Lj. A 2023: 5. Fastensonntag:  Erweckung des Lazarus

Evangelium nach Johannes (Joh 11, 3)

In jener Zeit sandten die Schwestern von Lazarus Jesus die Nachricht: Herr, dein Freund ist schwer krank.  Als er hörte, dass Lazarus krank war, blieb er noch einige Tage an dem Ort, wo er sich aufhielt. Dann sagte er: Lazarus, unser Freund, schläft; aber ich gehe hin, um ihn aufzuwecken.  Da sagten die Jünger zu ihm: Herr, wenn er schläft, dann wird er gesund werden.  Jesus hatte aber von seinem Tod gesprochen.  Wir wollen zu ihm gehen.  Als Jesus ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen. Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus.  Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben.  Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben.  Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.  Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Letzten Tag.  Jesus erwiderte ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Glaubst du das? Marta antwortete ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.  Als Jesus sah, wie Martha weinte und wie auch die Juden weinten, die mit ihr gekommen waren, war er im Innersten erregt und erschüttert.  Er sagte: Wo habt ihr ihn bestattet? Sie antworteten ihm: Herr, komm und sieh! Da weinte Jesus.  Die Juden sagten: Seht, wie lieb er ihn hatte! Da ging er zum Grab. Es war eine Höhle, die mit einem Stein verschlossen war.  Jesus sagte: Nehmt den Stein weg! Da nahmen sie den Stein weg. Jesus erhob seine Augen und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast.  Ich wusste, dass du mich immer erhörst; aber wegen der Menge, die um mich herum steht, habe ich es gesagt; denn sie sollen glauben, dass du mich gesandt hast.  Nachdem er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! Da kam der Verstorbene heraus; seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt, und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt. Jesus sagte zu ihnen: Löst ihm die Binden, und lasst ihn weggehen! Viele von den Juden, die zu Maria und Marta gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus getan hatte, kamen zum Glauben an ihn. Impuls: Bist du ein Gemüts-Mensch? Oder eher cool und berechnend? Bist du nah am Wasser gebaut, sodass die Tränen fließen wie ein kleiner Wildbach? Oder erlaubst du dir keine Träne – nach dem Motto: Ein starker Mann weint nicht! Wie war Jesus? Von seinen Gemütsregungen steht ganz wenig in der Bibel. Hat er gelacht? Wissen wir nicht. Hat er geweint? Ja. Er weint über die schöne Stadt Jerusalem, deren tragische Vernichtung er voraussieht. Und heute weint er über den Tod seines Freundes Lazarus. Der Sohn Gottes weint über den Tod seines Freundes. Was für eine herzliche Freundschaft! Der junge Lazarus stirbt. Jetzt stehen die beiden Schwestern Maria und Martha alleine da. Wie soll es weitergehen? Sie sind enttäuscht von Jesus. Sie haben doch ausrichten lassen: Lazarus, dein Freund, ist schwer krank. Komm und heile ihn. Und Jesus kommt und kommt nicht. Lazarus stirbt, wird begraben, verbreitet schon Verwesungsgeruch – und jetzt kommt er, wo alles schon zu spät ist. Klar, dass er sich von Martha den Vorwurf anhören muss: Herr, wärest du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Lazarus ist tot, aber ihr Glaube lebt noch, trotz allem. Ich weiß: Gott wird dir alles geben, worum du bittest. Du bist der Sohn Gottes. Dann sagt Jesus: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Glaubst du das? Ja, das glaube ich. Dieser Glaube ist der springende Punkt. Jetzt kann Jesus ihren Bruder erwecken: Lazarus, komm heraus! Dieses größte Wunder, das er wirkte, ist gleichzeitig sein letztes vor seinem Leidensweg. Er, der andere aus dem Tod errettet, muss jetzt selbst durch Leiden und Tod hindurch - und be­weisen, was er von sich selber sagt: "Ich bin die Auferstehung und das Leben".

Lb. Gl. Der Tod des jungen Lazarus, diese Geschichte rührt mich an, schon deswegen, weil sie immer und immer wieder geschieht, auch bei uns, hier und heute. Schlag die Zeitung auf, dann siehst du: Nicht nur alte Menschen sterben, die sehnsüchtig auf den Tod warten, der sie von schwerem Leid erlöst. Auch junge Menschen gehen von uns, so wie Lazarus. Ursachen gibt es mehrere: Schwere Krankheit, Unfall, Mord, Drogensucht… Wenn ein junger Mensch stirbt, sind wir besonders betroffen und erschüttert. Mitten aus Leben gerissen. Was jetzt? Alles aus und vorbei? Ein junges Leben ausgelöscht – für immer? Eine bekannte Schauspielerin unserer Tage (Hildegard Knef) schreibt in einem ih­rer Bücher den bemerkenswerten Satz: "Die Welt ist geschwätzig und vorlaut, solange alles gut geht. Nur wenn jemand stirbt, dann wird sie verlegen, dann weiß sie nichts zu sagen. Genau an dem Punkt, wo die Welt nur noch ratlos und verzweifelt ist, da gibt uns Jesus eine Bot­schaft, die Hoffnung macht: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Das ist ein herrlicher Trost zu wissen: Mein lieber Bruder, meine liebe Schwester, meine liebe Mama, mein Papa, meine Oma, mein Opa, mein lieber Freund, sie verschwinden nicht im Nichts. Im Augenblick des Todes erweckt sie Jesus zum Leben. Sie landen am Herzen Gottes, in der ewigen Freude.

Lb. Gl. Was für eine tröstliche Botschaft für den, der glauben kann. Wir alle sind traurig und weinen über den Tod eines lieben Menschen – so wie Jesus. Aber der Glaubende muss nicht so abgrundtief trauern wie die anderen, die keine Hoffnung haben.

 

 

Lj. A 2023: 4. Fastensonntag: Heilung eines Blinden

Evangelium nach Johannes (Joh 9, 1)

In jener Zeit sah Jesus einen Mann, der seit seiner Geburt blind war.  Da fragten ihn seine Jünger: Rabbi, wer hat gesündigt? Er selbst? Ober haben seine Eltern gesündigt, so dass er blind geboren wurde? Jesus antwortete: Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern das Wirken Gottes soll an ihm offenbar werden. Als er dies gesagt hatte, spuckte er auf die Erde; dann machte er mit dem Speichel einen Teig, strich ihn dem Blinden auf die Augen und sagte zu ihm: Geh und wasch dich in dem Teich Schiloach! Schiloach heißt übersetzt: Der Gesandte. Der Mann ging fort und wusch sich. Und als er zurückkam, konnte er sehen.  Die Nachbarn und andere, die ihn früher als Bettler gesehen hatten, sagten: Ist das nicht der Mann, der dasaß und bettelte?  Da brachten sie den Mann, der blind gewesen war, zu den Pharisäern.  Es war Sabbat an dem Tag, als Jesus den Teig gemacht und ihm die Augen geöffnet hatte.  die Pharisäer fragten ihn, wie er sehend geworden sei. Der Mann antwortete ihnen: Er legte mir einen Teig auf die Augen; dann wusch ich mich, und jetzt kann ich sehen.  Einige der Pharisäer meinten: Dieser Mensch kann nicht von Gott sein, weil er den Sabbat nicht hält. Andere aber sagten: Wie kann ein Sünder solche Zeichen tun? So entstand eine Spaltung unter ihnen.  Da fragten sie den Blinden noch einmal: Was sagst du selbst über ihn? Er hat doch deine Augen geöffnet. Der Mann antwortete: Er ist ein Prophet.  Noch nie hat man gehört, dass jemand die Augen eines Blindgeborenen geöffnet hat.  Wenn dieser Mensch nicht von Gott wäre, dann hätte er gewiss nichts ausrichten können.  Sie entgegneten ihm: Du bist ganz und gar in Sünden geboren, und du willst uns belehren? Und sie stießen ihn hinaus. Jesus hörte, dass sie ihn hinausgestoßen hatten, und als er ihn traf, sagte er zu ihm: Glaubst du an den Gottessohn? Der Mann antwortete: Wer ist das, Herr? Sag es mir, damit ich an ihn glaube.  Jesus sagte zu ihm: Du siehst ihn vor dir; er, der mit dir redet, ist es.  Er aber sagte: Ich glaube, Herr! Und er warf sich vor ihm nieder.

Impuls:

Blind sein, das stelle ich mir schrecklich vor. Nie im Leben ein Gesicht gesehen, kein Licht, keine Landschaft, kein Bild. Wenn ein Menschenkind geboren wird, sagen wir: Es hat das Licht der Welt erblickt. Geburt bedeutet Herauskommen aus Enge und Dunkelheit, hinein in die Weite, in die bunte Vielfalt der Welt und des Lebens. Sehen hilft zur Orientierung, zum Wiedererkennen und zur Bewältigung unseres Alltagslebens. Das Sehen löst zudem eine Vielzahl von Gefühlen aus. Es kann Bewunderung hervorrufen, aber auch Entsetzen, Aggressionen wecken oder Mitgefühl. Das alles ist Sehen – und noch viel viel mehr. Heute hören wir von einem Blinden, der sich armselig durchs Leben tasten muss. Jesus sieht ihn, er hat Mitleid und heilt den armen Kerl. Das wäre doch ein Grund gewesen, ein deftiges Dorffest steigen zu lassen mit allem Drum und Dran, mit Leckerbissen und Wein, mit Musik und Tanz. Nichts von alledem geschieht. Ganz im Gegenteil. Statt sich mit ihm zu freuen, muss er sich blöden Quatsch anhören. Da sind zunächst die Jünger. Sie denken wie die meisten Juden da­mals: Krankheit ist Strafe Gottes für schwere Sünde. Wer ist schuld? Er selber? Kann's nicht sein, da er als Blinder auf die Welt gekommen ist. Also haben seine Eltern schwer gesündigt. Oft und oft hat Jesus diesem Unsinn widersprochen. Krankheit ist nicht Strafe Gottes.

Und die Pharisäer. Die streiten sich darüber, ob Jesus überhaupt heilen darf. Es ist ja Sabbat, das heißt Arbeitsverbot. Einige unterstellen dem Blindgeborenen so­gar, dass er gar nicht blind war, dass er all die Jahre nur geblufft hat. Und seine Eltern, die tun, als ginge sie das alles gar nichts an. Sie bestätigen gefühllos: »Ja, das ist unser Sohn. Der war blind, doch jetzt kann er sehen. Kein Funke von Freude, kein Zeichen von Dankbarkeit.

Da fragt man sich schon: Verdienen diese Leute überhaupt ein Wunder? Ja doch! Das eigentliche Wunder geschieht erst danach, wo Jesus fragt: Glaubst du an den Gottessohn? Und der Blinde: Wer ist es, damit ich an ihn glaube. Du siehst ihn vor dir. Dann das große Glaubensbekenntnis: Ich glaube Herr, und wirft sich vor ihm nieder.

Zwei Heilungen sind in wenigen Augenblicken geschehen: Die Öffnung seiner Augen und die Öffnung seines Herzens für Gott. Wenn Jesus Wunder wirkt, geht es ihm letztlich immer um den Glauben. Nichtglauben ist in seinen Augen das größte Übel, viel größer als Blindheit und Taubheit.

Lb. Gl. Was soll diese Geschichte? Nun, es ist unsere Geschichte. Wir haben zwar gesunde Augen und dennoch sind wir blind.

Manchmal sind wir blind vor Wut: Wir streiten uns nur noch oder schlagen gar blind aufeinander ein. Manchmal sind wir blind vor Neid: Wir sehen nur, was andere haben und was andere dürfen. Das wollen wir auch - um jeden Preis, ohne zu denken, ob das alles auch wirklich gut ist für uns. Manchmal sind wir blind durch unser Vorurteil: Wir haben eine fixe Meinung über einen Menschen: Der ist schlecht, der ist faul, der ist unehrlich. Ein solcher Mensch hat keine Chance bei uns, und wenn er sich noch so sehr bemüht. Oder: Wir sehen die wunderschöne Natur und unseren bequemen Wohlstand, und es fällt uns im Traum nicht ein, dem lieben Gott dafür zu danken.

Lb. Gl. Da können wir nur beten: Herr, heile meine Blindheit.

 

 

Lj. A 2023: 3. Fastensonntag. Frau am Jakobsbrunnen

Evangelium nach Johannes (Joh 4, 5)

In jener Zeit kam Jesus in ein Dorf in Samarien. Dort befand sich der Jakobsbrunnen. Jesus war müde von der Reise und setzte sich an den Brunnen; es war Mittag, um die sechste Stunde.  Da kam eine samaritische Frau, um Wasser zu schöpfen. Jesus sagte zu ihr: Gib mir zu trinken! Die Frau sagte zu ihm: Wie kannst du als Jude mich, eine Samariterin, um Wasser bitten? Jesus antwortete ihr: Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht und wer es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, dann hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben. Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur Quelle, deren Wasser ewiges Leben schenkt.  Da sagte er zu ihr: Geh, ruf deinen Mann, und komm wieder her! Die Frau antwortete: Ich habe keinen Mann. Jesus sagte: Du hast richtig gesagt: Ich habe keinen Mann.  Denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann. Damit hast du die Wahrheit gesagt.  Die Frau sagte zu ihm: Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist. Unsere Väter haben auf diesem Berg Gott angebetet; ihr aber sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten muss.  Jesus sprach zu ihr: Glaube mir, Frau, die Stunde kommt, zu der ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet.  Die Stunde kommt, und sie ist schon da, zu der die wahren Beter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn so will der Vater angebetet werden.  Die Frau sagte zu ihm: Ich weiß, dass der Messias kommt. Wenn er kommt, wird er uns alles verkünden.  Da sagte Jesus zu ihr: Ich bin es, ich, der mit dir spricht. Da ließ die Frau ihren Wasserkrug stehen, eilte in den Ort und sagte zu den Leuten: Kommt her, seht, da ist ein Mann, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe: Ist er vielleicht der Messias? Da liefen sie hinaus. Jesus Er sprach lange mit ihnen. Viele Samariter kamen zum Glauben an Jesus.  Und zu der Frau sagten sie: Nicht mehr aufgrund deiner Aussage glauben wir, sondern weil wir ihn selbst gehört haben und nun wissen: Er ist wirklich der Retter der Welt.

Impuls:

Diese Geschichte berührt mich. Sie beginnt ganz harmlos. Dabei steckt jede Menge Dynamit darin. Ein alter Brunnen. Die Sonne brennt gnadenlos vom Himmel. Es ist Mittag. Die Dorfbewohner haben sich längst in ihre Häuser zurückgezogen. Weit und breit keine Menschenseele. Mit einer Aus­nahme: Eine Frau huscht zum Brunnen. Alle anderen Frauen haben schon in den frühen Morgenstunden Wasser geholt. Da gibt es den beliebten Dorftratsch. Diese Frau, die jetzt zum Brunnen geht, ist allein. Sie ist eine andere Frau, eine "mit Vergan­genheit". Sie will die Begegnung mit anderen vermeiden. Verschämt schaut sie nach rechts und links. Gott sei Dank, es ist niemand da. So muss sie die Blicke der Nachbarinnen nicht ertragen. Wenn Blicke töten könnten, wäre diese Frau lange schon tot. Sie will auch das Getuschel nicht: »Flittchen« sagen sie, »Lebedame«, Hure. Schrecklich. Schnell noch Wasser in den Krug, und nichts wie weg! Doch da sitzt ein Fremder am Brunnenrand. (Bild)

Er ist durstig. Er bittet sie: Gib mir zu trinken. Sie ist verwirrt: Wie kann ein Jude eine Samariterin um einen Gefallen bitten? Sie wollen doch sonst nichts miteinander zu tun haben. Die beiden kommen ins Gespräch. Erst reden sie aneinander vorbei, doch schnell finden sie eine gemeinsame Ebene. Sie sprechen über die ganz großen Themen des Lebens: Über Hoffnung und Zukunft, über Erfüllung und über das Glück, sogar über Gott. Als dieser Fremde ihr Herz durchschaut, klipp und klar ihre Vergangenheit aufdeckt: 5 Männer hast du gehabt, da wird ihr klar: Das ist kein gewöhnlicher Mann, das ist ein Prophet, wenn nicht gar der Messias. Und er bestätigt: Ja, ich bin es, der mit dir spricht. Da trommelt sie ein paar Dorfbewohner zusammen. Jesus redet mit ihnen. Die Frau und viele andere kommen zum Glauben an ihn. Was für eine Bekehrungsgeschichte! Wie schafft er das? Keine Verurteilung, keine Verachtung für diese Frau mit Vergangenheit. Einfach nur Verständnis und Barmherzigkeit. Die Frau hat einfach nur Pech gehabt, nie den Richtigen gefunden.

Wie heißt sie denn eigentlich, diese Frau? Das wird uns nicht gesagt. Gut so. Dann kann jeder von uns seinen Namen einfügen: Sabrina, Franziska, Philip oder Sepp. Ist ja auch unsere Geschichte. Wir alle kennen diesen Durst der Seele, die Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit, nach Wertschätzung und Anerkennung. Und viele haben schon versucht, ihren Durst aus Quellen zu stillen, die schnell vertrocknen und nur kurze Befriedigung schenken. Sie nehmen einen langen Schuck aus dem Fernseher oder Computer. Sie nehmen Beruhigungspillen oder Drogen. Sie trinken ein Gläschen Bier oder Wein und dann noch eins und noch eins, damit sie vergessen, wie einsam und vertrocknet sie sind. Sie schauen sehn-süchtig nach Diesem und Jenem und übersehen den, der am Brunnenrand sitzt, den Herrn des Lebens. Um die Wette saufen kann ich nicht mit ihm. Aber ich kann anfangen, mit ihm zu reden, mit ihm in Beziehung zu treten. Erst dann kann er mir sein Wasser des Lebens geben oder das Brot des Lebens. Hinter unseren Bedürfnissen steckt oft ein religiöses Problem. Weil wir nicht in Gott verankert und geborgen sind, werden wir haltlos und leer. Und müssen immer woanders Halt und Freude suchen. Der Hl. Augustinus bringt es auf den Punkt, wenn er sagt: Unruhig ist unser Herz, bis es endlich Ruhe findet bei Gott. Das Wasser des Lebens finde ich, wenn ich bete, wenn ich in der Bibel lese, in jeder Hl. Messe, besonders in der HL. Kommunion.

Lb. Gl. Wie sagt Jesus: Wer zu mir kommt, wird nicht mehr durstig sein.

 

 

Heute ein Hirtenbrief statt einer Predigt von mir. Schönen Sonntag!

2. Fasten-So:

Hirtenbrief

Versöhnung– Heute aktueller denn je!

Unser Bischof hat einen Fasten-Hirtenbrief verfasst, den wir uns ans Herz nehmen wollen.

