! Eigentlich hab' ich keine Lust, aber wenn du es sagst… Und dann die Überraschung. Ein Fang wie noch nie. Das gibt es doch nicht, dass man in derselben Nacht gar nichts und plötzlich eine solche Menge Fische fängt. Petrus fehlen die Worte. Er kann sich nur hinwerfen vor Jesus, bewundern und danken.

Lb. Gl. Eine spannende Geschichte. Und noch spannender: Es ist nicht nur die Geschichte von Petrus. Es kann auch deine und meine Geschichte sein. Wir alle sind manchmal wie Petrus: Menschen mit Erfolg und Misserfolg. Manchmal klappt alles wie am Schnürchen in unserem Le­ben, in unserem Beruf, in unserer Familie. Da fühlen wir uns stark, fast wie Lebensprofis, wie Lebenskünstler. Wir kennen sie ja gut die Tricks des Erfolges. Wir wissen, wie man die Menschen anpacken muss. Doch manchmal versagen alle Tricks. Da versagt die ganze Le­benserfahrung. Manchmal läuft alles schief. Das Arbeitsklima stimmt nicht. Man kommt mit den Mitarbeitern nicht zurecht. Es gibt Ärger mit dem Chef, obwohl man das Beste will und sich alle Mühe gibt. Und zu­hause geht's auch nicht viel besser: Das Kind, das bislang so lieb und herzig war, ist jetzt in einer schwierigen Phase, ist mürrisch, zickig  und aufsäs­sig. Man versucht es mit Güte und mit Strenge, alles umsonst. Und un­ter den Ehegatten: einst wunderschöne Harmonie, jetzt häufen sich die Spannungen bis zur Unerträglichkeit. Was hat man sich schon geplagt, alles wieder einzurenken, wie viele schlaflose Nächte! Manchmal könnte man den Mut verlieren und sagen: Es ist alles umsonst, alles vergebliche Liebesmüh!

Lb. Gl. Vom heutigen Evangelium können wir lernen, ler­nen zu sagen: Auf dein Wort hin, Herr, will ich es noch einmal versu­chen. Wir geben viel zu schnell auf, weil wir nur uns selber sehen, un­sere beschränkten Möglichkeiten, unsere beschränkte Kraft. Wir dürfen nicht vergessen: es gibt einen, der stärker ist als wir. Es gibt einen, der uns helfen kann und will; der uns sogar auffordert: Bittet und ihr wer­det empfangen. Machen wir's wie Petrus: Herr, auf dein Wort hin will ich es noch einmal versuchen! Will mich bemühen um ein gutes Klima am Arbeitspatz, in der Familie. Und du wirst sehen: Nicht nur dem Petrus, sondern jedem von uns wird ein überraschender Fischfang beschert, wenn wir nur Glauben haben. Herr, auf dein Wort hin, will ich es noch einmal versuchen.

2025 Lj.C: 4. So.i.Jahr.  Stadt ohne Gott

Evangelium nach Lukas (Lk 4.16)

So kam Jesus auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. In seiner Predigt verkündete er: Gott hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; und den Gefangenen die Freiheit. Und dass ich ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe. Seine Rede fand bei allen Beifall; sie staunten darüber, wie begnadet er redete. Dann sagte er: Sicher werdet ihr mir das Sprichwort vorhalten: Arzt, heile dich selbst! Wenn du in Kafarnaum so große Dinge getan hast, wie wir gehört haben, dann tu sie auch hier in deiner Heimat! Er aber entgegnete: Kein Prophet wird in seiner Heimat anerkannt.  Als die Leute in der Synagoge das hörten, gerieten sie alle in Wut.  Sie sprangen auf und trieben Jesus zur Stadt hinaus; sie brachten ihn an den Abhang des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut ist, und wollten ihn hinabstürzen.  Er aber schritt mitten durch die Menge hindurch und ging weg.

Impuls:

Letzten Sonntag haben wir gehört: Jesus kommt in seine Heimatstadt Nazareth und predigt. Es war seine erste Predigt dort. Das hätte er lieber nicht tun sollen. Heute weiß jeder Bischof: Einen Priester darf man nie in seinem Heimatort einsetzen. Dort kennt man alle seine Jugendsünden. Und die hält man ihm ständig vor. Wenn er in seinen Predigten Unangenehmes verlangt, sagen sie gleich:  Sei nur still, du warst ja selber nicht besser. Ja! Predigen geht überall, nur in der Heimat nicht. Das hat auch Jesus bitter erfahren müssen, er, der weltbeste Prediger, der sogar Wunder wirkt. So schnell kann es gehen. So schnell schlägt die Stimmung um. Eben noch sind sie hellauf begeistert, wie begnadet er zu reden versteht. Großmundig verkündet er: Ich bin gesandt, damit ich den Armen und Kranken eine gute Nachricht bringe und den Gefangenen die Freiheit. Ich bin gesandt, ein Gnadenjahr auszurufen. Das klingt zu schön, um wahr zu sein: keine Armut, keine Krankheiten mehr. Freiheit und Gnade für alle Bürgerinnen und Bürger. Den machen wir doch glatt zum Ehrenbürger. Aber was soll das? Die Wunder bleiben aus, gerade in seiner Heimat. Jesus ist eben nicht der gefällige Gönner, der auf Zuruf heilt und alle glücklich macht. Es geht ihm bei seiner Antrittsrede nicht um Beifall, sondern um den Glauben. Und gerade den vermisst er bei seinen Landsleuten. Verständlich seine Enttäuschung: Kein Prophet wird in seiner Heimat anerkannt. Jetzt packt sie die Wut. Sie springen auf und treiben ihn zu Stadt hinaus. Sie wollen ihn sogar von einem Felsen stürzen. Nein! Jetzt ist noch nicht die Zeit zu sterben. Zu viel ist noch zu tun. Mit göttlicher Autorität schreitet er durch die zornige Menge und geht weg. Beifall und Verwerfung, beides innerhalb von wenigen Minuten.

Lb. Gl. Die getrauen sich was, diese Nazarener. Sie treiben Gott zur Stadt hinaus. Das hat Schule gemacht. Das geschieht auch heute, hier und überall. Wo Gott hinausgetrieben wird, da setzt sich der Mensch an seine Stelle. Da macht sich der Mensch zum Maß aller Dinge. Wohin das führt, das haben uns die Nazis vorgezeigt: Sie haben bestimmt, wer es wert ist, am Leben zu bleiben und wer nicht. Behinderte, soge­nanntes lebens-unwertes Leben hatte keinen Platz in diesem Regime. Unerwünschte Menschen sind zu Tausenden über Nacht verschwunden und grausam ums Leben gekommen. Den lieben Gott, den Liebhaber der Menschen, den haben sie hinausgeworfen. Wer Gott vertreibt, verliert das Herzstück. Eine Stadt ohne Gott ist eine tote Stadt. Da helfen die tollsten Veranstaltungen nichts, da hilft kein Stadtfest und kein Feuerwerk. Wenn Gott weg ist, ist die Liebe weg, denn Gott ist die Liebe. Eine gottlose Stadt ist wie ein Ofen ohne Wärme, wie ein Haus ohne Licht.

Lb. Gl. Das heutige Evangelium ist hart aber es hat ein Happy End. Wie oft wird versucht, Gott an den Rand zu drängen, bis hart an den Abgrund. Aber er lässt sich nicht vertreiben. Denn es ist seine Welt. Plötzlich ist er da - in einem Ereignis, in einer Frage, in einem Schicksal, in einem Menschen. Er zeigt sich mächtig und stark. Er schreitet weiter, unbeirrt, und erreicht letztlich, was er will. Das ist unser Trost, in einer zunehmend gottlosen Welt.

 

2025 Lj.C: 3. So.i.Jahr. Gnadenjahr

Der junge, frischgebackene Rabbi, der hat es aber eilig. Eben ist er aus dem Taufwasser gestiegen, er hat noch die lieben Worte des Vaters im Ohr: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen habe, auf ihn sollt ihr hören, schon mach er sich and die Arbeit. Warum denn so eilig? Nun, da gibt es mehrere Gründe: Er will seinen Vater nicht enttäuschen, der ihm einen so großen Auftrag zugetraut hat. Zudem hat er ganz wenig Zeit, das spürt er irgendwie, 3 Jahre nur. Ja, und dann gibt es so viele Menschen, die eine gutes Wort dringend nötig haben und eine Heiligung auch, Heilung von Krankheiten an Leib und Seele und von der Last ihrer Sünden. Also gleich an die Arbeit: Von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt. Natürlich auch in seine Heimatstadt Nazareth. Die Landsleute sind gespannt, wie wird er's wohl machen, der junge Rabbi. Und siehe da: Er predigt - nicht wie ein nervöser Primiziant, sondern mit unglaublichem Selbstbewusstsein. Er verkündet seinen Landsleuten sein Lebensprogramm: Gott hat mich gesandt, den Armen und Kranken die Heilsbotschaft zu bringen und den Gefangenen die Freiheit. Er hat mich gesandt, ein Gnadenjahr des Herrn auszuru­fen. Gnadenjahr, das war damals ein fester Brauch. Alle 50 Jahre wurde ein Gnadenjahr ausgerufen und gefeiert: Da wurden alle Schulden erlassen, Haus- und Grundbesitz mussten zurückgegeben werden. Wer in Sklaverei geraten war, durfte zu seiner Familie zurück.

Jesus zählt nicht mehr die Jahre. Jedes Jahr soll ein Gandenjahr werden. Er will die Freiheit der Menschen, das ist sein Programm. Er sieht, wie Menschen von Armut und Krankheit, von Leid und Schuld belastet sind. Er sieht, wie die Menschen von religiösen und politischen Füh­rern ausgenützt und unterdrückt werden. Er will die Freiheit der Kinder Gottes. Sein Programm ist also nicht nur ein rein religiöses, nicht nur ein Bibelunterricht oder eine Gebetsschule. Sein Programm ist ein höchst soziales, sogar ein politisches. Er will eine Verbesserung der Verhältnisse, die Veränderung der Gesellschaft.

Das Programm Jesu ist seither auch das Programm der Kirche und jeder lebendigen Pfarrgemeinde. Nur Gottesdienst, nur Gebet und religiöse Erbauung sind zu wenig. Schon sehr früh begannen Bischöfe und Or­densleute mit der Gründung von Hospizen für Kranke, Behinderte, Alte und Fremde. Eigene Diakone wurden bestellt, um die Armen zu versorgen. Heute macht das alles die Caritas.

Lb. Gl. Hast du schon ein Gandenjahr erlebt? Gewiss, die meisten von uns. Es sind Jahre, in denen wir die Nähe und Hilfe Gottes besonders intensiv erfahren. Es war z.B. das Jahr, in dem du die Liebe deines Lebens gefunden und geheiratet hast. Das Jahr, in dem du die Abschlussprüfung geschafft und deinen Wunschberuf begonnen hast. Das Jahr, in dem du nach langer schwerer Krankheit wieder gesund geworden bist. Ein Gnadenjahr, ein Geschenk Gottes! Und das Jahr 2025, wird das auch ein Gnadenjahr werden? Kommt darauf an. Wer die Hände in den Schoß legt und wartet, bis der liebe Gott ihm ein Gnadenjahr präsentiert, der wird vergeblich warten. Ohne uns macht der liebe Gott gar nichts. Aber jedem, der glauben und vertrauen kann, dass Gottes Geist in ihm wirkt, dem wird ein Gnadenjahr geschenkt. Und zwar nicht nur eines in 50 Jahren. Wer mit Gott in herzlicher Beziehung lebt, für den ist jedes Jahr ein Gnadenjahr, jeder Tag und jede Stunde eine Gnadenzeit, ein Geschenk Gottes.

Lb. Gl. So eilig wie Jesus müssen wir's nicht angehen. Aber jedem bleibt ein wenig Zeit übrig, über den eigenen Tellerrand zu sehen und zu schauen, wo jemand mich braucht – in der Kirche, in der Nachbarschaft, in der eigenen Familie. Ein gutes aufbauendes, tröstendes Wort, ein Liebesdienst… Jeder kleinste Dienst ist kostbar. Jede Minute kann eine Gnaden-Minute sein für dich und für andere.

 

Lj. C: 2025: 2. So.i.Jahr: Hochzeit zu Kana

 

Evangelium nach Johannes 2,1-12

In jener Zeit fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt, und die Mutter Jesu war dabei.  Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen.  Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr.  Jesus erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.  Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut! Es standen dort sechs steinerne Wasserkrüge, wie es der Reinigungsvorschrift der Juden entsprach; jeder fasste ungefähr hundert Liter.  Jesus sagte zu den Dienern: Füllt die Krüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis zum Rand.  Er sagte zu ihnen: Schöpft jetzt, und bringt es dem, der für das Festmahl verantwortlich ist. Sie brachten es ihm.  Er kostete das Wasser, das zu Wein geworden war. Er wusste nicht, woher der Wein kam; die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es. Da ließ er den Bräutigam rufen und sagte zu ihm: Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste zuviel getrunken haben, den weniger guten. Du jedoch hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten.  So tat Jesus sein erstes Wunder, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn.

Impuls:

Was ist wertvoller: Wasser oder Wein? Wenn du dir nicht sicher bist, geh ins Gasthaus und bestell ein Glas Wasser und ein Glas Wein. Und dann schau auf die Rechnung. Das Glas Wein 3 € und das Glas Wasser nichts. Was nichts kostet, ist nichts wert. So, jetzt weißt du's, oder doch nicht? Bei uns ist Wasser billig, weil es genug davon gibt.

Mach eine Reise nach Afrika, in ein Land, wo es jahrelang nicht mehr geregnet hat, wo Menschen, Tiere und Pflanzen verdursten. Dort ruft keiner: Wein her! Sondern: Ein Königreich für ein Glas Wasser! Noch einmal: Was ist kostbarer: Wasser oder Wein? Kommt ganz darauf an. Bei einer Hochzeit z.B. hat man Wein viel lieber als Wasser. Er bringt die Menschen in Stimmung. Der Wein erfreut das Menschenherz. Wasser will bei einer Hochzeit keiner. Verständlich, dass der Wirt in der heutigen Geschichte verzweifelt ist und der Bräutigam ebenso, als plötzlich der Wein ausgeht. Die Stimmung kippt, die Gäste sind enttäuscht. Die Leute schleichen sich der Reihe nach davon. Der Bräutigam steht da wie ein begossener Pudel. Er weiß keinen Rat. Einen guten Rat weiß nur eine, eine Frau, die aufmerksam ist und mitfühlt, Maria. Sie eilt zu Jesus. Wenn einer helfen kann, ist es er. Aber er sträubt sich. Gibt es denn nichts Wichtigeres als Wein? Klar! Wichtiger ist ihm die Frohbotschaft. Aber halt! Wäre ein Wunder nicht eine wunderbare Frohbotschaft. Schließlich verwandelt er 6 Fässer Wasser in Wien. Jetzt ist die Hochzeit gerettet. Und alle reden von Jesus, dem Wundertäter. Er wird bekannt und beliebt, weit über die Grenzen hinaus.

Lb. Gl. Schließlich wird der Wein noch einmal eine ganz wichtige Rolle spielen, beim letzten Abendmahl. Da verwandelt er Wein in sein Blut. Er nimmt nicht Wasser, sondern Wein, ein Symbol der Lebenslust, der Lebensfreude. Und dann gibt er den Jünger und ihren Nachfolgern den Auftrag, das Gleiche zu tun, jede Woche, jeden Tag. Damit alle Menschen seine Nähe spüren in den Zeichen von Wein und Brot.

Lb. Gl. Welch tiefe Symbolik steckt in diesen beiden Zeichen. Er nimmt einerseits ein Grundnahrungsmittel, Brot. Damit will er sagen: Ich bin für euch lebenswichtig wie das tägliche Brot. Und dann noch Wein, ein Genussmittel. Genuss und Freude brauchen wir halt auch, nicht nur das nackte Überleben. Feinfühliger geht es nicht!

Lj. C: 2025: Taufe Jesu  - Macht, Kinder Gottes zu werden (2015)

 

Mensch, wer bist du eigentlich? Das sagen wir gelegentlich, wenn einer sich aufspielt, als wäre er der Kaiser von China. Mensch, wer bist du eigentlich? Hochnäsiges Auftreten kommt gar nicht gut an. Erst recht, wenn der Angeber alles andere ist als ein großes Genie. Hochnäsigkeit steht uns Menschen nicht zu, weil alles, was uns groß macht, Geschenk ist - von Gott.

Andererseits können wir nicht groß genug denken über die Würde des Menschen. Nicht, weil der Mensch von sich aus so ein großartiges Wesen wäre, sondern weil Gott den Menschen so hoch erhoben hat.

Bild? Seit der Taufe sind wir weit mehr als der Kaiser von China und seine Kinder. Seit der Taufe sind wir Kinder Gottes. Kapieren wir, was das heißt? Kapieren? Nein. Kapieren kann man es nicht. Es ist ein unbegreifliches Geschenk. Und dass der große Gott selber Mensch wird, ist ein zusätzlicher Beweis, welche Wertschätzung der Mensch bei seinem Schöpfer genießt. Wir sind es ihm wert, so sehr, dass er zu uns herabsteigt, dass er uns gleich, selber Mensch wird! Das muss Konsequenzen haben: Niemals darf ein Mensch erniedrigt oder verachtet oder gar misshandelt werden. Das wäre ein Vergehen ge­gen das Ebenbild Gottes.

Gott ist in lebendiger Beziehung zu uns. Gott spricht mich persönlich beim Namen an: Ingrid, Maximilian, Katharina. Ich bin also kein namenloser Irgendwer - sondern sein Kind. Menschen, die so von Gott angesprochen werden, haben zwei Möglichkeiten. Sie können »ja« sagen zu ihm. Aber auch "nein". Das wir im Evangelium wehmütig erwähnt: Die Seinen nahmen ihn nicht auf. Im Menschen gibt es halt leider nicht nur Licht, sondern auch den Abgrund, die Finsternis. Er kann zu seinem eigenen Schöpfer und Erlö­ser »nein« sagen; er kann sich ins Böse verren­nen.

Wer ihn aber aufnimmt, dem gibt er "die Macht, Kind Gottes zu werden« (Joh 1,12).

Kind Gottes zu sein, das gibt uns geradezu könig­liche Würde. Als »Kind der Erde« bin ich geboren. Als »Kind des Himmels« werde ich wieder geboren, in der Taufe.

Lb. Gl. Wer ich auch immer sein mag, und wenn ich in den Augen der anderen der »letzte Dreck« wäre - in mir ist die Würde der Gotteskindschaft. In diesem Bewusstsein darf jeder Mensch den Kopf hoch tragen! Wohl gemerkt, den Kopf hoch tragen, nicht die Nase!

Eine Anekdote erzählt von einer christlichen Kammerdienerin. Sie musste jeden Morgen der Prinzessin die Haare kämmen. Die zickige Prinzessin war nie zufrieden, sie schimpfte mit hässlichen Worten und sagte: Weißt du nicht, dass ich die Tochter des Königs bin?" Darauf stellte sich die Kammerzofe respektvoll, aber auch selbstbewusst vor sie hin und sagte: »Eure Hoheit mögen bedenken, wer ich bin: Ich bin die Tochter des höchsten Königs!«

2025 Lj-B: Dreikönig: Der liebe Gott ist polyglott

Die vielen Sprachen Gottes

 

Wie viele Sprachen kannst du? Zwei oder eine oder gar keine? Gar keine - das gibt es nicht. Die meisten von uns beherrschen mindestens zwei: Den Osttiroler-Dialekt schon von Kindesbeinen an. Und seit der Volksschule die Sprache Hoch-Deutsch. Später kommt dann noch Englisch dazu und vielleicht noch andere. In unserer Multi-Kulti-Welt können wir nie genug Sprachen beherrschen, meinen die Fachleute. Es gibt Sprachen-Talente, die sprechen 10 Sprachen und mehr. Das Über-Drüber-Sprachen-Talent ist der liebe Gott. Er muss alle Sprachen und Dialekte der Welt beherrschen. Wie könnte er sonst die Gebete eines Urwald-Menschen verstehen? Er beherrscht zudem noch 2 weitere: Die Sprache der Sterne z.B. Davon erzählt das heutige Fest. Mit einer auffälligen Stern-Konstellation gibt er heidnischen Sterndeutern eine wichtige Botschaft: Im Judenland ist ein besonderer König geboren. Der soll so was wie ein Messias sein, ein großer Heil-Bringer für die ganze Welt. Den müssen sie sehen. Und wenn es noch so große Strapazen bedeutet, einen Marsch von 1000 Mailen. Um sich mit diesen Heiden zu verständigen benützt der liebe Gott noch eine andere Sprache, die Sprache des Traumes.