Versöhnung– Heute wichtiger denn je! Am Beginn der Fastenzeit vor drei Jahren hat uns der Ausbruch der Cornona-Pandemie überrascht. Nach einem anfänglichen Zusammenhalt hat sich leider zunehmend das Klima des Zusammenhalts verschlechtert – bis hinein in Freundeskreise und Familien. Erbitterte Auseinandersetzungen führten zu Kränkungen und zum Bruch von Beziehungen. Umso wichtiger ist, zu begreifen: Nur durch Versöhnung gibt es Heilung und neue Lebensqualität! Einen zweiten Schock haben wir vor einem Jahr erlebt: Mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine ist der Dämon des Krieges nach Europa zurückgekehrt. Die Auswirkungen dieser Katastrophe sind nicht abschätzbar. Ohnmacht und Ängste machen sich breit, auch Nervosität und Gereiztheit. Aggressionen schaukeln sich hoch. Umso wichtiger wäre es, geduldig miteinander umzugehen. Oft braucht es nur ein einfaches Wort oder ein Entgegenkommen, sodass Begegnungen wieder gelingen. Entschuldigung und Vergebung ermöglichen einen neuen Frieden! Das Thema „Versöhnung“ ist mehr als nur irgendein Thema! Es ist die Mitte unseres christlichen Glaubens: Durch den Tod und die Auferstehung Jesu wurde uns ein neuer Anfang geschenkt. Keine Schuld ist zu groß, dass Gott sie nicht vergeben könnte. Jesus geht uns mit gutem Beispiel voraus. Am Kreuz betet er für seine Mörder: Vater, verzeih ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Auch unsere Kränkungen passieren meist nicht gewollt, sondern aus Unachtsamkeit. Unversöhnlichkeit und das Nicht-Vergeben führen zu großem Leid für alle Beteiligten. Das gilt für alle Lebensphasen. Freude, Lebenskraft und Kreativität gehen verloren, wenn die Altlasten von Schuld, Kränkung und Verbitterung nicht abgebaut werden. Nur durch Versöhnung gibt es neue Lebensqualität.

Unversöhnlichkeit entstellt den Menschen, die Liebe hingegen macht ihn schön. Niemals ist ein Mensch schöner, als wenn er Vergebung annimmt oder Vergebung schenkt. Ein versöhnter Mensch lebt gelassener und fröhlicher, weil er seine eigenen Grenzen und Schwächen kennt und von Gottes Barmherzigkeit selbst überrascht wurde. Vergebung ist kein billiges „Schwamm-Drüber“. Vergebung schenkt einen inneren Frieden, der uns zur „Abrüstung“ drängt und die Waffenkammer der uralten Vorwürfe ausräumen lässt. Bei verhärteten Fronten kann das dauern. Auch Kränkungen brauchen Zeit, um ausheilen zu können. Versöhnte Menschen finden zu einem neuen Lebensstil. Sie gehen achtsamer um mit den Mitmenschen und mit den begrenzten Gütern der Mutter Natur.

Für den befreienden und heilsamen Dienst der Versöhnung erbitte ich für uns alle den Segen unseres barmherzigen Gottes!

+Hermann Glettler BISCHOF VON INNSBRUCK

 

 

Lj. A 2023: 1. Fastensonntag. Versuchung

(Evangelium nach Matthäus (Mt 4,1)

In jener Zeit wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt; dort sollte er vom Teufel in Versuchung geführt werden.  Als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, bekam er Hunger.  Da trat der Versucher an ihn heran und sagte: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl, dass aus diesen Steinen Brot wird.  Er aber antwortete: In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht nur von Brot, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.  Darauf nahm ihn der Teufel mit sich in die Heilige Stadt, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich hinab; denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er, dich auf ihren Händen zu tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.  Jesus antwortete ihm: In der Schrift heißt es auch: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen.  Wieder nahm ihn der Teufel mit sich und führte ihn auf einen sehr hohen Berg; er zeigte ihm alle Reiche der Welt mit ihrer Pracht und sagte zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest.  Da sagte Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn in der Schrift steht: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen. 

Milka-Schoko herzeigen)

Was haben wir denn da? Milka, die zarteste Versuchung, seit es Schokolade gibt. Versuchung, was ist das? Etwas, bei dem man nicht nein sagen kann. Diese Schokolade würde ich am liebsten auf der Stelle aufessen. Aber mein Gewissen redet mir zu: Das darfst du nicht, im Gottesdienst schon gar nicht.

Frage: Wie geht es dir mit der Versuchung? Bei manchen Naschereien denken wir: Wenn i nur aufhören könnt! Die Naschereien machen meine Zähne kaputt und dick machen sie auch. Oder das Computerspiel. "Wenn i nur aufhören könnt". Dann hätte ich mehr Zeit für die Hausaufgaben, für Bewegung in der frischen Luft, für meine Freunde. Ja, die Versuchung ist schon ein Luder. Das spüren nicht nur Kinder und Jugendliche. Die Erwachsenen tun sich ebenso schwer. Auch sie haben Wünsche, die sie über die Maßen begehren, wonach sie geradezu süchtig sind. Das kann der Alkohol sein, die Zigarette, Schokolade, der Fernseher, der Computer. Ein Hobby, das die ganze Freizeit verschlingt, sodass keine Zeit mehr bleibt für die Familie oder für einen Liebesdienst, keine Zeit für Gott. Eine harte Versuchung kann auch sein: ein schöner Mann, eine schöne Frau, die alle Treueschwüre vergessen lässt. Die mich sogar so weit treibt, Frau und Kinder zu verlassen, ohne Rücksicht darauf, was dann alles kaputt geht. Da denkt so mancher: Meine Seitensprünge. Wenn i nur aufhören könnt.

Wir alle schlagen uns mit Versuchungen herum. Aber da sind wir in bester Gesellschaft. Auch Jesus hat damit zu kämpfen. Jetzt mögen einige meinen: Ach der, für einen Sohn Gottes ist das doch ein Klacks. Die heutige Geschichte erzählt uns, dass Jesus in Versuchung geführt wird. Der Teufel, der getraut sich was! Er schleicht sich an Jesus heran und gaukelt ihm Dinge vor, die für jeden Menschen eine Versuchung sind: Bequemlichkeit, Sinneslust, Eitelkeit und Machtgier. Auf diese Schwachstellen des Menschen wird auch Jesus geprüft.

Jesus hat 40 Tage gefastet. Er hat unbändigen Hunger. Mit seiner Wundermacht hätte er ganz locker köstliche Brötchen herbeizaubern können. Und seine Eitelkeit hätte er auch befriedigen können mit einer tollen Show. Er stürzt sich von der Zinne des Tempels, am besten vor großem Publikum, und kurz vor dem Aufprall fliegen ein paar Engelein daher und fangen ihn auf. Was für eine Sensation. Im Nu hätte das die Runde gemacht. Der Teufel versucht auch noch, Machtgelüste bei Jesus zu wecken. Er verspricht ihm alle Reiche der Welt. Jesus muss sich nur vor dem Teufel niederwerfen und ihn anbeten. Ein tolles Angebot! Jesus erteilt dem Teufel eine Abfuhr mit klaren Worten, die auch für uns ganz wichtig sind: Der Mensch lebt nicht von Brot allein, nicht nur von materiellen Dingen. Und: Gott sollst du anbeten. Nicht irgendwelche Götzen oder gar den Teufel.

Lb. Gl. Ein bisschen von dieser Entschlossenheit wünsche ich uns allen, wenn wir in Versuchung geführt werden. Dass auch wir zur rechten Zeit Nein sagen können zu den Verlockungen, die uns und dem Nächsten nur schaden.

So, was mach ich jetzt mit dieser Schoko? Ich lege sie am besten in den Korb da hinten – für unseren SoLaLi.

 

 

Lj. A 2023: 7. So.i.J: Feindesliebe? Geht das?

Evangelium nach Lukas (Lk 5,27-29)

In jener Zeit sprach Jesus: Euch, die ihr mir zuhört, sage ich: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch misshandeln. Dem, der dich auf die eine Wange schlägt, halt auch die andere hin. Da trat Petrus heran und fragte: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er sich gegen mich versündigt? Siebenmal? Jesus sagte: Nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal. Die Schi-Impuls:

Weltmeisterschaften gehen dem Ende zu. Ein spannendes Event. Bewundernswert, wie diese jungen Sportler Kopf und Kragen riskieren, wie sie an ihre Leistungsgrenze gehen. Sie wissen: Sonst gibt es nichts zu holen, keine Medaille, kein Preisgeld, nichts. Hast auch du Lust, an deine Leistungsgrenze zu gehen? Ja? Dann hast du heute die Möglichkeit dazu. Jesus legt die Latte ziemlich hoch mit seinem neuen Gebot, mit der Feindesliebe. Liebt eure Feinde, tut Gutes denen, die euch hassen. Unsere erste Reaktion: So blöd möchte ich sein, meinem Feind auch noch was Gutes tun. Genau das hat auch der chinesische Präsident Xi Jinping gemeint bei einer großen Handelskonferenz. Im Westen gibt es die Neigung, die rechte Wange hinzuhalten, wenn jemand auf die linke Wange schlägt. In unserem Land - schlagen wir zurück. Nun, das ist der himmelweite Unterschied zwischen einem christlich und einem kommunistisch geprägten Land. Feindesliebe ist nicht normal. Sie ist nicht natürlich, sie ist über-natürlich. Ist Feindesliebe dumm? Ganz im Gegenteil. Jesus verlangt keine Dummheiten von uns, sondern nur Dinge, die hilfreich und heilsam sind. Welche Alternativen haben wir denn? Rache, Vergeltung, Hass. Keine gute Wahl. Der Hass hat die Eigenschaft, sich immer weiter aufzuschaukeln. Die Feindes-Liebe ist das einzig wirksame Mittel, die Spirale der Gewalt zu durchbrechen. Der Hass ist ein schlimmes Krebsgeschwür. Er kostet immens viel Substanz. Wir bringen die Kränkung Tag und Nacht nicht aus dem Kopf. Wie kann ich es ihm heimzahlen? Diese Gedanken stören deine Arbeit und zerstören deinen Schlaf.

Nun, ich kann dich schon verstehen.

Da hat dir jemand Unrecht getan, oder Böses zugefügt.

Allmählich bist du kälter geworden und härter.

Du bist nicht mehr derselbe.

Du wunderst dich über dich selbst.

Du bist nicht mehr so freundlich,

nicht mehr so gelassen und gütig.

Deine Herzlichkeit ist umgeschlagen in Hartherzigkeit.

Deine Sympathie in Antipathie.

Und du leidest darunter. Du fühlst dich gefangen.

Die Rollläden sind herunter. Die Sonne bleibt draußen.

Das Leben wird schwer wie Blei.

Du hast Hassgefühle. Hass ist ein heimlicher Seelenfraß. Der Hassende straft sich selbst am meisten.

Der Schriftsteller Karl-Heinz Söhler bringt es auf den Punkt im folgenden Vers:

Wenn du dich ärgerst, denk daran:

Der Ärger ist ein blödes Vieh.

Er fängt am falschen Ende an;

er frisst nur dich,

den Feind, den frisst er nie.

Lb. Gl. Wenn man das bedenkt, muss man sagen: Feindesliebe ist die intelligenteste Lebensweisheit von allen. Liebt eure Feinde, tut Gutes denen, die euch hassen. In diesem Punkt sind wir Christen gescheiter als die Chinesen. Tut Gutes, was heißt das? Ich muss meinem Feind nicht jeden Tag einen Bruderkuss geben. Was ein Christ aber sehr wohl kann: Ihm nichts Böses wünschen, ihm nichts Böses tun. Ihm helfen, wenn er in schwerer Not ist. Für ihn beten. Das ist die beste Therapie für beide. Schwierig, aber es lohnt sich. Willst auch du eine Medaille? Dann musst du ab und zu an deine Leistungsgrenze gehen.

 

 

 

Lj. A 2023: 6. So.i.J: Die böse Tat beginnt im Kopf.

Evangelium nach Matthäus (Mt 5, 17)

In jener Zeit sprach Jesus: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Gesetzeslehrer, dann seid ihr noch nicht im Himmelreich. Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein. Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen. Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.

Impuls:

Bist du ein guter Staatsbürger? Na klar! Ich gehe fleißig zu den Wahlen. Und die Gesetze einhalten tu ich auch. Schön! Und wie geht es dir mit den Gesetzen? Kein Problem! Sie sind ja vernünftig. Gut. Aber nicht alle nehmen das so locker wie du. Da gibt es jede Menge Leute, die sind geradezu allergisch gegen jede Einschränkung. Und die sind bitterböse auf die Politiker, die so blöde Gesetze machen. Was war denn das für ein Theater mit der Maskenpflicht! Die Politiker wollten die Menschen vor schwerer Krankheit schützen. Und viele wollten sich das nicht gefallen lassen. Sie verpassen dann bei den Wahlen der Regierung einen Denkzettel.

Gesetze. Sie sind zu allen Zeiten ein Problem. Und weil viele sie nicht halten wollen, deshalb gibt es das Straf-Gesetzbuch. Hier werden alle Gesetze aufgelistet mit den entsprechenden Strafen. In Österreich gibt es 1200 Gesetze mit 61.000 Paragraphen. Ja, die Gesetze. Für viele ein Problem. Das war zu allen Zeiten so. Auch zur Zeit Jesu. Damals gab es die Gesetzeslehrer. Diese Leute waren extrem eifrig im Erfinden von immer neuen Gesetzen. Die waren oft genug überzogen und überhaupt nicht hilfreich für das Zusammenleben. Das hat Jesus oftmals kritisiert. Er hat diese Überfülle reduziert auf die 10 Gebote Gottes und schließlich auf ein einziges Gebot, das Gebot der Liebe. Im heutigen Evangelium jedoch hat es den Anschein, als wäre Jesus noch strenger als die Gesetzeslehrer. Da heißt es: Früher wurde gesagt: Du sollst nicht töten. Wer aber tötet, soll dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein. Früher wurde gesagt: Du sollst nicht die Ehe brechen. Ich aber sage: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch begangen.

Lb. Gl. Jesus sagt da etwas ganz Wichtiges: Die Sünde beginnt nicht erst bei der Tat, sondern schon viel viel früher. Sie beginnt im Kopf, bei den schlechten Gedanken und Phantasien. Heute beklagen wir, dass so viele Frauen von ihren Partnern umgebracht werden. Diesen abscheulichen Verbrechen gehen 1000 böse Gedanken und Worte und Grobheiten voraus. Ebenso beim Ehebruch. Wie viele schlechte Phantasien, wie viele schlechte Schriften und Videos gehen da voraus, bis schließlich der Ehebruch passiert. Es gilt also im Vorfeld schon, wachsam und beherrscht zu sein, meint Jesus. Er hat schon recht, wenn er sagt: Wenn deine Rechtschaffenheit nicht größer ist als die der Gesetzeslehrer, dann bist du noch nicht im Reich Gottes, im Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens. Der Gesetzeslehrer sagt dir, was du dir alles erlauben kannst, ohne bestraft zu werden. Im Reich Gottes gilt das Gesetz der Liebe. Da fragt man nicht, was ich mir alles ungestraft erlauben kann, sondern: Was kann ich Gutes tun, damit es mir und andern gut geht.

Das Reich Gottes, eine völlig andere Welt!

 

 

Lj. A 2023: 5. So.i.J: Du bist das Licht der Welt.

Evangelium nach Matthäus (Mt 5, 13)

In jener Zeit sprach Jesus: Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten.  Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben.  Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus.  So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Impuls:

Verliebte haben eine unglaubliche Fantasie. Was denen alles einfällt an Komplimenten und netten Worten: Goldschatz, Allerliebster, Goldperle, Sonnenschein und, und und...Jesus kann es ebenso gut. Heute sagt er zu uns: Du bist das Salz der Erde. Das heißt: Du gibst deiner Umgebung Würze und Geschmack. Und noch schöner: Du bist das Licht der Welt. Du bist das Licht der Welt. Das ist viel viel mehr als nur: du bist ein Sonnenschein. Du bist das Licht der Welt. Jetzt wird mancher denken: Das ist aber stark übertrieben. Ich bin ein Licht, ja, aber auch nur dann, wenn ich gut aufgelegt bin; dann stahlen meine Augen. Wenige Minuten kann das wieder ganz anders sein: Wenn mir eine Kleinigkeit nicht passt, bin ich grantig und kratzbürstig. Dann ist mein Licht schon wieder aus. Und meine Geschwister nehmen Reißaus. Und dennoch: Jesus bleibt dabei: Du bist das Licht der Welt, eine Lichtgestalt, die stahlt, weit über die Familie hinaus. Wie denn das? Nun, wenn du deinen Beruf mit Herz ausübst, egal welchen, ob als Schneiderin, Lehrerin oder Mutter… Wenn du dein Herz hineinlegst, dann leuchtet dein Licht, weit über die Familie hinaus. Wir sollen unser Licht nicht unterschätzen, das Licht jedes Einzelnen und erst recht das Licht einer christlichen Gemeinschaft.

Du bist das Licht der Welt. Übertrieben? Nein, nein! Wenn du das nicht glauben wills, schau dir ein Foto von deiner Taufe an. Da brennt deine Taufkerze. Und der Priester spricht dazu die schönen Worte: Christus, das Licht der Welt, hat dieses Kind erleuchtet. Es soll als Kind des Lichtes leben, sich im Guten bewähren und am Ende seines Lebens mit brennendem Herzen dem Herrn entgegengehen, der auf sein Kind wartet. Also, unser Licht haben wir letztlich nicht von uns selbst. Gott hat uns jede Menge Talente gegeben, mit denen wir uns gegenseitig helfen und das Leben heller machen können.

Lb. Gl. Du bist oft viel zu bescheiden. Du denkst: Was kann ich allein schon ausrichten mit meinem bescheidenen Licht  -

in einer stockdunklen Welt? Du kannst mehr als du glaubst. Ich denke da an die junge Greta Thunberg. Sie hat als junges Mädchen die Schule geschwänzt, um für den Umweltschutz zu demonstrieren. Am ersten Schultag nach den Sommerferien im August 2018 stellte sich die damals erst 15-Jährige mit ihrem Streikschild vor den Schwedischen Reichstag in Stockholm. Zunächst blieb die Schülerin von Vorbeigehenden unbeachtet. Heute ist aus einer Einzel-Aktion eine weltweite Umweltschutz-Bewegung geworden, die kein Politiker mehr ungestraft übergehen kann.

Also lass auch du dein Licht leuchten! Wie soll das gehen? Lerne von der Sonne. Unverdrossen macht sie sich jeden Tag an die Arbeit. Sie sendet ihre wärmenden Strahlen – auch durch Wolken und Neben. Lass dich von düsteren Menschen nicht abhalten, zu strahlen. Steh nicht zu spät auf. Schau in den Spiegel und lach dich an. Sei gut zu dir selbst und sag "guten Morgen zu dir". Dann bist du schon in Stimmung und kannst auch anderen was Nettes sagen. Nimm eine Brise Humor mit in den Tag und ein angemessenes Maß an Arbeitslust. Dann giß über alles ein Lächeln – und schon geht die Sonne auf - in dir und für andere. Lass dein Licht leuchten!

 

 

Lj. A 2023: 4. So.i.J: Seligpreisungen – Gerechtigkeit.

Evangelium nach Matthäus (Mt 5,1)

In jener Zeit, als Jesus die vielen Menschen sah, die ihm folgten, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich.  Dann begann er zu reden und lehrte sie. Er sagte: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.  Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.  Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben.  Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden.  Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.  Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.  Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.  Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.  Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet.  Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein.

Impuls:

Die berühmten Acht Seligkeiten haben wir eben gehört. Acht Empfehlungen gibt uns Jesus, die uns glücklich, sogar selig machen. Acht Stück. Hast du sie alle merken können? Selig die Armen, die Trauernden, die Barmherzigen und und und. Ein bisschen viel auf einmal. Ich denke, es ist besser, eine einzige herauszugreifen und diese zu bedenken. Eine ist besonders zeitaktuell: Selig, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit. Gerechtigkeit, die ist heute in aller Munde. Die einen richten sich's, andere haben das Nachsehen.

Selig, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit. Hunger und Durst. Da geht es zunächst wirklich um den körperlichen Hunger. Jesus zeigt uns, wie sehr beides zusammenhängt: die Ge­rechtigkeit und das pure Überleben des Menschen. Es gibt verschiedenen Gerechtigkeiten.

Moralische Gerechtigkeit

Der Staat, die Kirche und wir alle haben die moralische Pflicht, dafür zu sorgen, dass jeder Mensch ein menschenwürdiges Leben führen kann.