Träume spielen in der Bibel eine wichtige Rolle. Josef z.B. bekommt in einem Traum die Weisung: Scheue dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen. Das Kind, das sie erwartet ist nicht von einem anderen Mann, sondern vom Hl. Geist. Die heidnischen Sterndeuter bekommen durch einen Traum die Warnung, nicht zu Herodes zurückzukehren. Denn dieser will dem Kind nicht huldigen. Er will es töten. Und 33 Jahre später, als Jesus der Prozess gemacht wird, da ist es ausgerechnet wieder eine Heidin, die Frau des Richters Pilatus, die in einem Traum einen wichtigen Hinweis bekommt. Sie sagt ihrem Mann: Habe nichts zu schaffen mit diesem Mann. Er ist unschuldig. Ich habe seinetwegen im Traum viel gelitten (Mt 27,19).

Ob diese Träume Tag- oder Nacht-Träume sind, ist letztlich egal. Gott verwendet sie jedenfalls in entscheidenden Situationen, dort wo alle anderen Sprachen mit ihrer Weisheit am Ende sind. Es ist zugleich jene Sprache, die zu Herzen geht und zu Taten drängt.

Lb. Gl. Wie viele Sprachen kannst du? Zwei? Das ist schon gar nicht schlecht. Du solltest aber unbedingt noch die Sprache Gottes lernen, der durch das Gewissen oder durch einen Traum zu dir spricht. Dann erfährst du Dinge, die keine Sprache der Welt zu vermitteln vermag. Diese Sprache erreicht sogar Menschen, die sich von Gott entfernt haben, jene, die niemals in die Kirche gehen, die aus der Kirche ausgetreten sind. Sie erreicht sogar die Heiden.

 

Lj. C 2025: 2. So.n. Weihn. - Macht des Wortes

 

Evangelium nach Johannes (Joh 1,1-18)

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.  Im Anfang war es bei Gott.  Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist.  In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.  Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.  Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt.  Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht.  Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.  Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden. Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.

Impuls:

Hast du dich auch schon geärgert über Menschen, die so viel Blödsinn reden, wenn er Tag lang ist? So viele Worte, Wort-Durchfall. Das ist wirklich ein Übel. Da schaltet man am besten gleich auf Durchzug oder noch besser: Man schaltet ab. Die Medien sind auch nicht besser. Sie suchen bewusst das Negative. Ihre Devise lautet: "Bad News are good News". Schlechte Nachrichten sind gut für uns. Sie lassen sich besser verkaufen als die guten. Dann gibt es noch jede Menge Falschmeldungen, um die Menschen zu verunsichern. Dazu noch Verschwörungstheorien. Gibt es denn gar nichts mehr, auf das man sich verlassen kann?

Jesus mahnt uns ganz eindringlich: Lasst euch nicht irreführen. Wie gut, dass wir das Wort Gottes haben. Auf das ist Verlass. Es ist absolut wahr und voller Lebensweisheiten, die uns helfen, unser Leben sinnvoll zu gestalten.

Im heutigen Evangelium ist vom besten Wort die Rede, vom Wort Gottes. Und es sagt uns, welche Macht es hat.

Da heißt es: Im Anfang war das Wort. Dieses Evangelium ist eigentlich ein Lied, das Logos-Lied. Es zählt zur Welt-Literatur. Dieses Logos-Lied beschreibt die Schöpfung der Welt und die Erlösung des Menschen im Zeitraffer. Mit einem einzigen Wort "Es werde" entstand die Schöpfung mit allem Drum und Dran. Und das Wort Gottes ist schließlich vor 2000 Jahren Fleisch geworden in Jesus, um die Menschen zu suchen und zu retten. Was für eine Macht besitzt das Wort Gottes! Als Jesus dann als erwachsener Messias durch die Lande zieht, entfaltet er sein volles Heilswirken durch nichts anderes als wieder durch das Wort.

Mit einem einzigen Wort kann er Wunder wirken: Kranke heilen, Sünden vergeben, sogar Tote erwecken. Seine heilenden Worte, einige kennen wir: „Steh auf, nimm deine Bahre und geh nach Hause!" (Joh 5,8) „Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!" (Mk 2,5), Lazarus, komm heraus aus deinem Grab.

So ist das Gottes Wort: heilend, sündenvergebend, totenerweckend. Es ist keinesfalls eine Aufzählung von Dogmen und Glaubenssätzen zum Auswendig-Lernen, sondern einfach nur ein Wort, das rettet und heilt. Das mächtigste Wunderwort heißt "Jesus". Es bedeutet: Gott heilt, Gott rettet. Wenn wir von ihm lernen, können auch wir die kleine Welt um uns verändern, so wie Jesus.

Lb. Gl. Jesus selber sagt: Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir. Ich bin gütig und "dien-mütig" von Herzen. So werdet ihr Ruhe finden für euere Seele. Also Güte und Hilfsbereitschaft bringen Ruhe und Erfüllung in mein Leben.

Wenn wir von ihm lernen, finden wir schon das rechte Wort zur rechten Zeit. Und dann können auch unsere Worte Wunder wirken, kleinere und größere. Worte wie zum Beispiel: Du kannst das. Ich mag dich. Ich verzeihe dir. Solche und ähnliche Worte können einen Menschen gar zum Leben erwecken.

 

Lj. C 2025: Neujahr. Glück im neuen Jahr

(Les: Philipper 4,1; Ev: Seligpreisungen. Mt 5,3)

"Viel Glück im Neuen Jahr" wünschen wir uns in diesen Tagen, mündlich und schriftlich. Aber keiner sagt uns, wie das geht, "Glücklich Sein". Viele reden vom Heiden-Spaß. Die Party war ein Heiden-Spaß. Sind die Heiden die großen Meister des Glücks? Komisch, niemand redet vom Christen-Spaß. Sind wir Christen allesamt Muffel? Na ja, die verbissenen Gesetzeslehrer vielleicht. Aber der normale Christ kann sich sehr wohl freuen nach Herzenslust. Es gibt drei Sorten von Glück: Das große Glück, das kleine Glück und gar kein Glück. Wer ist für was zuständig? Die Kirche ist zuständig für „höhere, für himmlische Freu­den", für das verklärte „große Glück". Dazu gehören verschiedene kirchliche Feiern: Ein schön gestalteter Sonntags-Gottesdienst. Eine Predigt, die das Herz berührt. Erst recht die hohen Feste: Weihnachten und Ostern. Die Feier der Sakramente: Taufe, Erstkommunion, Firmung, Hochzeit. Schließlich ist es auch die Aufgabe der Kirche, die Christen anzuleiten, wie sie die Freude des Himmels finden können.

Soweit das Große Glück. Das Große Glück hat Seltenheitswert. Es ist nicht jeden Tag zu haben. An gewöhnlichen Tagen müssen wir uns begnügen mit dem Kleinen Glück. Auch dafür kann die Kirche einen Beitrag leisten. Ein kluger bodenständiger Seelsorger wird den Gläubigen klar machen: Es muss nicht immer das große Glück sein. Auch das Kleine Glück sollten wir schätzen und genießen ohne schlechtes Gewissen. "Kleines Glück? Was ist das? Es sind jene Freuden des Lebens, die ein wenig Licht in den grauen Alltag bringen: Ein gutes Essen, ein erquickender Schlaf, ein frisches Glas Bier an einem heißen Sommertag. Ein warmer knisternder Stuben-Ofen, wenn es draußen stürmt und schneit. Ein Spaziergang in der wunderschönen Natur. Musizieren oder Musik hören. Diese kleinen Freuden können und sollen wir uns selber machen.

Kein Glück. Es gibt auch Tage, wo wir kein Glück erleben, nur Traurigkeit. Auch solche Tage dürfen sein. Da ist dann Geduld angesagt und Klugheit. Die Klugheit, dass wir die Erwartung nicht zu hoch ansetzen. Wer meint, er muss immer ganz glücklich sein, macht sich nur Stress und landet nicht selten in der Enttäuschung, oder gar in der Depression. Dauerhaftes Glücksgefühl gibt es nicht. Der große Dichter Göthe meint: „Des Lebens ungetrübte Freude ward keinem Irdischen zuteil. Am besten sind jene dran, die fähig sind, auch Krisen und Niederlagen anzunehmen. Krisen gar als Chance zu sehen, die uns reifer und stärker machen können.

Am Schluss noch die Frage: Kann man denn gar nichts tun, um dem Glück ein wenig nachzuhelfen, dass es nachhaltiger wird? Glücksbringer vielleicht?  Glücksschweinchen, Vierklee, Hufeisen…? Diese Glücksbringer bringen leider nichts. Sind ja nur totes Material. Es muss was Besseres geben. Nachhaltiges Glück kann man lernen. Am besten von dem, der es am besten weiß. Jesus zeigt es uns in der Bergpredigt, in den Seligpreisungen. Da steht kurz und bündig: „Selig, die arm sind vor Gott. Das heißt: Selig die sich armselig und klein fühlen vor Gott. Von ihm erwarten sie alle Zuwendung und alle Hilfe und sind unendlich dankbar. Wir müssen nicht alles selber machen. Wieviel Stress bleibt uns dadurch erspart. Selig die Barmherzigen, selig, die ein gutes Herz haben. Sie dürfen erwarten, dass auch andere gut zu ihnen sind.

Lb. Gl. In diesem Sinn gehen wir mit Mut und Gelassenheit hinein ins neue Jahr! Wir wissen: Wir haben gute Menschen an der Seite und einen allmächtigen Gott, der uns liebt und der das Beste für uns will.

 

Lj. C 2024: Hl. Familie. Spielen wir Familie.

Evangelium nach Lukas (Lk 2,41-52)

Die Eltern Jesu gingen jedes Jahr zum Paschafest nach Jerusalem.  Als er zwölf Jahre alt geworden war, zogen sie wieder hinauf, wie es dem Festbrauch entsprach.  Nachdem die Festtage zu Ende waren, machten sie sich auf den Heimweg. Der junge Jesus aber blieb in Jerusalem, ohne dass seine Eltern es merkten.  Sie meinten, er sei irgendwo in der Pilgergruppe, und reisten eine Tagesstrecke weit; dann suchten sie ihn bei den Verwandten und Bekannten.  Als sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten ihn dort.  Nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel; er saß mitten unter den Lehrern, hörte ihnen zu und stellte Fragen.  Alle, die ihn hörten, waren erstaunt über sein Verständnis und über seine Antworten.  Als seine Eltern ihn sahen, waren sie sehr betroffen, und seine Mutter sagte zu ihm: Kind, wie konntest du uns das antun? Dein Vater und ich haben dich voll Angst gesucht.  Da sagte er zu ihnen: Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört? Doch sie verstanden nicht, was er damit sagen wollte.  Dann kehrte er mit ihnen nach Nazaret zurück und war ihnen gehorsam. Seine Mutter bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen. Impuls:

In manchen Familien gibt es einen netten Brauch: Irgendwann in den Weihnachtsferien wird "Familie" gespielt. Mit vertauschten Rollen, versteht sich. Eltern spielen die Kinder und Kinder die Eltern. Das hört sich dann so an: Ein Kind sagt in strengem Ton zu Vater oder Mutter: „Kannst du endlich dein Zimmer aufräumen?" Oder: „Bevor du spielen gehst, wer­den erst die Haus-Aufgaben gemacht!" Oder: „Lauf bitte schnell ins Geschäft und bring ein paar Eier mit, damit ich den Kuchen backen kann?" Oder etwas schärfer: „Hör endlich auf zu motzen!" Heute gehst du nicht zu deiner Freundin. Du bekommst Hausarrest! „Du hast mich angelogen."

Und die Eltern raunzen wie die Kinder: „Ich darf nie-e-e mit Freunden was unternehmen. I-i-im-mer muss ich zu Hause bleiben und Hausarbeiten machen: Abspülen, Staubsaugen, Fenster putzen. Ich mag nicht mehr!" Ein Familien-Spiel, gute Idee. Da kommt auf humorvolle Art zum Vorschein, wie Familien-Glieder miteinander umgehen. Eltern und Kinder lernen, sich in andere hineinzuversetzen.

Lb. G. Im Evangelium wird uns auch eine Familiengeschichte erzählt, und was für eine. Es gibt Ärger mit dem Jungen. Der bleibt bei der Pilgerreise einfach im Tempel zurück. Er redet gescheit mit den Religionslehrern. Er übersieht die Zeit, Stunden vergehen. Er vergisst total auf seine Eltern. Die sind auf dem Heimweg, bereits eine Tagesreise weit. Irgendwann bekommen die Eltern ein mulmiges Gefühl. Sie haben sich mit den Verwandten verplaudert. Mein Gott, wo ist denn der Kleine? Sie suchen. Nirgendwo in der Pilgergruppe ist er zu finden. Also nichts wie zurück nach Jerusalem. Dort finden sie ihn endlich - nach drei Tagen.

Da trifft es sogar für den Gottes-Sohn eine Rüge: Kind, was hast du uns angetan? Dein Vater und ich haben dich voller Angst gesucht. Und der Junge versteht die Aufregung nicht. „Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?" Welcher Vater, bitte? Ja, er hat einen anderen Vater als Josef. Sein Vater ist der liebe Gott. Dem weiß er sich mehr verpflichtet als dem Pflegevater Josef. Die Eltern müssen erst ein paarmal schlucken, bis sie schließlich verstehn, was er meint. Wirklich verstehen werden sie ihn nie, ein Leben lang. Zunächst gehen sie versöhnt nach Hause. Der Kleine war ihnen gehorsam. Es ist nicht ganz einfach, wenn man zwei Väter hat. Da sind Zerwürfnisse vorprogrammiert. Zerwürfnisse, die kennen auch wir in unseren Familien. Kennen wir auch die Versöhnung? Leider nicht immer. Die Hl. Familie ist ähnlich mit unseren Familien. Und doch irgendwie anders. Jesus hat als eigentlichen Vater Gott selbst. Gott nimmt für ihn die wichtigste Stelle ein.

Lb. Gl. Wäre das vielleicht die Lösung unserer Familienprobleme? Gott in die Mitte unserer Fa­milie zu stellen? Gute Idee. Von Gott lernen wir die wichtigsten Lebensweisheiten: Liebe, Hilfsbereitschaft, Feingefühl, Verständnis und Versöhnung – jeden Tag. Dann würden unsere Familien-Spiele gleich ganz anders aussehen und das wirkliche Familien-Leben erst recht.

 

Lj. C ' 2024 4. Adventsonntag: Besuchszeit.

Evangelium nach Lukas 11

In jener Zeit erschien dem Zacharias ein Engel des Herrn; er stand auf der rechten Seite des Rauchopferaltars.  Als Zacharias ihn sah, erschrak er.  Der Engel aber sagte zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias! Dein Gebet ist erhört worden. Deine Frau Elisabet wird dir einen Sohn gebären; dem sollst du den Namen Johannes geben.  Zacharias sagte zu dem Engel: Woran soll ich erkennen, dass das wahr ist? Ich bin ein alter Mann, und auch meine Frau ist in vorgerücktem Alter.  Der Engel erwiderte ihm: Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und ich bin gesandt, um mit dir zu reden und dir diese frohe Botschaft zu bringen.  Aber weil du meinen Worten nicht geglaubt hast, die dennoch in Erfüllung gehen, sollst du stumm sein und nicht mehr reden können, bis zu dem Tag, an dem all das eintrifft. Bald darauf empfing seine Frau Elisabet einen Sohn und lebte fünf Monate lang zurückgezogen. Sie sagte: Der Herr hat mir geholfen; er hat in diesen Tagen gnädig auf mich geschaut und mich von der Schande befreit, mit der ich in den Augen der Menschen beladen war. Für Elisabet kam die Zeit der Geburt, und sie brachte einen Sohn zur Welt.  Ihre Nachbarn und Verwandten hörten, welch großes Erbarmen der Herr ihr erwiesen hatte, und freuten sich mit ihr.  Am achten Tag kamen sie zur Beschneidung des Kindes und wollten ihm den Namen seines Vaters Zacharias geben.  Seine Mutter aber widersprach ihnen und sagte: Nein, er soll Johannes heißen.  Sie antworteten ihr: Es gibt doch niemand in deiner Verwandtschaft, der so heißt.  Da fragten sie seinen Vater durch Zeichen, welchen Namen das Kind haben solle.  Er verlangte ein Schreibtäfelchen und schrieb zum Erstaunen aller darauf: Sein Name ist Johannes.  Im gleichen Augenblick konnte er Mund und Zunge wieder gebrauchen. Er redete und pries Gott. Impuls:

Advent und Weihnachten. Das ist klassische Besuchszeit. Besuche sind schön, normalerweise. Aber nicht alle. Es kann auch Unannehmlichkeiten geben: Die Wohnung ist nicht aufgeräumt. Oder wir hören nicht richtig zu und reden aneinander vorbei. Oder der andere glaubt nicht, was ich sage. Davon redet heute die Bibel. Im Advent wird uns erzählt, wie der Engel Gabriel den Zacharias besucht. Er ist Hoherpriester. Aber dieser Gottesmann hat Pech. Er bekommt keine Kinder. Seine Frau ist unfruchtbar und inzwischen schon recht alt. Kinderlosigkeit galt damals als große Schande. Es wurde so gedeutet. Wenn Gott einen Menschen nicht mag, bestraft er ihn mit Kinderlosigkeit. Und jetzt ist auch Zacharias, ein Mann Gottes kinderlos. Wie kann einer, den Gott nicht mag. Hoherpriester sein? Man kann sich vorstellen, wie dieses Ehepaar gelitten hat. Und gebetet haben sie auch, mehr als alle anderen. Eines Tages geschieht es. Zacharias hat Tempeldienst. Da bekommt er plötzlich Besuch. Es ist kein Geringerer als ein Bote Gottes, der Erzengel Gabriel. Er sagt: Zacharias, dein Gebet ist erhört worden. Übers Jahr wirst du Nachwuchs bekommen. Zacharias entgegnet: Wie soll das gehen? Wir beide sind schon zu alt dafür. Da wird der Engel wütend: Weißt du, wer ich bin? Ich bin Gabriel. Gott hat mich gesandt, dir eine gute Nachricht zu bringen. Ich erzähle keine Märchen. Weil du meinen Worten nicht glaubst, die trotzdem in Erfüllung gehen werden, sollst du stumm sein bis zu dem Tag, an dem all das eintrifft. Wah!! Ein Besuch mit Knalleffekt. Nach

neun Monaten bringt Elisabeth den Heißersehnten zu Welt, Johannes den Täufer.

Eine andere Besuchsgeschichte. Ebenderselbe Engel Gabriel besucht Maria, ein junges Mädchen. Er verkündet ihr, dass Gott sie von allen Frauen am liebsten hat. Sie soll den Sohn Gottes zur Welt bringen. Maria glaubt und sagt Ja zu Gottes Plan.

Ebenderselbe Egel ist wieder im Einsatz an Weihnachten. Da kommt er auf das Hirtenfeld und verkündet den Hirten: Heute ist euch in der Stadt Davids der Heiland geboren. Er bringt Frieden allen Menschen guten Willens. Welch schöne Besuchsgeschichen! Wie ist es bei uns? Die meisten Begegnungen sind Sekunden-Begegnungen zwischen Hallo und Tschüss. Wir können ja nicht mit allen Menschen ein Fest der Begegnung zelebrieren. Aber viele unserer Mitmenschen verdienen sich einen wirklichen Besuch. Schon im Begrüßen zeige ich einem Mitmenschen, wie viel er mir bedeutet. Hast auch du den einen oder anderen Besuch geplant in diesen Tagen? Dann wünsche ich dir, dass er harmonisch verläuft, möglichst ohne Knalleffekt. Ich wünsche, dass du Frieden bringen kannst einigen Menschen guten Willens Und dass dein Besuch Freude macht. In diesem Sinne wünsche ich uns allen frohe und friedvolle Weihnachten.

 

3. Adventsonntag Evangelium - Hinführung:

In diesen Tagen sind Kinder eifrig damit beschäftigt, Wunschzettel ans Christkind zu schrieben. Allerdings sollten wir nicht vergessen, dass auch das Geburtstags-Kind Wünsche hat. Diese stehen im heutigen Evangelium.

Hören wir das Evangelium nach Matthäus (Mt 5,1-7,29), den Wunschzettel von Jesus. In jener Zeit sprach Jesus zu den Menschen: Selig, ich freue mich über alle, die zu anderen gerecht sind. Selig, ich freue mich über alle, die barmherzig sind, die ein gutes Herz haben; denn sie dürfen Gott schauen. Selig, ich freue mich über alle, die keine Gewalt anwenden. Selig, ich freue mich über alle, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne und Töchter Gottes genannt.

Impus: 3. Adventsonntag - Familienmesse. Wunschzettel

Wir haben eben die Wünsche von Jesus gehört. Hast du deinen Wunschzettel ans Christkind schon fertig? Bevor du ihn abschickst oder ins Fenster legst, schau noch mal hin. Vielleicht ist da noch was draufzuschreiben oder zu streichen. Ich habe als Anregung einige Wunschzettel mitgebracht, Wunschzettel der letzten 50 Jahre. Interessant, wie sich die Wünsche im Laufe der Jahre ändern.