Soziale Gerechtigkeit

Ich denke, da ist in den letzten Jahren einiges geschehen. Bei uns in Österreich gibt es keinen, der betteln gehen muss. Er bekommt zumindest eine Mindest-Sicherung. Die Frauen jedoch, die fühlen sich noch benachteiligt. Sie fordern Gerechtigkeit: gleichen Lohn für gleiche Leistung. Da ist noch Luft nach oben. Allerdings geht es hier nicht ums nackte Überleben.

Weltweit schaut es anders aus. Da sterben Tausende Menschen an Hunger und Durst. Diese Opfer schreien nach Verteilungs-Gerechtigkeit bei Rohstoffen, bei Nahrung und Wasser. Alle Staaten und wir alle haben die Pflicht, Hunger und Durst zu bekämpfen, so gut wir können. Das ist letztlich kein gnädiges Opfer der reichen Staaten. Wenn wir nichts dagegen tun, schaden wir uns selbst. Dann werden wir halt überrollt von Tausenden Flüchtlingen. Am Ende profitieren alle, wenn es allen gut geht, wenn alle selig sind. Wir profitieren alle – menschlich und wirtschaftlich.

Klimatische Gerechtigkeit.

Das ist der schwierigste Brocken, der uns derzeit beschäftigt. Die reichen Länder verursachen die Umweltverschmutzung und damit den Klimawandel und andere Länder haben die Unwetter und die Dürre. Wir alle, Politiker und die einfachen Bürger haben die Pflicht, den Konsum gerecht zu regulieren. Es gibt zu viel Überproduktion. Die nichtgebrauchten Waren werden dann verbrannt. Sie verpesten die Luft, sie verschwinden im Müll oder im Meer. Ein Gebot der Stunde: Umweltverschmutzung vermeiden, Energie sparen und aufhören, die Mutter Natur auszubeuten. Menschen und Tiere dürfen nicht sterben an unseren Giften und an unserer Ausbeutung. Junge Menschen gehen zu Tausenden auf die Straße. Sie haben Angst um ihre Zukunft. Angst, ob sie auf dieser Welt noch ein gesundes Leben führen können, oder ob auch sie, wie die Menschen in Peking, mit einer Gasmaske herumlaufen müssen. Sie hungern und dürsten nach Klima-Gerechtigkeit. In einer sauberen Mutter Natur können wir dann alle selig sein.

Lb. Gl. Moralische Gerechtigkeit, Soziale Gerechtigkeit und Klima-Gerechtigkeit, nein, alle Acht Seligpreisungen sind im Grunde ganz einfach umzusetzen, wenn wir die sog. Goldene Regel beachten: Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg' auch keinem andern zu.

 

 

Lj. B 2023: 3. So.i.J: Folgt mir nach.

Evangelium nach Markus (Mk 1, 14)

Als Jesus hörte, dass man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, zog er sich nach Galiläa zurück. Von da an begann Jesus zu verkünden: Kehrt um, glaubt an das Evangelium! Denn das Himmelreich ist nahe. Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er zwei Brüder, Simon Petrus, und seinen Bruder Andreas; sie warfen gerade ihr Netz in den See, denn sie waren Fischer.  Da sagte er zu ihnen: Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen.  Sofort ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm.  Als er weiterging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren mit ihrem Vater Zebedäus im Boot und richteten ihre Netze her. Er rief sie, und sogleich verließen sie das Boot und ihren Vater und folgten Jesus nach.

Impuls:

Wenn ich diese Geschichte lese, bin ich jedes Mal wieder erstaunt, wie Jesus so im Vorbeigehen seine ersten Jünger sammelt.

Wie macht er das? Es wird wohl seine Ausstrahlung gewesen sein. Wärme ist von ihm ausgegangen und Wohlwollen, das den Gerufenen ohne Worte sagt: Ich mag dich. Ich trau dir was zu, ich will das Beste für dich. Wenn du deine Familie verlässt, wartet eine neue auf dich, eine größere, die Familie Gottes. Das kleine Familien-Glück bekommst du ersetzt durch ein Leben in Fülle. Kein Mensch, nicht einmal der beste Partner kann solche Erfüllung geben wie der liebe Gott, von dem wir das Leben haben.

Ehrlich gesagt: Ein bisschen wehmütig bin ich schon, wenn Jesus da so locker seine Jünger gewinnt. Das geht bei uns Seelsorgern schon um einiges zäher. Wenn wir in den Schulklassen Kinder ansprechen: Will jemand von euch ministrieren? Die Messe ist die größte Feier, die es gibt, ein Dienst für den höchsten Herrn, für Jesus. Ja, und bei allem Zureden melden sich dann vielleicht ein zwei Kinder zum Ministrieren. Genauso mühsam ist es, Leute für den Lektorendienst zu finden oder gar für den Pfarrgemeinderat. Nun, wir Priester müssen zur Kenntnis nehmen: Wir sind halt nicht Jesus. Wir haben nicht seine Ausstrahlung und schon gar nicht seine Wundermacht. Aber - sogar Jesus selbst ist abgeblitzt bei gar nicht Wenigen. Das tröstet uns. Im Grunde kommt es gar nicht darauf an, wie viele Ministranten und aktive Laien eine Pfarre hat. Es kommt darauf an, wie viele Menschen sich von Jesus rufen lassen: "Folgt mir nach! Glaubt an das Evangelium." Diese Werbung ist zeitlos. Und die Menschen kommen. Sie kommen zum Gottesdienst, hören sein Evangelium und versuchen, danach zu leben. Das ist der eigentliche Sinn unserer Gottesdienste und unserer Verkündigung: Jesus begegnen, sein Wort hören und danach leben.

Lb. Gl. Jesus gewinnt auch heute Menschen mit seiner unwiderstehlichen Anziehungskraft. Und die Menschen kommen und kommen. Sie suchen seine Nähe und seine Wegweisung. Dazu sind im Grunde keine besonderen Strukturen nötig. Das bestätigen alte Soldaten, die im Schützengraben Gottesdienst gefeiert haben, ohne Ministranten, ohne Lektoren, ohne Orgel. Was erzählen sie? Nie wieder hat ein Gottesdienst sie so sehr berührt, nie wieder haben sie die Nähe und Hilfe Gottes so sehr gespürt wie damals.

Lb. Gl. Wir müssen uns also keine allzu großen Sorgen machen um den Bestand der Kirche. Der Über-Drüber-Missionar Jesus ist auch heute am Werk. Ich staune immer wieder. Da gehen Menschen 10 Jahre nicht mehr in die Kirche. Und plötzlich sind sie wieder da. Sie haben 10 Jahre keine Predigt gehört, und trotzdem kommen sie. Wie gibt es denn so was? Wer hat sie gerufen? Wer sonst, wenn nicht der Meister selbst. Er ruft auch heute Menschen in seine Nähe, in das Reich Gottes - gleichsam im Vorübergehn.

 

 

Lj. B 2023: 2. So.i.J: Lamm Gottes

 

Evangelium nach Johannes (Joh 1, 35)

In Jener Zeit stand Johannes am Jordan, wo er taufte, und zwei seiner Jünger standen bei ihm. Da kam Jesus an diesen Ort. Johannes richtete seinen Blick auf ihn und sagte: Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt! Die beiden Jünger hörten, was er sagte, und folgten Jesus. Jesus aber wandte sich um, und als er sah, dass sie ihm folgten, fragte er sie: Was wollt ihr? Sie sagten zu ihm: Rabbi - das heißt übersetzt: Meister -, wo wohnst du? Er antwortete: Kommt und seht! Da gingen sie mit und sahen, wo er wohnte, und verbrachten den ganzen Tag bei ihm; Die beiden Jünger des Johannes blieben schließlich bei Jesus und folgten ihm nach.

Impuls:

Was sagt er da, der Bußprediger Johannes? “Seht, das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünde der Welt. Viele Jahre schon predigt Johannes in der Wüste. Er ruft die Menschen zur Umkehr auf - und zur Taufe - als Zeichen ihres guten Willens. Sein ganzer Einsatz gilt dem, der nach ihm kommt, dem Messias und Erlöser. Ich bin nur sein Vorbote, um die Menschen auf sein Kommen vorzubereiten. Gesehen hat er ihn noch nie. Und jetzt steht er plötzlich vor ihm, der Messias. Sie sehen sich in die Augen zum ersten Mal. Johannes spürt seine Ausstrahlung. Seine Ausstrahlung ist sanft. Zunächst ist Johannes sprachlos. Das erste Wort, das er herausbringt: Seht, das Lamm Gottes. Zu allen Zeiten haben Menschen sich mit Tieren verglichen. Einem König wäre es im Traum nicht eingefallen, ein Lamm an seine Fahnen zu heften. Schon eher ein Raubtier, das Angst einflößt. Ein Löwe, der König der Tiere, ist gerade recht für einen mächtigen König. Menschen wählen Tiere, um ihr Wesen auszudrücken. Das ist so – bis auf den heutigen Tag. Herrscher, Länder, Städte und Gemeinden, sie alle haben ihr Wappentier. Am häufigsten: Löwe, Adler und Bär. Lienz ist übrigens auch recht selbstbewusst. Auch Lienz hat den Löwen, aber zur Versöhnung noch eine Rose dazu, als wollten die Lienzer den Gästen sagen: Keine Angst, wir fressen euch nicht. Ihr bekommt eine Rose von uns. Löwe, Adler und Bär, hätten die nicht auch zu Jesus gepasst? Nein, ganz und gar nicht. Johannes hat es goldrichtig gespürt: Seht, das Lamm Gottes. Jesus ein Lamm. Lämmer sind die unschuldigsten Wesen. Sie haben keine Giftzähne und keine Krallen. Sie können keiner Fliege was zuleide tun. So ein Lamm soll die Sünde der Welt aushalten, mehr noch: hinwegnehmen? Wohin denn? Gibt es einen Platz für die Sünde der Welt, eine Art Sünden-Mülldeponie? Da, wo sie nichts mehr anrichten kann? Ich stelle mir die Sünde der Welt sehr groß vor wie ein riesiger Haufen. Oder wie ein riesiger Fuß, der alles Gute niedertrampelt, das zaghaft sprießt. Die schwere Sünde trennt. Sie trennt die Menschen von den Menschen und die Menschen von Gott. Sie sät Unfrieden und Hass. Sie missbraucht und zerstört die edelsten Gefühle. Mit einem Wort: Die schwere Sünde zerstört alles, was Hoffnung macht. Was hat in dieser Welt ein Lamm zu suchen? Es geht doch unter, wird von Wölfen gefressen. Und dennoch: Retten kann uns nur ein Lamm, ein Unschulds-Lamm. Sein Beispiel kann Menschen verändern, das Beispiel seiner Unschuld, seiner Reinheit, seiner Liebe und Geduld. Retten kann uns vor allem ein Opfer-Lamm, das sich hinopfert für die Sünden der Welt. Das hat Jesus getan – am Kreuz.

Lb. Gl. Wie recht er doch hat, der Johannes, der auf den ersten Blick erkennt: Seht, das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünde der Welt.

 

 

 

Lj. B 2023: Taufe Jesu – unsere Taufe

 

Evangelium nach Markus (Mk 1, 2)

In Jener Zeit trat Johannes in der Wüste auf und verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken, um ihm die Schuhe aufzuschnüren.  Ich habe euch nur mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.

In jenen Tagen kam Jesus aus Nazaret hinaus und ließ sich von Johannes im Jordan taufen.  Und als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel sich öffnete und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam.  Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen.

Impuls:

Gehen wir 2000 Jahre zurück. Gehen wir an den Jordan. Johannes ist dort, ein knorriger Bußprediger mit gewaltiger Stimme. Er ruft die Menschen auf: Kehrt um, bekennt euere Sünden und lasst euch taufen. Sein Ruf kommt an. Zu Tausenden strömen sie hinaus und lassen sich von Johannes taufen. Sie sind voller Erwartung. Ihre Erwartung hat sich erfüllt. Viele haben sich bekehrt und ein neues Leben begonnen, ein erfülltes Leben. Und dann kommt ein ganz besonderer Taufkandidat: Jesus. Er will sich von Johannes taufen lassen. Er, der Messias, der ohne Sünde ist. Johannes weigert sich: Das geht nicht, ich kann dich nicht taufen. Ich müsste von dir getauft werden. Jesus sagt: Lass es nur geschehen. Es ist ein Beispiel für andere. Und dann kommt das Besondere. Der Himmel öffnet sich. Der Hl. Geist schwebt wie eine Taufe auf Jesus herab. Sogar der Vater selbst meldet sich zu Wort: Du bist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen habe. Hier wird zum ersten Mal die Dreifaltigkeit Gottes präsentiert: Der Sohn, der sich taufen lässt. Der Hl. Geist, der unbedingt dabei sein will, wenn der Vater ein dermaßen schönes Kompliment sagt: Du bist mein geliebter Sohn.

Die Taufe Jesu damals, ein ergreifendes Ereignis. Alle drei sind sie zur Stelle: der Vater, der Sohn und der hl. Geist.

Wenn heute junge Eltern ihr Kind zur Taufe bringen, ist das nicht weniger berührend. Die Eltern sind voller Erwartung. Auch jene Eltern, die gar nicht besonderes fromm sind, legen eine große Hoffnung in dieses Sakrament. Sie wissen, dass sie nicht alles in der Hand haben. Es gibt viele Dinge, die sie nicht richten können, beim besten Willen nicht. Sie erwarten sich, dass Gott ihr Kind annimmt. Dass er es begleitet und schützt, ein ganzes Leben lang. Überzogene Erwartung? Ganz und gar nicht. Gott sagt in der Taufe auch zu ihrem Kind: Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter. An dir habe ich Gefallen. Welche Liebeserklärung! Diese Zusage wird Gott niemals zurücknehmen, auch dann nicht, wenn ein Mensch auf die schiefe Bahn gerät und nicht die Wege Gottes geht. Selbst der schwerste Sünder ist und bleibt ein Kind Gottes, von ihm geliebt. Gott will, dass keines von seinen Kindern verloren geht. Er wird dafür sorgen, dass sie in den Himmel kommen, auf welchen Umwegen auch immer.

Lb. Gl. Wenn es heute Eltern gibt, die ihr Kind nicht mehr taufen lassen - aus welchem Grund auch immer, so kann ich nur sagen: Schade! Sie wissen nicht, was sie tun, was sie ihrem Kind vorenthalten. Viele besinnen sich und holen die Taufe später nach, zur Erstkommunion oder zur Firmung. Das ist erfreulich.

Heute ist der Tag, an unsere eigene Taufe zu denken, uns bewusst zu machen, was an uns geschehen ist. Uns zu erinnern an das liebe Kompliment: Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter. Die Taufe ist jenes Sakrament, bei dem Gott in unserem Herzen Wohnung genommen hat. Seit der Taufe müssen wir Gott nicht mehr über den Wolken suchen, wenn wir ihn finden und zu ihm beten wollen. Er ist da, in unserem Herzen. Er ist da mit der gesamten Dreifaltigkeit: Mit Vater, Sohn und dem Hl. Geist.

 

 

 

Lj. B 2023: Dreikönig: Sterndeuter, die ersten Missionare

Evangelium nach Matthäus (Mt 2, 1)

Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.  Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem.  Er ließ die Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle.  Sie antworteten ihm: In Betlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten Michäas: Du, Betlehem, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel.  Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war.  Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige.  Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.  Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt.  Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.  Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.

Impuls:

Von Sterndeutern ist heute die Rede. Wie stellst du dir einen Sterndeuter vor? Ist doch klar. Noble gescheite Herren, die nächtelang in den Sternenhimmel gucken und genaue Aufzeichnungen machen. (Bild: Sterndeuter)  Sie rühren sich nicht von der Stelle. Das mag bei den meisten so gewesen sein. Jene aber, von denen die Bibel heute erzählt, gewiss nicht. Die haben sich von der Stelle bewegt, und wie! Sie haben ein auffälliges Sternbild über Israel entdeckt, das auf einen neuen König hindeutet. Beherzte Wissenschaftler wollen wissen, ob ihre These auch stimmt. Sie machen sich sofort auf den Weg, auf nach Israel. Dabei werden sie sogar von einem Stern geführt. Zunächst landen sie beim falschen König, bei Herodes, dem Kindermörder. Der fragt die Bibelexperten, ob die Bibel irgendwo von einem besonderen König spricht. Gewiss! In Betlehem soll er geboren werden. Also schickt Herodes sie nach Betlehem. Da werden sie fündig, in einer erbärmlichen Unterkunft. Sie sind überwältigt von diesem Kind, von seiner Ausstrahlung. Der hat was Göttliches an sich, sonst würden nicht die Sterne vom ihm sprechen. Sie sind außer sich über diesen Fund. Sie beschenken ihn, wie einen König. Dann gehen sie wieder heim. Ein Wissenschaftler kann nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Er will erzählen, was er gefunden hat. Möglicherweise gehen die drei von Haus zu Haus mit einer unglaublichen Botschaft: Wir haben ein menschgewordenes Gotteskind gefunden. Somit werden diese Heiden zu den ersten Missionaren von Jesus.

30 Jahre später gehen Jesus und seine Jünger von Ort zu Ort, von Haus zu Haus – und verkünden die Frohbotschaft. Von einem Gott, der alle Menschen liebt, egal, ob reich oder arm, gebildet oder einfach gestrickt, fromm oder weniger fromm. Den Aposteln trägt Jesus auf: Wenn ihr in ein Haus kommt, so wünscht den Menschen Shalom. Shalom bedeutet vieles: Friede, Segen, Heil für Leib und Seele. Nach ihnen machen sich andere Missionare auf den Weg, eine unendlich lange Reihe, bis auf den heutigen Tag.

ZU diesen Missionaren gehören auch unsere Sternsinger (Bild). Sie ziehen von Haus zu Haus und schreiben 3 Buchstaben an die Tür: C. M. B. Das sind die lateinischen Anfangsbuchstaben eines Segens: Christus mansionem benedicat. Christus segne dieses Haus. Und sie bringen im Lied und im Gedicht die Frohbotschaft: Der Heiland ist geboren – auch für dich. Der Erlöser befreit auch dich von vielem, was dich belastet: von Ängsten, Sorgen und von der Sündenlast. In Österreich sind 85.ooo Sternsinger unterwegs. Ihre Mission ist nicht zu unterschätzen. Naja, Geld sammeln sie auch – für Menschen in Not. Das machen sie im Auftrag Jesu, der uns zur Nächstenliebe aufruft. Gelebtes Beispiel also. Genauso wichtig aber ist ihre Botschaft. Dafür sage ich als Seelsorger ein großes Vergelt's Gott. Eure Predigt ist besser und kommt besser an als jede noch so gescheite Predigt auf der Kanzel.

 

 

 

2023 Lj. B: Neujahr: Löwenzahn-Herz

Bild: Löwenzahn-Herz

Evangelium nach Matthäus (Mt 6.31)

In jener Zeit sprach Jesus: Ihr Kleingläubigen! Macht euch keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht.  Euch muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben. Sorgt euch also nicht um morgen. Jeder Tag hat genug an eigener Plage.

Impuls:

In diesen Tagen werden wir geradezu überschüttet mit guten Wünschen: Die Besten Wüsche zum Neuen Jahr. Und Gesundheit, das ist das Wichtigste, meinen sie. Die Liste der Wünsche ist lang. Ja, was wünsche ich mir denn? In Zeiten wie diesen wünsche ich mir gar nicht viel. Ich habe nur diesen Wunsch. Ein bisschen ausgefallen, das gebe ich zu. Ich wünsche mir ein Löwenzahnherz. Nicht ein gebasteltes, nein. Ein echtes, in mir drinnen. Was soll das heißen?

Der Löwenzahn ist ein unverwüstlicher Lebenskünstler und ein wahrer Lehrmeister. Der Löwenzahn wird von den meisten unterschätzt. Wer ihn als lästiges Unkraut sieht und ihn ausrotten will, der hat es nicht leicht. Gärtner und Freunde des gepflegten Rasens haben ausgesprochen schlechte Karten im Kampf gegen den Löwenzahn. Ist die Pflanze einmal da, wird man sie nicht wieder los. Dafür sorgt neben vielen Überlebens-Strategien vor allem die Pfahlwurzel, die der Löwenzahn tief in die Erde treibt. Wer versuchen will, sie auszugraben, müsste schon bis zu zwei Meter tief in den Boden graben - aber dann ist auch der schöne Rasen kaputt. Von diesem Lebenskünstler lerne ich: Ich muss tief verwurzelt sein in einem tragenden Grund, am besten im Urgrund allen Lebens, in Gott. In ihm habe ich einen verlässlichen Halt, den besten Ratgeber und einen Begleiter, der mit mir geht durch alle Höhen und Tiefen. Mit seiner Hilfe kann ich viele Herausforderungen schaffen und Schwieriges bewältigen.

Lb. Gl. Mimosen haben es schwer in dieser Zeit. Die Verwöhnten, die keine Belastung aushalten können, keine Einschränkung, keinen Verzicht. Viele Jugendliche fallen in eine Depression, weil sie Einschränkungen nicht annehmen können und auch nicht wollen. Die ältere Generation tut sich leichter. Wer die Nachkriegszeit durchgemacht hat mit Armut, mit Hunger und Entbehrungen, der kennt diesen Zustand und weiß damit umzugehen. Er hat die nötige Geduld und Gelassenheit: Irgendwie schaffe ich das schon. Ich habe schon Schwierigeres geschafft. Geduld fällt uns nicht einfach in den Schoß. Man muss sie übern, jeden Tag. Geduld üben, das heißt nicht nur warten können, das heißt vor allem aushalten. Unangenehme Situationen aushalten in der positiven Erwartung, dass es irgendwann mal besser wird. Jede Krise ist einmal vorbeigegangen.

Was überhaupt nicht hilft: Die Hände in den Schoß legen und raunzen: Klagen über die böse Welt und dass Gott doch eingreifen und dreinschlagen soll.

Besser ist, in allen Turbulenzen auf Gottes Fürsorge zu vertrauen. Er wird uns schon einen guten Weg zeigen, wie wir Krisen am besten überstehn. Sein erster Tipp: die Liebe. Was extrem hilfreich ist: eine herzliche Gemeinschaft. Aber auch die muss gepflegt werden: Einander herzlich und respektvoll begeg­nen, jeden Tag - In der Familie, im Freundeskreis, am Arbeitsplatz. Herzliche Gemeinschaft auch mit Gott - in regemäßigem Gebet und Gottesdienst. In einem herzlichen Miteinander geht alles leichter. Gemeinsam sind wir stark.

Lb. Gl. So wünsche ich mir und uns allen für das neue Jahr ein Löwenzahn-Herz, das uns zu wahren Lebenskünstlern macht, tief verwurzelt in Gott.

 

 

 

Lj. C: 2022 Weihnachten – Krippe und Kreuz geh. zusammen.

Bild: Kind in der Krippe

Evangelium nach Lukas (2,1-20)

In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen.  So zog auch Josef von der Stadt Nazaret hinauf in die Stadt Davids, die Betlehem heißt. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete.  Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit der Geburt,  und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.  In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde.  Da trat der Engel des Herrn zu ihnen. Sie fürchteten sich sehr. Der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr.  Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.  Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Ehre sei Gott in der Höhe, und Friede auf Erden den Menschen, die guten Willens sind.

Impuls:

Viele fragen sich: Weihnachten feiern in einer Krisenzeit, wie soll das gehen? Der Hl. Franziskus meint: Das geht sehr gut. Krippe und Kreuz gehören nämlich zusammen. Beide sind aus demselben Material, aus Holz. Wenn wir Probleme damit haben, liegt es daran, dass wir Weihnachten zu sehr versüßlicht haben. Wir sind gewöhnt: Jede Menge Geschenke und in der Krippe ein lachender Knabe im lockigen Haar. War es denn wirklich so süß, damals vor 2000 Jahren? Ganz im Gegenteil. Die Geburt nicht im eigenen Haus, sondern in der Fremde, dazu noch in einem dreckigen Stall. Das Kreuz beginnt schon bei der Geburt. Jede Geburt ist im Grunde ein Kreuz, ein schmerzlicher Kraft-Akt. Wenn ein Kind geboren wird, lächelt es nicht. Es schreit. Erbarmungswürdig. Mit Tränen kommt es auf die Welt, nicht mit einem Lächeln. Es spürt die plötz­liche Ungeborgenheit nach der Entbindung. Es hat Hunger, fühlt sich nass. Es sucht Wärme, will getrocknet werden und gestillt. Es kann Wochen lang schon Tränen weinen, noch bevor es das erste Mal lächelt, als spürte es, dass es in der Welt so manches zu beweinen gibt.

Am Ende seines Lebens wird Jesus noch einmal laut schreien, am Kreuz von Golgota. Krippe und Kreuz gehören zusammen. Lachen und Weinen gehören zum Leben. Erst als Erwachsener bringt Jesus jene Hoffnung und Freude, die die Menschen von ihrem Erlöser und Messias erwartet haben und immer noch erwarten. Er hat uns eine Frohbotschaft verkündet von einem Gott, der alle Menschen liebt und wichtig nimmt: die Armen und die Reichen, die Alten und Jungen, die Frommen und die Sünder. Tausende Menschen haben ihn als Erlöser und Befreier erlebet. Er hat sie befreit von Krankheit, von Hunger und Leid; und von der Last ihrer Sünden. Jesus hat das Amt des Erlöser nicht abgelegt mit seinem Tod, im Gegenteil. Er wirkt heute genauso wie damals. Er macht genau das, was in dem beliebten Weihnachtslied verkündet wird "Alle Jahre wieder": Kehrt mit seinem Segen ein in jedes Haus.

Was für eine Nachricht, dass Gott seinen Segen in jedes Haus brin­gen will. Und er wählt nicht nur die besonders Braven aus. Er geht in das Haus, in dem sich Eheleute nichts mehr zu sagen haben, die getrennte Wege gehen. Sein Segen will ihnen Mut machen, sich wieder neu zu suchen und einander in Liebe und Respekt zu begegnen. Er geht zu der Familie, wo es zwischen Eltern und Kindern Konflikte gibt, weil die Auffassungen über die Lebensgestaltung aus­einanderklaffen.

Er geht zu den Jugendlichen, die keine Freude am Leben haben. Die in eine Depression gefallen sind, weil sie keine Zukunft sehen oder weil sie in eine Sucht geschlittert sind.

Ist auch mir zur Seite still und unerkannt. Er ist bei mir, der ich mich freue über dieses Fest, das ich mit lieben Menschen feiern kann. Er ist auch bei jenem, dem gar nicht nach Feiern zumute ist; bei dem, der krank ist und Schmerzen hat; bei demjenigen, dem zum Heulen zumute ist, weil er einen lieben Men­schen verloren hat, der sich von Gott und aller Welt verlassen fühlt. Er ist auch bei dem, der sich an Weihnachten gar nicht recht in die Kirche getraut, weil er schon so lange nicht mehr da war, aber dennoch von einer tiefen Sehnsucht getrieben wird. Weihnachten bedeutet: Ein Hoffnungsschimmer fällt auf unser Leben, egal, wie es aussieht.

Lb. Gl. Unser Gott ist ein mitfühlender Gott. Er geht mit uns – durch alle Höhen und Tiefen. Somit haben wir ja recht, wenn wir nicht ein weinendes, sondern ein lachendes Kind in die Krippe legen. Wenn wir einmal alle Sorgen vergessen und uns freuen an unserm Gott. So lasst uns aus vollem Herzen die schönen Lieder singen, auch vom holden Knaben im lockigen Haar.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest.

 

 

 

4. Advent 2022:  Träume und Wünsche

Evangelium nach Matthäus (Mt 1,18-25)

Mit der Geburt Jesu war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammen wohnten, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete.  Josef, ihr Verlobter, machte sich Sorgen. Weil er gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss er, sich in aller Stille von ihr zu trennen.  Während er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, scheue dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist.  Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen. 

Impuls:

Wie geht es dir mit deinen Träumen? Wahrscheinlich so wie jedem Menschen. Manchmal haben wir schreckliche Albträume. Wir träumen, dass wir abgestürzt sind; oder dass ein lieber Mensch gestorben ist; oder dass wir eine Fünf in Mathe geschrieben haben. Schweißgebadet wachen wir auf und denken: Huuu! Gott sei Dank nur ein Traum und nicht die Wirklichkeit. Manchmal aber haben wir traumhaft schöne Träume. Wenn wir aufwachen, denken wir: Wenn es doch Wirklichkeit wäre. Wenn dieser Traum doch niemals aufhören würde. Manchmal haben wir auch Tagträume. Da wünschen wir uns das Blaue vom Himmel, alles Schöne, das es gibt. Gerade vor Weihnachten ist die Zeit der Träume und Wünsche. Manches geht in Erfüllung, manches nicht. Jede Zeit hat andere Wünsche. Mein Gott waren die Kinder vor 70 Jahren noch bescheiden. Im Jahr 1950, fünf Jahre nach dem Weltkrieg, schreibt Simon folgenden Brief: Liebes Christkind, bitte hilf meiner Mama, dass ihr Husten endlich besser wird. Und ich hätte so gern ein ganzes Sackerl voller Glaskugelen, weil man mit denen im Winter in der Stub‘n so fein spielen kann. Und noch einen Wunsch hätt i: es wär schön, wenn du uns hel­fen kannst, dass der Papa end­lich aus der russischen Ge­fangenschaft heim kommen darf. Vielen Dank, liebes Christ­kind!

Ganz anders der Christkindlbrief 70 Jahre später schreibt Fabian:

High, Christkindl! Host du überhaupt no was gscheits do, oder bin i schon z'spät dran  mit‘n Faxen? An tollen Computer möcht  i.

Und das Internet darf a net fehln, dass i surfen kann, in der Fruah, bei der Nacht und den ganzen Tag. A Handy kannst ma a no brin­gen. Wenn du mi bold belieferst, wär's nit schlecht, am besten oa Wochn vorm Fest. Weil am Heilg‘n Abend fliagn ma scho weg, in die Karibik. Tschüs und Ciao, Fabian.

Lb. Gl.

Ja, so ändern sich die Wünsche im Laufe der Jahre. Wir, die Erwachsen, lächeln heute über die Wünsche, die wir als Kinder noch hatten. Heute sind es ganz andere: Da stehen nicht mehr so sehr materielle Dinge im Vordergrund, sondern eher Kostbarkeiten, die man nicht kaufen kann: Gesundheit, ein sicherer Arbeitsplatz, ein verlässlicher Partner, Liebe, Freundschaft, eine glückliche Familie, Geborgenheit, Frieden im Haus und Frieden auf der Welt…Vieles kann uns das Christkind besorgen oder besorgen lassen. Bei manchen Wünschen aber wünscht sich das Christkind, dass wir selber ordentlich mithelfen, damit unsere Wünsche in Erfüllung gehen. Die Erfüllung gelingt dann am besten, wenn wir bedenken, dass auch Jesus, das Geburtstagskind, seinen Wunschzettel hat. Seine Wünsche stehen in der Bibel, in den Seligpreisungen: Selig die Barmherzigen, selig, die ein gutes Herz haben, selig, die keine Gewalt anwenden, selig die Friedenstifter. Also: Barmherzig sein, ein gutes Herz haben, teilen, keine Streithansl, sondern Friedenstifter sein. Wenn wir die Wünsche Jesu beherzigen, dann werden diese Weihnachten reich beschenkte Weihnachten sein. Das wünsche ich uns allen von ganzem Herzen.

 

 

 

Lj. A 2022 3. Adventsonntag    Freut euch

Evangelium nach Matthäus (Mt 11,2)

In jener Zeit saß Johannes der Täufer im Gefängnis. Seine Jünger berichteten ihm von den Taten Jesu. Da schickte er seine Jünger zu ihm und ließ ihn fragen: Bist du der, der kommen soll als Messias und Erlöser? Oder müssen wir auf einen andern warten? Jesus antwortete ihnen: Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht: Blinde sehen wieder, und Lahme gehen; Aussätzige werden rein, und Taube hören; Tote stehen auf, und den Armen wird die Freudenbotschaft verkündet

Impuls

Stell dir vor: Du sitzt in einem Gefängnis, stockfinster, mieser Fraß und du wirst zudem noch gepeitscht. Und- du empfindest trotzdem helle Freude. Das gibt es nicht! Doch. Davon erzählt die heutige Lesung. Paulus schafft das Unmögliche. Er sitzt im Gefängnis und freut sich. Und er ruft auch uns zur Freude auf: Freut euch allezeit im Herrn! Noch einmal sage ich Freut euch, trotz allem, was wehtut und belastend ist. Wie schafft er das, der gute Paulus? Er denkt: Ich habe Jesus. Der ist mein allerbester Freund. Wenn ich ihn in meiner Nähe habe, dann ist alles nur noch halb so schlimm: Das Gefängnis nicht mehr so eng. Die Dunkelheit nicht mehr so dunkel. Der Fraß nicht mehr so schlecht. Auch die Peitschenhiebe tun nicht mehr so weh. Ein ganz toller Tipp, den Paulus uns da gibt. Wir haben es ja auch nicht leicht mit den Krisen, die uns plagen. Mit Corona und dass alles so teuer wird. Wir müssen testen und immer aufpassen. Und sparen und verzichten müssen wir auch. Das sind wir nicht gewöhnt. Bisher konnten wir alles haben – und zwar sofort. Das geht halt jetzt nicht mehr. Jetzt haben wir zwei Möglichkeiten. Wir können jammern – so wie Peter Alexander. Der bekannte Schlagersänger hat alles: Wohlstand, eine liebe Frau an seiner Seite. Und was macht der Dummkopf? Das besingt er in dem folgenden Lied "Ich zähle täglich meine Sorgen".

Ich zähle täglich meine Sorgen, denn ich sorg mich sehr.

   Sorge Nummer eins in meinem Leben
Das ist die Sorge, dass du von mir gehst
   Und Sorge Nummer zwei ist, dass es bald 'nen andern gibt
Den besser du verstehst und der dich liebt

Ich zähle täglich meine Sorgen, denn ich sorg mich sehr
  
Sorge Nummer drei, das ist die Frage
Wie halt ich dich und wie gefall ich dir
   Und wenn du wirklich bleibst,

was erwartest du von mir?
Ja, das ist meine Sorge Nummer vier.

Was ist der Grund seiner Sorgen? Fehlendes Vertrauen.

Nein, so wie Peter dürfen wir's nicht machen, auf keinen Fall.

Wählen wir die 2. Möglichkeit. Zähl' nicht täglich deine Sorgen, zähle deine Freuden. Und suche die Nähe Gottes und die Nähe guter Menschen, denen du vertrauen kannst. Paulus macht es vor. Er hat volles Vertrauen auf Jesus. Mit so einem Freund schafft er alles.

Lb. Gl. Manches geht in der Krise jetzt nicht mehr. Was soll's! Dafür geht anderes umso besser. Wir haben mehr Zeit. Zeit, unsere Beziehungen zu pflegen. Mehr Zeit für den Partner, mehr Zeit für die Kinder, für die Freunde, die Nachbarn. Mehr Zeit für den lieben Gott. Zeit für ein Gebet, für ein herzliches persönliches Gespräch, in dem wir ihm alles übergeben können, Freuden und Sorgen. Plötzlich spüren wir, wie eine tiefe Freude einkehrt in unser Herz. Herzliche Beziehungen schütten jede Menge Glückshormone aus. Was uns auch belastet, lassen wir uns nicht hinunterziehen. Machen wir's wie Paulus: Freut euch allezeit im Herrn. Und freut euch an einem herzlichen Miteinander in der Familie, mit guten Freunden und mit Gott. Gemeinsam sind wir stark.

 

 

 

Lj. A 2022:  8. Dezember –Eva und Maria

Evangelium nach Lukas (Lk 1,26-38

In jener Zeit wurde der Engel Gabriel von Gott nach Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria.  Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.  Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.  Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden.  Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben.  Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden.

Impuls:

Viele Frauen haben das Bedürfnis, sich mit anderen Frauen zu vergleichen. Es hebt ihren Selbstwert, wenn sie sehen: Meine Nachbarin ist nicht so schön wie ich, nicht so schlank, nicht so intelligent. Was Frauen machen, will auch ich heute tun. Ich vergleiche zwei Frauen: Eva und Maria. Eva. Bild. Ihr Mann gibt ihr diesen Namen. Er nennt sie Eva, Mutter aller Menschenkinder. Ein großer Name. Aber was macht diese Dame? Sie ist ungehorsam gegen Gott. Sie verführt ihren Mann. Sie essen beide vom verbotenen Baum. Beide fliegen aus dem Paradies. Die Mutter aller Menschenkinder hinterlässt den Nachkommen ein Erbe, an dem wir heute noch leiden: die Erbsünde. Erbsünde, was ist das? Es ist die Neigung, Böses zu tun. Ja, so ist es leider. Das Böse geht uns oft viel leichter von der Hand als das Gute.

So und jetzt die Andere, die ganz Andere. Maria. Bild. Sie gehorcht dem lieben Gott – aufs Wort. Sie sagt zum Engel: Siehe, ich bin die Magd des Herrn. Mit mir soll geschehen, was du gesagt hast. Dabei war der Auftrag Gottes zwar ehrenhaft, aber alles andere als paradiesisch angenehm. Sie sollte den Sohn Gottes zur Welt bringen. Soweit so schön. Aber die Konsequenzen hat ihr der liebe Gott nicht verraten. Was diese Mutter mitgemacht hat, musste keine Mutter ertragen.

Das hat ein 16-jähreiges Mädchen erstaunlich klar erfasst, das den folgenden Text geschrieben hat: Ich stelle mir vor, Maria, dass du jung warst, lebendig und voller Fragen. Dass beim Wasserholen dein schwarzes Haar im Winde wehte, dass du mit anderen Mädchen am Brunnen lach­test, deine Träume und Wünsche erzähltest, und dass deine dunk­len Augen heimlich den Jungen des Dorfes folgten. Du wurdest mit Josef verlobt. Ob du glücklich warst, wissen wir nicht. Du hast sicher von einem schönen Leben geträumt, wie die andern: Von einer festlichen Hochzeit, von einer glücklichen Liebesbeziehung mit Josef, von Kindern und schönen Familienfesten. Dann klopft Gott bei dir an. Du lässt ihn ein, und er hat all deine Träume auf den Kopf gestellt. Ich stelle mir vor, Maria, dass du dich manchmal elend gefühlt hast nach deinem Ja, dass du es am liebsten zurückgenommen hättest: Bei der armseligen Geburt im Stall zu Betlehem. Bei der Flucht nach Ägypten und später, als man deinen Sohn ablehnte, als man ihm das Todesurteil sprach, als man ihn grausam zu Tode quälte. Dass du durchgehalten hast, Maria, ich kann dich nur bewundern!

Lb. Gl. Eva, die Mutter aller Menschenkinder hat uns mit ihrem Ungehorsam das verlorene Paradies eingebrockt und die Erbsünde. Maria, die Mutter aller Gotteskinder hat uns mit ihrem Gehorsam den Erlöser zur Welt gebracht. Er befreit uns von der Erbsünde in der hl. Taufe. Er befreit uns auch von allen anderen Sünden, und seien sie noch so groß. Er befreit uns davon - in der Beichte, in jeder Hl. Messe, durch Werke der Nächstenliebe und durch jedes gute Gebet.