Im Jahr 1950, fünf Jahre nach dem Weltkrieg, schreibt Simon folgenden Brief: Liebes Christkind, bitte hilf meiner Mama, dass ihr Husten endlich besser wird. Und ich hätte so gern ein ganzes Sackerl voller Glaskugelen, weil man mit denen im Winter in der Stub‘n so fein spielen kann. Und noch einen Wunsch hätt i: es wär schön, wenn du uns hel­fen kannst, dass der Papa end­lich aus der russischen Ge­fangenschaft heim kommen darf. Vielen Dank, liebes Christ­kind!

Weihnachten 1960 Christina schreibt: Ich wünsche mir einen Hula-Hoop-­Reifen. Dann brauche ich noch ein Paar neue feste Winterschuhe und einen warmen Mantel, weil ich aus dem alten drausgewach­sen bin. Ich wünsche mir auch was Gutes zum Essen. Schokoladenlebkuchen mag ich besonders gern. Jetzt hoffe ich, dass ich nicht zu viele Wünsche aufgeschrieben habe. Es muss ja nicht alles sein. In Dankbarkeit, Christina.

Weihnachten 1980 Thomas schreibt: Ich brauche einen tragbaren Plattenspieler mit Kof­fer und viele tolle Platten. Unbedingt muss ich eine neue Skiausrüstung mit Sicherheits­bindung haben, weil wir Ende Januar ins Skilager fahren. Mein Lieblingswunsch ist eine Gitarre, aber keine so alt­modische braune, sondern eine moderne weiße mit Metallver­zierungen drauf und dazu einen Verstärker. Dein Thomas.

Christkindlbrief 2000

High, Christkindl! Host du überhaupt no was gscheits do, oder bin i schon z'spät dran  mit‘n Mailen? An tollen Computer möcht  i.

Und das Internet darf a net fehln, dass i surfen kann, in der Fruah, bei der Nacht und den ganzen Tag. A Handy kannst ma  a no brin­gen. Wenn du mi bold belieferst, wär's nit schlecht, am besten oa Wochn vorm Fest. Weil am Heilg‘n Abend fliagn ma scho weg, in die Karibik. Tschüs und Ciao, Fabian.

Lb. Kinder, lb. Erw. Was mir an diesen 4 Wunsch-Zetteln am besten gefallen hat? Die Bescheidenheit der ersten Zettel. Christina ist besorgt: Ich hoffe, dass ich nicht zu viele Wünsche aufgeschrieben habe. Es muss ja nicht alles sein. Mir gefällt auch die Dankbarkeit von Simon und Christina: Vielen Dank, liebes Christkind.

Ja, so ändern sich die Wünsche im Laufe der Jahre. Wir, die Erwachsen lächeln heute vielleicht über die Wünsche, die wir als Kinder noch hatten. Heute sind es ganz andere: Da stehen nicht mehr so sehr materielle Dinge im Vordergrund, sondern eher Kostbarkeiten, die man nicht kaufen kann: Gesundheit, ein sicherer Arbeitsplatz, ein verlässlicher Partner, Liebe, Freundschaft, eine glückliche Familie, Geborgenheit, Frieden im Haus und Frieden auf der Welt…Vieles kann uns das Christkind besorgen oder besorgen lassen. Bei manchen Wünschen aber wünscht sich das Christkind, dass wir selber ordentlich mithelfen, damit unsere Wünsche in Erfüllung gehen. Die Erfüllung gelingt dann am besten, wenn wir ab und zu auch an den Wunschzettel Jesu bedenken. Heute sagt er uns: Selig die Barmherzigen, selig, die ein gutes Herz haben, selig, die keine Gewalt anwenden, selig die Friedenstifter. In diesem Sinn wünsche ich euch, dass die wichtigsten von deinen Wünschen in Erfüllung gehen.

Lj. C ' 2024: Unbefl. Empfängnis; Maria - Gottes Partnerin (2002)

Evangelium nach Lukas (Lk 1,26-38)

In jener Zeit wurde der Engel Gabriel von Gott nach Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Der Name der Jungfrau war Maria.  Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.  Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.  Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden.  Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben.  Er wird groß sein und Sohn des Allerhöchsten genannt werden. Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel. Impuls:

Einen Frauentag feiern wir heute. Frauentage drängen die Frage auf: Wie geht's ihnen denn, unseren Frauen?  Statistiken sagen: Frauen sind finanziell immer noch schlechter gestellt als die Männer, in Chefetagen kaum anzutreffen. Als Witwen geraten oft ins Abseits. Ihre beruflichen Fähigkeiten müssen sie stärker beweisen als die Männer. Eine beschämende Bilanz. Von Gleichberechtigung oder Gleichwertigkeit weit entfernt!

Leider hat die Kirche diesen Missstand auch nicht beheben können. Dabei hätte sie in der Bibel und im Beispiel Jesu genug Anleitungen dazu. Vom heutigen Fest z.B. gehen Impulse aus, die uns helfen könnten, die Rolle der Frau und vor allem ihre Wertschätzung neu zu überdenken und zu verbessern.

Das Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens will uns sagen: Gott hat Maria erwählt. Er macht sie zur wichtigsten Mitarbeiterin in seinem Erlösungsplan. Sie wird Gottes Partnerin. Partnerin und Mitarbeiterin Gottes, das bedeutet höchste Wertschätzung. Um mit ihr zu verhandeln, schickt er nicht irgendeinen Priester, nein, er schickt das Höchste, was er an Stellvertretern aufzubieten hat: den Erzengel Gabriel. Wenn Gott einer Frau solches Vertrauen schenkt, muss uns das zu denken geben! Wenn Gott die Frau so hoch schätzt, dürfen wir sie dann geringer schätzen? Mann und Frau sind absolut gleichwertig. Wie kann ein Mann es wagen, sich über die Frau zu erheben, oder über sie willkürlich zu verfügen oder gar Gewalt über sie auszuüben?

Das Evangelium erzählt uns heute von der Verkündigung durch den Engel, den Stellvertreter Gottes. Wie vornehm, wie respektvoll begegnet Gott dieser jungen Frau! Trotz des Rangunterschieds, lässt er ihr die Freiheit zur persönlichen Entscheidung. Keine Spur von Zwang oder gar Gewalt.

Hochachtung, die hat sie sich verdient, unsere Gottesmutter Maria. Ihr mutiges Ja-Wort und ihre Treue sind einzigartig. Denn ihr Ja-Wort hat einschneidende Konsequenzen. Das hat ein 16-jähreiges Mädchen erstaunlich klar erfasst, das den folgenden Text geschrieben hat: Ich stelle mir vor, Maria, dass du jung warst, lebendig und vol­1er Fragen. Du hast am Brunnen mit anderen Mädchen gelach­t, deine Träume und Wünsche erzählt.

Du wurdest mit Josef verlobt. Ob du glücklich warst, wissen wir nicht. Du hast sicher von einem schönen Leben geträumt, wie die andern: Von einer festlichen Hochzeit, von einer glücklichen Liebesbeziehung mit Josef, von Kindern und schönen Familienfesten. Dann klopft Gott bei dir an. Du lässt ihn ein, und er hat all deine Träume auf den Kopf gestellt. Ich stelle mir vor, Maria, dass du dich manchmal elend gefühlt hast nach deinem Ja-Wort, dass du es am liebsten zurückgenommen hättest: Bei der Flucht nach Ägypten etwa und später, als man deinen Sohn ablehnte, als man ihm das Todesurteil sprach, als man ihn grausam zu Tode quälte. Dass du durchgehalten hast, Maria, da kann ich nur staunen!

Ja, lb. Schw. und Brüder! Hochachtung, die hat Maria sich redlich verdient und mit ihr jene Frauen, die stark sind auf ihre Weise, nicht so sehr an Muskelkraft und scharfem Verstand. Ihre Stärke ist das Herz. Wenn die Frau sogar für Gott als Partnerin gut genug ist, warum sollte sie dann nicht gut genug sein als gleichwertige Partnerin für einen ganz gewöhnlichen Mann?

 

 

2024 - 1. Adventsonntag

Evangelium: Mt 5,43

Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Versucht also, vollkommen zu sein, wie euer Vater im Himmel.

Impuls:

Der Advent wird ganz gern "die stillste Zeit im Jahr genannt – und die friedlichste Zeit. Schön wär's. Das gibt es nur bei Menschen guten Willens und bei Menschen mit Hausverstand und Herz. Für die Leute mit wenig Hausverstand ist das die stressigste Zeit im Jahr. Was die alles in wenigen Tagen besorgen müssen: Geschenke, Kekse backen, die Wohnung auf Hochglanz bringen. Und das alles knapp vor Weihnachten. Kein Wunder, wenn dann die Nerven blank liegen. Ein ruhiges Gespräch miteinander, ein versöhnendes Gespräch, wenn es Zerwürfnisse gegeben hat, ist da nicht mehr drin. Die zwischenmenschlichen Probleme sollte man nicht auf Weihnachten verschieben in der Hoffnung: Das Christkind wird's schon richten. Es richtet gar nichts ohne uns. Tage vor Weihnachten müssen wir Brücken bauen, die in letzter Zeit kaputt gegangen sind. Ja, Brücken bauen, das sollten wir. Dazu will uns die folgende Geschichte ermutigen. Max und Peter waren Schüler der dritten Klasse. Sie wohnten in derselben Straße, einander gegenüber. Früher waren sie dicke Freunde gewesen: dann war es zum Streit gekommen, wegen einer Lächerlichkeit, und sie hatten begonnen, sich wie Feinde zu hassen. Wenn Max aus seiner Haustür kam, schrie er über die Straße: "Idiot!" Und er zeigte dem früheren Freund die Faust. Und Peter gab zurück: "Du Esel". Dabei drohte auch er mit der Faust.

Eines Tages regnete es wie aus Kübeln, so dass die Straße unter Wasser stand.

Max kam aus dem Haus und schaute sich um. Da sah er seinen Feind Peter am Hoftor stehen. Und er sah auch, dass Peter einen großen Stein in der Hand hielt.

,Soso', dachte sich Max, du willst also einen Stein nach mir werfen. Na gut, das kann ich auch!' Er lief in den Hof zurück, suchte und fand einen Ziegel und lief auf die Straße, zum Kampf bereit.

Doch Peter warf den Stein nicht nach dem Feind. Er legte ihn ins Wasser. Dann prüfte er mit dem Fuß, ob der Stein nicht wackle. Der Stein sah aus wie eine kleine Insel.

,Ach so', sagte sich Max, das kann ich auch.' Und er legte seinen Ziegel ebenfalls ins Wasser.

Peter schleppte einen zweiten Stein herbei. Vorsichtig trat er auf den ersten und senkte den zweiten ins Wasser, in einer Linie mit dem Ziegel des Feindes.

Dann holte Max drei Ziegelsteine auf einmal. So bauten sie eine schmale Brücke über die Straße. Leute standen dabei, sie schauten den Beiden zu und warteten. Schließlich blieb nur noch ein Schritt zwischen dem letzten Ziegel und dem letzten Stein. Die Knaben standen einander gegenüber. Seit langer Zeit schauten sie sich zum ersten Mal wieder in die Augen. Dann sagte Max: "Ich hab eine Schildkröte. Sie lebt bei uns im Hof. Willst du sie sehen?" Ja, sagte Peter. Wir können auch wieder Freunde sein – wie früher.

Da ist den beiden ein dicker Stein vom Herzen gefallen. Verzeihen macht glücklich.

 

2024 Lj-B: 34. So.i.Jahr: Christkönig.

Evangelium nach Johannes (Joh 18,33)

In jener Zeit fragte Pilatus Jesus: Bist du der König der Juden? Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus, oder haben es dir andere über mich gesagt? Pilatus entgegnete: Bin ich denn ein Jude? Dein eigenes Volk und die Hohenpriester haben dich an mich ausgeliefert. Was hast du getan? Jesus antwortete: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Aber mein Königtum ist nicht von hier.  Pilatus sagte zu ihm: Also bist du doch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme.

Impuls:

Wie stellst du dir einen König vor? Nun, da muss du nur nach England schauen, und schon weißt du, was ein König ist. Ein Ehrenmann, vor dem sich die Leute verneigen. Ein Ehrenmann, ja, aber zu sagen hat er nichts. Wir in Österreich haben seit Jahren keinen König und keinen Kaiser mehr. Wir haben keine Monarchie. In der Kirche haben wir sie noch, die Monarchie. Jesus ist unser König. Und wer hat ihn zum König gesalbt? Gesalbt hat ihn niemand. Er hat sich selbst zum König erklärt vor dem Stadthalter Pilatus. Dieser fragt ihn: Bist du der König der Juden? Jesus darauf: Du sagst es, ich bin ein König. Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Aber es ist in dieser Welt. Es ist ein geistiges Reich, ein Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens. Weltliche Macht hat er keine. Jeder Soldaten-Tölpel kann ihn ohrfeigen und verspotten. Sogar ans Kreuz nageln können sie ihn. Alle Bosheiten lässt er sich gefallen. Er verurteilt sie nicht zum Tode. Ganz im Gegenteil. Kurz vor seinem Tod betet er noch: Vater, verzeih ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Weltliche Macht hat er keine, und dennoch hat er die Welt verändert, grundlegend.

Normalerweise sind Könige Alleinherrscher. Sie bestimmen alles und jedes. Jesus will jedoch, dass seine Anhänger mitdenken und mitarbeiten am Aufbau und an der Verbreitung seines Reiches. Er lässt sie teilhaben an seinem Priestertum und sogar noch an seinem Königtum. Dazu werden wir in der Taufe gesalbt. Gesalbt werden nur Priester und Könige. Durch die Taufe sind wir berufen, mitzuwirken in seinem Reich, besonders in der Verkündigung der Frohbotschaft. Wir geben den Glauben weiter an die Kinder und Kindeskinder, an Nachbarn und Freunde. Und wie ein guter König dafür sorgt, dass Gerechtigkeit herrscht in seinem Reich, so sollen auch wir die Stimme erheben, wo jemand ungerecht behandelt wird, ausgenützt, gemobbt, missbraucht oder misshandelt. Wie ein guter König dafür sorgt, dass die Güter gerecht verteilt werden und keiner Not leiden muss, so sollen wir unseren Überfluss teilen. Dazu haben wir die Möglichkeit bei den großen Sammlungen. Augen auf und schauen, wo jemand unsere Hilfe braucht!

Lb. Gl. In den 2000 Jahren haben unzählige Christen diesen Auftrag gesehen und in die Tat umgesetzt. Kein Wunder, dass heute das Reich Gottes auf der ganzen Welt zu finden ist. Unsere Kirche ist zu einer Weltkirche geworden. Von wegen, unser König Jesus hat keine Macht. Er und seine Christen sind eine geistige und eine soziale Großmacht.

Wie Jesus sich sein Königtum vorgestellt hat, beschreibt er klipp und klar: Ich bin nicht gekommen, um mich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und mein Leben einzusetzen für die Menschen. Und zu uns sagt er: Was ihr dem Geringsten meiner Brüder und Schwestern tut, das habt ihr mir getan.

 

2024 Lj-B: 33. So.i.Jahr: Apokalypse,

 

Evangelium nach Markus (Mk 13, 24)

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: In jenen Tagen, nach der großen Not, wird sich die Sonne verfinstern, und der Mond wird nicht mehr scheinen;  die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.  Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken kommen sehen.  Und er wird die Engel aussenden und die Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels.

Impuls:

Wenn man von diesem Evangelium die ersten 2 Sätze liest, dann reicht es manchen schon. Das ist ja schrecklich! In dramatischen Bildern wird da der Weltuntergang beschrieben: Die Sonne wird sich verfinstern und die Sterne werden vom Himmel fallen. Da könnte man richtig Angst bekommen. Könnte man, wenn man bei den ersten Sätzen stehen bleibt und nicht weiterliest. Da heißt es nämlich: Dann wird der Menschensohn erscheinen in seiner ganzen Macht und Herrlichkeit. Und er wird die Seinen zusammenrufen von allen Winkeln der Welt. Und er wird sie hineinholen in sein Reich, in die ewige Freude. Eine Botschaft also, die keineswegs Angst machen will. Ganz im Gegenteil.

Einige Sekten missbrauchen jedoch diese Berichte vom Weltuntergang, um Menschen Angst zu machen und sie zu ködern. Sie wollen uns weismachen: Nur, wenn man zur Sekte übertritt, kann man mit heiler Haut davonkommen. So ein Blödsinn. Das heutige Evangelium ist letztlich eine großartige Frohbotschaft: "In jenen Tagen, nach der großen Not, kommt der Menschensohn." Die große Not hat die Menschheit schon erlebt und wir stehen noch mitten drin: Kriege, Katastrophen, Not und Leid, gibt es zu jeder Zeit irgendwo auf der Welt, das ist nichts Neues. Das alles durchzustehen, ist unser Menschenschicksal, solange wir auf dieser Welt zu Hause sind. Aber irgendwann ist es genug, irgendwann haben die bösen Mächte genug Narrenfreiheit gehabt.

Dann ist die Zeit reif für die Ernte. Dann schafft Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde. Und der Menschensohn kommt mit großer Macht und Herrlichkeit, um die Auserwählten von allen Windrichtungen zu sammeln. Dann kann sich unsere liebe Sonne ruhig verfinstern und dann können die Sterne getrost vom Himmel fallen. Dann haben sie ausgedient. In der anderen Welt brauchen wir sie nicht mehr. Wir brauchen sie nicht mehr als Licht- und Wärmespender, auch nicht mehr als Zeitmaß. In der Ewigkeit laufen die Uhren anders als in diesem Sonnensystem. Es ist also absolut nicht so, dass dem lieben Gott durch ein dummes Missgeschick, oder gar durch einen bösen Streich der Menschen sein ganzes Werk zusammenkracht.

Lb. Gl. In der Apokalypse, beim Weltuntergang passiert im Wesentlichen nichts anderes, als wenn ein Uhrenmacher seinen Betrieb umstellt: von der Sonnenuhr auf ein modernes System. Unser Schöpfer stellt dann unsere Welt um - von Not und Drangsal auf ewige Freude, von Zeit auf Ewigkeit. Was soll daran so schrecklich sein?

 

2024 Lj-B: 32. So.i.Jahr: Die freigebige Witwe.

 

Evangelium nach Markus (12,41-44)

In jener Zeit, als Jesus einmal dem Opferkasten gegenübersaß, sah er zu, wie die Leute Geld in den Kasten warfen. Viele Reiche kamen und gaben viel.  Da kam auch eine arme Witwe und warf zwei kleine Münzen hinein.  Er rief seine Jünger zu sich und sagte: Amen, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten hineingeworfen als alle andern.  Denn sie alle haben nur etwas von ihrem Überfluss hergegeben; diese Frau aber, die kaum das Nötigste zum Leben hat, sie hat alles gegeben, was sie besaß, ihren ganzen Lebensunterhalt. Impuls:

Ø Normalerweise sind es die Reichen und die Schönen,

die großen Stars, die bewundert und bejubelt werden. Heute stellt Jesus wieder einmal alles auf den Kopf. Er stellt eine arme Witwe in den Mittelpunkt und schenkt ihr seine ganze Hochachtung. Die Leute kriegen es gar nicht mit, nur ein paar Jünger und er selbst. Keine Scheinwerfer, keine Fanfaren. Das Ganze spielt sich ganz hinten ab. Bei einem Opferkasten. Eine Witwe gibt ihren letzten Groschen - in dem Vertrauen: Der liebe Gott wird mich schon nicht verhungern lassen. Das sind die Geschichten, die zu Herzen gehen. Sogar Jesus ist bis ins Innerste berührt.

Übrigens: Diese Geschichte ist zeitlos. Ich hab' es selber mehrfach erlebt. Bei all den Renovierungen und Neuanschaffungen musste ich natürlich die Gläubigen bitten, zu spenden. Wisst ihr, wer die Projekte wirklich finanziert hat? Es waren nicht die Reichen und die Schönen, auch nicht die Firmen und die Banken. Es waren ärmere Leute und die Witwen, die Woche für Woche ihren Groschen in den Opferkasten geworfen haben. Sie haben vielleicht nicht ihren letzten Groschen gegeben, aber einen Betrag, den sie sehr wohl selber hätten brauchen können. Nein, die Kirche ist es ihnen wert. Es ist schließlich meine Kirche, wo ich so viel Kraft und Trost bekomme. Und verhungern werd' ich schon nicht. Diese Menschen verdienen alle Hochachtung.

Ja, Menschen, die ihr Letztes geben. Es gibt sie auch heute.

Ich kenne Eltern, die ihr Letztes geben für ihre Kinder, auch wenn sie von diesen nicht immer die angemessene Dankbarkeit und Gegenliebe erfahren. Ich kenne auch Kinder, die für ihre Eltern das Letzte geben. Für ihre kranken Eltern opfern sie unzählige Nächte und ihre letzten Kräfte oft über Jahre hin.

Ich kenne Ehegatten, die ihr Letztes geben für ihren Ehepartner, die jeden Tag verlässlich ihre Liebe schenken, auch wenn sie Hunderte Male unbedankt und unbeantwortet blieb; die jeden Tag neu Vertrauen schenken, auch wenn sie oftmals enttäuscht und betrogen worden sind. Ich kenne Frauen und Männer, die für Gott das Letzte geben. Die einen gut bezahlten Beruf an den Nagel hängen, um Jesus nachzufolgen, um Gott und den Menschen zu dienen in einem geistlichen Beruf.

Lb. Gl. das heutige Evangelium möchte uns zeigen, worauf es ankommt. So fragen wir uns: Was ist mir wichtig? Ansehen, Einfluss, Geld und Karriere? Karriere, die auch noch den Sonntag auffrisst? Oder sind es die Beziehungen? Spüren die Menschen am Arbeitsplatz und in meiner Familie, dass ich nicht nur ein Hirn habe, sondern auch ein Herz? Und spürt das auch der liebe Gott? Habe ich Zeit für meine Mitmenschen? Habe ich Zeit für Gott, für ein Gebet, Zeit, in der Bibel zu lesen, Zeit für den Sonntagsgottesdienst? Gebe ich mein Herz, oder werfe ich nur totes Geld in den Opfersack, um mein Gewissen zu beruhigen?

Jesus stellt uns heute die Witwe als Lehrmeisterin vor Augen. Ich denke: Es könnte eine Lektion sein, eine wirkliche Lebensweisheit, die unser Leben reicher und glücklicher macht.

 

2024 Lj-B: 31. So.i.Jahr; Welches Gebot ist das Wichtigste?

Evangelium nach Markus (Mk 28 – 34)

In jener Zeit ging ein Schriftgelehrter zu und fragte: Welches Gebot ist das erste von allen? Jesus antwortete: Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr.  Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft.  Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben – so wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese drei.  Da sagte der Schriftgelehrte zu ihm: Sehr gut, Meister! Ganz richtig hast du gesagt: Er allein ist der Herr, und es gibt keinen anderen außer ihm, und ihn mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und ganzer Kraft zu lieben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst, ist weit mehr als alle Brandopfer und anderen Opfer.  Jesus sah, dass er mit Verständnis geantwortet hatte, und sagte zu ihm: Du bist gar nicht mehr fern vom Reich Gottes. Und keiner wagte mehr, Jesus eine Fang-Frage zu stellen. Impuls:

Was hast du für ein Verhältnis zu den Gesetzen und Vorschriften? Manche sind geradezu allergisch gegen alles, was ihre Freiheit beschränkt. Das jüdische Gesetzbuch hatte über 600 Gesetze. Aber das ist gar nichts im Vergleich zum Österreichischen Gesetzbuch. Das hat 208 Gesetze und 7.400 Paragraphen. Davon haben die meisten von uns keine Ahnung. Ja, die vielen Gesetze. 600 bei den Juden. Das war sogar den religiösen Führern zu viel. Also will einer von den Schriftgelehrten wissen: Welches ist denn das wichtigste von den vielen Gesetzen? Jesus gib kurz und bündig die Antwort. Das wichtigste ist die Liebe: Die Gottesliebe, die Nächstenliebe und die Selbstliebe. Die eine zeigt der anderen das richtige Maß. Über diese Antwort ist sogar der Schriftgelehrte erstaunt. Jesus bekommt dafür ein "Stehr gut". Sehr gut, Meister, ganz richtig hast du das gesagt. Ja, das ist wirklich genial, wie Jesus diese Fülle in einem einzigen Gebot zusammenfasst, im Gebot der Liebe. Ein Problem aber bleibt, wie lebt man die Liebe richtig? Nun, die Selbstliebe ist kein Problem. Diese beherrschen wir von Kindesbeinen an. Für die eigenen Bedürfnisse melden wir uns schon, und wenn es sein muss, sehr lautstark.

Etwas schwieriger ist schon: Du sollst den Nächsten lieben. Bei sympathischen Menschen geht das noch leicht, bei schwierigen schon viel viel schwerer. Für die Nächstenliebe gibt es 1000 Möglichkeiten, Jeder noch so kleine Liebesdienst ist Nächstenliebe. Aber ganz schwierig ist die Gottesliebe. Wie soll ich ein Wesen lieben, das ich noch nie gesehen habe? Ich kann ihm nicht die Schuhe putzen oder ihm ein gutes Frühstück machen. Gottesliebe geht nur auf Umwegen. Über das Zeugnis anderer. All jene, die Gutes von Gott berichten, sind für mich ein Ansporn, Gott zu lieben. Das sind zunächst die Autoren der HL. Schrift, die Propheten, die Apostel, auch meine Eltern und Lehrer. Wenn sie berührend erzählen, mit welcher Liebe der liebe Gott die wunderschöne Welt geschaffen hat, wie sein Sohn Jesus sein Leben hingeopfert hat für die Sünden der Menschen, das kann mein Herz anrühren und fähig machen zur Gottesliebe. Die beste Form der Gottesliebe ist, wenn ich das wertschätze, was er geschaffen hat. Wenn ich mich für seine Schöpfung einsetze und vor allem für seine Geschöpfe: die Menschen, die Hilfe brauchen. Jesus selber sagt: Was ihr dem Geringsten meiner Brüder tut, das habt ihr mir getan.

Lb. Gl. Gottesliebe, Nächstenliebe, Selbstliebe. Wer sich an diese drei Grundpfeiler hält, vernünftig und ausgewogen, kann nie in Schieflage geraten. Es gibt jedoch Menschen, die finden nie das rechte Mittelmass. Die einen haben eine Überdosis an Gottesliebe. Sie verbringen viel Zeit in der Kirche und im Gebet, aber die Familie kommt zu kurz. Dann gibt es Mensschen mit einer Überdosis an Nächstenliebe. Sie meinen: ich muss Helfen bis zum Umfallen. Nicht besonders klug. Wenn ich am Boden bin, wie kann ich da noch helfen? Wieder andere haben eine überdosis an Welbstliebe. DieEgoisten kümmern sich nur um sich selbst. Die Nächsten sind ihnen egal. Wo einer dieser Pfeiler übertrieben wird oder verkümmert, da gerät unser ganzes Beziehungsgefüge ins Wanken. Jesus hat schon recht, wenn er uns einschärft: Du sollst Gott lieben aus ganzem Herzen – aber auch deinen Nächsten – und ebeno dich selbst.

 

 

2024 Lj-B: Allerheiligen. Wer ist ein Heiliger?

 

Evangelium nach Matthäus (Mt 5,1)

In jener Zeit, als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm.  Dann begann er zu reden und lehrte sie. Er sagte: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.  Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.  Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben.  Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden.  Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.  Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.  Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.  Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.  Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet.  Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein.

Impuls:

Bist du ein Heiliger? Um Himmels Willen, nein! Ich habe jede Menge Sünden. Macht doch nichts. Sünden, die hatten alle Heiligen auch, außer Maria. Wenn es keine großen Kaliber sind, bist du ein Heiliger. Warum? Du bist getauft, ein Kind Gottes, von Gott geliebt. Und du versuchst auch, so gut es geht nach dem Willen Gottes zu leben, das wichtigste Gebot zu erfüllen: Gott und die Mitmenschen zu lieben, und dich für sie einzusetzen. Also bist du ein Heiliger.

Heute am Fest Aller-Heiligen, da feiern wir nicht die großen Stars, wie die Mutter Gottes, oder den hl. Franziskus, oder die hl. Apostel. Die haben eigene Festtage. Heute sind die ganz gewöhnlichen Sterblichen im Mittelpunkt, Menschen, die versucht haben, so zu leben, wie Gott es will: friedfertig, barmherzig, aufmerksam, gerecht, großzügig, geschwi­sterlich. Heute geht es nicht um die Perfektionisten. Es geht nicht um die "Alles-richtig-Macher" mit dem verbissenen Gesicht. Heilige, das sind Men­schen, die wahrhaft Mensch gewesen sind und deren Leben gelungen ist, trotz mancher Fehler und Schwächen. Hei­lige, das sind Menschen, auf die die Seligpreisungen zutreffen.

Was mit den Seligpreisungen gemeint ist, begreifen wir besser, wenn wir uns einmal das Gegenteil vorstellen: Selig die Rücksichtslosen, die nur sich selbst und ihren Vorteil im Auge haben. Selig die Gewalttätigen, die alles kaputt machen und über Leichen gehen; selig die Unfriedenstifter, die bei jeder Gelegenheit Streit anfangen; selig die Unbarmherzigen, die von keinem Leid angerührt werden, die das Elend des anderen noch für eigene Vorteile nützen. So, jetzt reicht's! Das kann es nicht sein. Da sträubt sich alles in uns. Unter einer solchen Weltordnung würde unser Leben zur Hölle.

Das Fest Allerheiligen sagt uns, dass es Gott sei Dank auch anders geht, dass es immer wieder Menschen gibt- auch heute -, die uns das Leben zum Himmel machen. Es gibt sie auch heute, die Heiligen des Alltags. Wir haben sie in unseren Reihen. Wir müssen gar nicht in den Himmel starren.

Es sind die ,,Lautlosen" am Krankenbett, Menschen mit wachen Sinnen, die einfach wahrnehmen, wo andere der Schuh drückt, und die Hand anlegen. Heilige sind Menschen, die gut sind, weil Gutsein etwas Schönes ist. Sie fragen nicht lange, was habe ich davon, was kriege ich dafür? Jesus muss sie förmlich daran erinnern, dass sie nicht leer ausgehen: Euer Lohn im Himmel wird groß sein. Es ist gut, dass Jesus das ausdrücklich sagt, gegen all jene, die immer wieder behaupten: Wer Gutes tut, ist immer der Dumme.

Lb. Schw. und Br. Der Prior Roger Schütz von Taize hat das bedenkenswerte Wort gesagt: Wenn jeder das vom Evangelium tut, was er verstanden hat, dann ist es genug.

Wir müssen keine Superheiligen sein. Wenn jeder das vom Evangelium tut, was er verstanden hat, dann ist es genug.

 

 

2024 Lj-B: 30. So.i.Jahr; Heilung eines Blinden; Glaube heilt

 

Evangelium nach Markus (Mk 10, 46)

In jener Zeit, als Jesus mit einer großen Menschenmenge Jericho verließ, saß an der Straße ein blinder Bettler, Bartimäus, der Sohn des Timäus.  Sobald er hörte, dass es Jesus von Nazaret war, rief er laut: Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir! Viele wurden ärgerlich und befahlen ihm zu schweigen. Er aber schrie noch viel lauter: Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! Jesus blieb stehen und sagte: Ruft ihn her! Sie riefen den Blinden und sagten zu ihm: Hab nur Mut, steh auf, er ruft dich.  Da warf er seinen Mantel weg, sprang auf und lief auf Jesus zu.  Und Jesus fragte ihn: Was soll ich dir tun? Der Blinde antwortete: Rabbuni, ich möchte wieder sehen können.  Da sagte Jesus zu ihm: Geh! Dein Glaube hat dir geholfen. Im gleichen Augenblick konnte er wieder sehen, und er folgte Jesus auf seinem Weg.

Impuls:

Wenn ich diese Geschichte lese, denk ich spontan: Mein Gott, was hast du für ein Glück! Gesunde Augen. Und noch im vorgerückten Alter sehe ich haarscharf jede Winzigkeit mit meiner Brille. Andere wiederum sehe ich mit einer Blindenschleife ihre Wege gehen. Oder sie tasten sich mit einem Stock den Gehsteig entlang. Der Blinde in der heutigen Geschichte.  Er ist blind von Kindesbeinen an. Er hat keine Ahnung, wie wunderschön diese Welt ist, mit all den Pflanzen, Tieren und Menschen. Geträumt hat er schon: Das möchte ich alles einmal sehen, mit eigenen Augen. Geht leider nicht. Er hört eine Menschengruppe vorbeikommen – und Jesus ist dabei. Über den werden Wunder-Dinge erzählt. Bartimäus schreit aus Leibeskräften, so laut, dass er den andern auf die Nerven geht: Jesus, Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir. Erbarmen, ja, das hat er genug, der Ober-Arzt. Und der Blinde hat zwar kein Augenlicht aber jede Menge Glauben. Das ist sein Glück. Das ist die Grundvoraussetzung für seine Heilung. Jesus muss ihm nur noch sagen: Geh deines Weges. Dein Glaube hat dich geheilt.

Ja, der Glaube ist die Heilkraft. Jesus meint sogar: Glaube kann Berge versetzen. Aber noch vieles mehr. Ich habe in meinem Beruf oft genug erlebt, was der Glaube alles kann. Ich denke da an meine Nachbarin in Reutte. Dora ist Chefin einer Bäckerei. Herzlich, freigebig. Was diese Frau Brot verschenkt hat. Und einen festen Glauben hatte sie auch, kernig und vernünftig. Berge hat sie keine versetzt. Sie stehen in Reutte alle noch wie eh und je. Aber eines Tages bekommt die damals 60-jährige die Diagnose, die keiner hören mag: Krebs. Im fortgeschrittenen Stadium. Kaum noch Heilungs-Chancen. Da fährt sie allein an ihren Lieblings-Wallfahrtsort, wo sie schon so viel Kraft und Tost bekommen hat. Sie sagt ganz kurz und bündig: Lieber Jesus, Heiland: Ich gebe alles in deine Hand – und wenn du ihn haben willst, auch meinen Krebs. Bei der nächsten Kontrolle wundert sich der Arzt, wo der Krebs denn geblieben ist. Keine Spur mehr von ihm da. Geheilt, kerngesund verlässt sie den Arzt. Dieser bleibt mit einem ratlosen Kopfschütteln zurück.

Lb. Gl. Ich bin nicht wundersüchtig. Aber jene Wunder, die ich selber hautnah miterleben darf, die berühren mich, und die erzähle ich auch weiter als hilfreiche Lektion. Nicht um dir ein staunendes "Wau" zu entlocken, sondern Glauben zu wecken in deinem Herzen. Du musst keine Berge versetzen mit deinem Glauben. Aber Kraft und Trost gibt er dir allemal. Und wenn es sein soll – auch Heilung an Seele und Leib.

 

 

 

2024: 29. So.i.J. Weltmiss.: Wir können unmöglich schweigen (Apg 4,1-10f)

 

Es würde sich lohnen, statt eines Romans die Apostelgeschichte herzunehmen. Die Apostelgeschichte liest sich wie ein Krimi. Heute erzählt sie uns: Wenige Tage nach der Auferstehung Jesu, gleich nach Pfingsten machen sich die Apostel an die Arbeit. Petrus und Johannes gehen zum Tempel.  Da wird ein Mann herbeigetragen, der von Geburt an gelähmt war. Man setzte ihn täglich an das Tor des Tempels, um Almosen zu betteln.  Als er nun Petrus und Johannes in den Tempel gehen sieht, bittet er sie um ein Almosen.  Petrus aber sagt: Nein, Silber und Gold besitze ich nicht. Doch was ich habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi, steh auf und geh umher! Und er fasst ihn an der rechten Hand und richtet ihn auf. Die religiösen Führer sind ratlos. Sie fragen die beiden Apostel: Mit welcher Kraft oder in wessen Namen habt ihr den Gelähmten geheilt? Da sagt Petrus: Ihr Führer des Volkes und ihr Ältesten! Im Namen Jesu Christi, den ihr gekreuzigt habt und den Gott von den Toten auferweckt hat.

Damit die Sache aber nicht weiter verbreitet wird, wollen sie ihnen bei Strafe verbieten, je wieder in diesem Namen zu predigen.  Doch Petrus und Johannes antworten ihnen: Wir können unmöglich schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben. So weit die Apostelgeschichte.

Lb. Gl. Genau das ist es, was unsere Kirche zu einer Weltkirche gemacht hat. Bis in die letzten Winkel der Welt wird die frohe Botschaft verkündet von unerschrockenen Aposteln und Missionaren. Oft unter schwierigsten Umständen, sogar unter Lebensgefahr. Sie sind beseelt von einer unglaublichen Botschaft, vor der Botschaft der Liebe Gottes. Sie haben hautnah erlebt: die Liebe Gottes, seine Führung, seine Wegweisung, seinen Schutz und seine Geborgenheit. Das werden sie nie vergessen, nie und nimmer. Davon müssen sie reden, ob es den Leuten passt oder nicht.

Lb. Wie kostbar und wie heilsam ist unser christlicher Glaube! Wir alle gewinnen daraus Wegweisung, Kraft und Trost. Diesen Glauben verdanken wir unerschrockenen Zeugen, den Aposteln und Missionaren. Auch wir können unmöglich schweigen. Wir können nur staunen und danken. Und versuchen, diesen kostbaren Schatz des Glaubens weiterzugeben an unsere Umgebung, an unsere Kinder und Kindeskinder. Nicht durch tolle Predigten, sondern durch das Beispiel eines glücklichen Christen. Unser Beispiel ist die beste Predigt. Gläubige Eltern sind nicht die schlechtesten Missionare. Ihnen danke ich heute ganz besonders für ihren missionarischen Dienst.

 

 

2024 Lj-B: 28. So.i.Jahr; 10 Gebote sinnvoll.

Evangelium nach Markus (Mk 10,17)

In jener Zeit lief ein Mann auf ihn zu, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen? Jesus antwortete: Du kennst doch die Gebote: Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch aussagen, du sollst keinen Raub begehen; ehre deinen Vater und deine Mutter! Er erwiderte ihm: Meister, alle diese Gebote habe ich von Jugend an befolgt.  Da sah ihn Jesus an, und weil er ihn liebte, sagte er: Eines fehlt dir noch: Geh, verkaufe, was du hast, gib das Geld den Armen, und du wirst einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach! Der Mann aber war betrübt, als er das hörte, und ging traurig weg; denn er hatte ein großes Vermögen.  Impuls:

Wirst auch du ständig herumkommandiert? Vom Ehepartner, vom Vater, von der Mutter, vom großen Bruder? Ja, dann bist du echt zu bedauern. Dann verstehe ich auch, wenn du Probleme hast mit Vorschriften und Geboten. So und jetzt bekommst du heute noch eine ganze Litanei von Geboten vorgesetzt, vom lieben Gott höchstpersönlich: 10 Gebote. Kann schon sein, dass du sagst: 10 Gebote? Jetzt reichts. Das weiß auch der liebe Gott. Und aus diesem Grund formuliert er seinen Willen ganz anders als dein großer Bruder: behutsam, feinfühlig und total vernünftig. Das ist der Unterschied. Der Ton macht die Musik.

Der liebe Gott hat sich sehr viel Mühe gemacht, die 10 Gebote zu begründen. Als er auf dem Berg Sinai dem Mose die Gebote übergibt, beginnt er nicht mit dem Aufzählen von Gesetzen. Er stellt sich zunächst persönlich vor: Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten herausgeführt hat, aus dem Sklavenhaus.“ Jahwe bedeutet: "Ich bin da!“ "Ich bin da für dich“.  Ich habe dich aus der Sklaverei befreit, von den Peitschenhieben der Ägypter. Und ich will nicht, dass mein Volk noch einmal unterdrückt und geschunden wird. Dieser Gott will für sein Volk Freiheit und Gerechtigkeit. Mit seinem Namen "Ich bin für dich da" hat er das Vertrauen seines Volkes gewonnen. Nur wenn ich dem Gesetzgeber vertrauen kann, dass er es gut mit mir meint, nur dann haben seine Weisungen eine Chance. Als Mose den Israeliten die Gebote Gottes vorgetragen hat, da haben sie spontan ausgerufen: Diese Gebote sind nicht schwer, jeder kann sie halten, denn sie sind allesamt vernünftig. Übrigens, das autoritär klingende "du sollst!“ ist falsch übersetzt. Im Originaltext heißt es: "Du wirst". Gott behandelt uns nicht wie Marionetten, die nicht denken müssen. Im Gegenteil: Wir sollen denken. Und wenn wir denken, dann werden wir gewisse Dinge tun oder nicht mehr tun, weil wir einsehen, was uns allen nützt oder schadet. Auf lange Sicht gesehen kann es dir nur dann gut gehen, wenn es auch deinen Mitmenschen gut geht. Wenn du das einmal kapiert hast, dann wirst du nichts tun, was dem anderen schadet. Dann wirst du den anderen nicht bestehlen, dann wirst du den anderen nicht belügen, dann wirst du den anderen nicht betrügen, dann wirst du dem anderen nicht die Frau wegnehmen. Der andere leidet an meinem Unrecht. Und er wird sich schließlich zur Wehr setzen. Hass und Feindschaft, Aggression und Rache sind dann die Folge. Und dann ist es aus mit der vielgeliebten Freiheit.

Lb. Gl. Es lohnt sich, über den Sinn der Gebote nachzudenken. Wer die Gebote Gottes nicht hält, den bestraft nicht der liebe Gott. Er bestraft sich selbst. Wer dem anderen Unrecht zufügt, bekommt irgendwann die Rache zu spüren wie eine Peitsche, die nicht weniger weh tut als die Peitsche der Ägypter. Wer nur auf sich selbst und seinen Nutzen bedacht ist, gerät in die Sklaverei der Ichsucht, die nicht weniger bitter ist als die Sklaverei in Ägypten. Der Egoist ist ein einsamer, unglücklicher Mensch, den keiner wirklich mag.