Ich frage mich: Wird sich Maria ab und zu mit Eva verglichen haben? Ich weiß nicht. Da hätte Maria die Eva ganz schön alt aussehen lassen.

 

 

Lj. A 2022:  2. -Advent: Johannes. Kehrt um

Evangelium nach Matthäus. (Mt 3,1 - 4,11)

In jenen Tagen trat Johannes der Täufer auf und verkündete in der Wüste von Judäa: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.  Er war es, von dem der Prophet Jesaja gesagt hat: Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen! Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften; Heuschrecken und wilder Honig waren seine Nahrung.  Die Leute von Jerusalem und ganz Judäa und aus der ganzen Jordangegend zogen zu ihm hinaus;  sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen.  Als Johannes sah, dass viele Pharisäer und Sadduzäer zur Taufe kamen, sagte er zu ihnen: Bringt Früchte hervor, die eure Umkehr beweisen.

Impuls:

Der Advent hat ganz auffällige Persönlichkeiten. Jede mit einer besonderen Botschaft. Zwei sind sanft und liebenswürdig. Der Hl. Nikolaus z.B. Sein Vorbild ruft uns auf, an die Armen zu denken, zu teilen und zu schenken. Maria. Ihr Beispiel regt uns an, auf das Wort Gottes zu hören und danach zu leben. Sie sagt zum Engel: Siehe ich bin die Magd des Herrn. Mit mir soll geschehen, was du gesagt hast. Ja und heute der Bußprediger Johannes. Er ist alles andere als sanft - mit seinem rauen Kamelhaar-Mantel und mit seiner Donnerstimme. Seine Botschaft ist fordernd und hart: Kehr um, wenn du auf dem falschen Weg bist! Steig aus! Genau dasselbe will uns die folgende Geschichte sagen: Da sitzt ein Mann im Zug. Seit Stunden schon ist er unterwegs. Bei jeder Station, wo der Zug anhält, schaut er nervös zum Fenster hinaus. Und er hört nicht auf damit, springt auf, schaut hinaus und setzt sich wie­der. Und das immer und immer wieder. Was tun Sie da die ganze Zeit? fragt eine Frau, die ihm gegenüber sitzt. Ich sitze im falschen Zug, sagt der Mann. Ich sollte längst schon ausgestiegen sein. Und warum tun Sie es nicht? fragt die Frau zurück. Ich tue es nicht, weil: Es ist so schön warm hier und bequem.                                                          

Eine Geschichte, die nachdenklich macht. Ich denke: Einige von uns fühlen sich ertappt, weil auch sie den Eindruck haben, dass ihr Leben in die falsche Richtung geht. Natürlich wissen auch sie, dass sie aussteigen sollten und nicht einfach weitermachen wie bisher. Sie werden dabei immer nervöser und ängst­licher. Was tun? Manche stumpfen ab. Sie zerstreuen sich, betäuben sich und denken nicht lange nach. Das reicht gerade zum Überleben. Aber aussteigen? Wirklich aus­steigen? Die Fahrtrichtung ändern? Das können sie nicht - aus Bequemlich­keit, aus Angst vor der Entscheidung und ihren Folgen.  

Der gute Johannes sagt dir im Hl. Geist. Kehr um! Steigt aus. Frag nicht, was die anderen dazu meinen. Folge deiner inneren Stimme, der Stimme deines Herzens und frage dich, worauf es wirklich ankommt. Was sind die wahren Werte? Was ist wertvoll - für Gott, für die Mitmenschen und für dich selbst. Ja. und für uns alle steht die Frage steht im Raum: Wie lange wollen wir noch so weitermachen mit dem "Immer Mehr"? Mehr Konsum, mehr Egoismus, mehr Rücksichtslosigkeit und mehr Gewalt. Noch mehr Verschmutzung und Ausbeutung unserer lieben Mutter Natur.  Aussteigen und Umsteigen wäre dringend angesagt. Aber wie soll das gehen? Ein junges Mädchen Greta hat es uns vorgezeigt, wie es gehen könnte: Unsere Mutter Erde lieben und schützen. Auf manchen Luxus verzichten, der uns selbst und der Mutter Erde schadet. Ebenso unsere Mitmenschen lieben, sie wertschätzen, sie schützen, wenn sie Schutz brauchen. Johannes der Täufer sagt noch zum Schluss: Bringt gute Früchte hervor, die eure Umkehr beweisen.

Lb. Gl. So lasst uns umkehren und aussteigen, dort wo unser Leben kein wirkliches Leben mehr ist, sondern nur ein Trott, Gewohnheit und Bequemlichkeit. Lasst uns aussteigen, damit unser Leben dem Leben dient, meinem Leben, dem Leben der Mitmenschen und dem lieben Gott.

 

 

 

Lj. A 2022:  1. -Advent – Advent, du stille Zeit, friedliche Zeit Lesung aus dem Buch Jesaja (Jes 2,1-5

Hören wir das Wort des Herrn, das der Prophet Jesaja, in einer Vision von Gott erhalten hat.  Am Ende der Tage wird es geschehen: Der Berg mit dem Haus des Herrn steht fest gegründet als höchster der Berge; er überragt alle Hügel. Zu ihm strömen alle Völker.  Viele Nationen machen sich auf den Weg. Sie sagen: Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn und zum Haus des Gottes Jakobs. Er zeige uns seine Wege, auf seinen Pfaden wollen wir gehen. Er spricht Recht im Streit der Völker, er weist viele Nationen zurecht. Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern und Winzermesser aus ihren Lanzen. Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk, und übt nicht mehr für den Krieg.  Ihr vom Haus Jakob, kommt, wir wollen unsere Wege gehen im Licht des Herrn.

Impuls:

Wisst ihr, wie sehr ich mich gefreut habe auf diesen Advent, wochenlang. Die letzten Jahre waren keine lustige Zeit. Wirbel und Krisen hatten wir mehr als genug: Corona, Unwetterkatastrophen, Krieg und Teuerung. Jetzt möchte ich einmal alles ausblenden, was belastet. Den Fernseher mit seinen täglichen schlechten Nachrichten schicke ich auf Urlaub. Was ich brauche, ist eine Zeit der Ruhe und Besinnung. Ich nehme lieber ein gutes Buch oder die Bibel zur Hand. Da finde ich jede Menge gute Nachrichten, die mich ruhig und friedlich machen. Heute hören wir die tröstliche Lesung des Propheten Jesaja. Er spricht davon, welcher Friede uns zuströmt und welche Lebensweisheit, wenn wir uns in die Nähe Gottes begeben: Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn. Er zeige uns seine Wege. Auf seinen Pfaden wollen wir gehen. Er weist die Nationen zurecht. Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern. Von einem wohltuenden Frieden ist da die Rede. Friede ist möglich für jeden. Für jeden, der sich in die Nähe Gottes begibt. Gewiss, den Frieden in der Ukraine können wir nicht machen. Da können wir nur beten. Was wir aber machen können: Frieden in unseren Herzen, in unserer Familie, in unserer Nachbarschaft. Der Un-Friede in uns und im nächsten Umfeld belastet uns mehr als der Krieg in der Ukraine. Wenn das Leben nicht ganz rund läuft, werden viele nervös und aggressiv. Wieviel Streit gibt es in den Familien! Ein böses Wort gibt das andere. Jesaja ruft uns auf: abzurüsten! Das aggressive Verhalten, die scharfen, spitzigen, verletzenden Worte umzuschmieden in Worte des Verstehens, der Güte, des Verzeihens, in Worte des Wohlwollens und der Liebe. Die scharfen Worte sind meist Vorboten für schwere Ausschreitungen, auch für die Gewalt in der Familie, die immer mehr zunimmt. Jesaja ruft uns auf: Schmiedet Pflugscharen aus euren Schwertern. Ein treffendes Bild. Pflugschar und Schwert, beide sind haarscharf. Nur mit dem wesentlichen Unterschied: Das eine ist tödlich, das andere dient dem Leben, ist Werkzeug für mein tägliches Brot.  Genauso ist es mit unserer Zunge. Sie kann töten oder lebendig machen.

Das will uns die folgende Geschichte einschärfen. Ein König hatte einen Diener. Der war hochintelligent. Der König plauderte gern mit ihm über Gott und die Welt. Eines Tages sagte er: Geh und bring mir, was für den Menschen das Beste und Kostbarste ist. Nach geraumer Zeit brachte der Diener auf einer Schale ein Herz und eine Zunge. Der Herrscher war verwundert. So und jetzt bringe mir, was für den Menschen das Schlechteste ist. Der Diener ging und brachte wiederum ein Herz und eine Zunge. Erstaunt fragte der Herrscher: "Du bringst Herz und Zunge als das Beste und Schlechteste zugleich? Der Diener erklärte: Aus dem Herzen und von der Zunge eines Menschen kommt das Wertvollste: Liebe und Wertschätzung. Ein Wort aus einem guten Herzen kann uns so glücklich machen, als wären wir im siebenten Himmel. Und ein Wort aus einem bösen Herzen macht uns das Leben zur Hölle. Lb. Gl. Wir haben die Wahl: Mit denselben Werkzeugen Himmel oder Hölle. Wenn wir klug sind, werden wir uns für den Himmel entscheiden.

 

 

 

Lj. C 2022: 34. So:  Christus, der König.

Evangelium nach Lukas  (Lk 23, 35)   Bild.

In jener Zeit verlachten die führenden Männer des Volkes Jesus und sagten: Anderen hat er geholfen, nun soll er sich selbst helfen, wenn er der erwählte Messias Gottes ist.  Auch die Soldaten verspotteten ihn; sie traten vor ihn hin, reichten ihm Essig und sagten: Wenn du der König der Juden bist, dann hilf dir selbst! Über ihm war eine Tafel angebracht; auf ihr stand: Das ist der König der Juden.  Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn nicht der Messias? Dann hilf dir selbst und auch uns! Der andere aber wies ihn zurecht und sagte: Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen.  Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan.  Dann sagte er: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst. Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein. Impuls:

Heuer wurde sie zu Grabe getragen, die längst dienende Königin, die große Queen Elisabeth. Längst dienende? Nun, es hat Monarchen gegeben, die haben länger gedient. Einer von ihnen ist jetzt noch im Amt, seit 2000 Jahren, Christus, der König. Davon berichten die Medien nicht. Das wissen sie auch nicht. Das wissen nur die gläubigen Christen und der rechte Schächer am Kreuz. Er hat Jesus gebeten: Denk an mich, wenn du in deiner Macht als König kommst. Wer hat ihn denn eigentlich zum König gemacht? Kein Geringerer als sein Vater. Dass er sich selbst als König sieht, das spricht er offen aus bei seinem Prozess vor Pilatus. Pilatus fragt ihn: Bist du der König der Juden? Jesus bekennt ganz offen: Du sagst es, ich bin es. Aber mein Reich ist nicht von dieser Welt. Mein Reich ist ein geistiges Reich: Ein Reich der Wahrheit, der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens. Also ein ganz andres als ein weltliches Reich, das man verteidigen muss mit Soldaten und Waffen. Die Krone, die hat er sich nicht selber aufgesetzt wie Napoleon. Die haben Soldaten ihm aufs Haupt gedrückt, eine Dornenkrone, keine aus Gold. Das macht den Unterschied zu den Mächtigen dieser Welt. Dieser König ist ein Anti-König. Das ist einer, der sich nicht bedienen lässt, sondern einer, der dient, der sogar sein Leben einsetzt für die Sünden der Welt. Sein Einsatz geht bis zum letzten Atemzug. Zum rechten Schächer sagt er: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.  Noch in seinem Todeskampf begnadigt er einen Verbrecher – mit der letzten Kraft seines Erbarmens. Jesus, der ganz andere König. Jesus, der wahre König der Welt. Papst Pius XI. hat ein eigenes Christkönigsfest eingeführt. Im Jahr 1925. In einer Zeit, da die Zaren, Kaiser und Könige abgedankt hatten.  Diese Herrscher waren nicht unbedingt ein Segen für das Volk.  Das Volk hatte genug von ihren; und einige Jahre später – genug von Hitler, diesem Diktator, der die ganze Welt ins Elend stürzte.

Im Jahr 1934, also mitten in der Nazi-Diktatur, da trafen sich am Christkönigsfest 30.000 Jugendliche in Köln und zogen mit Christusfahnen in den Dom ein. Ein mutiges Zeichen gegen Hitler und gegen die Hakenkreuzfahnen der Nazis.

Lb Gl. Ein wirklich mutiges Bekenntnis. Und ein zeitloser Tipp. Christus als den König der Welt zu bekennen, kann uns vor falschen Heilsversprechen bewahren. Was ist aus dem 1000-jährigen Reich und aus dem "Heil" geworden, das Hitler versprochen hat? Das größte Un-Heil aller Zeiten. Christus, der König und sein Geist kann uns bewahren von falschen Politikern und Führern, von Rattenfängern aller Art. Auch von persönlichen Abhängigkeiten: von Zwängen und Ängsten, von Sünden und Süchten.

Wir haben schon recht, wenn wir unseren König feiern - mit Instrumenten und Liedern - und mit einem brennenden Herzen.

Er verdient es wie keiner sonst.

 

 

 

Lj. C 2022: 33. So:   Apokalypse, Weltuntergang

Evangelium nach Lukas (Lk 21, 5)

In Jener Zeit, als einige darüber sprachen, dass der Tempel mit schönen Steinen und Weihegeschenken geschmückt sei, sagte Jesus: Es wird eine Zeit kommen, da wird von allem, was ihr hier seht, kein Stein auf dem andern bleiben; alles wird zerstört. Dann sagte er: Gebt acht, dass man euch nicht irreführt! Denn viele werden unter meinem Namen auftreten und sagen: Ich bin es!, und: Die Zeit ist da. - Lauft ihnen nicht nach! Und wenn ihr von Kriegen und Unruhen hört, lasst euch dadurch nicht erschrecken! Das Ende kommt noch nicht sofort.  Dann sagte er zu ihnen: Ein Volk wird sich gegen das andere erheben und ein Reich gegen das andere.  Es wird gewaltige Erdbeben und an vielen Orten Seuchen und Hungersnöte geben. Am Himmel wird man gewaltige Zeichen sehen.  Aber das Ende kommt nicht sofort.

Impuls:

Was sagt Jesus da? Wenn ihr von Kriegen und Unruhen hört, lasst euch nicht erschrecken! Das Ende kommt nicht sofort. Was werden sich Tausende Ukrainer denken, die miterleben müssen, wie ihre Häuser niedergeschossen werden und in Schutt und Asche liegen? Die Betroffenen werden untröstlich jammern: Das ist das Ende! Das Ende unserer Existenz, das Ende unserer Stadt, das Ende unseres Heimatlandes. Und dann wird zu allem Überfluss auch noch von Atomwaffen gefaselt. Ist das jetzt das Ende der Welt, Apokalypse? Jesus sagt: Das Ende kommt nicht sofort. Was hat diese Welt nicht schon alles erlebt und überlebt. Wie viele Katastrophen, angefangen von der Sintflut bis zu den Naturkatastrophen unserer Zeit: Stürme, Überschwemmungen, Dürre…Und wie viele grausame Kriege. Weltkriege sogar. Und die Welt steht immer noch. Jesus sagt: Lasst euch nicht erschrecken! Es reicht, wenn die Menschen in den Kriegsgebieten erschrecken, die von den Gräueln betroffen sind. Wir können Ruhe bewahren und einfach nur 1000-mal Danke sagen, dass in unserem Land Friede herrscht. Aber wir auf der Sonnenseite werden nicht tatenlos zuschauen. Wir können einiges tun für die geschunden Menschen. Wir können helfen. Es gibt genügend Sammelstellen. Wir können alltägliche Gebrauchsartikel abgeben. Wir haben den Kost-nix-Laden hier im Haus. Spenden kann man auch. Und Flüchtlinge aufnehmen auch. Ja, und beten kann man auch. Wie bei allen Katastrophen, schießen auch jetzt die Unheilspropheten aus dem Boden wie die Pilze. Sie verkünden den Welt-Untergang. Jesus sagt: Glaubt ihnen nicht. Das Ende der Welt wird nicht von Putin herbeigeführt oder irgendeinem anderen Diktator. Das Ende der Welt wird genau geplant – und zwar vom Herrn der Welt, von keinem anderen sonst. Wie wird der Weltuntergang über die Bühne gehen? Das sagt Jesus an anderer Stelle: Die Sterne werden vom Himmel fallen. Die Sonne wird sich verfinstern. Das Ende der Welt geschieht in einer Neuschöpfung. Dann schafft Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde. Dann kann sich unsere liebe Sonne ruhig verfinstern und dann können die Sterne getrost vom Himmel fallen. Dann haben sie ausgedient. In der anderen Welt brauchen wir sie nicht mehr. Wir brauchen sie nicht mehr als Licht- und Wärmespender, auch nicht mehr als Zeitmaß. In der Ewigkeit laufen die Uhren anders als in diesem Sonnensystem. Es ist also absolut nicht so, dass dem lieben Gott durch ein dummes Missgeschick, oder gar durch einen bösen Streich der Menschen sein ganzes Werk zusammenkracht.

Lb. Gl. In der Apokalypse, beim Weltuntergang passiert im Wesentlichen nichts anderes, als wenn ein Uhrenmacher seinen Betrieb umstellt: Von der altmodischen Sonnenuhr auf ein modernes System. Unser Schöpfer stellt unsere Welt und alle Geschöpfe um von Zeit auf Ewigkeit, von Not und Drangsal auf ewige Freude. Was soll daran so schrecklich sein?

 

 

 

Lj. C 2022: 32. So: Auferstehung der Toten.

 

Evangelium nach Lukas (Lk 20,27)

In jener Zeit hatte Jesus ein Streitgespräch mit den Sadduzäern, die nicht an die Auferstehung der Toten glauben. Er sagte: Habt ihr nicht in der hl. Schrift gelesen, was Mose in der Geschichte vom Dornbusch angedeutet. Da nennt er den Herrn den "Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs".  Gott ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden; für ihn sind alle lebendig.

Impuls:

Ist Jesus streitsüchtig? Ja, wenn es sein muss. Heute streitet Jesus mit einigen Philosophen, sogenannten Sadduzäern. Die Sadduzäer können einfach nicht glauben, dass die Verstorbenen auferstehen. Sie danken: Mit dem Tod ist alles aus und vorbei. Jesus sagt: Habt ihr nie die hl. Schrift gelesen? Mose redet Klartext vom Hl. Geist erfüllt. Er nennt den lieben Gott den "Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs". Mose würde Gott ganz bestimmt nicht so nennen, wären diese drei Männer tot. Gott ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden, sagt Jesus. Für ihn sind alle lebendig.

Gibt es eine Auferstehung der Toten? Schwierige Frage. Zu allen Zeiten haben Menschen Schwierigkeiten damit. Studierte tun sich schwer, Halb-Studierte ganz besonders. So hat ein Studentenpfarrer zu Ostern einmal folgende Predigt gehalten: Ostern. Der Herr ist auferstanden. Aber ihr glaubt es sowieso nicht. Amen.

Lb. Gl. Ist es denn so wichtig, ob wir an die Auferstehung der Toten glauben oder nicht? Ja, es ist wichtig. Enorm wichtig. Das meint auch der Apostel Paulus. In der heutigen Lesung sagt er: Wir wollen euch über die Verstorbenen nicht in Unkenntnis lassen, damit ihr nicht trauert müsst wie die anderen, die keine Hoffnung haben. Der Glaube an die Auferstehung der Toten gibt unendlichen Trost. Nicht auszudenken, würden unsere Lieben nicht weiterleben. Und es gäbe keine Hoffnung auf ein Wiedersehen.