 

 

2024 Lj-B: 26. So.i.Jahr; Auge ausreißen; Kinder verführen?

Evangelium nach Markus: (Mk 9,38)

In jener Zeit sprach Jesus: Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen würde.  Wenn dich deine Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Händen in die Hölle zu kommen, in das nie erlöschende Feuer. Und wenn dich dein Fuß zum Bösen verführt, dann hau ihn ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Füßen in die Hölle. Und wenn dich dein Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus; es ist besser für dich, einäugig in das Reich Gottes zu kommen, als mit zwei Augen in die Hölle. Impuls:

Willst du eine süße Botschaft hören? Eine zucker-süße Botschaft? Nein, die hab' ich heute nicht. Ganz im Gegenteil. Der sonst so sanfte Jesus wird knallhart, wenn es um die Kleinen, um seine Lieblinge geht: Wer einen von den Kleinen zum Bösen verführt, für den wäre es besser, er würde mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer versenkt. Das sind Sätze, die uns die Grausbirnen aufsteigen lassen. Wer sind denn die Kleinen? Es sind zunächst die „einfachen Menschen“, die Einfältigen, die andern blind vertrauen. Wenn einer den Glauben dieser Menschen ins Wanken bringt, dem gilt sein knallhartes Wehe. Zu den Kleinen gehören besonders die Kinder. Wer eines von diesen Kleinen verführt, es missbraucht, es misshandelt, denen gilt sein knallhartes Wehe. Und dann geht es Schlag auf Schlag: Wenn dich dein Auge zum Bösen verführt, reiß es aus! Wenn dein Fuß und deine Hand dich zum Bösen verführt, hau sie ab." Gewiss, diese Worte sind überspitzt formuliert, um die Menschen aufzuwecken. Jesus will keine Selbstverstümmlung. Sie würde auch nichts nützen, wenn sie das Herz nicht verändert. Jesus verwendet eine bildhafte Rede aus dem damaligen Gedankengut. Damals glaubte man: das Böse steckt in den Organen, vor allem in den Augen, in den Händen und Füßen. Und wenn man das Organ entfernt, ver­schwindet auch die Wurzel des Bösen, glaubte man. Jesus weiß hingegen, dass alles Böse von innen kommt, aus dem Herzen des Menschen. Aber er will in seiner bildhaften Rede eines klarmachen: Das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, die Rechtschaffenheit sind wichtiger als unsre­ wichtigsten Körperorgane, wichtiger als unser Auge, wichtiger als Hände und Füße.

Jesus will die rechte Rangordnung aufzeigen: Seele und Seelen-heil sind wichtiger als Körper und körperliches Heil. Wir hinge­gen nehmen die Äußerlichkeiten und den Körper viel zu wichtig. Welchen Jammer haben wir, wenn jemandem ein Bein amputiert werden muss, oder wenn jemand bei einem Unfall ein Auge ver­liert. Gewiss, das ist tragisch. Aber ist es weniger schlimm, wenn ein Mensch durch seine wie­derholten Bosheiten sein Herz verliert? Wenn er sich immer wei­ter von Gott entfernt und somit sein ewiges Heil riskiert? Wir meinen immer: Uns schadet nur das Böse, das andere uns antun. In Wirklichkeit schadet das Böse, das wir anderen tun, uns selber noch viel mehr. Von jeder Wunde, die ich anderen zufüge, trage auch ich eine Narbe davon.

Lb. Schw. und Brüder! Diese verhängnisvollen Zusammenhänge sind uns oft gar nicht bewusst. Aus diesem Grund wird Jesus so hart in seiner Redeweise, damit wir aufschrecken und unsere bösen Gewohnheiten ausreißen. Es gilt also, die Bosheiten auszureißen, nicht das Auge. Jesus ist nüchterner Realist. Er weiß, wie sich die Menschen durch ihre Bosheiten das Leben zur Hölle machen. Und deshalb am Schluss das knallharte Wort: Es ist besser, einäugig in das Reich Gottes zu kommen, als mit sämtlichen Gliedern in das ewige Feu­er. 

 

 

2024 Lj-B: 25. So.i.Jahr; Er stellte ein Kind in die Mitte

Evangelium nach Markus (Mk 9, 30)

Sie kamen nach Kafarnaum. Als Jesus dann im Haus war, fragte er sie: Worüber habt ihr unterwegs gesprochen? Sie schwiegen, denn sie hatten unterwegs miteinander darüber gesprochen, wer von ihnen der Größte sei.  Da setzte er sich, rief die Zwölf und sagte zu ihnen: Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein.  Und er stellte ein Kind in ihre Mitte, nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen: Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat. Impuls:

"Er stellte ein Kind in ihre Mitte und nahm es in seine Arme". Eine rührende Szene. Da werden sich manche Mütter und Väter an ähnliche Szenen erinnern. Wie sie ihren Goldschatz zum ersten Mal in die Arme genommen und ans Herz gedrückt haben. Wie viele Bilder haben sie geknipst, um alles festzuhalten. Ja, sie sind einfach herzig und liebenswert die Kleinen. Allerdings nicht immer, das weiß auch jede Mutter und jeder Vater, jede Kindergartentante und jeder Lehrer.

Kinder sind leider nicht immer die kleinen niedlichen Wesen, wie in der Idylle. Es gibt Kinder, die es einem schwer machen, sie gern zu haben. Manche sind schwierig, verhaltensauffällig und manche ganz einfach ungezogen.

Welches Kind nahm Jesus in seine Arme? Ein Kind aus der Idylle? Oder ein Problem-Kind? Darauf gibt das Evangelium keine Antwort. Es heißt nur: Und er stellte ein Kind in ihre Mitte, nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen: "Wer ein Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf". Es ist sicher einfacher, ein sog. braves Kind anzunehmen, als ein Problemkind. Problemkinder entstehen aber gerade dadurch, dass sie nicht in die Arme genommen und nicht angenommen wurden. Und wir wissen, wie schwer und mühsam es ist, verwundete Herzen zu gewinnen und zu heilen. Da braucht es schon sehr viel pädagogisches Geschick, viel Liebe und Geduld, ein eigenes Charisma, ein solches, wie der Hl. Don Bosco etwa es hatte.

Beispiel: Es war im Jahr 1855. Don Bosco hatte 300 jungen Sträflingen der staat­lichen Erziehungsanstalt Exerzitien gegeben. Mit einer einzigen Aus­nahme hatte er alle jugendlichen Häftlinge für den Empfang der heiligen Sakramente gewonnen. Das erscheint heute wie ein Wunder. Dafür wollte er die inhaftierten Jugendlichen mit einem Tagesausflug belohnen. Die Jugendlichen sollten wenigstens einen Tag außerhalb der tristen Gefängniszelle erleben dürfen.

Der Gefängnisdirektor getraut sich nicht, ihm diesen Wunsch zu erfüllen und verweist ihn an den zuständigen Minister. Der Minis­ter schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und fragt: Wie stellst du dir das vor? Du allein, mit 300 unbewachten jugendlichen Straftätern! Trotzdem geschieht das zweite Wunder. Der Minister gibt nach langem Zögern die Erlaubnis. Und zuletzt folgt das dritte Wunder: Nach einem schönen Tagesausflug in der Freiheit kehren alle 300 Jugendlichen in ihre Gefängniszellen zurück. Wir können nur staunen, welche Macht dieser beseelte Pädagoge über die Herzen der jungen Menschen hatte.

Gut, wir sind kein Don Bosco und wir müssen auch keine Wunder vollbringen.  Wenn wir uns nur eine kleine Scheibe von der Pädagogik des Don Bosco abschneiden, dann gelingen auch uns beachtliche Erfolge. Und Don Bosco hat sich seine Pädagogik auch nicht einfach aus dem Fingern gesaugt, er hat sie von Jesus. Das Erfolgsrezept ist eigentlich kinderleicht:

1. Das Kind in die Mitte stellen. Das heißt: das Kind ernst nehmen mit seinen berechtigten Wünschen, mit seinen Freuden und Sorgen. Das Kind wichtig nehmen bedeutet im Klartext: Zeit haben für das Kind. Es heißt allerdings nicht, das Kind zum Götzen machen, es verwöhnen, sodass es zum Egoisten und zum Haustyrannen wird.

Und das 2.: Das Kind in die Arme nehmen. Das heißt: Dem Kind Wärme, Liebe und Geborgenheit schenken.

Lb. Gl. Das heutige Evangelium liefert uns die Grundlage einer zeitlosen Kinder- und Jugendpädagogik: Das Kind in die Mitte stellen und es in die Arme nehmen.

 

 

2024 Lj-B: 23. So.i.Jahr; Taubstummer – Öffne dich

 

Evangelium nach Markus (Mk 7,31)

In jener Zeit verließ Jesus das Gebiet von Tyrus und kam in das Gebiet der Dekapolis. Da brachte man einen Taubstummen zu Jesus und bat ihn, er möge ihn berühren. Er nahm ihn beiseite, von der Menge weg, legte ihm die Finger in die Ohren und berührte dann die Zunge des Mannes mit Speichel; danach blickte er zum Himmel auf, seufzte und sagte zu dem Taubstummen: Effata!, das heißt: Öffne dich! Sogleich öffneten sich seine Ohren, seine Zunge wurde von ihrer Fessel befreit, und er konnte richtig reden. Außer sich vor Staunen sagten sie: Er hat alles gut gemacht; er macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen.

Impuls: Hast du einen Schwerhörigen in deiner Familie? Schwerhörigkeit kann schon eine Herausforderung sein – für den Betroffenen und auch für die Gesunden. Der Schwerhörige merkt, dass man nur das Notwendigste mit ihm redet, weil es eben mühsam ist. Man muss laut reden oder gar schreien. Wenn ein Hörapparat verwendet wird, geht es schon leichter. Aber viele wollen diesen nicht. Noch schwieriger wird es, wenn jemand völlig taub ist. Da helfen die besten Apparate nicht. Das Evangelium erzählt von einem Taubstummen. Als Folge der Taubheit hat er auch das Sprechen nicht gelernt. Bedauernswerte Menschen. Taubheit soll ja viel schlimmer sein als Blindheit. Taubstumme geraten viel tiefer in die Isolation. Heute darf man zu diesen Leuten nicht mehr sagen: sie sind taubstumm, sondern sie sind gehörlos. Denn heute können sie reden - auf ihre Art, in der Gebärdensprache. Mithilfe der Gebärdensprache kann das Leben eines Gehörlosen durchaus vielfältig und erfüllend sein.

Der Mann in der heutigen Geschichte hat Glück: Er begegnet einem Arzt, der sein Übel heilen kann. Der Einzige auf der Welt, der das kann. Und Jesus heilt ihn nicht mit einem einzigen Wort. Er zelebriert die Heilung in einem kleinen Schauspiel: Finger in die Ohren, Zunge berühren mit Speichel. Ein Blick zum Himmel. Ein Stoßseufzer zu seinem Vater. Und dann endlich das befreiende "Effata", Öffne dich. Die Leute, die herumstehen sind außer sich.  Der da, der macht alles gut. Er macht sogar, dass ein Taubstummer hören und sprechen kann. Diese Geschichte rührt mich an. Zunächst diese faszinierende Heilung. Aber auch der Glaube der Leute: Der da mach alles gut.

Lb. Gl.  Was kann uns zum Glauben verhelfen? Es sind eben diese Wundergeschichten von früher. Aber nicht nur sie. Wunder, die gibt es auch heute, auch in deinem Leben, große und kleine Wunder. Ich habe jede Menge schon erlebt. Ich erzähle nur eines.

Es war vor 15 Jahren. Im Kloster wurde ein Aufzug eingebaut. Ich war gerade bei einer Schülerbeichte. In einer kurzen Pause überkam mich plötzlich ein mulmiges Gefühl: Es wird doch hoffentlich den Arbeitern nichts passieren. Ich habe ein Vaterunser gebetet und die Arbeiter gesegnet. Es ist etwas passiert, etwas, das ich mein Leben lang nicht vergessen werde. Ein junger Arbeiter ist acht Meter tief mit dem Rücken voraus in die Schachtgrube gestürzt. Sein Kollege dachte: Es ist aus. Außer einer kleinen Schnittwunde und ein paar harmlosen Prellungen ist ihm gar nichts passiert. Er hat die Schaufel genommen und weitergearbeitet als wäre nichts gewesen. Das sind sie, die Wunder heute: Eine unerwartete Rettung, unerwartete Heilung. Oder ein Geistesblitz, der dir einen Ausweg zeigt in einer völlig hoffnungslosen Situation. Situationen, wo du spürst: Das hätte ich allein niemals geschafft, nicht einmal mit meinen besten Freunden. Da war ein Stärkerer am Werk: Gott selbst oder seine Handlanger.

Lb. Gl. Viele sehen diese Wunder und sind unendlich dankbar. Andere erleben diese Wunder auch, aber sie sehen sie nicht. "Schwein gehabt", sagen sie. Weiter nichts. Sind sie etwa blind oder taub, ohne Spürsinn? Diese Leute sind tatsächlich schwer behindert. Sie könnten nichts Besseres tun als zum Über-Drüber-Doktor gehen und sich bedanken. Und ihn zugleich bitten, dass er ihre Augen und ihre Zunge heilt – mit seinem Machtwort: Effata, Öffne dich.

 

 

2024 Lj-B: 22. So.i.Jahr. Hände waschen. Vorschriften.

Evangelium nach Markus (Mk 7, 1)

Die Pharisäer und einige Schriftgelehrte, die aus Jerusalem gekommen waren, hielten sich bei Jesus auf.  Sie sahen, dass einige seiner Jünger ihr Brot mit unreinen, das heißt mit ungewaschenen Händen aßen.  Die Pharisäer essen nämlich wie alle Juden nur, wenn sie vorher mit einer Handvoll Wasser die Hände gewaschen haben, wie es die Überlieferung der Alten vorschreibt.  Die Pharisäer und die Schriftgelehrten fragten ihn also: Warum halten sich deine Jünger nicht an die Überlieferung der Alten, sondern essen ihr Brot mit unreinen Händen? Er antwortete ihnen: Der Prophet Jesaja hatte recht mit dem, was er über euch Heuchler sagte: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir.  Es ist sinnlos, wie sie mich verehren; was sie lehren, sind Satzungen von Menschen.  Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen.  Dann rief er die Leute wieder zu sich und sagte: Hört mir alle zu und begreift, was ich sage: Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein.  Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord,  Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Verleumdung, Hochmut und Unvernunft.  All dieses Böse kommt von innen und macht den Menschen unrein.

Impuls:

Es gibt ganz unterschiedliche Typen, was Ordnung und Sauberkeit betrifft. Die einen haben einen regelrechten Putzfimmel. Sie jagen jedem Staubkörnchen nach. Alles muss blitzblank sauber sein, vom Geschirr bis zum Boden. Andere wiederum nehmen es mit der Sauberkeit nicht so genau. Lästige Arbeit, verlorene Zeit! Wenn jedoch Gäste erwartet werden, die einen Putzfimmel haben, dann heißt es Saubermachen, ob man will oder nicht. Sonst gibt es womöglich peinliche Bemerkungen. Genau das ist Jesus passiert. Die religiösen Führer kritisieren ihn:  "Warum essen deine Jünger mit ungewaschenen Händen?" Die Jünger haben es offenbar nicht so genau genommen mit der Sauberkeit. Es sind ja einfache Handwerker. Jesus nimmt sie in Schutz. Ihr mit euren Reinlichkeitsfimmel. Eure Vorschriften sind Menschen-Gesetze, nicht von Gott. Zudem sind sie oft weit überzogen und unmöglich zu befolgen. Nun, ein vernünftiges Maß an Sauberkeit und Hygiene ist ja gar nicht dumm. Es schützt vor Krankheiten. Nicht umsonst galten damals die Juden als das gesündeste Volk. Wie wichtig Hygiene sein kann, das ist uns in der Corona-Zeit einmal richtig bewusst geworden. Aber man kann alles übertreiben. Das haben die Gesetzeslehrer mit Vorliebe gemacht. Jesus meint: Es gibt Wichtigeres als saubere Hände. Nämlich ein sauberes Herz. Bei vielen Menschen ist das Herz voller Dreck, voll von bösen Gedanken. Und aus den bösen Gedanken kommen schließlich die bösen Taten: Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Verleumdung und vieles andere mehr. Im Herzen, da ist Saubermachen angesagt, jeden Tag.

Lb. Gl. Ein Professor fragte seine Studenten, was für sie die kostbarste Eigenschaft des Men­schen ist. Es kamen alle möglichen Antworten: scharfer Verstand, überzeugende Logik, Redner-Gabe, technisches Können und anderes mehr. Schließlich sagte ein Student: Für mich ist ein Mensch dann am kostbarsten, wenn er ein gutes Herz hat. Genau, sagte der Gelehrte, darauf kommt es an.                                 

Lb. Gl. Der neue Brunnen auf dem Klosterplatz, vielleicht könnte er ein Ort der Besinnung sein. Ist mein Denken und Tun so klar und sauber wie dieses Trinkwasser? Welchen Dreck sollte ich aus meinem Herzen schwemmen, bevor ich zur Messe gehe? Allerdings, das beste Reinigungsmittel für mein Herz ist nicht das Brunnenwasser, sondern das Wort Gottes, das wir bei jeder Messe hören und das uns zu rechtem Denken und Tun anleiten will.

 

 

 

2024 Lj-B: 21. So.i.Jahr. Wollt auch ihr weggehen?

Evangelium nach Johannes (Joh 6, 60)

In jener Zeit sagten einige von seinen Jüngern Jesu, die ihm zuhörten: Was er sagt, ist unerträglich. Wer kann das anhören? Jesus erkannte, dass seine Jünger darüber murrten, und fragte sie: Daran nehmt ihr Anstoß? Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und Leben.  Aber es gibt unter euch einige, die nicht glauben. Jesus wusste nämlich von Anfang an, welche es waren, die nicht glaubten. Daraufhin zogen sich viele Jünger zurück und wanderten nicht mehr mit ihm.  Da fragte Jesus die Zwölf auserwählten Jünger: Wollt auch ihr weggehen? Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.  Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.

Impuls:

Dieses Evangelium rührt mich an wie kaum ein anderes. Einige von den Jüngern Jesu laufen ihm davon. Ihm, der jede Menge Wunder gewirkt hat. Sie waren dabei und haben alles miterlebt. Und jetzt – sind sie weg. Was hat er denn falsch gemacht? Nichts, rein gar nichts. Es liegt einzig und allein an den Jüngern selbst. Sie haben zu wenig Glauben, zu wenig Vertrauen. Dann reicht schon ein einziges Wort, das ihnen nicht passt, und sie kehren ihm den Rücken. Was hat sie denn gestört? Er hat nur die Wahrheit gesagt: Ich bin das lebendige Brot. Dieses Brot ist mein Fleisch. Was? Er will uns sein Fleisch zu essen geben? Sie sind empört. Was er da sagt ist unerträglich. Ja, die Wahrheit, das ist so eine Sache. Die können viele nicht ertragen. Dabei ist es gerade die Wahrheit, die uns frei macht, sagt Jesus. Viele meinen, es lebt sich besser, wenn man sich das Leben zurechtlügt, wie es einem angenehm ist. Diese Strategie mag einige Zeit gut gehen, ein paar Monate, ein paar Jahre vielleicht, länger nicht. Was dann?

Irgendwann wird das Lügengespinst durchschaut und schonungslos zerstört. Was ist denn eine der Hauptursachen, dass so viele Ehen zerbrechen? Es sind die täglichen kleinen und großen Lügen. Was manche nur als Notlüge kleinreden, ist in Wahrheit ein gefährlicher Killer. Sie zerstört jedes Vertrauen. Wie aber soll eine Ehe funktionieren ohne Vertrauen? Wenn du deine Ehe retten will, dann beginne mit Ehrlichkeit und Wahrheit. Die Wahrheit wird euch frei machen, nur die Wahrheit.

Jesus hält gar nichts davon, seinen Jüngern unbequeme Wahrheiten zurechtzubiegen oder zu versüßen. Er redet Klartext, auch wenn viele sie nicht hören wollen und sich davon machen. Er fragt sogar noch seine treuesten Freunde: Wollt auch ihr weggehen? Es sind jene, die wirklich an ihn glauben. Sie fragen zurück: Zu wem sollen wir gehen. Du allein hast Worte, die wahr sind und voller Leben.

Lb. Gl. Ja, wohin sollen wir gehen? So fragen viele.

So wie die abtrünnigen Jünger gibt es auch heute Menschen, die nicht mehr mit Jesus gehen wollen. Gerlinde ist eine von ihnen, eine erfolgreiche Managerin. Interessant, was sie erzählt: Der Verlust des Glaubens hat mich zum Kirchenaustritt bewogen. Es war unmittelbar nach der HAK-Matura. Ich hatte das Vertrauen verloren, dass es noch was anderes gibt als das, was ich sehen und angreifen kann. Ich hatte das Gefühl, auch Gott hilft mir nicht, wenn es mir dreckig geht. Ein paar Jahre später kam die Nachdenklichkeit und die Erkenntnis: »Ich bin religiös heimatlos. Ich habe durch den Kirchenaustritt nichts ge­wonnen, sondern nur verloren. Ungebunden sein, frei von Kirche und Gott, das hat mich nicht wirklich frei gemacht. Im Gegenteil. Irgendwann hat es mich wieder in die Kirche gezogen, eine unbeschreibliche innere Sehnsucht, die lange verschüttet war. Zunächst suchte ich nur den leeren Kirchenraum, das Kreuz, die Stille, um mit Gott ins Gespräch zu kommen. Ein neues Vertrauen wuchs, ein Gefühl der Geborgenheit. Und bald kam auch das Verlangen, diesen Glauben mit anderen gläubigen Menschen zu teilen. Das war der Moment, wo in mir der Entschluss reifte, in die Kirche zurückzukehren. Heute kann ich sagen: Ich bin glücklich, wieder in der Kirche zu sein.