Reinhard Fendrich singt in einem seiner Lieder: "Nix is fix". Recht hat er. Aber eines ist fix: Der Tod. Und der ist auch der Grund, warum wir immer wieder in den Friedhof gehen. Einer von unseren Lieben ist gestorben. Wir stehen am Grab und sind traurig. Aber auch das ist nicht ganz fix. Die einen sind traurig, andere sind es nicht. Die einen sind untröstlich, andere sind es nicht. Die einen sind gläubig, andere sind es nicht. Trauer hat ganz verschiedene Gesichter. Es gibt einen deutlichen Unterschied zwischen den Glaubenden und den Nicht-Glaubenden - in der Art nämlich, wie sie sterben und in der Art wie sie trauern.

Die Hoffnung macht den Unterschied. Trauer ohne Hoffnung wird unerträglich und kann einen Menschen zerbrechen. Nun, auch der gläubige Mensch hat seine Trauer. Aber wir Christen müssen nicht trauern, wie die anderen, die keine Hoffnung haben. Die Trauer des Glaubenden hat einen Lichtblick. Der macht die Trauer erträglich. Welchen Lichtblick? Das Wissen: Der Verstorbene lebt. Er lebt bei Gott, so dürfen wir hoffen, und er hat es gut. Das ist nicht bloß ein frommer Wunsch. Das ist sichere Zusage aus der Hl. Schrift. Zusage eines verlässlichen Gottes, der nicht lügen kann. Und dieser Gott sagt uns: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist. Ich werde ihn auferwecken an seinem letzten Tag. Und: Kein Auge hat es gesehen, was Gott denen Schönes bereitet, die ihn lieben.

Lb. Gl. Weil wir Christen an die Auferstehung glauben, können wir unsere lieben Verstorbenen leichter hergeben – in der Hoffnung auf ein Wiedersehen. Der Verstorbene lebt. Das ist Zusage aus der Hl. Schrift. Und diese Zusage ist fix.

 

 

 

Lj. C 2022:  Allerheiligen Oh when the saints… Wenn die Heiligen im Himmel einmarschiern, da wollen wir dabei sein.

Evangelium nach Matthäus (Mt 5,1)

In jener Zeit stieg Jesus mit vielen Menschen  die ihm folgten, auf einen Berg. Er setzte sich und lehrte sie.

Er sagte: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.  Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.  Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben.  Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden.  Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.  Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.  Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.  Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.

Impuls:

Ich denke gern zurück, an die Jahre nach dem Konzil, an die 60-er und 70-er Jahre. Was für ein Aufbruch, aber auch jede Menge Spannungen. Da waren die einen, die alles umkrempeln und neu machen wollten - und die anderen, die das Alte retten wollten um jeden Peis. Neue Lieder sind aus dem Boden geschossen wie die Pilze, den einen zur Freude, den anderen zur Qual. Eines von den neuen Liedern war der Gospelsong "Oh when the Saints go marching in". Ein absoluter Ohrwurm. Feurige Musik mit einem griffigen Text, der unter die Haut geht, vor allem die Kernaussage: Wenn die Heiligen in den Himmel einmarschieren, da will ich dabei sein, let me be in that number.

Wer möchte das nicht? Viele denken wehmütig: Wie soll das gehen? Ein Heiliger bin ich nicht, das schaffe ich nie. Grober Irrtum! Wir erreichen zwar nicht die Vollkommenheit der Mutter Gottes oder des Hl. Franziskus, aber - auch wir sind schon geheiligt durch die Taufe. Wir sind Kinder Gottes und haben somit alle Chancen auf den Himmel, wenn wir uns nicht total daneben benehmen, wenn wir uns nicht verhalten wie Raubtiere. Nicht dabei sein werden vermutlich nur die eingefleischten Gottes- und Menschenhasser. Das heutige Evangelium nennt ein paar Kriterien eines heiligen Menschen, die 8 Seligpreisungen. Ich denke: Eine davon kann jeder von uns schaffen.

Ø  Selig, die arm sind vor Gott. Selig, die sich nicht so wichtig nehmen, die wissen, dass sie mit leeren Händen vor Gott stehen. Bettelarm, weil sie wissen, dass sie alles ihrem Gott ver­danken: ihre Leis­tungen sind gottgeschenktes Talent.

Ø  Selig die Trauernden. Selig, die Kummer und Leid zu tragen ha­ben. Von ih­nen heißt es: Gott wird alle Tränen abwischen von ihrem Gesicht.

Ø  Selig die Friedenstifter. Selig, die keine Gewalt anwenden, die nicht zurückschlagen, die sich nicht in Hass und Rache verrennen; die kein Ö1 ins Feuer gießen; die versöhnende Worte und Taten fin­den; die Brücken bauen, die anderen keine Prügel vor die Füße werfen.

Ø  Selig die hungern nach Gerechtigkeit. Selig, die sich nicht mit dem Unrecht ab­finden, die nicht mit den Achseln zucken und sagen: Da kann man halt nichts machen.

Ø  Selig die Barmherzi­gen, die nicht am Leid und Elend des Nächsten vorübergehen, deren Herz sich bewegen lässt zu helfen, wo sie gebraucht werden.

Ø  Selig die ein reines Herz haben. Selig die Menschen mit einem geraden, ehrlichen, gütigen Herzen. Ihre Blicke tun gut, weil ihr Herz gut ist.

Ø  Selig die Verfolgung leiden, weil sie nach ihrem Gewissen denken und handeln.

Lb. Schw. und Brüder. Erstaunlich, wer da aller dabei sein wird unter den Seligen. Hast du dich in einer der 8 Seligkeiten wieder erkannt? Dann wirst auch du dabei sein, when the Saints go

marching in.

 

 

 

 

Lj. C 2022: 31. So: Zöllner Zachäus – Vorurteil

Evangelium nach Lukas (Lk 19, 1)  --- Bild

In jener Zeit kam Jesus nach Jericho und ging durch die Stadt.  Dort wohnte ein Mann namens Zachäus; er war der oberste Zollpächter und war sehr reich.  Er wollte Jesus sehen, doch die Menschenmenge versperrte ihm die Sicht; denn er war klein.  Darum lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus zu sehen, der dort vorbeikommen musste.  Als Jesus an die Stelle kam, schaute er hinauf und sagte zu ihm: Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein.  Da stieg er schnell herunter und nahm Jesus freudig bei sich auf.  Als die Leute das sahen, empörten sie sich und sagten: Er ist bei einem Sünder eingekehrt.  Zachäus aber wandte sich an den Herrn und sagte: Herr, die Hälfte meines Vermögens will ich den Armen geben, und wenn ich von jemand zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück.  Da sagte Jesus zu ihm: Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist.  Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.

Impuls:

Frage: Magst du alle Menschen? Ich denke, das schaffst du nicht. Das hat auch Jesus nicht geschafft. Die rel. Führer z.B., die hat er ordentlich beleidigt und beschimpft: Ihr Schlangenbrut! Bei manchen Leuten tun wir uns einfach schwer. Heute hört man immer wieder: Die Ausländer? Mag ich nicht! Die Lehrer? Mag ich nicht! Die Polizisten? Mag ich nicht! Die Schwiegermutter? Mag ich nicht! Vor 2000 Jahren waren es andere. Die Zöllner? Mag ich nicht! Dieser Hass hatte allerdings einen triftigen Grund. Die meisten von ihnen waren richtige Gauner und Betrüger. Sie haben viel mehr Zoll verlangt, als vorgeschrieben war. Der Überschuss ging dann in die eigene Tasche. Was sie zudem verhasst gemacht hat: Sie waren Handlanger der Römer, der Erzfeinde, die ihr Land besetzt hatten.

Heute hören wir die Geschichte vom Zöllner Zachäus. Und da erfahren wir: Zöllner ist nicht gleich Zöllner. Zachäus hat zwar auch ganz ordentlich kassiert. Aber er ist nicht glücklich in seiner Haut. Das Gewissen beißt ihn. Da sucht er Jesus, den Erlöser. Zachäus ist ein Gottsucher. Aber wie soll das gehen? Ein kleiner Zwerg inmitten einer riesigen Masse. Keine Chance! Oh doch. Wer Gott sucht, findet ihn – irgendwie und irgendwo. Wenn es sein musss, auf einem Baum. Er denkt: Hinauf auf den nächsten Baum! Gute Idee! Da kann er Jesus sehen. Und – Jesus sieht auch ihn. Prompt holt ihn Jesus herunter und lädt sich selber bei ihm ein als Gast. Es wird ein unglaubliches Fest. Ein Fest der Bekehrung: Von jetzt an gebe ich die Hälfte meines Vermögens den Armen. Und betrügen? will ich keine Menschenseele mehr. Eine so plötzliche Bekehrung, wie gibt es denn so was? Offenbar war im Herzen dieses Zöllners eine Perle versteckt. Sie wartete nur darauf, dass einer sie entdeckt und freilegt. Jesus kann das – wie kein anderer: die Perle eines Menschen entdecken und freilegen. Kann ich das auch? Warum nicht? --- Schauen wir uns unsere ungeliebten Menschen einmal genauer an: Die Ausländer, die Lehrer, die Polizisten, die Schwiegermütter und manch andere… Hast du einmal daran gedacht, dass es unter ihnen auch Perlen gibt? Und viele Gottsucher mit einem guten Kern? Die Ausländer sind nicht alle nur Schmarotzer und stinkfaul. Ich kenne Ausländer genug mit einem Herz aus Gold. Herzlich und hilfsbereit und fleißig. Und weißt du, wie viele Perlen es gibt unter den Lehrpersonen? Die Perlen kommen oft erst in Krisenzeiten an die Oberfläche. Was haben sich die Lehrpersonen Mühe gegeben, in der Coronazeit die Schüler schonend und glimpflich durch das Schuljahr zu bringen. Was haben sie getestet, getröstet, Mut gemacht. Und die Polzisten? Wir hassen sie, weil sie Strafmandate verteilen für zu schnelles Fahren. Aber was leisten diese Leute für Ordnung und unsere Sicherheit. Ihr Einsatz ist oft alles andere als lustig. Bei Gewalt in den Familien, wo sie schlichten müssen, bei Unglücksfällen und Katastrophen! Und die ungeliebten Schwiegermütter? Sie sind da, wenn Hilfe oder Babysitter- Dienste gebraucht werden.

Lb. Gl. Wenn wir unseren Blick umdrehen vom Vorurteil hin zum Vertrauens-Vorschuss, dann entdecken wir Perlen, auch bei jenen Menschen, wo wir das niemals erwartet hätten. Wenn wir unseren Blick reinigen, kann sogar ein Wunder geschehen. Der Hass wandelt sich - in Wertschätzung.

 

 

 

Lj. C 2022: 30. So: Weltmission: Willkommen ist d. Freudenbote

Lesung aus dem Römerbrief (Röm 10, 5)

Liebe Brüder und Schwestern! Denkt daran: Das Wort ist dir nahe, es ist in deinem Mund und in deinem Herzen. Gemeint ist das Wort des Glaubens, das wir verkündigen. Wenn du mit deinem Mund bekennst: "Jesus ist der Herr" und in deinem Herzen glaubst: "Gott hat ihn von den Toten auferweckt", so wirst du gerettet werden.  Denn die Schrift sagt: Wer an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen. Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.  Wie aber sollen sie nun den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie hören, wenn niemand verkündigt? Wie soll aber jemand verkündigen, wenn er nicht gesandt ist? Darum heißt es in der Schrift: "Wie sind die Freudenboten willkommen, die eine gute Botschaft verkündigen!" (Jes 52.7)

Impuls:

Wie sind die Freudenboten willkommen, die gute Nachricht verkünden (Jes 52.7), sagt der Prophet Jesaja in der heutigen Lesung. 2700 Jahre alt ist dieser Satz. Jesaja hat ihn gesagt in einer schweren Krise. Dieser Satz ist heute wieder hoch-aktuell. Heute ist Tag der Weltmission. An was denken wir da spontan? An fremde, unterentwickelte Länder am Ende der Welt. Und Missionare, die diesen Menschen dort den Glauben verkünden und ihnen helfen in ihrer Not? Am Ende der Welt? Das ist viel zu kurz gegriffen. Das Missions-Gebiet hat sich enorm erweitert. Es hat inzwischen auch unsere Lande erreicht. Glaubens-Not und materielle Not gibt es auch bei uns. Tirol ist längst nicht mehr das "Hl. Land Tirol", wo alle in die Kirche gehen. Österreich schon gar nicht. Gerademal 20% gehen regelmäßig am Sonntag in die Kirche. Das bedeutet: Die Menschen hören keine Lesung, kein Evangelium, keine Predigt mehr. Das bringt im Laufe der Jahre einen zunehmenden Glaubensschwund. Ich sage, wie es ist: Österreich ist Missionsgebiet. Aber es gibt auch die gute Nachricht: Es gibt jede Menge Missionare. Denn wir alle, jeder Christ ist aufgerufen, gute Nachricht zu verkünden. In Zeiten wie diesen, wo es fast nur noch traurige Nachrichten gibt, da sind die Freudenboten besonders gefragt. Menschen, die klaren Kopf bewahren. Die nicht nur das Negative sehen, sondern auch die Chancen. Viele werden depressiv in dieser Situation, besonders auch junge Menschen. Manche brauchen einen Psychotherapeuten. Aber von denen gibt es viel zu wenige. Ein Jahr Wartezeit. Es würde doppelt so viele brauchen. Oder doch nicht? Wir würden nicht so viele brauchen, wenn wir Christen unsere Berufung leben. Wenn wir Väter und Mütter, wir Lehrpersonen und Erzieher, wenn wir an die Macht der guten Worte glauben, besonderes jener Worte, die Mut und Freude machen, wenn wir Freudenboten sind. Zunächst ist es einmal wichtig, dass der Feudenbote einfach da ist. Schauen wir, dass wir uns in dieser Zeit nicht zu viel allein lassen. Dass wir füreinander Zeit haben, für einander da sind. Miteinander reden, miteinander was Schönes unternehmen. Dass wir uns Mut machen, gut zureden, das Positive entdecken. Uns loben, wenn etwas gelingt. Und ein Freudenbote, der zudem noch einen bodenständigen Glauben hat, der hat eine Botschaft, die die meisten Therapeuten nicht mehr haben: Wir haben einen liebenden Gott an unsere Seite, dem es nicht gleichgültig ist, wie es uns geht. Er kann und will uns beschützen und bergen. Und er kann uns Wege zeigen, zu einem guten Leben – auch in der Krise. Je mehr Zeit wir miteinander verbringen, desto weniger Zeit bleibt, im Internet herumzuschnüffeln, wo es so viele falsche und angstmachende Nachrichten gibt.

Lb. Gl. Wie sind die Freudenboten willkommen, die gute Nachricht verkünden. Worte haben große Macht, viel mehr als uns bewusst ist.

Hast du gewusst?

dass das Wort eines Menschen gesund machen,

krank machen, tot und lebendig machen kann?

Hast du gewusst, dass die Nähe eines Menschen

gut machen, böse machen, traurig und froh machen kann?

Hast du gewusst, dass das Wegbleiben eines Menschen

sterben lassen kann,

dass das Kommen eines Menschen wieder aufleben lässt?

Hast du gewusst, dass das Wort eines Menschen wieder sehend machen kann, einen, der für alles blind war, der nichts mehr sah,

der keinen Sinn mehr sah in seinem Leben?

Hast du gewusst, dass das Zeithaben für einen Menschen

mehr ist als Geld, mehr als Medikamente, unter Umständen

mehr als eine geniale Operation?

Hast du gewusst, dass das Anhören eines Menschen

Wunder wirken kann?

Lb. Gl. Was für ein Therapeut, der gute Jesaja: Wie sind die Freudenboten willkommen, die gute Nachricht verkünden.

 

 

Lj. C 2022: 29. So: Allzeit beten, nicht nachlassen! (Witwe-Richter)

Da ist ein Richter. Er fürchtet Gott nicht, und Tod und -Teufel schon gar nicht. Ein knallharter Typ. Aber eines fürchtet er: die Ohrfeigen einer Witwe und ihre Aufdringlichkeit. Was will Jesus mit dieser Geschichte? Zunächst will er sagen: Gott ist nicht so hart wie dieser Typ. Er verhilft den Seinen zu ihrem Recht. Unverzüglich sogar. Das allerdings ist der schwierigste Punkt der Geschichte. Unverzüglich erfüllt der liebe Gott all unsere Wünsche, fast wie ein Automat auf Knopfdruck. Wirklich? Dieses Missverständnis entschärft Jesus selbst, indem er uns die Witwe als Vorbild vor Augen stellt. Er sagt uns: Nicht zu schnell aufgeben! Manche Menschen hören auf zu beten, wenn ihre Wünsche nicht gleich erfüllt werden. Das ist ein großer Fehler. Wer sofort aufgibt, macht es sich zu billig. Warum werden manche Gebete nicht gleich erfüllt? Nun, es gibt auch eine Eigen-Verantwortung des Beters. Manche denken: Der Papa wird's schon richten. Der Papa richtet gar nichts – ohne uns. Das wiederholte Gebet ist eine Chance. Der Beter muss sich mit dem Problem auseinandersetzen in einer ausführlichen Aussprache mit Gott. Oft ist ja der Beter selbst das größte Problem des Problems. Und das ist dann auch der Grund, warum der liebe Gott ein Problem nicht auf Knopfdruck aus der Welt schaffen kann und will. Diese Geschichte will uns sagen: Nicht aufgeben, dranbleiben. Selber tun, was man kann. Ein Musterbeispiel für eine hartnäckige Beterin ist die hl. Monika. Ihr Sohn Augustinus, hochintelligent. Aber er ist leider auf schiefe Bahn geraten und hat ein liederliches Leben geführt. Für die fromme und rechtschaffene Mutter ein schweres Kreuz. Was hat sie gebetet, wie viele Tränen geweint – bei Tag und Nacht, mit welcher mütterlichen Sorge ihm zugeredet. Nach 19 Jahren endlich kommt die Erhörung.

Im Jahr 384 ziehen Augustinus und seine Mutter von Rom nach Mailand. Dort geschieht die große Wende. Er liest den griechischen Philosophen Plato, seine Gedanken über die Unsterblichkeit der Seele und das Gericht, über das Leben nach dem Tod. Die Gedanken über das Jenseits lassen ihn nicht mehr los. Die Entdeckung der übersinnlichen Welt bringen seine materialistische Einstellung ins Wanken. Aber noch wichtiger als Plato wird für ihn seine Begegnung mit dem hl. Ambrosius, dem damaligen Bischof von Mailand. Augustinus beginnt, die Predigten des großen Lehrers zu besuchen, die vor allem wegen ihrer schönen Sprache großen Eindruck auf ihn machen. Er war ja selber ein ausgesprochener Sprach-Künstler. Und die Bibel, die er bisher verachtet hatte - wegen ihrer primitiven Sprache, fängt er an zu schätzen. Er liest sie ganz neu - nicht mehr wie ein Stück Literatur, sondern nach ihrem Inhalt. In den Ferien bereitet er sich auf einem Landgut auf seine Taufe vor. Am Ostersamstag 387 empfängt er und sein Sohn die hl. Taufe aus der Hand des Hl. Ambrosius. Seine Mutter ist dabei. Man kann sich denken, was in ihr vorging. Wieder flossen Tränen, diesmal Tränen der Freude. Aus dem liederlichen Augustinus wurde einer der besten Theologen und Lehrer der Kirche.

Lb. Mütter, habt ihr auch Problem-Kinder? Was tun mit ihnen? Für sie beten ist nicht der schlechteste Dienst.

 

 

 

Lj. C 2022: 28. So: 10 Aussätzige – Dankbarkeit?