Lb. Gl. Wohin sollen wir gehen? Wir wissen es, Gott sei Dank!

 

 

 

 

2024 Lj-B: 20. So.i.Jahr. Ich bin das Brot des Lebens.

 

Evangelium nach Johannes (Joh 6,51)

 

In jener Zeit sprach Jesus zu den Leuten: Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, ich gebe es hin für das Leben der Welt.  Da stritten sich die Juden und sagten: Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben? Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch.  Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag. Wer dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit.

 

Impuls: Was bist du für ein Mensch? Hast du eher ein sonniges Gemüt, wo du fast alles positiv und locker nimmst? Oder ist dein Gemüt eher düster und schwermütig, wo du an allen Ecken Gespenster und Probleme siehst? Wie ist es bei mir? Mir hat Gott ein sonniges Gemüt geschenkt, Gott sei 1000-mal gedankt. Aber es gibt schon auch Ausnahmen. Heute z.B. Heute darf auch ich einmal jammern: Wir Prediger sind so arm. Wieso denn? Das Predigen ist nicht immer leicht. Im August schon gar nicht. Da ist an

5 Sonntagen hintereinander vom Brot des Lebens die Rede. Immer dasselbe Thema. Wie kann man da predigen, ohne dass die Gläubigen sich langweinen oder gar einschlafen? Was soll's! Zur Not bleibt mir immer noch eine Idee: Der evangelische König Christian VIII. von Dänemark (+1848) hat folgende Weisung erlassen: "Uns ist zu Ohren gekommen, dass immer mehr Hörer bei der sonntäglichen Predigt in Schlaf versinken. Daher ordnen wir allergnädigst an, dass bei jedem Gottesdienst Männer mit langen Stangen in der Kirche auf- und abgehen und denen, die einschlafen, mit einer Klatsche auf den Kopf schlagen, um so die andächtige Aufmerksamkeit zu erwir­ken." Tolle Idee, nicht wahr?

Ja, schon wieder Brot des Lebens. Andererseits ist das Thema so wichtig, dass man nicht oft genug darüber reden kann. Heute sagt Jesus: Ich bin das Brot des Lebens. Das Brot, das ich gebe, ist mein Fleisch. Bitte wie? Der traut sich was. Da gibt es verständlicherweise lauten Protest: Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben? Menschenfleisch essen? Wir sind doch keine Kannibalen. Jesus hätte diesen schönen Gedanken behutsam vorbringen müssen. Er hätte erklären müssen, wie er sich das vorstellt. Dass er seinen Leib verwandeln will – in Brot. Davon sagt er keine Silbe. Noch nicht. Er wird noch viele Predigten brauchen, um den Leuten dieses Geheimnis klar zu machen: Mein Leib – in Gestalt des Brotes. Jesus redet heute Klartext, ob sie es verstehen oder nicht, ob sie protestieren oder nicht. Wer mein Fleisch isst, hat das ewige Leben. Ich werde ihn auferwecken an seinem letzten Tag.

Lb. Gl. Sein Brot ist nicht nur für den letzten Tag gedacht. Es entfaltet seine Wirkung schon jetzt und hier. An jedem Tag, an dem ich sein Brot empfange.

Gar nicht wenige kommen jeden Tag oder jeden Sonntag zur Hl. Messe. Sie kommen, um sein hl. Brot zu empfangen. Es stillt ihren Hunger nach Liebe und Freundschaft. Bei der HL. Kommunion kann ich seine Nähe spüren bis unter die Haut. Das Hl. Brot schenkt ein Gefühl von Gottesnähe, von Schutz und Geborgenheit. Es ist tatsächlich ein Brot des Lebens. Ein Brot, das Kraft gibt zum Leben.

 

 

2024 Lj-B: 19. So.i.Jahr. - Rettende Engel (siehe 2000+2018)

Lesung aus dem Buch der Könige (1 Kön 19,4)

In jenen Tagen ging Elija Tagereise weit in die Wüste hinein. Dort setzte er sich unter einen Ginsterstrauch und wünschte sich den Tod. Er sagte: Nun ist es genug, Herr. Nimm mein Leben; denn ich bin nicht besser als meine Väter.  Dann legte er sich unter den Ginsterstrauch und schlief ein. Doch ein Engel rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! Als er um sich blickte, sah er neben seinem Kopf Brot, das in glühender Asche gebacken war, und einen Krug mit Wasser. Er aß und trank und legte sich wieder hin.  Doch der Engel des Herrn kam zum zweiten Mal, rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! Sonst ist der Weg zu weit für dich.  Da stand er auf, aß und trank und wanderte, durch diese Speise gestärkt, vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Gottesberg Horeb. Wort des lebendigen Gottes. Impuls:

Wie oft hast Du schon gesagt: Jetzt reicht's! Ich bin am Ende. Ich will nicht mehr, ich will gar nicht mehr leben. Fast jedem von uns sind schon solche Gedanken gekommen. Damit befinden wir uns in bester Gesellschaft. Sogar der starke Mose fühlt sich am Ende, als sein halsstarriges Volk auf der Wüstenwanderung nur jammert und raunzt. Da reicht es dem Mose und er sagt zu seinem Gott: Ich kann dieses Volk nicht mehr tragen! (Num 11,14) Wie viele von uns haben den gleichen Jammer.

Priester stöhnen - am Ende ihrer körperlichen und seelischen Kräfte: Ich kann meine Pfarrgemeinde nicht mehr tragen;

Lehrer: Ich kann meine Klasse nicht mehr tragen.

Chefs: Ich kann meinen Betrieb nicht mehr tragen.

Ehepartner: Ich kann meine Familie nicht mehr tragen!

Und die heutige Lesung erzählt von einem ähnlichen Schicksal. Der große Prophet Elija ist am Ende. Noch kurze Zeit zuvor befand sich Elija auf dem Höhepunkt seines Erfolgs. Allein hat er gegen 450 falsche Baalspriester gekämpft. Mit aller Kraft hat er sich bemüht, alles auszurotten, was nicht dem Willen Gottes entspricht. In seinem Übereifer hat Er noch einige Baalspriester umbringen lassen. Das war wohl zu viel des Guten oder des Schlechten. Die Königin Isebel hat ihm das nicht verziehen und schwört ihm Rache. Jetzt bekommt es Elija mit der Angst. Er weiß keinen Ausweg mehr. Er legt sich unter einen Ginsterstrauch und wünscht sich den Tod. Doch so einfach ist es nicht: das Leben nicht und das Sterben auch nicht.

Der liebe Gott hält nichts davon, aus der Verantwortung zu flüchten. Er gestattet es dem Mose nicht, dem Elija nicht und uns ebenfalls nicht. Gott erwartet das Durchhalten seiner Getreuen. Aber er lässt uns dabei nicht hängen. Er schickt uns zur rechten Zeit einen Engel, der uns freundschaftlich in die Seite stößt und uns aufweckt aus unseren todesdüsteren Gedanken: He! Steh auf. Steh auf und iss, steh auf und stärke dich! Gott hat Legionen von Engeln zur Verfügung. Sie kommen nicht mit goldenen Flügeln, sondern in 1000 verschiedenen Gesichtern und Gestalten: Als Ginsterstrauch, der uns vorübergehend Schatten spendet in der sengenden Hitze. Seine Engel kommen meist in Menschengestalt, als guter Freund, als Vater und Mutter, die mir zuhören und zureden, die mich aufbauen und mir unter die Arme greifen. Der rettende Engel kann ein Arzt, ein Therapeut ein Besucher am Krankenbett oder irgendein Fremder sein, der meine Wege kreuzt und mir einen Tipp gibt, sodass mir ein Licht aufgeht, wie ich meine Krise überwinden kann.

Sie alle sind Boten Gottes, wirkliche Engel aus Fleisch und Blut. Wir müssen die Engel nur sehen und uns von ihnen helfen lassen.

Lb. Wenn ein Engel dem Elija Brot hinstellt, wenn der Erschöpfte isst und Kraft zum Weitergehen bekommt, dann dürfen wir Christen an das Brot denken, das Jesus uns gibt in der Eucharistie. Jesus ist der beste Therapeut. Sein Wort ist die allerbeste Therapie, weil es uns hilft, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Was ist denn fast immer die Ursache von Überforderung und Burne out? Nicht die wichtigen, sondern die unwichtigen Dinge machen uns kaputt. Wir, lb. Gl. können nichts Besseres tun, als dem Aufruf des Engels zu folgen: Lass dir Zeit. Steh auf und iss, steh auf und stärke dich - sonst wird der Weg zu weit für dich. Stärke dich an seinem Wort. Stärke dich mit seinem Brot.

 

 

2024 Lj-B: 18. So.i.Jahr. Brot des Lebens. Was ist das?

Evangelium nach Johannes (Joh 6,22)

In jener Zeit fuhren die Leute nach Kafarnaum und suchten Jesus. Jesus sagte: Amen, ich sage euch: Ihr sucht mich, weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid.  Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt und die der Menschensohn euch geben wird.  Da baten sie ihn: Herr, gib uns immer dieses Brot! Jesus antwortete ihnen: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.

Impuls:

Wenn ich meine Bäckerei betrete, staune ich nicht schlecht, wie viele Brotsorten es da gibt, 30 und mehr. Im Vergleich dazu ist die Bäckerei von Jesus ein armseliger Betrieb. Gerstenbrote bei der Brotvermehrung. Und dann bietet er noch ein Brot für die Seele an. Welches ist wichtiger? Jesus gibt die richtige Reihenfolge vor. Zuerst stillt er den Hunger des Magens – bei der Brotvermehrung. Und danach verweist er auf das Brot für die Seele. Brauchen wir das? Und wie! Es gibt Menschen, die sich jeden Tag den Bauch vollessen– und dennoch unglücklich sind und depressiv. So sehr, dass nicht wenige sich das Leben nehmen. Was fehlt ihnen denn? Offenbar das Brot für die Seele. Ihre Seele hat Hunger. Hunger nach dem Sinn des Lebens. Sie wissen nicht, wozu sie da sind. Sie haben Hunger nach Liebe, nach Freundschaft, nach Geborgenheit. Sie haben niemand, der ihren Hunger stillt. Sie haben keinen Freund. Auch die Eltern kümmern sich nicht um sie. Und einen lieben Gott haben sie schon gar nicht. Von dem hat ihnen niemand erzählt. Sinn des Lebens ist wichtig wie das tägliche Brot.

Wir brauchen beides: Brot für den Magen und Brot für die Seele. Das weiß Jesus. Und der bekannte ameri­kanische Psychologe Abraham Maslow (1908-1970) ist derselben Meinung. Er macht das anschaulich in einer Pyramide. Das Fundament sind die menschlichen Grundbedürfnisse. Dazu zählen die Luft zum Atmen, Wasser, Nahrung, Schlaf, ein Dach über dem Kopf und anderes mehr. Erst wenn diese Grund-Bedürfnisse befriedigt sind, kommen höhere Bedürfnisse ins Spiel: Geistige Werte, wie der Wunsch nach Freiheit, Freundschaft, Liebe, Lebenssinn…

Wer satt ist, könnte überlegen: Wie kann ich andere satt machen? Nächstenliebe also. Nächstenliebe hat zweifachen Nutzen. Sie hilft Menschen in Not. Und mir selber schenkt sie Lebenssinn: Ich werde gebraucht. Schließlich das dritte Element: Abraham Maslow setzt ganz oben an die Spitze der Bedürfnispyramide noch das Überirdische, das Ewige. Wenn ein Mensch alles hat, dann fehlt ihm immer noch was: Das Religiöse, die Beziehung zu Gott. Das Brot für die Seele.

Lb. Gl. Jesus weiß um diese Gesetze. Wenn du ein zufriedenes Leben haben willst, brauchst du beides: das Brot für den Magen und das Brot für die Seele. Brot für die Seele, was ist das? Jesus sagt ganz selbstbewusst und klar: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, wird nicht mehr hungern und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben. Sucht nicht nur das Brot für den Magen, sondern das Brot für die Seele, das den Hunger der Seele stillt: Den Hunger nach Lebenssinn, nach Wegweisung, den Hunger nach Liebe, nach Freundschaft und Geborgenheit. Das alles will Jesu abdecken mit seinem "Brot für die Seele". Brot für die Seele ist zunächst sein Wort und seine Frohbotschaft. Sie geben uns Wegweisung und zeigen uns den Sinn des Lebens. Brot für die Seele sind besonders auch seine Sakramente, wo Jesus selber gegenwärtig ist. Sie schenken uns ein Gefühl von Gottesnähe, von Schutz und Geborgenheit.

Lb. Gl. Bei jeder hl. Messe schenkt uns Jesus Brot für die Seele: In seinem Wort und besonders in der hl. Kommunion.

 

 

 

2024 Lj-B: 17. So.i.J:  Brot und Spiele; Brot für die Seele

Was muss ein Kandidat mitbringen, dass ihn die Leute haben wollen – als Präsident oder Kanzler, als König oder Kaiser? Gar nicht viel. Nur zwei Dinge: Brot und Spiele. Das war schon bei den alten Römern so. Gib uns Brot und Spiele, dann bist du unser Kaiser. Jesus hat es geschafft. Nach der Brotvermehrung wollen sie ihn zum König. Wenn es sein muss, mit Gewalt. So ein König wäre natürlich bequem. Wenn du Hunger hast, musst du nicht zur Arbeit und im Schweiße deines Angesichts dein Brot verdienen. Nein. Du gehst einfach zum König, und schon kriegt jeder seine Brötchen. Mehr als man braucht. Es bleibt sogar noch übrig. Praktisch, nicht wahr? Das Dumme ist nur: Jesus spielt da nicht mit bei diesem lustigen Spiel "Wir wollen Brot und Spiele". Gewiss, Jesus hilft den Menschen aus schwerer Not, dann, wenn sie sich selber nicht helfen können. Mehr aber nicht.: Beim König Schlange stehen, um sich die Tagesration zu holen, so ein Blödsinn! Und was machst du den Rest des Tages? Däumchen drehen und dich langweilen? Und – deine kostbaren Talente verkümmern lassen, die dir Gott gegeben hat, um dein tägliches Brot zu verdienen? Beim Schlange stehen brauchst du nur noch ein Talent: Geduld, einfach dazustehen wie ein Klotz, weiter nichts.

Zugegeben, praktisch wäre das schon, sich einfach das Brot beim König abzuholen. Praktisch, gerade in einer Zeit, wo viele sich das Lebensnotwendige nicht mehr leisten können. Das weiß Jesus schon auch, dass das tägliche Brot oft genug nur mit Schweiß zu verdienen ist. Dennoch verweist er nach seiner Brotvermehrung auf ein anderes Brot, auf jenes Brot, das wir weder verdienen und schon gar nicht selber machen können: ein Brot für die Seele, ein geistliches Brot. Sucht nicht das Brot für den Magen, sondern das Brot für die Seele. Das den Hunger der Seele stillt, den Hunger nach Liebe. Den Hunger nach Lebenssinn und Wegweisung, nach Freundschaft und Geborgenheit. Das alles will Jesu abdecken mit seinem "Brot für die Seele"; mit seinem Wort, mit seiner Frohbotschaft, mit seiner Nähe in den Sakramenten.

Lb. Gl. Bei jeder hl. Messe schenkt er uns dieses Brot: In seinem Wort und besonders in der Hostie, in der hl. Kommunion. Abermillionen schätzen das, und kommen zu ihrem König. Manche jeden Tag, manche jeden Sonntag. Manche auch nur zu Ostern oder Weihnachten. Aber immerhin sie kommen.

An anderer Stelle sagt er: Nicht von Brot allein lebt der Mensch, sondern von jedem Wort aus Gottes Mund.

 

 

2024 Lj-B: 16. So.i.Jahr Ruht ein wenig aus

Evangelium nach Markus (Mk 6,30)

Die Apostel versammelten sich wieder bei Jesus und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten.  Da sagte er zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus. Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen.  Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein.  Aber man sah sie abfahren, und viele erfuhren davon; sie liefen zu Fuß aus allen Städten dorthin und kamen noch vor ihnen an.  Als er ausstieg und die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er lehrte sie lange.

Impuls:

Ganz schön gestresst, Jesus und seine Jünger. Nicht einmal Zeit zum Essen! Das kennen wir auch: Noch schnell im Stehen einen Bissen Brot und einen Schluck Kaffee und dann ab in die Schule oder in den Betrieb. Die vielen Prüfungen und Schularbeiten, die viele Arbeit. Und überall soll man Leistungen bringen. Wir fühlen uns manchmal gejagt wie von einem wilden Tier. Und dieses wilde Tier verfolgt uns noch in den Träumen der Nacht: Ein schwarzer Hund oder ein anderes beißendes Ungeheuer ist hinter uns her. Wir möchten davonrennen - und kommen nicht vom Fleck. Schweißgebadet wachen wir auf, mitten in der Nacht.

Viel Stress kommt von einem zu große Arbeitspensum, das uns unter Druck setzt und oft sogar krank macht.

Viel Stress ist allerdings selbstgemacht, da sind wir selber schuld, weil wir zu spät aufstehen, falsch planen, zu lange aufschieben, zu spät mit einer Arbeit beginnen. Viel Stress und unnötige Belas­tung kommen auch davon, weil wir unsere Beziehungen ver­schlampen, die Beziehung zu jenen Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten und was noch schlimmer ist: Wir verschlampen die Beziehungen zu unseren wertvollsten Menschen: zu den Eltern, den Geschwistern und Freunden, zu den eigenen Kindern und zum Ehepartner. Wir verschlampen und vergiften unsere Beziehungen, weil wir keine Zeit haben, weil wir gestresst und nervös sind. Eine Kleinigkeit genügt, und wir gehen auf die Palme, wir werden bissig und ge­mein. So gehen die besten Beziehungen kaputt und irgendwann stehen wir vor den Scherben. Gestörte Beziehungen sind der schlimmste Stress.

Gut, dass es Ferien gibt und Erholung. Jeder Mensch braucht einen Freiraum für sich selbst. Das ist nicht egoistisch, sondern lebensnotwendig, überlebensnotwendig. 6 Ta­ge hast du für deine Arbeit am 7. sollst du ruhen. Diese Lebens­weisheit steht schon in den ersten Seiten der Bibel. Das brauchen wir alle: Eine Zeit der Ruhe, wo man einmal alle Last niederlegen und zu sich selbst kommen kann, wo man Dinge tun kann, die das Herz erfreuen: ein Hobby betreiben, ein Buch lesen; oder einfach einmal faul daliegen und gar nichts tun. Wir brauchen Zeit und Ruhe, unsere Beziehungen zu pflegen, die kaputten zu sa­nieren und die guten zu vertiefen. Wir brauchen Zeit auch für die Beziehung zu Gott, Zeit, sich in die Nähe Gottes begeben und einfach seine bergende Nähe spüren. Das ist keine verlorene Zeit. Manche haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie einmal rasten und nicht ständig laufen wie ein Uhrwerk und nicht ständig Höchstleistungen bringen. Sogar Jesus, der gewiss ein fleißiger Arbeiter war, auch er hat sich oftmals zurückgezogen, um allein zu sein und sich zu erholen, obwohl noch viele Kranke auf ihn gewartet hätten. Trotz einer Fülle von Aufgaben, die Jesus vor sich sieht, sagt er zu seinen Jüngern und er sagt es jedem von uns: Kommt an einen einsamen Ort und ruht ein wenig aus.

Lb. Gl. Man höre und staune: Die sonst eher als hinterwäldlerisch eingeschätzte Englische Kirche hat absolut brauchbare Tipps herausgegeben: "6 Gebote gegen den Stress":

1.   Du sollst nicht versuchen, es jedem recht zu machen.

2.   Du sollst dir genügend Zeit nehmen für deine Freunde, deine Familie und für dich selbst.

3.   Du sollst regelmäßig abschalten und nichts tun.

4.   Du sollst ab und zu langweilig, unelegant, ungepflegt und unattraktiv aus­sehen dürfen.

5.   Du sollst aufhören, dich selbst zum ärgsten Feind zu haben.

6.   Du musst nicht mit allem alleine fertig werden.

In diesem Sinn wünsche ich uns allen gute Erholung und schöne Ferien.