 

Evangelium nach Lukas (Lk 17,11-19)

Auf dem Weg nach Jerusalem zog Jesus durch das Grenzgebiet von Samarien und Galiläa.  Als er in ein Dorf hineingehen wollte, kamen ihm zehn Aussätzige entgegen. Sie blieben in der Ferne stehen und riefen: Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns! Als er sie sah, sagte er zu ihnen: Geht, zeigt euch den Priestern! Und während sie zu den Priestern gingen, wurden sie rein.  Einer von ihnen aber kehrte um, als er sah, dass er geheilt war; er lobte Gott mit lauter Stimme.  Er warf sich vor den Füßen Jesu zu Boden und dankte ihm. Dieser Mann war ein Fremder aus Samarien.  Da sagte Jesus: Es sind doch alle zehn rein geworden. Wo sind die übrigen neun? Ist denn keiner umgekehrt, um Gott zu ehren, außer diesem Fremden? Und er sagte zu ihm: Steh auf und geh! Dein Glaube hat dir geholfen.

Impuls:

Heute hören wir, dass sogar Jesus einmal raunzt. Was beißt ihn denn? Die Undankbarkeit. 10 Aussätzige hat er geheilt. Nur einer bedankt sich. Die anderen 9 sind einfach weg, ohne ein Pipp oder Papp. Jesus ist gekränkt. Das verstehe ich. Immerhin hat er sie vom Aussatz befreit. Aussatz ist ja kein harmloser Schnupfen, sondern tödlich. Wo bleibt die Dankes-Kultur? Damals war sie

1 zu 10. Ist es heute besser? Ich weiß nicht. Liebe Mütter, wie oft bekommt denn ihr ein herzliches Danke für all eure Mühe? Viele von euch nur einmal im Jahr, zum Muttertag. Das war's dann schon. Liebe Ärzte, liebe Pflegepersonen, liebe Therapeuten, wie viele von den Geheilten kommen zurück mit einem Blumenstrauß oder einem Fläschchen Wein? Einer von Zehn? Oder Niemand? Liebe Pädagogen und Erzieher, wie viele Eltern bedanken sich am Ende eines Jahres für euren nervenzehrenden Dienst an ihren Kindern? Einer von 10? Oder Niemand? Dankes-Kultur, sie ist offenbar ein Stiefkind in unserer Gesellschaft. Dabei wäre sie so nützlich, sogar heilsam.

Es ist auffallend: In den letzten Jahren häufen sich die Artikel über die Dankbarkeit. Psychologen und Therapeuten haben erkannt, wie wichtig sie ist. Eine Vielzahl von Studien mit Testpersonen ergab: Dankbare Menschen sind ins­gesamt zufriedener mit ihrem Leben. Dankbare Menschen sind optimisti­scher und erleben weniger Stress. Dankbarkeit hat also einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden. Danke-Sagen ist ein Akt der Demut und wahrer Größe. Ich weiß, dass ich die anderen brauche. Dankbarkeit steigert den Selbstwert. Den Selbstwert jener Person, bei der ich mich bedanke und auch meinen eigenen. Wer dankbar und zufrieden ist, muss sich auch nicht ständig mit anderen vergleichen – aus Unsicherheit und Neid. Dankbarkeit kann heilen. Da muss ich an eine Frau in Kirchbichl denken, die der Kaufsucht verfallen ist. Wenn sie ihre prallgefüllten Taschen zuhause auf den Tisch stellt, kommt ihr das Elend. Was mach ich jetzt mit dem ganzen Kram? Ich geh zu meiner Nachbarin Maria. Die kann das brauchen. Und die sagt jedes Mal so herzlich "Vagöt's Gott". Ihr "Vagöt's Gott" tut mir so gut. Es beruhigt mein schlechtes Gewissen.

Psychologen raten, Dankbarkeit zu üben und zu "kultivieren". Kultivieren, wie? Ein Händedruck, ein Küsschen, Blumen, ein Fläschchen Wein, eine Einladung... Da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.

Lb. Gl. Aber wohl gemerkt: Es geht nicht darum, hundertmal am Tag "Danke" zu sagen. Das könnte schnell zu einer Inflation, zu einer Abwertung des wertvollen Wortes führen. Es könnte zur gedankenlosen Floskel verkommen. Wenn ein Danke, dann ehrlich und mit Herz.

 

 

 

Lj. C 2022: Erntedank; nicht jammern, handeln und danken!

 

Evangelium: Mt 22,34-40    Das wichtigste Gebot: die Liebe

Als die Pharisäer hörten, dass Jesus die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, kamen sie bei ihm zusammen. Einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, wollte ihn auf die Probe stellen und fragte ihn: Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste? Jesus antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das erste und wichtigste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben - wie dich selbst.

Impuls:

Bist du gut gelaunt? Trotz Corona, Klimawandel, Ukraine-Krieg und Preissteigerung? Trotz alledem gut gelaunt? Ja? Ich auch. Dann sind wir schon zu zweit. Damit sind wir allerdings eine Minderheit. Laut Umfragen sorgen sich derzeit viele Menschen um ihre Existenz. Essen, Energie, Wohnen. Die Stimmung ist angespannt. Was? wegen diesem Putin sollen wir uns einschränken und auf guten Wohlstand verzichten?

Die Politiker sollen endlich was dagegen tun. Nun, mit schimpfen und alles den Politikern überlassen werden wir Krisen nicht überwinden können. Die Politiker werden nicht müde zu sagen: Die Politik kann nicht alles richten. Jeder einzelne ist gefordert, einen Beitrag zu leisten: Energie sparen. Gebrauchs-Artikel länger verwenden und sie nicht wegwerfen. Die Wegwerf-Mentalität müssen wir reduzieren, schon der belasteten Mutter Erde zuliebe.

Der bedeutende Psychiater Reinhard Haller rät: Nicht nur das Negative sehen. Nicht nur in den Abgrund starren. Unsere Genera­tion hat das Privileg, als erste in einer Epoche zu leben, wo es Jahrzehnte lang keinen Krieg und auch keine schweren Epidemien gegeben hat. Wir sind Krisen einfach nicht ge­wöhnt. So neigen wir dazu, zu raunzen und zu schimpfen. Wir starren nur auf die Gefahren wie das Kaninchen auf die Schlange. Das erzeugt Angst, macht depressiv und hilflos. Negative Gedanken schütten jede Menge Stresshormone aus. Zu viele davon über längere Zeit – schaden der Gesundheit an Seele und Leib.

Gerade in Krisenzeiten ist es wichtig, die positiven Dinge se­hen, die Chancen. Davon gibt es auch jede Menge. Immer mehr Österreicher erkennen das und werden erfinderisch. Was tun, wenn Energie und Lebensmittel immer teurer werden? Findige Kärntner haben einen Verein gegründet. Bild1:

Der Verein „Together" in Villach sammelt an zwölf Standorten aussortierte Lebensmittel aus dem Supermarkt, ge­brauchte Kleidung, Spiele oder Bücher und gibt sie an Menschen weiter, die sich diese Produkte nicht mehr leisten können. Der Verein möchte auch der Verschwendung von Waren entgegenwirken. Derzeit gibt es bereits neun „Together Points", und es werden immer mehr.

Das Beispiel macht Schule, auch in anderen Bundesländern. Aber nicht nur die anderen haben gute Ideen, wir auch.

Bild2 : Auch wir dürfen stolz sein auf unseren Solali, den Sozialladen in Lienz, der genau dasselbe macht – und zwar seit Jahren schon, nicht erst seit Corona und Ukraine-Krieg. Ich als Seelsorger von Lienz bin mega stolz darauf. Aber - warum denn in die Ferne schweifen? Genau das Gleiche haben wir in unserem Haus:

Bild 3 Den Kostnix-Laden im 1. Stock. 

Lb. Gl. Die Politiker können nicht alles richten und müssen es auch nicht. Jeder von uns kann etwas tun zur Bewältigung von Krisen. Wir können vieles leisten ohne großen Wohlstands-Verlust: Jeder kann Energie sparen, ich auch! Ich bringe einige Dinge in Erinnerung:

1.    Ich nehme kein Wannenbad, sondern eine Dusche. Und mein Wohnzimmer ist nicht wärmer als 20°.

2.    Ich will Verschmutzung vermeiden. Ich trenne meinen Müll, damit er wieder verwertet werden kann.

3.    Ich nehme heimische Produkte, dann fallen lange Transport-Wege weg.

4.    Ich esse weniger Fleisch, weil die überzogene Tierhaltung große Mengen an Treibhausgasen freisetzt.

5.    Ich lasse mein Auto stehen und fahre mit öffentlichen Verkehrsmitteln, oder mit dem Fahrrad, oder gehe zu Fuß.

6.    Ich mache Urlaub in meiner schönen Heimat.

      Ich muss nicht mit dem Flugzeug bis ans Ende der Welt

      fliegen.

Um unsere Situation zu verbessern, braucht es im Grunde gar nicht viel: Nur ein kleines Bisschen weniger Egoismus und ein bisschen mehr Liebe. Liebe zur Mutter Natur, Nächstenliebe, Mitgefühl und Hilfsbereitschaft. Wer dazu bereit ist, wird übrigens selber reich beschenkt, mit Glückshormonen nämlich. Liebe, Hilfsbereitschaft machen glücklich. Die Österreicher haben schon schwerere Krisen überlebt, die beiden Weltkriege z.B. Ein beherztes Miteinander hat unsere Vorfahren stark gemacht. Gemeinsam sind wir stark. Dieses Erfolgsrezept greift zu allen Zeiten – auch heute und hier.

 

 

 

Lj. C 2022: 26. So: Reicher Prasser, armer Lazarus

Evangelium nach Lukas (Lk 16,19-31)

Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen klei­dete und Tag für Tag sein Leben genoss. Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war. Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herun­terfiel. Statt dessen kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren. Als nun der Arme starb, wurde er von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben. In der Unterwelt, wo er qual­volle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von weitem Abraham, und Laza­rus in seinem Schoß. Da rief er: Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir, und schick Lazarus zu mir; er soll wenigstens die Spitze seines Fingers ins Was­ser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer. Abraham erwiderte: Mein Kind, denk daran, dass du schon zu Lebzei­ten deinen Anteil am Guten erhalten hast, Lazarus aber nur Schlechtes. Jetzt wird er getröstet, du aber musst leiden. Außerdem ist zwischen uns und euch ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund, so dass niemand von hier zu euch oder von dort zu uns kommen kann, selbst wenn er wollte.

Impuls:

Wer kennt sie nicht, die Geschichte vom Reichen Prasser und dem armen Lazarus? Berührend und missverständlich zu­gleich. Was im ersten Moment ein wenig stört, ist die Schwarz-Weiß-Malerei. Der Arme ist der Gute, der Reiche der Schlechte. Diese Bewertung ist grundfalsch. So naiv ist Jesus nicht. Er weiß schon auch: Die Armen sind nicht alle gut. Manche von ihnen haben Chancen und Talente genug. Sie machen aber nichts daraus - aus Bequemlichkeit, aus Ängstlichkeit oder weil sie in eine Sucht ge­schlittert sind. Jesus spricht im Gleichnis von den Talenten davon. Es ist ein schwerer Fehler, seine Talente zu vergraben. Und die Reichen? Die sind nicht alle schlecht. Es gibt genug Reiche, die ein gutes Herz haben, die viel Gutes tun mit ihrem Vermögen -damals wie heute. Wie viele Spitzensportler geben große Summen für soziale Projekte. Oder: Einer der reichsten Männer der Welt, Bill Gates. Sein Vermögen beträgt etwa 118 Milliarden Dollar. Er spendet fast sein ganzes Vermögen an die gemeinnützige Orga­nisation Bill and Melinda Gates Foundation. Er sagt: "Mein Plan ist es, all meinen Reichtum der Foundation zu geben - außer dem Geld, das ich zum Leben und für meine Familie brauche."

Was will Jesus mit seiner Geschichte sagen? Er will mit einem al­ten Missverständnis aufräumen, das damals in den Köpfen her­umschwirrte: Die Armen sind selber schuld an ihrem Elend. Sie sind einfach nur dumm und faul. Die Armen mag nicht einmal der liebe Gott. Deshalb bestraft er sie mit solchem Elend. Und wenn Gott nichts für sie tut, dann müssen wir erst recht nichts für sie tun. Die Reichen hingegen, die mag er. Die werden überschüttet mit Gütern und herrlichem Genuss. Mit der heutigen Geschichte will Jesus sagen: Gott mag die Armen. Sie sind seine Sorgenkin­der. Die meisten von ihnen sind nicht dumm und faul. Sie hatten einfach nur schlechte Karten, schlechte Bedingungen, schlechte Chancen. Oft genug sind es missgünstige Menschen, die sie ins Abseits gedrängt haben. Andererseits verteufelt Jesus nicht den

Reichtum, sondern nur die Hartherzigkeit. Der Reiche landet im Abseits, nicht weil er reich, sondern weil er hartherzig ist. Solche Menschen gibt es zu allen Zeiten: Herzlose, geizige Reiche. Und wenn die dann auch noch zynisch sind, dann werden sie extrem unsympathisch, wie z.B. die französische Königin Maria Antoin-ette. Eines Tages berichtete man ihr: Die Menschen haben kein Brot. Darauf soll sie gesagt haben: Wenn kein Brot da ist, dann gebt ihnen doch Kuchen! So zynisch ist der Reiche in der heutigen Geschichte nicht. Der Reiche tut eigentlich nichts Schlechtes, er ist weder aggressiv noch bösartig. Sein Vergehen: Er tut das Gute nicht, das er ohne Mühe tun hätte können, ohne Verlust von Wohlstand und Bequemlichkeit. Lb. Gl. Er bekommt seinen Lohn. Er landet in der Einsamkeit, in der Finsternis, hier auf Erden schon und in der Ewigkeit. Einen herzlosen, geizigen Egoisten mag niemand. Freunde hat er nur, solange sie bei ihm schmarotzen können. Wo werden wir schlussendlich landen? Im Schoß Abra­hams? Nun, der Schoß Abrahams muss es gar nicht sein. Uns ge­nügt einfach nur die Freude und Geborgenheit in der Nähe Gottes.

 

 

Lj. C 2022: 25. So: Ungerechter Verwalter. Ungerecht???

Evangelium nach Lukas  (Lk 16,1-8)

In jener Zeit sprach Jesus zu den Jüngern: Ein reicher Mann hatte einen Verwalter. Diesen beschuldigte man bei ihm, er veruntreue sein Vermögen.  Darauf ließ er ihn rufen und sagte: Was höre ich über dich? Leg Rechenschaft ab über deine Verwaltung! Du kannst nicht länger mein Verwalter sein.  Da überlegte der Verwalter: Mein Herr entzieht mir die Verwaltung. Was soll ich jetzt tun? Zu schwerer Arbeit tauge ich nicht, und zu betteln schäme ich mich.  Doch - ich weiß, was ich tun muss, damit mich die Leute in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich als Verwalter abgesetzt bin.  Und er ließ die Schuldner seines Herrn, einen nach dem andern, zu sich kommen und fragte den ersten: Wieviel bist du meinem Herrn schuldig? Er antwortete: Hundert Fass Öl. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, und schreibe "fünfzig".  Dann fragte er einen andern: Wieviel bist du schuldig? Der antwortete: Hundert Sack Weizen. Da sagte er: Nimm deinen Schuldschein, und schreibe "achtzig".  Und Jesus lobte die Klugheit des unehrlichen Verwalters und sagte: Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes. Ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit ihr in die ewige Wohnung aufgenommen werdet, wenn es mit euch zu Ende geht.

Impuls:

Was ist deine Reaktion auf dieses Evangelium? Kopfschütteln? Stiller Protest? Alles, was recht ist! Wenn das noch recht ist, was dieser Verwalter sich erlaubt? Rechnungen fälschen, damit er Freunde gewinnt, die ihn aufnehmen, wenn er gekündigt wird? Das ist doch glatter Betrug. Und jetzt wird dieser Betrüger auch noch gelobt von Jesus: Kluger Mann! Dann sagt Jesus noch: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon. Alles, was recht ist! Da gibt es Klärungsbedarf. Ungerechter Mammon, was soll das sein? Das riesige Vermögen des Großgrundbesitzers ist ungerechter Mammon. Er hat von seinen Pächtern Wucherzins verlangt, sie ausgebeutet. Der Verwalter kürzt die Rechnungen und gibt so einen Teil von dem zurück, was er ihnen zu Unrecht abgenommen hat. Das ist klug und gerecht, meint Jesus. Der riesige Besitz ist ungerechter Mammon. Der Wucherzins himmelschreiendes Unrecht, das viele in die Armut treibt. Nicht der Verwalter ist letztlich ungerecht, sondern der Chef.

Lb. Gl. Ungerechte Verteilung der Güter, die haben auch wir. Heute mehr denn je. Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer.

Unlängst war im Wirtschaftsteil einer großen Zeitung zu lesen, dass in Amerika 1 Prozent der Bevölkerung 70 Prozent des Gesamtein­kommens bezieht. In vielen Teilen der Welt ist das so - oder noch extremer. Kleine Eliten bereichern sich schamlos auf Kosten der breiten Masse. Im Früh­jahr wurde unser Blick auf die immensen Reichtümer der Oligarchen gelenkt, ihre Villen und Luxus­yachten. Die verstehen es ganz raffiniert, ihre Milliarden in undurchsichtigen Konstrukten und Steuerparadiesen zu verstecken, so dass sie keine Steuern zahlen. Und das in einem Land, in dem es den einfachen Leuten am Nötigsten fehlt.

Auch bei uns gibt es Strukturen, die den Reichen dienen und viele ins Elend stürzen. Für ein Handy, das 600 Euro kostet, werden  gerade mal 5 Euro Lohn bezahlt. Und die Rohstoffe werden in Afrika gefördert, von Kindern, in katastrophalen gesundheitsschädigenden Arbeitsverhältnissen. Die sind völlig rechtlos, werden ausgenützt und ausgebeutet.

Lb. Gl. Vielleicht verstehn wir jetzt, was Jesus meint: Mach dir Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit du in die ewige Wohnung aufgenommen wirst. Der Überfluss ist im Grunde ungerechter Mammon. Der Überfluss gehört den Armen. Jetzt wird mancher aufbegehren: Alles, was recht ist. Das hab' ich mir doch redlich verdient. Das mag schon sein. Aber es gibt ein Gesetz, das über allem steht, das Gesetz der Nächstenliebe. Und dieses Gesetz fordert einen angemessenen Ausgleich zwischen Arm und Reich. Dazu haben wir die Möglichkeit - bei verschiedenen Sammlungen für die Ärmsten. Das ist gut, damit alles wieder recht ist.

 

 

Lj. C 2022: 24. So: Jesus setzt sich mit Sündern an einen Fast

Evangelium nach Lukas (Lk 15,1-10)

In jener Zeit kamen Zöllner und Sünder zu Jesus, um ihn zu hören.  Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen.  Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte: Wenn einer von euch hundert Schafe hat und eins davon verliert, lässt er dann nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voll Freude auf die Schultern,  und wenn er nach Hause kommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: Freut euch mit mir; ich habe mein Schaf wiedergefunden, das verloren war.  Ich sage euch: Ebenso wird auch im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren. 

Impuls:

 

Von Luther gibt es 2 Sprüche, die völlig gegensätzlich sind. Der eine - ganz ängstlich: Wie kriege ich einen gnädigen Gott? Der andere - locker und furchtlos: Sündige tapfer, aber noch tapferer glaube und freue dich in Christus, der Herr ist über Sünde, Tod und Teufel.