 

 

2024 Lj-B: 13. So.i.J: Mädchen, steh auf. Berührung heilt.

Evangelium (Mk 5,21)

In jener Zeit kam ein Synagogenvorsteher namens Jaïrus zu Jesus. Er fiel ihm zu Füßen und flehte ihn um Hilfe an: Meister, meine Tochter liegt im Sterben. Komm und leg ihr die Hände auf, damit sie wieder gesund wird und am Leben bleibt. Da ging Jesus mit ihm. Viele Menschen folgten ihm. Während Jesus noch redete, kamen Leute, die zum Haus des Synagogenvorstehers gehörten, und sagten zu Jaïrus: Deine Tochter ist gestorben. Warum bemühst du den Meister noch länger? Jesus sagte zu dem Synagogenvorsteher: Sei ohne Furcht; glaube nur! Und er ließ keinen mitkommen außer Petrus, Jakobus und Johannes, den Bruder des Jakobus.  Sie gingen zum Haus des Synagogenvorstehers. Als Jesus den Lärm bemerkte und hörte, wie die Leute laut weinten und jammerten, trat er ein und sagte zu ihnen: Warum schreit und weint ihr? Das Kind ist nicht gestorben, es schläft nur.  Da lachten sie ihn aus. Er aber schickte alle hinaus und nahm außer seinen Begleitern nur die Eltern mit in den Raum, in dem das Kind lag.  Er fasste das Kind an der Hand und sagte zu ihm: Talita kum!, das heißt übersetzt: Mädchen, ich sage dir, steh auf! Sofort stand das Mädchen auf und ging umher. Es war zwölf Jahre alt. Die Leute gerieten außer sich. Dann sagte Jesus, man solle dem Mädchen etwas zu essen geben.

Impuls:

Wir haben sie Gott sei Dank glücklich überlebt, die Kinderkrankheiten: Masern, Mumps, Keuchhusten, Windpocken, … und wie sie alle heißen. Nachträglich denken wir: Das war doch ein Klacks! Aber angenehm waren sie nicht. Das Einzige, was uns von den Kinderkrankheiten in angenehmer Erinnerung geblieben ist: Die Mutter und ihre liebevolle Pflege. Sie hatte alle Hände voll zu tun: Tee kochen, Wickel machen, einreiben, Pillen in den Mund stecken, Geschichten vorlesen - und die allerbeste Medizin: 100 Streicheleinheiten pro Tag. Heilung durch Berührung. Damit sind wir mitten im heutigen Evangelium. Auch da geschieht Heilung durch Berührung. Jesus nimmt ein totes 12-jähriges Mädchen an der Hand: Talita kum, Mädchen, wach auf! Da muss ich unweigerlich an unsere jungen Menschen denken. Ich frage mich: Wie geht es unseren 12-Jährigen, unseren Kids und Jugendlichen heute? Werden sie immer häufiger krank, weil ihnen die heilende Nähe fehlt? Immer mehr verfallen in die Depression oder in irgendeine Sucht: Magersucht, Fresssucht, Drogen-, Nikotin- und Alkoholsucht.

Lb. Gl. Wir haben hervorragende Ärzte und die besten Medikamente. Aber gegen Einsamkeit und Vernachlässigung, da helfen keine Pillen, da helfen nur Menschen. Heilung durch Nähe und Berührung. Diese medizinische Heilkunst verschwindet immer mehr. Bei den ersten Krankheitssymptomen stopfen wir unsere Kinder voll mit Pillen und Spritzen, die riesige Geldsummen verschlingen. Dabei wäre die beste Medizin so billig und so nah: Heilung durch Nähe und Berührung. Eltern, die ihre Kinder in die Arme nehmen, ihnen die lebensnotwendigen Streicheleinheiten, Wärme und Geborgenheit geben, die Zeit für sie haben, ihnen das Gefühl geben: Du bist mir wichtig! Wichtiger als mein Beruf, wichtiger als mein Hobby, wichtiger als alles in der Welt.

Und wie heilsam wäre es für unsere Kinder und Jugendlichen, würden sie Jesus begegnen. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass gesunder Glaube gesund ist und gesund macht. Eine herzliche Beziehung zu Gott schenkt Geborgenheit und Sicherheit. Gott zeigt ihnen Wege, die glücklich machen. Viele Kinder werden regelrecht um Gott betrogen, weil Eltern nie von Gott reden, ihn totschweigen. Wie sollen Kinder da eine herzliche Beziehung zu Gott aufbauen?

Lb. Gl. Gott ist nicht nur für die Oma gut und für ihre Wehwehchen. Unsere Kinder brauchen ihn noch mehr, den heilenden Jesus, der sie anrührt, der sie anspricht: Talita kum, Mädchen oder Junge, wach auf! Wach auf aus deiner Niedergeschlagenheit, aus deinem Frust. Wach auf aus deiner Sucht, die dich umbringt. Du bist viel zu schade, zugrunde zu gehen. Ich will, dass du lebst und glücklich bist. Du hast viele gute Kräfte und Talente in dir. Setze sie ein, dann bekommt auch dein Leben Farbe und Freude, Sinn und Erfüllung. Dann spürst du plötzlich: Es mach richtig Spaß zu leben.

 

2024 Lj-B: 12. So.i.J: Sturm – Lebensgefahr

 

Evangelium nach Markus (Mk 4,15)

An jenem Tag, als es Abend geworden war, sagte Jesus zu seinen Jüngern: Wir wollen ans andere Ufer hinüberfahren.  Sie schickten die Leute fort und fuhren mit ihm in dem Boot, in dem er saß, weg; einige andere Boote begleiteten ihn.  Plötzlich erhob sich ein heftiger Wirbelsturm, und die Wellen schlugen in das Boot, so dass es sich mit Wasser zu füllen begann.  Er aber lag hinten im Boot auf einem Kissen und schlief. Sie weckten ihn und riefen: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen? Da stand er auf, drohte dem Wind und sagte zu dem See: Schweig, sei still! Und der Wind legte sich, und es trat völlige Stille ein.  Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben? Da ergriff sie große Furcht, und sie sagten zueinander: Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar der Wind und der See gehorchen?

Impuls:

Achtung – Lebensgefahr!  Solche und ähnliche Warntafeln raten uns, eine bestimmte Brücke oder einen Strand besser gar nicht zu betreten – oder auf eigene Gefahr.  Vor schweren Gewittern warnt uns der Wetterbericht.  Die Apostel hatten den noch nicht. Sie mussten sich auf ihr Bauchgefühl verlassen. Hast du schon einmal einen Gewittersturm erlebt? Der kann dir dermaßen zusetzen, dass dir vor lauter Angst Hören und Sehen vergeht? Was dir noch bleibt: Winseln oder Schreien in der Hoffnung, dass einer hört und hilft. Als Betroffener bist du heute in guter Gesellschaft. Die Apostel, gestandene Fischer. Die haben schon manchen Sturm erlebt, aber einen solchen noch nie. Sie winseln und schreien vor lauter Angst. Und derjenige, der helfen kann, hört sie nicht. Er schläft. Sie müssen ihn wecken. Und was er dann sagt, ist alles andere als eine Streicheleinheit, eher ein Tadel: Ihr Angsthasen, habt ihr immer noch keinen Glauben? Dann erlöst er sie und bringt den Sturm zum Schweigen. Eine aufregende Geschichte. Auch mich regt sie auf. Warum? Jesus sagt da ein Wort, das nicht leicht zu verdauen ist. Er spricht den Glauben an; den Glauben der Jünger, aber auch meinen Glauben. So als wäre der Glaube das Heilmittel für alle Probleme. Das meint Jesus jedenfalls. An anderer Stelle sagt er das noch deutlicher: Wenn euer Glaube auch nur so groß ist wie ein Senfkorn, dann könnt ihr zu diesem Berg hier sagen: Rück von hier nach dort!, und er wird euch gehorchen. Nichts wird euch unmöglich sein.  Ein starkes Wort. Ein Glaube, der Berge versetzt. Hast du schon einen solchen? Ich noch nicht. Aber er hat doch schon einiges erreicht, mein Senfkorn-Glaube. Darüber bin ich glücklich und dankbar. Aber ich kenne Menschen, die einen viel größeren Glauben haben, Menschen, die eine schwere Krankheit oder ein anderes Schicksal tragen - mit einer beneidenswerten Gelassenheit und Geduld. Wenn man sie fragt: Wie machst du das? Dann sagen sie: Er da oben gibt mir Kraft. Er macht alles richtig.

Lb. Gl. Die heutige Geschichte will uns sagen: Der liebe Gott weiß schon, wie es uns geht, auch wenn wir zuweilen den Eindruck haben: Schläft er jetzt? Nein, er schläft nicht. Und er hilft zur rechten Zeit. Wenn er einen Meeressturm zum Schweigen bringen kann, dann schafft er erst recht die kleineren und größeren Stürme unseres Lebens.  Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr immer noch zu wenig Glauben oder gar keinen? Nun ja, dann ist jetzt die Zeit zu beten: Herr, ich möchte glauben. Hilf meinem Unglauben.

 

2024 Lj-B: 11. So.i.J: Der Same wächst von selbst. Wirklich?

 

Evangelium nach Markus (Mk 4,26-29)

In jener Zeit sprach Jesus: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät; dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst, und der Mann weiß nicht, wie. Die Erde bringt von selbst ihre Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, dann das volle Korn in der Ähre. Sobald aber die Frucht reif ist, legt er die Sichel an; denn die Zeit der Ernte ist da.

Impuls:

Eine seltsame Geschichte. Jesus will das Reich Gottes erklären. Das macht er immer wieder – mit Gleichnissen und Geschichten. Heute mit der Geschichte vom Sämann. Der sät jede Menge Samen auf den Acker. Dann legt er sich zufrieden ins Bett. Und nach wenigen Tagen schon gehen die Samenkörner auf und wachsen schließlich zu einer vollen Ähre mit unzähligen Körnern. Dann heißt es noch: Die Erde bringt von selbst ihre Frucht. Das klingt, als könnte der Bauer nach der Aussaat die Hände in den Schoß legen und genüsslich zuschauen, wie der Herr des Lebens das Wachstum besorgt. Da wird jeder Bauer und jeder Gärtner lächeln und sagen: Schön wär's. Mein Gott, was kostet das Arbeit, wenn man einen ordentlichen Ertrag haben will: Jäten. Gießen, wenn es zu trocken ist. Netze spannen gegen die Vögel, Feuer anzünden in frostigen Nächten… und vieles mehr. Dennoch, das Wichtigste liefert der Herr des Lebens: Sonne und Licht, Regen, Nahrung aus dem Boden. Was will Jesus mit diesem Gleichnis? Es geht ihm um das Reich Gottes. Und die Kinder des Reiches Gottes. Die Samenkörner sind das gute Wort. Und was herauskommen soll, sind reife, gesunde Wesen, glückliche, erfüllte Menschen, die mit ihren Talenten und Fähigkeiten ein Segen sind für uns alle. Menschen, die strotzen von Gottes gutem Geist.

Der Sämann, der Samen aussät, der sind letztlich wir alle. Besonders alle Eltern und Erzieher. Wer Kinder hat und sie großzieht, kann zunächst nur den Boden bereiten und gute Worte aussäen. Wie ein Mensch dann letztendlich wird, liegt nicht mehr nur in seiner Hand. Genau darunter leiden ja viele Eltern. Sie haben ihre Kinder christlich und anständig erzogen. Und eines Tages müssen sie womöglich feststellen, dass sie sich als Erwachsene nicht mehr für den Glauben interessieren und der Kirche den Rücken kehren. Das ist schmerzhaft. Jesus bereitet uns darauf vor in der heutigen Geschichte: Wir haben nicht alles in der Hand, was aus dem wird, was wir aussäen; ob die Kinder gute Menschen werden oder vielleicht auch nicht. Das sagt uns Jesus in einem anderen Gleichnis. Auch der böse Feind ist am Werk. Er schläft nicht. Er streut sein Unkraut dazwischen bei Tag und Nacht.

Da müssen wir wachsam sein, das Gute stärken und unterstützen. Dann hat der böse Feind ganz wenig Chance. Jedes gute Wort hilft und jede Zuwendung, jedes Zureden und Mut machen ist hilfreich für ein gesundes Wachstum der Seinen. Un­ser Tun ist niemals zu klein und unbedeutend. Aus dem kleinsten Samenkorn können großartige Früchte werden.

Lb. Gl. Aber irgendwann sind wir am Ende mit unserer Sorge. Wir müssen loslassen. Das will uns Jesus in aller Deutlichkeit sagen: Die großen Menschen können wir nicht machen. Den Künstler können wir nicht machen aus unserem Kind. Den Priester können wir nicht machen. Wir können nur gute Worte säen, ein gutes Klima schaffen, das zarte Pflänzchen hüten und pflegen. Alles andere müssen wir dem Herrn des Lebens überlassen, ihm ganz allein.

 

 

2024 Lj-B: Herz Jesu; Romantik?

Lesung aus dem Buch Hosea (Kap 11)

Als Israel, mein Volk, jung war, gewann ich es lieb, ich rief meine Kinder aus Ägypten. Ich war es, der Efraim gehen lehrte, ich nahm ihn auf mei­ne Arme. Mit menschlichen Banden zog ich sie an mich, mit den Ketten der Liebe. Ich war da für sie wie eine Mutter, die den Säugling an ihre Wangen hebt. Ich neigte mich ihm zu und gab ihm zu essen.

Impuls:

Vor einigen Jahren hatte ich einen Kooperator, den konnte ich am Herz-Jesu-Freitag nicht zur Messe einteilen. Er meinte: Herz Jesu, das ist mir zu kitschig. Wir Salzburger mögen's liebe salzig und nicht so süß. Wie ist es bei uns? Ich denke: Wir Tiroler mögen beides: salzig und süß. Aber Herz-Jesu-Fest ohne Gemüt und Herz, das geht gar nicht. So wie auch eine Liebesbeziehung nicht geht ohne Gemüt und Herz. Ich habe die Künstliche Intelligenz befragt, wie ein kühler Liebhaber seine Liebe mitteilt. Da kam folgende Antwort: Ein kühler, unromantischer Liebhaber könnte seine Liebe vielleicht so ausdrücken: “Meine Gefühle für dich sind wie eine gut strukturierte mathematische Funktion. Wenn du in meiner Nähe bist, fühle ich mich stabil und ausgeglichen, als hätte ich gerade eine Gleichung gelöst. Obwohl ich keine romantischen Bilder verwende, bist du mein Nullpunkt, um den sich mein Leben dreht. Du bist kostbar. Da hast du ein Sparbuch mit

10.000 €". – Das wars. Keine Umarmung, kein Kuss, nichts. Wie wird die Angebetete darauf reagieren? Sicher nicht mit einem spontanen Heirats-Antrag. Andererseits gibt es die Romantiker. Die singen der Angebeteten gleich ein Lied, z.B. dieses: Einen Stern, der deinen Namen trägt, der hoch am Himmel steht, den schenk ich dir heut Nacht. Wenn die Angebetete romantisch ist, wird sie nicht lange nachgrübeln: Wie macht er das: Einen Stern vom Himmel holen? Und was soll ich anfangen mit einem so großen Trumm? Nein, sie wird einfach nur entzückt sein von ihrem Schwärmer. Bei der Herz-Jesu-Verehrung ist im Grunde nicht anders. Ohne Gefühl, ohne Herz geht es nicht. Ein kühler, gefühlsarmer Mensch wird unsere Herz-Jesu-Lieder nicht mitsingen können. Die haben alle ein gerüttelt Maß an Romantik. Beispiel: Dem Herzen Jesu singe mein Herz in Liebeswonn. Durch alle Wolken dringe der laute Jubelton. Oder das andere: Jesu Herz, dich preist mein Glaube, dich mein einzig höchstes Gut. Edler Weinstock, süße Traube, strömend ew'ge Lebensglut.

Lb. Gl. Romantik hin oder her. Irgendwann wird jeder Liebhaber sich auf den Boden der Realität begeben und fragen: Was habe ich von meinem Liebhaber? Dann zählen nicht die versprochenen Sterne vom Himmel oder die süßen Weintrauben, sondern nur die bleibenden und tragenden Werte, die wirklich hilfreich sind für mein Leben: Treue, Fürsorge, Verständnis, Zeit füreinander, gemeinsam durch Dick und Dünn, Ehrlichkeit und andere mehr. Alle diese Qualitäten finde ich bei Jesus, wie sonst nirgendwo. Treue, Fürsorge, Verständnis, Zeit füreinander, Tag und Nach ist er für mich da. Gemeinsam durch Dick und Dünn. Mehr noch: Er ist für mich in den Tod gegangen, um mich zu erlösen von meinen Sünden und vom ewigen Tod. Das alles könnte doch unser Herz anrühren und dankbar stimmen, auch wenn wir nicht die großen Romantiker sind wie etwa Franziskus. Der war berauscht von der Liebe zu Jesus. In diesem Rausch konnte er von einem Baum 2 Äste abbrechen. Den einen hat er als Geige benutzt, den andern als Bogen. Wie ein Verrückter hat er Geige gespielt und dazu die schönsten Liebeslieder gedichtet für seinen Liebling Jesus. Beneidenswert, diese glühende Liebe zu Jesus. Solche Liebe haben wir nicht. Leider. Sind wir deswegen schlechtere Christen? Ganz und gar nicht. Jesus hat ja selber beschrieben, wie er sich wahre Liebe vorstellt. Nicht derjenige, der am schönsten Geige für mich spielt, nicht der ist es, der mich liebt, sondern, wer den Willen meines Vaters tut.

Lb. Gl. Auf dieser Ebene können auch wir mithalten und große Liebesdienste leisten. Wer den Willen meines Vaters tut, der ist es, der mich liebt (Joh 14,21). Jeder noch so kleine Liebesdienst für Gott und für die Menschen ist mehr wert als das süßeste Liebeslied für Jesus.

 

 

2024 Lj-B: Fronleichnam. Deinem Heiland…

 

Jedes große Fest hat seinen Hit. Weihnachten ohne das "Stille Nacht" ist kein Weihnachten. Ostern ohne das "Christus ist erstanden" ist kein Ostern. So hat auch das hohe Fronleichnamsfest seinen Hit: Deinem Heiland, deinem Lehrer. Wenn es eine Prozession gibt, wird dieses Lied nicht beim Gottesdienst gesungen. Es wird während der Prozession von der Musikkapelle gespielt als Prozessions-Marsch. Da gibt es keinen Text. Schade. Dieser Text hat es in sich. In wenigen Worten wird darin beschrieben, was wir von Jesus erwarten dürfen.

»Deinem Heiland, deinem Lehrer, deinem Hirten und Ernährer, Sion, stimm ein Loblied an.«

»Deinem Heiland« Das Hl. Brot, die Hostie, verkörpert Jesus, und zwar als den Heilenden. Heiland sagt der Volksmund. Durch ihn ist das Heil in die Welt gekommen. Die Erlösung von Sünde und vom ewigen Tod. Aber nicht nur das. Er ist tagtäglich am Werk, die Menschen zu heilen von körperlichem und seelischem Leid. Wir Seelsorger erleben das gar nicht selten: Da werden wir gerufen zu einem Schwerekranken. Er bittet um die Krankensalbung und die hl. Kommunion. Und die Angehörigen können es nicht glauben: Es geht aufwärts mit ihm. Der Heiland war am Werk. Den Heiland braucht unsere Welt, in der so viel Un-heiles die Menschen plagt: Konflikte und Kriege. Heillosigkeit in menschlichen Beziehungen, wenn Ehen oder Freundschaften zerbrechen; vielerlei Krankheit an Leib und Seele. Oder Sinnkrisen. Die Menschen finden keinen Sinn mehr in ihrem Leben.  ... Die Sehnsucht nach dem Heiland ist groß. Doch der heilt nicht als Wunderdok­tor auf Knopfdruck. Vielmehr stiftet er die Menschen zum Frieden an, heilt Kranke, gibt die Kraft und Geduld, das Leid durchzustehen, zeigt Lebenssinn auf. Er stärkt und mobilisiert die Friedenstifter in dieser Welt. Diesem Heiland stimm ein Loblied an.

Deinem Lehrer

Das Brot, das wir heute verehren, verkörpert Jesus als den Lehrer, der uns vom Vater im Himmel erzählt und uns den Weg zu einem gelingenden Leben weist. »Bei dem kannst du was lernen« sagen wir über hochintelligente Menschen. Jesus ist so einer. Die Bibel, sein Buch ist voll von Lebensweisheiten. Sie zeigen, wie Leben gelingen kann. Und er reden nicht nur gescheit, sondern geht mit gutem Beispiel voraus. Die Liebe zu Gott und zum Nächsten ist das Zaubermittel für gelingendes, erfülltes Leben. Diesem Lehrer »stimm ein Loblied an«.

Deinem Hirten

Das Brot, das wir heute verehren, verkörpert Jesus als den guten Hirten, der den Verlorenen nachgeht, sie nach Hause bringt, versorgt und pflegt. Die gute Weide sind das Gebet und die Sakramente. Diesem Hirten »stimm ein Loblied an«.