Fast 500 Jahre nach Luther haben die Menschen andere Sorgen als ihre Sünden. Wer fragt heute noch: Wie kriege ich einen gnädigen Gott? Oder wer rechnet gar mit einem un-gnädigen Gott? Heute beißen uns ganz andere Fragen: Wie kriege ich einen gnädigen Nächsten? Wie kriege ich eine Welt, in der Frieden herrscht? Nun, diese Fragen unserer Tage sind wichtig. Dennoch hat die Frage nach dem gnädigen Gott immer noch Gewicht. Und die Kirche muss der Ort bleiben, wo diese Frage beantwortet wird. Denn die grundlegenden Tatsachen haben sich seit Luthers Zeiten nicht geändert: Die Tatsache, dass wir einmal sterben müssen. Und es ist eine Tatsache, dass wir dann vor Gottes Gericht stehen. Und da gibt es nur zwei Möglichkeiten: Tod oder Freispruch und ewiges Leben. Wer diese Tatsachen ernst nimmt, der wird sich schon fragen: Wie kriege ich einen gnädigen Gott?
Die Bibel gibt jede Menge Antworten darauf. Jesus wird nicht müde, in berührenden Gleichnissen klar zu machen: Gott will nicht den Tod des Sünders. Er will, dass er umkehrt und lebt und Leben in Fülle hat. Das Gleichnis vom gütigen Vater und vom Verlorenen Sohn erzählt von Gott als Vater, der mit offenen Armen auf den verlorenen Sohn wartet, der zu ihm heimkehrt. Und Jesus? Er sagt am Kreuz zum rechten Schächer, der ein Verbrecher war: Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein. Und das heutige Evangelium beschreibt den lieben Gott als fürsorglichen Hirten, der 99 Schafe sich selbst überlässt, um das eine verlorene zu finden und heim zu bringen. Schöner kann man es nicht sagen.

Lb. Gl. Wir müssen uns nicht ängstlich und verbissen mit der Frage quälen: Wie kriege ich einen gnädigen Gott. Den haben wir. Den haben alle Menschen, auch die Zöllner und die schweren Sünder. Wie sonst wäre es möglich, dass Jesus sich mit solchen Leuten an einen Tisch setzt. Die frommen Religionslehrer sind entsetzt. Die würden sich niemals schmutzig machen mit solchem Gesindel. Jesus ist der beste Religionslehrer und Pädagoge. Sein Erfolgsrezept lautet: Nicht Drohung und Strafe, sondern Liebe und Verzeihung. Und siehe da: Es klappt. Die hartgesottenen Sünder bekehren sich. Ist das nicht ein Grund zum Feiern? Jesus feiert mit den Sündern ihre Bekehrung. Und sogar die Engel im Himmel machen eine Party. Jesus sagt: Im Himmel wird mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die angeblich keine Umkehr nötig haben.

Lb. Gl. Luther bringt das Ganze auf den Punkt in einem einzigen Satz: Sündige tapfer, aber noch tapferer glaube und freue dich in Christus, der Herr ist über Sünde, Tod und Teufel.

 

 

 

Lj. C 2022: 23. So: Wer mein Jünger sein will…

Familie zurückstellen?

Evangelium nach Lukas ( Lk 14,25-35)

Viele Menschen begleiteten Jesus. Da wandte er sich an sie und sagte: Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben zurückstellt, dann kann er mein Jünger nicht sein. Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann mein Jünger nicht sein.  Wenn einer von euch einen Turm bauen will, setzt er sich dann nicht zuerst hin und rechnet, ob seine Mittel für das ganze Vorhaben ausreichen? Sonst könnte es geschehen, dass er das Fundament gelegt hat, dann aber den Bau nicht fertigstellen kann. Und alle, die es sehen, würden ihn verspotten und sagen: Der da hat einen Bau begonnen und konnte ihn nicht zu Ende führen.  Darum kann keiner von euch mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen Besitz verzichtet. 

Impuls:

Jetzt wird sich mancher denken: Das schaff ich nie, was Jesus da verlangt: Wer mein Jünger sein will, muss seine Familie zurückstellen und sein tägliches Kreuz auf sich nehmen. Willst du sein Jünger sein? Unter diesen Bedingungen wohl eher nicht. Die Familie opfern? Die Familie ist uns heilig. Umfragen aus jüngster Zeit zeigen eindeutig, dass Familie hoch im Kurs steht, bei Jung und Alt. Fast 97 % der Befragten zählen die Familie zum wichtigsten Wert in ihrem Leben, wichtiger als Erfolg im Beruf. Jugendliche nennen in großer Mehrheit ihre Eltern, vor allem die Mütter, als ihre wichtigsten Ratgeber.

90% aller Jugendlichen sind der Mei­nung, dass sie mit ihren Eltern über alles reden können. Sie schätzen eine stabile Gemeinschaft, das Gefühl der Verbundenheit, das Verantwortungsbewusst-sein füreinander, einen Ort der Be­heimatung, wo auch gegenseitiges Verzeihen möglich ist, in schweren Zeiten füreinander da sein… Das alles ist uns sehr sehr viel wert.

So und jetzt fordert Jesus von seinen Jüngern, die Familie hintanzustellen. Nun, das fordert er ja nicht von allen Menschen, sondern nur von den 12 Aposteln, den Profis. Das ist auch verständlich. Wie soll sich ein Wander-Apostel auch noch um seine Familie kümmern? Ist das nicht überzogen, von seinen Jüngern einen Familien-Verzicht zu fordern? Nein! Er zwingt sie ja nicht. Sie alle kennen den Preis ihres Berufs. Und wer diesen Beruf voll und ganz ausüben will, da geht sich eine Familie so nebenbei nicht aus. Übrigens: Es gibt genügend Wissenschaftler und Manager, die dermaßen von Arbeit eingedeckt sind, dass sie auf eine Familie verzichten. Wie klug von ihnen. Denn was nützt der Frau ein Mann, der nie da ist? Was nützt den Kindern ein Vater, der nie da ist? So einer bringt mehr Frust als Freude und Hilfe. Aber – wie geht es den Aposteln ohne Familie? Versinken die nicht in Einsamkeit und Traurigkeit? Ganz und gar nicht. Sie finden sich in einer neuen geistlichen Familie. Menschen mit gleichen Aufgaben und Interessen bilden eine Gemeinschaft. An anderer Stelle hat Jesus Familie neu definiert. Als seine Mutter und seine Geschwister ihn besuchen wollen, meldet einer: Jesus, deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen dich sprechen. Da zeigt Jesus auf seine Jünger und sagt: Das ist meine Familie. Wer den Willen meines Vaters tut, der ist für mich Bruder, Schwester und Mutter.

Lb. Gl. Wir sind keine Profi-Apostel. Wir gehören zu den 72 anderen Jüngern, zu den Teilzeit-Aposteln. Für uns gilt eine andere Rangordnung. Familie, Ehepartner und Kinder sind die Nummer eins. Ihnen gilt unsere Hauptsorge. Aber, die Familie muss nicht unbedingt ein Fulltime-Job sein. Da gibt es noch Spielraum und Zeit für ehrenamtliche Dienste: für Gott, für die Kirche, für Menschen, die Hilfe brauchen. Jeder kleinste Dienst ist wichtig für das Reich Gottes. Für uns könnte das Evangelium so lauten: Wer ein Teilzeit-Apostel sein will, kümmere sich zuerst um seine Familie und wenn er Zeit übrig hat, um das Reich Gottes.

 

 

 

Lj. C 2022: 22. So: 1. Lesung: Bescheidenheit, Verzicht

 

Evangelium nach Lukas (Lk 14,1)

Als Jesus an einem Sabbat in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen kam, beobachtete man ihn genau. Als er bemerkte, wie sich die Gäste die Ehrenplätze aussuchten, nahm er das zum Anlass, ihnen eine Lehre zu erteilen. Er sagte: Wenn du zu einer Hochzeit eingeladen bist, such dir nicht den Ehrenplatz aus. Denn es könnte ein anderer eingeladen sein, der vornehmer ist als du,  und dann würde der Gastgeber, der dich und ihn eingeladen hat, kommen und zu dir sagen: Mach diesem hier Platz! Du aber wärst beschämt und müsstest einen unteren Platz einnehmen. Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht.

Impuls:

Wir  werden in den letzten Jahren nicht gerade verwöhnt von guten Nachrichten.  Manchmal erteile ich mir selbst ein Verbot, Nachrichten zu schauen. Psychohygiene tut mir gut. Ich muss mir nicht jeden Tag anhören: Corona, Klimakatastrophe,  Krieg und Teuerung. Aber ich mache mir schon meine Gedanken, wie wir solche Krisen am besten bewältigen können. Viele meinen ja: Vater Staat muss alles richten. Er muss alles abfedern, möglichst so, dass ich selber keine Einbußen spüre. Dass mein Wohlstand auf höchstem Level bleibt, ohne auf etwas verzichten zu müssen: Urlaub, möglichst dreimal im Jahr, ein Zweitauto, eine Zweitwohnung. Energie sparen? Das geht gar nicht. Die heutige Lesung bringt uns eine alte Tugend in Erinnerung, die hilfreichste in Zeiten wie diesen: Bescheidenheit. Einfachheit. Das hat mit Einfalt nichts zu tun. In Gegenteil. Der Weisheitslehrer der heutigen Lesung bringt es auf den Punkt: Je größer du bist, umso mehr bescheide dich. Der Hl. Franziskus war hochintelligent und ein reicher Kaufmanns-Sohn. Er hat sich freiwillig entschieden, einfach und bescheiden zu leben, um innerlich frei zu werden. Frei zu werden für Gott und für die Mitmenschen. Wer alles haben muss, was er sieht, ist abhängig, süchtig. Er ist nicht frei. Verzichten ist eine Fähigkeit, die uns nicht in die Wiege gelegt wird. Wir müssen sie lernen und üben. Manche Menschen üben den Verzicht in der Fastenzeit z.B. Sie probieren einmal, ob es ihnen gelingt, einige Wochen lang auf Fernsehen, Alkohol, Rau­chen, Fleisch, vielleicht auch auf Kaffee zu verzichten. Wenn es gelingt, fühle ich mich gut. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht Sklave meiner Gewohnheiten bin. Ich bin Herr über mich selbst. Das hebt meinen Selbstwert, meine Würde.

Lb. Gl. In Krisenzeiten gibt es zwei Gruppen. Die einen, denen es trotz aller Krisen gut geht, die keinen Mangel leiden. Dazu gehöre auch ich. Da kann ich nur eines tun: Ein herzliches Danke nach oben schicken, mindestens 10-mal am Tag. Die Dankbarkeit und der Blick nach oben öffnet mir die Augen für die andere Gruppe, die anderen, die wirklich bettel-arm werden. Die sich das Heizen nicht mehr leisten können, die frieren und sogar hungern müssen. Für uns auf der Sonnenseite heißt es: Augen auf! Was kann ich tun für die auf der Schattenseite? Es gibt jede Menge Sammlungen, wo ich meinen Überfluss teilen kann. Sammlungen von alltäglichen Gebrauchs-Artikeln, Nahrungsmitteln, Kleidern… Im Kloster haben wir den sog. Kost-nix-Laden für alltägliche Gebrauchsartikel. Solche und ähnliche Läden gibt es schon sehr viele, und es werden immer mehr. Und es gibt über das Jahr verteilt immer wieder Geld-Sammlungen für die Armen.

Lb. Gl. Wenn wir selber einfach und bescheiden sind und wenn wir aufmerksam sind und teilen, dann kommen wir alle einigermaßen heil über Runden. Das wünsche ich uns von ganzem Herzen!

 

 

Lj. C 2022: 21. So: Bemüht euch durch die enge Tür

Evangelium nach Lukas (Lk 13,22-30)

In jener Zeit zog Jesus von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und lehrte.  Da fragte ihn einer: Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden? Er sagte zu ihnen: Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen. Manche werden versuchen, sich hineinzuschwindeln, aber es wird ihnen nicht gelingen.  Wenn der Herr des Hauses aufsteht und die Tür verschließt, dann steht ihr draußen, klopft an die Tür und ruft: Herr, mach uns auf! Er aber wird euch antworten: Ich weiß nicht, woher ihr seid, ich kenne euch nicht.  Dann werdet ihr sagen: Wir haben doch mit dir gegessen und getrunken, und du hast auf unseren Straßen gelehrt. Wir kennen dich. Er aber wird erwidern: Ich kenne euch nicht. Dann werden Scharen von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen.

Impuls:

Da kommt einer und stellt Jesus eine Frage. Nicht irgendeine. Die wichtigste Lebensfrage überhaupt: Werden nur wenige gerettet? Bin ich auch dabei? Wie groß ist die Himmelstür? Wie viele kommen da hindurch? Dermaßen spannende Fragen, und Jesus gibt keine eindeutige Antwort. Schade! Er sagt nicht, dass es viele sind. Er sagt auch nicht, dass es wenige sind. Ganz am Schluss macht er eine Andeutung, die hoffnungsvoll klingt: Sie kommen vom Osten und Westen, von Süden und Norden – und setzen sich zu Tisch im Reich Gottes. Er nennt keine Zahl. Wie klug von ihm. Wenn er nämlich sagt: Es sind viele, dann denken manche: Da bin ich sowieso dabei, ohne mich besonders anzustrengen. Sagt er: Es sind wenige, dann denken einige: Es gibt viel Bessere als mich. Da hab' ich keine Chance. Es hat keinen Zweck, mich zu bemühen. Dem widerspricht Jesus energisch: Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen. Damit korrigiert er einen weit verbreiteten Irrtum. Damals haben viele Juden gedacht, besonders die religiösen Führer: Ich gehöre zum auserwählten Volk Gottes, ich bin ein Kind Abrahams. Ist doch klar, dass ich in den Himmel komme. Die Abstammung allein macht mich zu einem fixen Kandidaten für den Himmel. Da braucht es weiter kein Bemühen um ein gutes Leben. Ähnlich denken auch manche Christen: Ich bin getauft. Ich kann an der Himmelstür meinen Taufschein vorweisen. Sonst brauche ich nichts. Jesus meint: Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen. Was sollen wir denn tun? Das sagt Jesus an anderer Stelle: Sammelt euch Schätze für den Himmel, also Schätze mit Ewigkeitswert. Welche sind es denn? Das sind vor allem die geistigen Werte: Liebe, Einsatz für andere, Geduld, Fürsorge, Pflege, Dankbarkeit, Treue, Verlässlichkeit, Zeit haben für andere, Zeit haben für Gott, für Gebet und Gottesdienst, Glaube, …

Lb. Gl. Wenn wir uns um diese Schätze bemühen, dann spielt die Zahl unserer Sünden nur noch eine geringfügige Rolle. Der sicherste Schlüssel für den Himmel ist ja nicht, dass wir möglichst keine Fehler haben. Der sicherste Schlüssel für den Himmel ist Jesus. Er sagt: Wer an mich glaubt, wird gerettet. Und die vielen Sünden? Jesus ist auch für deine Sünden am Kreuz gestorben. Das möchte uns die folgende Geschichte humorvoll vor Augen führen.

Meine Bilanz.

Wie wird sie am Ende ausfallen, meine Bilanz?

Negativ oder positiv? Minus oder plus?

Da gibt es nämlich den Buchhalter-Engel.

Schon eine halbe Ewigkeit hat der Buchhalter-Engel

alles Negative der Menschen notiert, jede Verfehlung festgehalten.

Auf einmal schielt er nervös durch die Lesebrille,

auf der Stirn tiefe, strenge Falten.

Er kratzt sich mit der Flügelspitze hinter dem rechten Ohr.

Wo ist der Rechenfehler?

Woher kommt denn am Ende das Plus, ein Kreuz?

Es ist das Kreuz Jesu.

Meine ganze Bilanz ist falsch!

"Es ist ein Kreuz mit diesem Jesus!", jammert der Buchhalter.

Und wir dürfen uns freuen. Am Ende unsres Lebens steht ein Plus, das erlösende Kreuz Jesu.

 

 

 

Lj. C 2022: 15. August: Mariä Himmelfahrt

 

Evangelium nach Lukas (Lk1,39-56)

In jenen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa.  Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet.  Als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes.  Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib.  Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.

Impuls.

Wir Katholiken feiern heute ein absolutes Highlight, die Aufnahme Mariens in den Himmel. Ein Hochfest mit allem Drum und Dran. Vielerorts sogar mit Prozession, mit Musikkapelle und Ehrensalven. Für unsere Evangelischen Mitchristen ein Tag wie jeder andere. Denn Maria ist für sie ein ganz gewöhnlicher Mensch und keine Heilige. Dass ein katholischer Priester heute etwas nettes über Maria predigen wird, ist weiter nichts Besonderes. Dass aber eine evangelische Pfarrerin es noch besser kann, das erstaunt mich, so sehr, dass ich heute ihr die Predigt überlassen will.

Sie spricht von Frau zu Frau.

Julia Schnitzlein, selbst Mutter, sie sieht den heutigen Tag als Muttertag Mariens. Sie schreibt: Liebe Maria, Du bist sicher die bekannteste Mutter der Welt! Du wurdest im Lauf der Geschichte unendlich oft ge­malt, und die Anzahl deiner Beinamen ist erstaunlich: Gottesmutter, Himmelskönigin, reine Magd, Schmerzensmutter, und und und... Zunächst warst du ein­fach nur Maria, eine Mutter, mit einem nicht ganz einfachen Kind.

Dass Du es mit deinem Erstgeborenen nicht leicht haben würdest, hat sich schon von Anfang an gezeigt. Du bist kaum 16, als Du schwan­ger wirst, ungeplant. Dein Verlobter überlegt, dich zu verlassen, denn das Kind - ist nicht von ihm. Er bleibt und steht mit dir alles durch, was auch euch zukommt. Von einem ruhigen Wo­chenbett kann wohl keine Rede sein - in einem dreckigen Stall. Und der viele Besuch. Erst die Hirten, dann auch noch die Magier, seltsame Gestalten. Danach müsst ihr fliehen, um das Neugeborene zu schützen vor einem mörderischen König Herodes.

Als Halbwüchsiger macht es Dir der Jung auch nicht leicht. Bei einer Wallfahrt war er plötzlich verschwunden, einfach weg. Drei Tage!!! Meine Tochter ist im gleichen Alter, und ich mache mir schon Sorgen, wenn ich sie mal kurz übers Handy nicht erreiche. Ich kann mir kaum vorstellen, welche Ängste du durchgestanden hast. Und als du ihn endlich im Tempel wiederfindest, mit den Schriftgelehrten altklug über die Bibel diskutierend, sagt er nur: "Warum habt ihr mich gesucht?"

Du hast Dir für Deinen Erstgeborenen sicher ein "ganz normales" Leben gewünscht. Eine Familie, ein Haus, einen festen Beruf. Von wegen. Er beschließt, als 30-jähriger Junggeselle noch einmal durchzu­starten, als Wanderprediger. Er will den Menschen das Reich Got­tes verkünden und sie zur Mitarbeit aufrufen. Das ist seine Lebensaufga­be, keine Frage - aber für Dich als Mutter sicher schwer zu verstehn. Immer wieder gibt es Spannungen.

Jesus ist seinen eigenen Weg gegangen. Immer wieder weg von dir. Und du - hast ihn niemals aufgehalten! Du warst da. Immer! Noch am Kreuz. Du muss­test zusehen, wie der eigene Sohn gefoltert wird, bis er endlich stirbt. Dass er auferstehen wird, konn­test du nicht wissen. Maria, du weißt, für mich als Evangelische bist du keine Heilige. Aber du bist eine unglaubliche Mutter. Das möchte ich dir heute schreiben, an deinem Muttertag.

Lb. Gl. Ich als katholischer Priester habe dem nichts zuzufügen, außer, dass Maria für mich eine Heilige ist, die Größte.