Und Ernährer

Das Brot, das wir heute verehren, verkörpert Jesus, den Ernährer, der uns sich selbst zur Speise gibt, seinen Leib und sein blut , in den Zeichen von Brot und Wein. Seine Speise garantiert ewiges Leben für uns. Also: Deinem Ernährer stimm ein Loblied an.

Lb. Gl. Es gibt keinen Grund zum Schimpfen und klagen. Wir bekommen alles, was nötig ist. Also ist nicht Raunzen ein Loblied angesagt, nicht nur am heutigen Tag.

 

 

2024 Lj-B: Dreifaltigkeit

Im Frühjahr wimmelt es nur so von großen Festen: Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten. Und heute noch die Hl. Dreifaltigkeit. Schöne Feste, aber schwer zu verstehen sind manche auch. Einige gehen leichter in den Kopf. Jene, wo es was zum Schauen gibt, wie Ostern: Jesus steht von den Toten auf. Oder Himmelfahrt: Jesus geht heim zu seinem Vater. Dann wird es schwieriger, weil nichts für unsere Sinne. Pfingsten: Sendung des Hl. Geistes. Den Geist können wir nicht sehen. Dennoch ist er da und wirkt mit großer Kraft. Er wirkt all das Gute, das in dieser Welt geschieht als Gottes guter Geist. Dann noch die Dreifaltigkeit. Dieses Fest will überhaupt nicht in den Kopf. Es ist gegen jede Logik: 3=1. Gott in drei Personen. Und der soll zugleich nur einer sein? Wie soll das gehen? Die Juden konnten und können das nie und nimmer akzeptieren. Jesus behauptet: Ich bin Gottes Sohn. Sie aber sehen nur einen Menschen vor sich. Für wen hält er sich? Gotteslästerung also. Dafür muss er schließlich ans Kreuz. Und wir Christen, wie schaffen wir den Spagat: Es gibt nur einen Gott? Aber dieser Gott zeigt sich in drei Personen, als Vater, als Gottes Sohn und als Gottes guter Geist? Wer hat diese Lehre denn erfunden? Nun, kein Geringerer als Jesus selbst. Im heutigen Evangelium schickt Jesus seine Jünger hinaus: Geht in die ganze Welt und macht alle Menschen zu meinen Jüngern. Tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Hl. Geistes. Das Fest der Hl. Dreifaltigkeit ist im Grunde die Zusammenfassung der wichtigsten Feste. Es ist Weihnachten, Ostern und Pfingsten zugleich. Schwer zu verstehen. Macht nichts. Für uns ist es genug, wenn wir begreifen: Gott ist die Liebe. Er liebt uns wie ein Vater. Er liebt uns wie ein Bruder in seinem Sohn Jesus. und er ist bei uns alle Tage als Gottes guter Geist. Als Tröster und Ratgeber.

Vater, Sohn und Heiliger Geist. Im Grunde sind das nur Bilder von dem einen Gott.

Lb. Gl. Der drei-faltige Gott, schwierig? Jein! Im Grunde ganz einfach. Gott ist die Liebe in Person, nein, in drei Personen. Mehr müssen wir gar nicht wissen.

 

2024 Lj-B: Pfingsten das vergessene Fest

Evangelium nach Johannes (Joh 20,19)

Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.

Impuls:

Ich schaue durch die Reihen und bin erstaunt. Viele sind da. Und sie wissen offenbar zu welchem Anlass. Viele wissen das heute nicht mehr. Jedes Jahr wieder erlauben sich Journalisten den Spaß und machen eine Umfrage: Was bedeutet Pfingsten denn? Für viele bedeutet es Kurzurlaub, Ausschlafen, Zeit für Hobby und Familie… Sie wissen gar nicht, wem sie die freien Tage eigentlich verdanken. Eine Mehrheit hat wenigstens noch die blasse Ahnung, es könnte mit Religion zu tun haben, mehr wissen sie nicht. Manche vermuten hinter Pfingsten die Auferste­hung Jesu, oder seine Himmelfahrt oder gar die Kreuzigung. Pfingsten das vergessene Fest. Vergessen? Wie gibt es denn so was? Vielleicht weil es an diesem Tag keine Geschenke gibt, wie an Weihnachten und Ostern? Kann schon sein.

Wer zu Pfingsten frei haben will, sollte doch wissen, warum. Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes - und hier liegt das Problem. Beim Heili­gen Geist müssen viele passen. Den sieht man nicht, also gibt es ihn nicht. Aber spüren man könnte man ihn. Am ersten Pfingstfest war das so, und wie! Der Hl. Geist kam nicht als leises Säuseln. Er kam sichtbar und hörbar in Sturm und Feuerzungen. Und jene Menschen, auf die er fällt, geraten außer sich. Manche Zaungäste denken gar: Sind die denn alle betrunken? Sie tanzen auf der Straße und singen Loblieder auf Gott. Sie plaudern in fremden Sprachen und alle können sich verstehn. Die Apostel, keine großen Reder, die fangen plötzlich an zu predigen – und zwar überwältigend. 3000 Menschen bekehren sich auf der Stelle. Von wegen: Der hl. Geist ist nur ein harmloses Lüftchen, das nichts bewirkt.

Lb. Gl. Das Schöne ist: Der hl. Geist hat nichts von seiner Kraft verloren. Er wirkt heute genauso wir vor 2000 Jahren. Begeisterung gibt es auch heute. Er kann Menschen ergreifen, begeistern und zu Höchstleistungen treiben. Das wird von vielen unterschätzt. Was kann er denn, der Hl. Geist? Ohne HL. Geist gibt es keine bahnbrechende Erfindung. Ohne Hl. Geist keine berührende Komposition und kein berührendes Lied. Ohne Hl. Geist kein friedliches Miteinander. Ohne Hl. Geist keine Sündenvergebung. Ohne Hl. Geist kein gescheites Buch. Ohne Hl. Geist keine vernünftige Predigt, sondern nur Schwachsinn.

Ich bete vor jeder wichtigen Entscheidung und vor jeder Predigt zum Hl. Geist. So beten wir in dieser Stunde: Komm, Hl. Geist! Gibt uns deine Weisheit, Wichtiges vom Unwichtigen zu unterscheiden; und die Bereitschaft, das Richtige und Wichtige zu tun.

 

 

2024 Lj-B: 7. Osterso. Muttertag – wie lange noch? Gibt es keine Mütter mehr?

Hast du schon von der sog. Gender-Idee gehört? Sie vertritt die Meinung: die verschiedenen Geschlechter sind gleichwertig. Das kann ich unterstreichen. Aber wenn man fanatisch wird, dann treibt die beste Idee die seltsamsten Blüten. Dann versucht man, Männlein und Weiblein gleichzuhobeln. So soll z.B. Muttertag abgeschafft werden. Aus manchen Kindergärten ist zu hören, dass kein Muttertag mehr gefei­ert werden soll, weil das Wort "Mutter" Selbstzweifel bei der Mutter und Ver­wirrung bei Kindern auslösen kann. In manchen Kindergärten wird den Kindern das Basteln von Muttertags-Geschenken untersagt! Und jetzt frage ich mich: Welchen Ersatz kann es dann geben für den Muttertag? Nun, auch dafür haben die Gender-Fanatiker eine Idee. Zum Beispiel: Statt Muttertag sagen sie: "Tag der Gebärenden?" Diese Geistesblüte wurde im Deutschen Fernsehen und auch im ORF präsentiert. Und das Kind soll zur Mutter nicht Mama sagen, sondern: "gebärende Person". Die 1000 Talente und Arbeiten der Mutter auf das Gebären reduzieren? Nicht zu fassen, wie viel Schwachsinn eine Ideologie gebären kann. Zum Glück sind die Fanatiker nur eine kleine Minderheit. Sie können nicht alles kaputt machen.

Hören wir ein anderes Beispiel.

Gerhard Hintermeier, St. Polten meint: Ich bin froh, dass es den Muttertag noch gibt, und dass ich in einer Zeit aufwachsen darf, in der „Mutter" noch kein peinliches Wörtchen ist; und dass ich als Kind mit der Anrede „Mama" noch Freude machen kann!

Das lassen wir uns nicht nehmen: Muttertag, ein Freudentag für die Mütter und für uns alle.

Lb. Gl. Keine Angst, liebe Mütter, die Menschen mit Hirn und Herz sind in der Überzahl. Selbst wenn der Muttertag angezweifelt werden sollte, das Wichtigste wird immer bleiben: Wenn Ehepartner und Kinder ein Herz haben, werden sie der lieben Mama Wertschätzung und Dankbarkeit zeigen - auf ihre Art. Und sie werden das gar nicht auf einen einzigen Tag reduzieren. Für sie wird jeder Tag ein Muttertag sein, weil sie wissen: die Mama ist uns wichtig, wenn nicht gar das Wichtigste im Haus.

Liebe Mama, du bist kostbar! Pass gut auf dich auf. Überfordere dich nicht. Nimm dir Zeit für dich selbst, für deine Erholung und Entspannung. Viele Arbeiten lassen sich aufteilen auf die ganze Familie. Du musst auch nicht alle überzogenen Wünsche erfüllen! Du musst auch nicht die perfekte Mama sein. Wir brauchen keine gestresste, sondern eine glückliche Mama. Danke, dass es dich gibt.

 

2024 Lj. B: 6. Osterso: Liebt einander

Evangelium nach Johannes (Joh 15,9)

In jener Zeit sprach Jesus: Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und so in seiner Liebe bleibe.  Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird.  Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.  Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben einsetzt für die Seinen.  Dies trage ich euch auf: Liebt einander!

Impuls:

Eine indiskrete Frage: Wie oft sagt dein Liebling zu dir: Goldschatz, ich liebe dich? 10-mal am Tag? 20-mal und mehr? Und hast du nach dem 20-sten Mal gesagt: Jetzt ist es genug? Ganz bestimmt nicht. Ein ehrliches "Ich liebe dich" kann man nicht oft genug hören. Das meint auch Jesus. Und so kommt dieses schöne Wort Liebe halt immer und immer wieder in der Bibel vor, sodass mancher lauwarme Christ meint: Jetzt reicht es aber: Liebe und immer wieder Liebe. Und im heutigen Evangelium schon wieder. Das ist mein heiliges Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. Sind wir so vergesslich, dass man das immer wieder sagen muss? Ja, leider! Mir tut es manchmal richtig weh, wenn ein junges Pärchen nach wenigen Jahren sich schon wieder trennt. Es ist gar nichts Grobes passiert, kein Seitensprung und so.. Wir haben uns einfach auseinandergelebt, sagen sie. Das einzige Vergehen: Zu wenig Zeit, zu wenig Aufmerksamkeit und zu viel Ego.

In den ersten Jahren hatten sie das noch: Zeit und Aufmerksamkeit und 20-mal am Tag "Ich liebe dich". Und jetzt ist plötzlich nichts mehr da von der ersten großen Liebe. Ein Jammer!

Andererseits gibt es Pärchen in fortgeschrittenem Alter, die turteln wie ein frischverliebtes junges Paar. Sie haben es verstanden, ihre Liebe hinüberzuretten bis ins Alter. Sie haben gewusst, dass man die Liebe pflegen muss wie ein sensibles Pflänzchen. Sie braucht Zeit, Zuwendung und Aufmerksamkeit. Und zwar nicht nur am Muttertag oder am Hochzeitstag. Nein. Jeden Tag! Und dann ist die Liebe eine Kostbarkeit, die mit Gold nicht aufzuwiegen ist, die Kraft gibt und tiefe Freude. Diese Freude spricht Jesus heute an: Liebt einander, damit Freude in euch ist und eure Freude vollkommen wird. Also nicht nur oberflächliches Vergnügen, sondern tiefe bleibende Freude. Man hat junge Leute befragt, was ihnen Freude macht. Einige meinten: Gutes Essen, italienische Pasta, gute Nachspeise, - einfach köstlich.

Ein anderer sagt: Tolle Musik, Musik, zu der man tanzen kann, ausgelas­sen, die Welt um sich herum vergessen.

Wieder einer meint: Mein Hobby. Wenn ich Sport mache, kann ich ganz ich selber sein, über mich hinauswachsen, etwas erreichen, was ich nicht für möglich gehalten habe.

Ist das die wahre Freude? Pizza und coole Musik, ein Hobby? Das ist nicht die tiefe Freude, das ist nur oberflächlicher Spaß.

Wisst Ihr, was Gesell­schaftsforscher über uns moderne Menschen sagen? Wir sind eine "Spaßgesellschaft". Ja, für viele trifft das wirklich zu. Viele denken: Hauptsache, es macht Spaß, es gibt a Hetz!

Lb. Gl. Keine Angst, ich will kein Spaßverderber sein. Im Gegenteil! Ich will von der Freude sprechen, von der wahren Freude, wie auch Jesus sie meint. Damit ist nicht gesagt, dass der Spaß nicht auch seinen Platz haben darf. Aber er kann eben nicht wirklich glücklich machen. Nicht in der Tiefe des Herzens und schon gar nicht auf Dauer. Jesus sagt: eure Freude soll vollkommen sein. Das geht nicht mit Pizza und so. Das geht allein mit der wahren Liebe. Deshalb 100-mal "Liebt einandet!"

 

 

2024 Lj. B: 5. Osterso: Der Weinstock muss Früchte bringen

Lesung aus dem Jakobusbrief (Jak 2,14-26)

Brüder und Schwestern! Was nützt es, wenn einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke? Der Glaube ohne Werke ist tot.

Evangelium nach Johannes (Joh 15,1)

In jener Zeit sprach Jesus: Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Winzer.  Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab, und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie noch mehr Frucht bringen kann. Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt.  Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht. Aber getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.

Impuls:

Bist du streitsüchtig? Ja? Das ist mir gerade recht. Dann streiten

wir heute gemeinsam – und zwar mit Martin Luther. Wir haben gerade den Jakobusbrief gehört. Luther nennt diesen großartigen Brief abfällig "Stroh-Epistel". Er ist der Meinung, dass dieser Brief nicht der Lehre des Apostels Paulus entspricht. Dieser sagt: dass der Mensch allein durch den Glauben gerechtfertigt wird und nicht durch Werke. Jakobus hingegen meint: Der Glaube ohne Werke ist tot. Wer von den Beiden hat nun recht? Das soll obersten Richter entscheiden, Jesus. Er sagt im heutigen Evangelium: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Mein Vater ist der Winzer. Jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie noch mehr Frucht bringt. Jesus sagt ganz klar, dass seine Reben Frucht bringen müssen, sonst nützen sie nichts. Jesus gibt also nicht dem Paulus und Luther recht, sondern dem Jakobus: Glaube ohne Werke ist tot. Im Grunde werden wohl alle drei recht haben. Denn wer lebendigen Glauben hat, wird die Hände nicht in den Schoß legen. Er kommt um das Gebot der Nächstenliebe nicht herum. Wer lebendigen Glauben hat, wird helfen und Gutes tun, wo er kann. Also, Gutes tun ist angesagt, Früchte bringen.  Das haben wir Katholiken immer so gesehen. Nicht umsonst sind wir Weltmeister in Sachen unbezahlte Liebes-Dienste, Ehrenamt und Spendenfreudigkeit.

Ich frage mich oft: Woher kommt es denn, dass wir Christen so viel Gutes tun? Jesus sagt uns heute, warum das so ist. Es geht um eine enge Verbindung mit dem Weinstock, mit Gott. Wer in mir bleibt, bringt reiche Frucht. Aber getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. Die Frage ist jetzt: Wie kann die Verbindung mit Gott Be­stand haben? Gibt es einen bestimmten „Klebstoff" für unsere Verbindung mit Gott? Ja, den gibt es in der Tat. Unser Schöpfergott ist raffiniert. Er schuf das sog. „Kuschelhormon" Oxytocin. Das ist wissenschaftlich belegt. Es ist erwiesen, dass ein höherer Oxytocin-Spiegel die Bindung zwischen einem Paar, auch zwischen Eltern und Kindern, auch unter Freunden ver­bessert. Es gibt also sogar eine biologische Hilfe, um stabile Beziehungen zu leben. Das gilt auch für die Beziehung zu Gott. Jesus spricht heute diese Verbindung an: Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Auch hier kommt das Kuschelhormon zum Tragen. Aber dieses muss stimuliert werden. Wie denn? Im Grunde sind es drei ganz einfache Dinge: Erstens: Miteinander reden. Das sagt auch Jesus: Ihr sollt beten, immer wieder und überall. Jede Freundschaft lebt vom miteinander Reden. Das Zweite: Den lieben Gott immer wieder in Liebe anschauen. Bewundern, was er getan hat für uns. Für die wunderschöne Natur. Und seine größte Liebes-Tat: Sein Sterben am Kreuz für unsere Sünden. Grund genug, zu staunen und zu lieben. Und drittens: Aus Liebe zu Gott kleine oder größere Opfer bringen!

Lb. Gl. Jesus sagt: Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Das ist sein Verspechen an uns. Verbunden mit ihm können wir viele gute Früchte bringen. Aber getrennt von ihm können wir nichts.

 

 

2024 Lj. B: 4. Ost-So: Jesus, der gute Hirt

Evangelium nach Johannes (Joh 10,11-21)

In jener Zeit sprach Jesus: Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe.  Der bezahlte Knecht aber, der nicht Hirte ist und dem die Schafe nicht gehören, lässt die Schafe im Stich und flieht, wenn er den Wolf kommen sieht; und der Wolf reißt sie und jagt sie auseinander. Er flieht, weil er nur ein bezahlter Knecht ist und ihm an den Schafen nichts liegt.  Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich. Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; auch sie muss ich führen, und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten.

Impuls:

Die Jungen mögen lächeln über das süße Bild, das über dem Bett von der Oma hängt. Jesus, der gute Hirt, der ein verirrtes Schäflein auf den Schultern nach Hause trägt. Die Jungen haben ganz andere Bilder. Sie schmücken ihr Zimmer mit coolen Postern von diversen Stars aus der Film- und Rock-Szene. Man kann über die süßen Bilder denken, wie man will. Der Kunstgeschmack kommt und geht. Was bleibt, ist der Hirte selbst. Nicht irgendein Künstler hat dieses Motiv erfunden, sondern Jesus selbst. Im heutigen Evangelium sagt er: Ich bin der gute Hirt. Ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich. Ein Bild, das sagen will: So ist unser Gott. Nicht irgendwo über den Wolken, sondern ganz nah bei den Menschen. Voller Fürsorge. Er will, dass keines verloren geht. Wenn eines sich verirrt, macht er sich auf die Suche so lange, bis er es findet. Wenn es verletzt ist, nimmt er es auf seine Schultern, trägt es heim, pflegt und verbindet es. So ist unser Gott. Schöner geht es nicht. Also, nicht ein Gott von oben herab, der die Sünden zählt und bestraft. Nein! einer, der liebt, heilt und verzeiht. Dann sagt Jesus noch etwas: Ich habe noch andere Schafe, die nicht im vertrauten Hof zuhause sind. Auch um sie will ich mich kümmern. Wer ist es denn? Es sind die fremden Völker, die Heiden, die Anders-Gläubigen, die Ungläubigen. Sie wissen noch nichts von der wunderbaren neuen Botschaft. Von der Froh-Botschaft von einem liebenden Gott, der jedem Sünder verzeiht. Der nichts anderes will, als dass wir allesamt glücklich sind. Glücklich sind sie in der Tat, wenn sie nach seiner Botschaft leben.

Lb. Gl. Der gute Hirt wird uns heute vorgestellt als Vorbild für all jene, die ein leitendes Amt innehaben: Eltern, Lehrpersonen, Pädagogen, Vorgesetzte und Chefs. An ihm sollen sie Maß nehmen. Er kennt die Seinen. Ein wichtiger Tipp: Wie viele Konflikte könnten wir uns sparen, würden die Vorgesetzten ihre Untergebenen wirklich kennen: ihre starken und schwachen Seiten, ihre Bequemlichkeit und ihren Fleiß und ihren guten Willen. Dementsprechend könnten sie die Dienste verteilen. Dann würde keiner unter- und auch keiner überfordert. Dann passt das Klima. In einem solchen Klima sind die Untergebenen auch bereit, auf die Stimme des Hirten zu hören, ohne dass er laut werden muss.

Maß nehmen beim guten Hirten sollen wir alle, Erwachsene, Jugendliche und Kinder. Das hieße, dass ich bereit bin, mich mutig einzusetzen für andere. In der Schule zum Beispiel, wenn andere kleingemacht, gemoppt oder geschlagen werden. Wenn ich den guten Hirten nachahmen will, dann sorge ich mich um andere, wenn sie meine Hilfe brauchen. Hilfe brauchen heute nicht nur Menschen. Auch die Mutter Natur stöhnt. Als gute Hirten müssen wir die Natur mit all ihren Geschöpfen beschützen und bewahren.

Lb. Gl. Lassen wir der Oma ihr Lieblingsbild über dem Bett, und wenn es noch so süßlich ist. Wir wissen ja nicht, wie viel Kraft und Mut sie schöpft aus diesem Bild. Sie hat oftmals erlebt: Der gute Hirt führt und behütet mich. Er geht mit mir durch Dick und Dünn. Den möchte ich in meiner Nähe haben bei Tag und bei Nacht.